Wenn die Kindergeneration der Hybriden mischerbig sind, wie entstehen denn reinerbige Tiere? Woher weiss man das?
Dieser Thread ist übrigens lehrreich und verständlich. Danke an alle, die sich hier die Mühe machen alles zu erklären!
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Wenn die Kindergeneration der Hybriden mischerbig sind, wie entstehen denn reinerbige Tiere? Woher weiss man das?
Dieser Thread ist übrigens lehrreich und verständlich. Danke an alle, die sich hier die Mühe machen alles zu erklären!
Reinerbig meint ja in dem Sinne reinrassig. Heißt, bestimmte Eigenschaften innerhalb einer Population sind so gefestigt, daß sie sicher an den Nachwuchs weitergegeben werden.
Ein reinrassiger (reinerbiger) Dackel zusmmen mit einem reinrassigen (reinerbigen) Dackel wird immer einwandfrei als Dackel zu erkennende Welpen ergeben.
Bei den Hühnerrassen fünktioniert das ebenso, und Zucht auf Reinrassigkeit bedeutet, die gewünschten Eigenschaften zu festigen und die unerwünschten zurückzudrängen. Je besser das in einer Population gelingt, um so einheitlicher sind die Nachkommen, und um so eher kann man von Reinerbigkeit reden.
In der Hybridzucht hat man diese Selektion auf bestimmte Eigenschaften durch Inzucht und rigorose Selektion bei den Ursprungslinien auf die Spitze getrieben.
Weil man nun genau "weiß", quasi aufs Prozent genau berechnen kann, wie welche Eigenschaften vererbt werden, kann man gezielt auf die gewünschten Parameter hin so zusammenkreuzen, daß am Ende Hennen herauskommen, die so uniform sind als wären sie Vertreterinnen einer Rasse. Das sind sie aber nicht. Sie sind das Ergebnis einer streng kalkulierten und genau vorausberechneten Kreuzung verschiedener Rassen. Also sind sie auch nicht reinerbig, was man unter anderem daran erkennt, daß eben die Eigenschaften, selbst wenn Hybridhennen und Hähne aus der selben Sorte miteinander Nachwuchs haben, und dieser Nachwuchs dann wieder untereeinander verpaart wird, und immer so weiter, bekommt man irgendwann lauter unterschiedliche Hühner. Bei reinrassigen (reinerbigen) Hühnern dagegen werden die Nachkommen immer wie die Eltern aussehen und auch ihre sonstigen Eigenschaften weitertragen, egal wie lange man sie sich untereinander vermehren läßt.
(Ein echter Züchter wird natürlich immer Unterschiede feststellen und versuchen, das Erscheinungsbild noch mehr zu vereinheitlichen)
"alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)
Auch wenn Sil das schon schneller und richtig erklärt hat, noch ein kurzer Nachtrag dazu.
Charles Darwin fand heraus, dass aus einer ursprünglichen Finkenart auf den unterschiedlichen Galapagos Inseln Unterarten einer Rasse existierten.
Diese Tiere auf den Inseln waren größtenteils reinerbig.
Durch die sehr unterschiedlichen Lebensumstände der Tiere vermehrten sich die Tiere mit den Genen am besten, die ihrem Biotop am besten angepasst waren.
Die Lebensumstände ermöglichte nicht allen Individuen ein Überleben. Es entstand eine natürliche Selektion.
Die isolierte Lage zwang die Tiere weiterhin sich untereinander zu paaren. Die Natur betrieb dann auch noch das, was wir heute Linienzucht nennen. Nahe verwandte Tiere paarten sich untereinander.
Auch der Züchter kann durch Selektion Reinerbigkeit erzielen.
Man vermehrt einfach die Tiere nicht, die ein unerwünschtes Erbmerkmal tragen.
Verpaart man dann die Tiere, die es nicht haben, so wird der Grad der Reinerbigkeit immer höher.
Man sieht einem Tier nicht von außen an, ob es viele Gene reinerbig trägt.
Das sieht man erst in den nächsten Generationen beim Aufspalten oder eben nicht-Aufspalten der Erbmerkmale.
Dann vermehrt man die unerwünschten Gene nicht weiter und lässt diese "Linie" in seiner Zucht "aussterben".
Bei mir leben zur Zeit 8 Hennen, die zwar ihr Rentnerkorn bei mir bekommen, von denen ich aber keine Nachzucht ziehen werde.
Diese Hennen sind zwar rasserein und in vielen Erbmerkmalen reinerbig, aber ein paar Erbmerkmale will ich in meinen Zuchtlinien nicht mehr haben (z.B. sehr große Eier ).
