
Franz Vranitzky: "Nun, äh, das Huhn hat eben, äh,
den gegebenen Handlungsbedarf, äh, erkannt, äh, die Straße,
äh, zu überqueren."
Erhard Busek: "Bunte Hühner wie wir wechseln eben
gern den Standpunkt. Vielleicht. 's wär' doch eine Möglichkeit.
Der Bürger will das so."
Heide Schmidt: "Die Freiheit des Huhns ist unteilbar.
Dafür stehen wir. Das fordern wir dringlich ein."
Walter Schiejok: "Meine Redaktion und ich, wir
haben uns des Huhns angenommen, und ich muß sagen, das ist doch
wirklich eine Frechheit, typisch für dieses Land - könnte man
sagen - daß man über sowas auch heute immer noch diskutieren
muß. Man sollte doch wirklich glauben, ein Huhn könnte heutzutage
eine Straße überqueren, ohne von den Behörden einen Prügel zwischen
die Beine zu bekommen."
Staberl: "Meine Generation, wir waren ja damals
schon nie wirklich gegen die Hühner, natürlich haben wir nie
verstanden, warum wir nicht weiter Hendl dazu sagen durften,
obwohl sie sich ja selbst als solche sehen."
Günter Nenning: "Ich hab mich als Huhn verkleidet
und die Flughafenautobahn überquert. Da hab ich mich das erste
Mal als junger Grüner gefühlt."
Otto Baric: "Huhn hat Gegner maximal getrickst,
gute Tackling, immer viel vor auf Straße, wie ich alle gesagt,
maximal vor und über Straße, bevor die Gegner merkt. Ist Rezept
von maximale Erfolg."
Anton (Toni) Polster: "Ahsooo, des Hendl? Ahsooo?"
Bischof Krenn: "Es mag ja angehen, daß von Rom
geduldete Hühner die Straße überqueren, aber ich möchte mich
schon klar ausdrücken, in meiner Diöezese möchte ich das nicht
sehen. Und wer anderer Meinung ist, der kann ja mit dem Huhn
gehen."
Edith Klinger: "Ein liebes kleines Henderl hätt'
ma da, zwei Jahre alt, stubenrein und sterilisiert. Es hat leider
als letztes ein sehr unaufmerksames Herrl ghabt - ja, sowas
gibt's leider auch immer noch - und da ist's beim Überqueren
der Straße vorm Hof von einem bösen Auto angefahren worden.
Ja, so böse Menschen kann's geben! Na, und jetzt ist's am linken
Fußerl leider ein bisserl lahm. Aber bei einem lieben Menschen,
an einem guten Platzerl, legt es sicher noch ein paar Jahre
lang treu Eier. Bitte, bitte, bitte, bitte ..."
Chris Lohner: "Achtung, Gleis 1, Huhn faehrt durch."
Helmut Zilk: "Ja, is ein liebes Henderl, ich kenn's
ja noch von klein auf, da simma noch miteinander über die Straße
gangen, freut mich, daß jetzt was aus ihm gworden is, daß' jetzt
allein über die Straßn kommt. Mit der richtigen Einstellung
geht's ja doch, net wahr?"
Auskunft des Finanzamtes: "Angesichts der Tatsache,
daß dem Huhn als Angestellter des Hühnerhofes ohnehin das allgemeine
Verkehrsabsetzpauschale zusteht, kann eine etwaige Straßenüberquerungsmaut
nicht den Werbungskosten hinzugerechnet werden. Außerdem ist
zu überprüfen, inwieweit nicht auch eine - zumindest teilweise
- private Nutzung der Straße vorgelegen hat. Jedenfalls sind
von den Essenskosten bei der Überquerung 20 v. H. Eigenbedarf
abzuziehen. Gegen diesen Bescheid kann innerhalb von 14 Tagen
(in Worten: vierzehn) schriftlich Einspruch erhoben werden."
Erwin Ringel: "Das Huhn, dem man die Kindheit übergestülpt
hat wie einen Honigtopf, hat bemerkt, wie jetzt die ganze Kindheit
wie der Honig an ihm herabrinnt, und da hat es seine ganze Hühnerseele
ins Spiel geworfen, um aus dieser Kindheit auszubrechen, auszubrechen
auf die andere Seite der Straße - was der Seele der Österreicher
völlig widerstrebt."
Bruno Kreisky: "Ich bin der Meinung, besser ein
Huhn, das die Straße überquert, als ein Arbeitsloser mehr. Ich
kann Ihnen zwar momentan nicht sagen, ob ein solcher Fall im
schwedischen Modell vorgesehen ist, aber das wird noch zu prüfen
sein."
Kardinal Groer: "..." (Schweigen)
Woody Allen (leider kein Österreicher): "Die Frage
ist nicht, warum das Huhn die Straße überquert hat, die Frage
ist, muß es sich auf der anderen Seite rasieren?"
Hugo Portisch: Und das war und ist symptomatisch für
die neue Republik: Der Wechsel der Seiten, das überbrücken von
Gräben, das Aufeinanderzugehn, quer über alle Ideologien und
Straßen. Der österreichische Weg zeigt sich wieder einmal klar
am Beispiel des einfachen Huhnes von der Straße.
Lotte Ingrisch: Ich habe mit dem toten Huhn im Jenseits
kommuniziert, und es vergibt denen, die an seinem Tod Schuld
tragen.
Ernst Jandl:
Hendllllllllllllllll
reeeeennnnnn!
Hendl rennt
Hendl rennt
Hendl rennt
brrm!
brrrrrrrrrrrm!
brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrm!
brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrm!
fltscht.
Hendl tot
Peter Elstner (vor dem verschlossenen Hühnerstall):
"Geht's Hendln, loßts mi eini!! Nur aaa Interview! Na,
geht's mochts auf, ich bin mit da Kamera doo!!"
Alfred Hrdlicka: "Oiso, dem deppatn Hendl winsch
ii die Massentierholtunggesetze der EU auf den Hois!"
Der Herr Karl: "Neulich siach i a Hendl über d'
Strossn rennan und denk ma ... Karl, du bist es nicht!"
Stellungnahme der Wiener Freiheitlichen: "Wien
darf nicht zur Hühnerfarm werden!"
Andreas Khol: "Wir als Kraft der Mitte sind dafür,
daß das Huhn in der Mitte der Straße geht. Ehe es sich nicht
glaubhaft vom linken oder rechten Rand der Straße distanziert,
ist es für uns kein Partner."
Arnold Schwarzenegger: "Bewaigung is deis wichtigste.
Deis Haindl tuat jouggen, jouggen, jouggen."
Otto Schenk: "Das Huhn --- das wandelt auf der
Strass. warum tut --- das Hendl das? Rüber wills --- auf'd andre
Seiten. So will ich's denn --- nach drüb'n --- geleiten."
Ötzi (der älteste Tiroler): "Sakra, zu meiner Zeit
hots desch net gebn. Übrigensch ... reitet da Hugo Simon no
imma?"
Reinhold Messner: "Es handelt sich hier nicht um
ein Huhn, sondern um eine besonders kleine Ausprägung des Yeti,
der mir gefolgt ist, um hier andere Lebensformen und Landschaften
zu erforschen. Nächstes Jahr versuche ich, die selbe Straße
in wenigen Minuten ohne technische Hilfsmittel zu überqueren."
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