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Aggressive Hähne

Woran liegt es und was kann man tun?

Problem: Hahn und Mann
Problem: Hahn und Kinder
Liegt es an der Rasse?
Was tun?

Steffi
Leider muß ich ihren Auslauf, der bis jetzt den kompletten Garten einschloss, begrenzen - mein Hahn hat irgendein Problem mit meinem Mann - oder vielleicht auch umgekehrt. Auf jeden Fall pickt er ihm immer von hinten in die Waden (der Hahn dem Mann) -und der (mein Göttergatte ) schätzt das leider garnicht und stellte mich vor die Wahl: entweder er oder der Hahn - ich will aber beide - und nun muß der Hahn mit seinen Frauen unter Verschluß.

Also habe ich nur 6 Hennen behalten- und eben meinen handaufgezogenen Hahn, der zu mir und den Kindern übrigends lammfromm ist. Woran kann das wohl liegen ?? Wenn ich draußen bin, tut er meinem Mann auch nichts - aber ich kann ja nicht immer mit nach darußen gehen oder meine kleine Tochter mitschicken, damit sie ihren Vater beschützt, wenn der mal in den Garten will. Wie groß sollt denn nun das Gehege sein für 7 - 8 Hühner?? Der ganze Garten hat ja nur 5oo qm. Oder fällt jemanden was ein zur Versöhnung -Hahn / Mann ????

Michael
Irgendwie klingt das für mich sehr vertraut :-)
Unser Hahn wollte mir auch immer ans Leder, meine Frau wurde mit Höflichkeit behandelt. Die hat er wohl instinktiv dem Hennenstatus zugeordnet. Vor mir hat er sich immer demonstrativ aufgebaut (am liebsten ist er extra die Hühnerleiter hochgekraxelt dafür) und erst mal ordentlich mit den Flügeln geschlagen ("Guck, mal wie gross ich bin") und mich angekräht.

Ausdauernd. Wenn ich dann eine falsche Bewegung in seine Richtung gemacht habe, hat er mich angegriffen. Meiner Meinung nach ist das schon der Ansatzpunkt um das Problem zu kurieren. Dein Mann verhält sich dem Hahn gegenüber falsch. *Ich* habe den Spiess dann umgedreht und habe regelmässig den Hahn angegriffen (für seine Verhältnisse) und mich von seinen Angriffsversuchen nicht abschrecken lassen. Ich habe dann solange keine Ruhe gegeben, bis er geflüchtet ist (dann habe *ich* nämlich gewonnen). Dem Hahn vorher den Rücken zuzukehren wird von seinen 3,5 Gehirnzellen als "Juchhu ich bin der Stärkere" gewertet. Das Spiel geht beim nächsten Mal von vorne los.

Irgendwann sieht auch der blödeste Hahn die Machtverhältnisse ein und straft den grossen dicken Hahn mit Missachtung. War bei meinem aktuellen Hahn genauso.

Habt ihr schon es schon mal mit Bestechung versucht? Ein paar Garnelen in der Hand deines Mannes für den Hahn können da unter Umständen Wunder wirken. Aus der Hand hat er mir vorher auch schon gefressen, ich musste nur damit rechnen, dass er mich im nächsten Moment anspringt. Der Hahn muss in irgendeiner Form positive Erfahrung mit deinem Mann machen, dann geht es auch und er wird nicht mehr angegriffen. Es kann ja sein, dass unser Hahn ein besonders hartnäckiger Fall war, ich glaube aber irgendwie nicht, dass ein *Hahn* positive Erfahrungen in irgendeiner Form honoriert.

Bertrand
Wart´s ab...... Ich halt´s für möglich, dass ein Hahn vielleicht keine positiven Erfahrungen speichert und honoriert. Negative wird er wohl speichern (er wartet nur auf seine Gelegenheit) Generell wäre mir das Experiment jedenfalls bei Anwesenheit von Kindern zu riskant, ob der Hahn sich bessert. Ich weiß von einem einäugigen Mädchen, das den Kampf mit dem Federvieh leider verloren hat.

Eckhard
Der Hahn honoriert sie nicht, die positiven Erfahrungen, da er dafür gar nicht das Bewusstsein hat. Es ist einfach ein Lerneffekt über Erfahrungen, die der Hahn macht. Wenn man mit Garnelen oder ähnlichem Arbeitet, so macht der Hahn positive Erfahrungen, wenn man ihm, wie in dem Beispiel von Michael, droht und ihm zeigt, wer der Stärkere ist, dann macht der Hahn negative Erfahrungen und lernt dadurch.