Einige Züchter sind da rigoros, sie schlachten solche Tiere, damit auch kein Hobbyhalter damit weiter ziehen kann.
Bei mir dürfen sie hier auf natürliche Weise ihr Leben beenden, wenn es geht. Dafür braucht man aber Platz, den nicht jeder hat.
Danke sil und mm66! Super erklärt!
Das müßte man ja noch wissen, wenn man in Bio aufgepaßt hat, aber im Bezug auf Hybriden habt Ihr das gut erklärt, super. Sollte man den Faden nicht oben anpinnen? (Damit alle für alle Zukunft auch gleich sehen können, daß ich selber gerade zu maulfaul bin und lieber andere erklären lasse?)
Mixe 1,12; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 2,4; Katze 2,0; Wachtel 0,0,18
mm66
Ich möchte dir auch noch schnell danken, daß Du mein Halbwissen so perfekt ergänzt, daß es so aussieht, als wäre ich nur grade zu faul um weiter auszuholen.
"alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)
Wenn ich noch was anfügen darf zum Thema mischerbig, was glaub ich hier noch nicht erwähnt wurde.
Von den Genen gibt es verschiedene Varianten, sogenannte Allele die an der Stelle im Erbcode unterschiedliche Eigenschaften vererben. Da wir Warmblütter als diploide Wesen einen zweifachen Satz an Chromosomen haben ergibt das bei einer Verpaarung 4 verschiedene Allele zur Auswahl einer neuenZweier-Rekombination des Nachwuches. Nun gibt es dominante und rezessive Allele. Nehmen wir vereinfacht das Beispiel Menschlicher Augenfarbe: Braun (Br) = dominant, blau (bl) rezessiv. Phänotyp nennt man das Aussehen der Merkmale und Genotyp welcher Code dahinter steht. Also:
Genotyp Phänotyp
Br Br = homozygot braune Augen
Br bl braune Augen
bl Br braune Augen
bl bl = homozygot blaue Augen
Wenn also jemand blaue Augen hat muss er/sie zwingend 2 "blaue Allele" haben. Rezessive Allele kann man einfach reinerbig züchten, dominante nicht, da braucht es Selektion über viele Generationen.
Liebe Grüsse, Jo - Dyshof TV auf YT
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Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!
Oh, da habe ich mich wohl nicht korrekt ausgedrückt.
Ich meinte mit "diesen Tieren" nicht die Lohmann Linien oder Lohmann Elterntiere, sondern die Tiere, die mancher Rassezüchter für sich aussortiert. Damit die Rasse nicht verfälscht wird, schlachten sie sie lieber, als dass sie diese "unperfekten" Tiere an Hobbyhalter abgeben.
Aber du hast mit deiner anderen Gedankenrichtung recht. Lohmann Tiere sind patentrechtlich und markenrechtlich geschützt, eine Nachzucht mit Hybriden ist tatsächlich verboten und an die Elterntiere wird, außer den firmeneigenen Personen, sowieso niemand herankommen.
Ihr streng gehütetes Geheimnis bringt ihnen Millionen ein, ein Nachzuchtversuch und das Bekanntwerden ihres Zuchtaufbaues ist das Letzte was sie wollen.
Allerdings wollen wir kleinen Rassegeflügelzüchter das ja auch gar nicht. Wir wollen die Rassen erhalten mit all ihren guten und schlechten Eigenschaften, die die Rasse ausmachen.
Bei Lohmann Hennen ist der Bruttrieb unerwünscht, die Freiheitsliebe mancher Rassen, sowie das nebensächliche Aussehen der Tiere sind Faktoren, die die auf Leistung getrimmte Lohmannzucht nicht gebrauchen kann.
Brütende Hennen legen nicht, Hühner die viel Platz brauchen sind unwirtschaftlich und Hennen, die Kraft in ein besonderes Federkleid stecken, sind unrentabel.
Deshalb finde ich die Rassezucht auch wichtig, sie erhalten teilweise (mehr oder weniger) die Rassen, die im Wirtschaftsmarkt untergehen würden, nur aus Liebhaberei.
.....in der Tat, hast Du.![]()
Tatsächlich gibt es diese Typen, die kerngesunde Tiere, die aber nicht ganz dem Stabdard entsprechen, nicht an Dritte weitergeben. Oftmals sind das eitel, missgünstige Ausstellungszüchter, die fürchten, künftige Konkurrenz mit F1 Ausstellungstieren auszustatten. Finde ich total nett, dergleichen Fatzkes!
Gruß
Thomas
VG, Thomas
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....ach bitte, könnten wir nicht jetzt schon zu dem Kapitel übergehen, in welchem sich der Diktator in seinem Bunker erschießt?
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