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Rohana sagt es ja schon, was dann die Lösung ist. Ich kaufe selbst kein Hühnerfleisch, weil mir das tatsächlich zu teuer ist, wenn es nach meinen Kriterien produziert wird. Es ist nämlich teurer als Rind dann. Theoretisch könnte man nach den Hähnen aus Hobbyzucht schauen und die kaufen, wenn sie nicht sowieso verschenkt werden, und könnte die schlachten. Wenn man es mal ganz realistisch betrachtet, wäre das auch ein Weg um an günstiges Hühnerfleisch aus meisten guter Haltung zu kommen.
Wenn man Fleisch beim Direkterzeuger holt, holt man da ja nicht ein Stückchen, sondern eben das Viertelrind (30-35kg Bioland 8-9€/kg), das macht man dann einmal bis zweimal im Jahr, je nach Fleischverbrauch. Sicher dann braucht man eine Kühltruhe, aber man kann ja die TK-Pizza weglassen, die man im Angebot massenweise eingekauft hat. Oder mit Freunden oder Nachbarn aufteilen. Möglichkeiten gibt es viele.
Aus dem Kutschieren kann man dann ja einen Ausflug mit den Kindern machen und Zeit mit ihnen verbringen. Erholung nach einer harten Woche.
Essen und besonders gutes Essen verbindet auch Familien, man kann dann gemeinsam Kochen und das Essen zelebrieren, sollte man nicht vernachlässigen, die Wirkung.
Also falls das hier so wirkt als hätte ich langeweile und nichts zu tun. Ich habe eine 40h Woche und einen Garten (3000qm) den ich versorge und pflege, ich habe einen Sohn (2Jahre), vor 21 Uhr bin ich im Normalfall nicht durch mit allem was so ansteht und so locker sitzt das Geld bei mir auch nicht.
Und was @sil sagt ist ja leider wahr. Die meisten Hobbyhalter haben ja auch entweder Lohmann oder Hybriden daraus. Eierflaute ist nicht erwünscht, ein Bekannter von mir schlachtet alles was nicht legt sofort. Ist ganz normal, da würden Rassehühner im Winter einfach wegkommen.
Ist es denn nicht so?
Ich kann diese Heuchlerei einfach nicht mehr leiden. Entweder es wird das Super-Tierwohl gewünscht - dann darf es keine Lohmannhennen mehr geben konsequenterweise. Oder es wird das billige Produkt gewünscht, dann muss man beim Tierwohl (zumindest der Elterntiere) ganz offensichtlich Abstriche machen, denn es gibt keine billige(!) Alternative zum System Lohmann siehe Video. Ist nicht schön, ist aber Realität.
@Pinocio Bio-Rind im Gemischtpaket für 8-9 Euro das Kilo? Traumhaft. Bei uns eher um 15 Euro pro Kilo.
Geändert von Rohana (18.04.2023 um 09:20 Uhr)
Ja, beim letzten Mal holen, war das der Preis. Für Schwein habe ich sogar mehr gezahlt (10€/kg), aber da hatte ich fast nur Top-Stücke drin. Dafür habe ich die Füße und eine Leber kostenlos dazu bekommen.
15€ finde ich aber auch vollkommen in Ordnung, das wären 75€ im Monat bei 5kg, also mehr als ein Kilo Fleisch/ Woche essen. Und Fleisch macht gut satt.
Übrigens, das was du sagst, genau das ist alles was ich sagen will. Das ist die Realität, zu sagen man kann nicht stimmt einfach nicht so ganz grundsätzlich und Verzicht ist sogar kostenlos und benötigt keine Zeit.
Noch eine Ergänzung zum Thema, ich hoffe im Sinne des TE? Ein ähnliches Video zur Putenhaltung - gut gemacht, gut recherchiert und für mein Empfinden eine angenehm neutrale Haltung des "Erzählers".