Es bleibt einem also selbst überlassen, wie man seinen Hahn "erzieht". Das funktioniert bei den Hühnern nach dem gleichen Prinzip, wie bei Katzen und Hunden und so weiter. Selbst Bienen kann man so erziehen, aber ob das bei denen Sinn macht, das lasse ich dahingestellt und für jeden selbst zu beurteilen.

Das Erziehen von Tieren über positive oder negative Verstärkung ist schon Uralt. Allerdings wurde über Jahrhunderte die negative Verstärkung (Schimpfen, Anschreien, Drohen, Schlagen usw.) angewendet. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde die positive Verstärkung immer mehr angewendet. Ich arbeite bei meinen Tieren, auch den Hühnern und dem Hahn, fast ausschließlich mit der positiven Verstärkung, da es einfacher ist, man regt sich weniger auf, die Tiere haben keine Angst, sondern nur Respekt und Akzeptanz vor einem, es macht mehr Spaß und es bringt mehr Freude. Dafür ist sie in einigen Fällen langwieriger, als bei der negativen Verstärkung.

Bei einem Hahn, um den es hier ja speziell geht, finde ich persönlich es schöner, wenn er mir vertraut und auch Leckereien aus der Hand nimmt ohne das er mich als Gefahr oder Gegner sieht und sich aufplustert. Arbeite ich mit der negativen Verstärkung, also zeige ich dem Hahn, das ich der Stärkere bin und starte auch noch Angriffe auf ihn, dann wird er sich mir nie gegenüber vertraut und freundlich zeigen. Man erlebt viel weniger mit ihm und man verpasst eine Menge.

Ja, man muss bei Anwesenheit von Kindern aufpassen. Ich will auch nicht behaupten, das es Kinderleicht ist und das es sofort klappt. Das wäre Gelogen. Man braucht Geduld und man muss den Hahn genau beobachten. Steffi schrieb ja auch, das der Hahn ihren Kindern gegenüber lieb ist. Deswegen habe ich vorausgesetzt, das ihr Mann auch aufpasst, das ihm nichts geschieht. Wenn man den Hahn genau beobachtet, dann sieht man sehr schnell, wann er loslegt zum Angriff. Da gibt es immer bestimmte Verhaltensweisen, die er vor einem Angriff an den Tag legt. Auch würde ich mich zu Beginn dem Hahn nicht in gehockter Stellung nähern. Ich schrieb ja schon, das es ein langwieriger Prozess ist. Ich wurde für meine Geduld aber reichlich belohnt.

Brigitta
Hm. Also "vom Hahn aus gesehen" sieht das so aus: wer regelmässig "zu sehen" ist, gehört dazu und muß demnach irgendwo in der Rangordnung einsortiert werden. Wer selten da ist, also etwa nur alle 3 Tage, ist "fremd" und gehört verscheucht.

Da der gute nicht alle Leute angeht, sondern nur Deinen Mann, ist er da offensichtlich nicht irgendwie gestört, sondern sortiert nur "falsch". Mit Futter würde ich es allerdings eher nicht versuchen - das machen Hähne mit Hennen. Ein Hahn müßte schon ziemlich schwul sein, um das Gegenüber für voll zu nehmen, wenn es ihm einen Wurm gibt....so klappt das nicht!!! Anders sieht es mit korrektem wehren aus: "Sich aufplustern" (Arme zur Seite, oder noch besser: Mantel auf!) und druaf zugehen. So lange, bis der Hahn zurückweicht, und das jedes mal. Sollte klappen. Weggehen kann nicht klappen, da gewinnt der Hahn.

Einsperren: 10m² ist ok - allerdings hat das in meinem ersten Auslauf auch nicht gereicht. Stabiles Gras kann das eine Weile überleben - aber "Stehen" bleibt etwas grünes erst bei der doppelten Fläche. Andere möglichkeit: 10m² und Wechselauslauf.

Michael
Ich würde sowieso keine Kinder alleine zu einem Bestand lassen, in dem ein Hahn Chef ist. Zumal Hühner zwar nett anzusehen, aber auch keine Spielgefährten für Kinder sein sollten.
Die Hühner wissen schon, wie sie sich zu benehmen haben, Kinder aber noch nicht, was zu unangenehmen Zwischenfällen führen kann. Nicht aus bösem Willen von beiden Seiten, sondern wegen Missverständnissen.

