Ich kenne beide Aufzuchtformen. Insbesondere an meinen ersten Welsumern konnte ich erhebliche Unterschiede zur Entwicklung der Naturbrut-Nachzucht ausmachen. Die Tiere, die ich bei einem bekannten Züchter abgeholt habe, stammten natürlich aus der Kunstbrut u. Aufzucht und waren geimpft (z.B. gegen Kokzidiose). Darüber hinaus wuchsen die Geschlechter getrennt auf, mit der Konsequenz, dass die gekauften legereifen Junghennen nicht prächtiger hätten sein können. Da wir damals und auch noch Jahre später nur mit Naturbrut vermehrten, konnte ich in den Jahren danach bei den Nachzuchten mit traditionell weitgehender Selbstversorgung der Küken durch die Glucke (Fütterung erfolgte meist nur im Stall, nur in den ersten Tagen wurde den Küken auch auf dem Hof Eigelb, Haferflocken und Quark angeboten) erhebliche Entwicklungsunterschiede in Bezug auf Größe und Gewichte im Vergleich zu den zugekauften Vorfahren aus "professioneller Zucht" feststellen.
Für mich steht fest: Wenn ich eine Rasse in Bezug auf Größe, Vitalität und Leistung voran bringen will, geht das nicht mit Naturbrut - zumindest nicht mit Selbstversorgerglucke. Das ging bei uns damals aber auch nicht anders. Die Hühner waren nicht eingezäunt und die Glucke legte große Wanderungen mit den Küken zurück, um den anderen Hennen und dem Hahn aus dem Weg zu gehen. Dabei haben die Küken mehr Energie verbrannt, als sie zu sich genommen haben - überspitzt formuliert. Klar, war das Idylle pur. Aber da ich nun wusste, wie groß die Nachzucht mit entsprechender Versorgung, mit eingeschränktem Bewegungsradius und sicher auch durch den Einfluss der Impfungen (insbesondere gegen Kokzidiose) und Entwurmungen werden kann, war jedes Jahr auch etwas Wehmut dabei, dass die Hühnchen nie so groß wurden, wie Mutter, Großmutter usw. Geimpft und entwurmt haben wir damals eben auch noch nicht. Das alles wurde erst mit den späteren Kunstbruten regelmässiges Programm (auch bei den Alttieren).
Ich versteh jedenfalls unter (körperlich) robusten Tieren, solche wie ich sie aus der durchorganisierten Jungtieraufzucht kenne.
Dagegen sind die Nachzuchten aus Naturbrut regelrecht Kümmerlinge. Die kamen einfach nicht auf entsprechende Gewichte und Größen und blieben immer zierlicher als ihre idealen Vorfahrinnen. Interessanterweise waren die Hähne einigermaßen akzeptabel. Da wird vielleicht einfach der Vorteil der Geschlechtertrennung auf die Entwicklung deutlich. Bei den Welsumer-Hennen aus Naturbrut fehlen dann am Schluss immer bis zu einem Kilo. Das Rassehuhn als Selbstversorger geht also vielleicht bei den leichten Rassen, aber eben nicht bei schweren Rassen. Aber selbst bei den leichten Rassen wie Hamburger oder Friesen wird man bei durchorganisierter Jungtieraufzucht prächtigere Tiere heranziehen können.
Und ob z.B. das Bankiva Huhn(als Extrembeispiel) robuster ist, kann man an zwei Beispielen diskutieren.
Wenn Bankiva verwurmt sind und unter Vogelmilben leiden, fehlen ihnen bestimmt schneller Energiereserven als einem "hochgezüchteten" kräftigen Tier.
Dagegen besitzt das Bankiva eine bessere Resistenz gegen Vogelgrippe, weil die Influenzaviren ja geradezu "ubiquitär" seit über 6000 Jahren in dessen Heimat kursieren.
Das trifft auf die domestizierten Hühner, die seit 2000 bis 3000 Jahren zunächst in Afrika und dann in Europa leben, nicht mehr zu.
Und was Marek angeht, gibt es da ja in allen Größen Sorgenkinder, wie z.B. die Sebrights und Barnevelder.
Aber das Problem könnte man mit der genetischen Selektion mit Hilfe von SNP Chip Arrays lösen, wenn die Technik auch für "kleine Züchter" zugänglich gemacht wird.
Eine Bluttropfen auf den Chip - und man sieht das genetische Profil, z.B. ob das Tier Genträger z.B. für Marek-Resistenz ist, oder nicht und könnte entsprechend die Tiere auswählen oder von der Zucht ausschliessen.
http://www.wattagnet.com/articles/38...the-race-is-on
@ tulip Genau so kenne ich das auch aus den alten Büchern, und das nicht nur in den deutschsprachigen.
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