Es geht nicht nur, aber auch um Elterntierhaltung - die scheint mir wesentlich freundlicher als bei Hühnern! https://www.ardmediathek.de/video/ar...8yMi01MC1NRVNa
Ich sage ja nicht, dass ich 3 Euro für ein Putenschnitzel ok finde (sowas kaufe ich tatsächlich auch nicht). Aber 12 Euro für ein Schnitzel finde ich schon arg viel. Ich mein, es könnte auch einen Mittelweg geben; den habe ich bisher nirgendwo gesehen; entweder ganz toll und ganz teuer, oder es ist halt die inakzeptable Industrieware (auch mit Tierwohl-Ampel ist es das).
Ohne Auto ist ein Ausflug auf dem Land schon schwierig ..., und Rind, Wild oder Leber (eisenreiche Lebensmittel) kann ich aus gesundheitlichen Gründen kaum essen. Das ist jetzt nicht der Normfall, klar, aber das ist ein Fall, in dem einigermaßen gut erreichbare Hühnerfleischquellen schon von Interesse wären, oder stimmt ihr mir da nciht zu?
So einfach ist es in manchen Fällen eben nicht, für einige aber ist es sicher so, wie ihr sagt, das stelle ich ja gar nciht in Abrede. Aber mich stört dieses Verabsolutieren und Verallgemeinern.
@Schwanzfeder Ich will dich ja auch gar nicht angreifen oder so, ich finde es nur immer ein bisschen heuchlerisch zu behaupten man könne es sich nicht leisten, deine persönlichen Möglichkeiten kenne ich nicht und sie gehen mich auch nichts an. Ich spreche so allgemein, weil sehr sehr viele Menschen mir genau das immer sagen: "Kann ich mir nicht leisten", aber es gibt Möglichkeiten.
Ein guter Freund von mir ist Schlachter und wenn der erzählt was in seinem vorherigen Betrieb alles ablief, wird einem mal bewusst was für ein Schmu oft, nicht immer, mit dem Bio-Siegel getrieben wird. Wir reden hier vom MassewareBio, es gibt viele tolle Höfe mit und ohne BioLabel, die ihre Tiere wirklich gut halten, aber wer kennt die schon?
Ich bin dafür dem Landwirt (von dem jeder in Deutschland abhängig ist) angemessen zu bezahlen und wenn dann ein Schnitzel bei ihm 12€ kostet, dann kostet es das halt, reicht mein Lohn nicht oder ich setze andere Prioritäten muss ich halt darauf verzichten oder was anderes weglassen.
Es ist ja nicht so, dass der Verbraucher allein Schuld ist, auch nicht der Bauer und sicher auch nicht allein die Politik. Mir scheint das eher ein Selbstläufer zu sein, sehr komplex verstrickt. Ich meine viele Verbraucher sind sich sicher gar nicht bewusst was für Arbeit hinter dem Lebensmittel steckt und das muss man Leuten, wie denen von Lohmann ja lassen, sie haben ein Produkt (in dem Fall ein Tier) perfektioniert, hier hat prinzipiell jeder was davon, außer natürlich dem Tier, was als Massenware und Wegwerf-Artikel gehandelt wird.
Was ich eigentlich ausdrücken will ist das jeder einen kleinen Teil dazu beiträgt, dass diese Maschinerie weiter funktioieren kann oder eben sich dagegen entscheiden kann in seinem Rahmen. Und da hilft es nicht zu sagen, "ich kann ja gar nichts tun". Hier und da ein bisschen umdenken und anders handeln, wenn jeder das macht hat das Auswirkungen, davon bin ich überzeugt. Vorallem aber sich seiner Möglichkeiten und Verantwortung bewusst zu sein.
Es gibt ja ein Umdenken, deswegen wollen ja viele das BioLabel oder diese Ampel, aber daraus wird schon wieder etwas, was oft zu Schmu führt. Bio ist nicht immer das was drauf steht. Wenn man etwas verändern will muss man manchmal sehr genau schauen und das ist Arbeit. Viele wollen das halt nicht, dann ist Bio eine Gewissensberuhigung und mehr nicht. Es ist zwar besser als konventionell, aber wer weiß wo das hinführt? Dann wird gesagt, ich kann ja garniemandem mehr trauen, wo soll ich dann kaufen und was? Einfach genauer hinschauen und dann im Rahmen seiner Möglichkeiten abwägen was man vertreten kann, was man will, zu was man bereit ist oder eben auch nicht, aber dann einfach nicht behaupten man kann nicht.
Zum Hühnerfleisch: Da gebe ich dir recht und nirgends finde ich die Kluft zwischen guter Qualität und schlechter größer als beim Geflügel. Bei Rind halte ich sie für am Kleinsten (Fleisch, Milch sieht anders aus). Und wie Sil schon sagte, bekommt man da auch nur ein Lohmann aus so einer Brüterei. Ein gangbarer Weg wäre wirklich selbst schlachten und Hähne aufkaufen aus Hobbyzucht, aber das ist nun wirklich Arbeit und Aufwand für ein bisschen Hühnerfleisch. Aber hier bist du dir dem ja bewusst, wenn du hier Abstriche machst dafür woanders gute Ware kaufst tust du doch auch etwas für eine Änderung. Verstehst du was ich meine? Wie gesagt niemand ist 100% konform und braucht es auch nicht sein. Kleine Entscheidungen können große Entscheidungen sein oder auch kleine Schritte bringen einen vorwärts.
"Das ist nun wirklich Arbeit und Aufwand für ein bisschen Hühnerfleisch" - wenn man das ideal gehaltene Tier essen will führt kein Weg an entweder Aufwand oder (mehr) Geld vorbeiwem es das Geld oder die Zeit nicht "wert" ist... tja das ist die eigene Entscheidung.
Das stimmt.
Aber das ist ja normal heute. Man will keine Abstriche machen, aber trotzdem das beste haben. Wieso funktionieren Versprechungen von "in 6 Wochen zum Traumkörper"? Man kann doch nicht erwarten das ganze Jahr sich zu mästen und dann in 6 Wochen sich zu transformieren. Anscheinend. Ein Traumkörper bedarf jahrelanger Arbeit und Disziplin aber das will niemand hören.
Hat aber etwas mit dem Charakter und dem Zeitgeist zu tun.
Ich glaube, das fing viel mit der "Industrialisierung" an, diese Denke, möglichst effizient mit wenig Aufwand ein standardisiertes Massenprodukt zu erzeugen. Das ging in die Menschen über ... leider. Jahrelange Arbeit, Aufwand, Hingabe und Zeit wurden out, und man machte dafür Qualitätsabstriche zugunsten dessen, was als "hinreichend gut" empfunden wurde (das nicht Hinreichend-Gute wird eben nach bester Verkaufstradition dann versteckt). Der standardisierte Traumkörper ist ja auch so ein Massenprodukt - jeder kann auf gleiche Weise das Gleiche erreichen ... in der gleichen Zeit oder so. Daran sieht man auch, wie illusionär das alles ist: mäste kaputt gezüchtete Hühner in ein paar Wochen, und du hast den Masthuhn-Traumkörper ... , was alles daran hängt und dass da vieles pervers dran ist, sagt die Werbung nicht; dafür gibt`s viele nette Bildchen auf der Verpackung, die überhaupt nicht zum Produkt passen. Eigentlich total abgespalten von der Wirklichkeit, gleiches Prinzip wie mit dem "Traumbody" ... .
Irgendwie wirkt es so, als ob wir den Anti-Industriealisierungsblick bräuchten, also: mit viel Hingabe und Aufwand und Zeit das suchen, was individueller ist und (leider) ineffizient^.^ Früher, als es noch keine Industrieprodukte gab, brauchte man von all diesen Eigenschaften wahrscheinlich weniger, aber heute muss man diese von der Industrie gesetzte "Schranke" überwinden, wenn man was Gescheites möchte.
Stimmt, das mit dem BioSiegel ist undurchsichtig und ärgerlich; wenn man das einmal weiss, ist alles noch schwieriger. Ich frage mich manchmal, wieso es das Siegel überhaupt gibt, wenn es eh unzuverlässig ist. Manchmal sieht man es immerhin am Fleisch, dass es nciht so bio sein kann (oder umgedreht).
Geändert von Schwanzfeder (19.04.2023 um 22:17 Uhr)
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