Natürlich "denkt" z.B eine Henne natürlicherweise, wenn ein Kind sie streicheln will, dass es ihr ans Leben gehen soll. Folge: sie läuft weg und/oder wehrt sich. Der Hahn wird versuchen den vermeintlichen Angreifer abzuwehren. Und so fort...
So passieren i.d.R. alle Unfälle mit Tieren. Durch Missverständnisse. Wir müssten eigentlich weniger Tiere, sondern mehr Menschen erziehen.

Katja
Also bei meinem Robert hat das mit der Positive-Methode nicht geklappt. Das lief in etwa so ab: Der Hahn steht ruhig und schaut nur. Ich biete Futter an. Er zeigt es den Hennen. Sobald alle Hennen glücklich mampfen, geht er um mich herum und zieht mir eins über. Also, nach dem 10. Versuch ist meine Geduld da bereits am Ende. Vielleicht muss man sich genau vor Augen führen, wie so ein Hahnenleben untereinander abläuft, um zu erkennen, welcher Weg der richtige ist. Hähne untereinander tun alles andere, als sich Leckerchen zuzustecken, um den Nebenbuhler milde zu stimmen. Da wird gedroht und gehauen. Das ist vielleicht im Moment mehr Streß, dafür hält die unbefriedigende Situation nicht so lange an, und man kann sich schneller wieder der Tagesordnung zuwenden. Das Leben ist kurz.

Zuerst muss also ein Status her. Wer ist der Chef! Das bildet dann den Rahmen für ein respektvolles Miteinander. Dann sind nur noch minimale Zeichen zur Verständigung nötig. Ich musste das ganz extrem bei der Erziehung unserer Hündin erleben. Es war eine Grenzerfahrung und wenn ich heute so ihr zauberhaftes Wesen betrachte, kommen mir manchmal die Tränen bei dem Gedanken, welch harter Weg das für sie war. Für uns natürlich auch.

Nun, bei Robert hieß das jetzt im Klartext: Rohrstock! Hält er den Abstand nicht ein, wird er damit geschubst. Greift er an, gibt's damit eins vor den Po. Das habe ich dann immer mit den üblichen Drohgesten verbunden (aufrichten und Ellenbogen seitlich abstellen) Nach ein paar Tagen reichte schon die Anwesenheit des Stockes. Inzwischen brauche ich das Ellenbogenabstellen nur andeuten und er geht wieder seiner eigentlichen Beschäftigung nach. Aber, ich muß weiterhin darauf achten, dass er sich nicht unbemerkt von hinten anpirschen kann. Er hat durchaus immer wieder Ambitionen, die Karten mal neu zu mischen.

Ein weiteres Problem sind Kinder. Wenn beim Nachbarn die Enkel aus der Stadt zu Besuch sind, am Zaun stehen und die Hühner anbrüllen, bringt das einen Hahn - berechtigter Weise - in Rage. Mich übrigens auch! So bei uns geschehen. Das Thema Robert und Kinder ist gelaufen. Da mein voriger Hahn auch etwas heikel war, kommen fremde Personen sowieso nicht ohne "Aufsicht" an die Hühner.


Barbara
Im Prinzip hast Du Recht. Kinder ALLEIN zu den Hühnern ist nicht ok. Wohlwissend, daß der Hahn "gefährlich" werden kann, nehme ich aber meinen 4-jährigen Sohn durchaus mit zu den Hühnern. Er muß dabei eben lernen, daß er eben nicht die Hennen "jagen" darf (da der Hahn auf seine Dame nämlich aufpaßt) und er immer ein Auge auf das Verhalten des Hahnes haben muß.
Außerdem passe ich zusätzlich auf. Zudem stürmen die Hühner auf uns zu wenn wir in den Auslauf kommen, pickern uns aus der Hand und einige lassen sich dabei dann auch mehr oder weniger streicheln.

Stefan
Bei meinem Hahn hat nix genützt. Er ist alle angesprungen, immer! Ich hab ihn zig-mal durch den ganzen Garten gejagt um ihm zu zeigen, wer der Oberhahn ist, kein Erfolg. Da ich das nicht so lustig fand und im Garten schon immer über die Schulter geschaut habe, um nicht dauernd zu erschrecken und da ich weder erboste Nachbarn haben will noch einäugige Kinder, musste er diese Welt verlassen. Jetzt hoffe ich, dass sein Sohn verträglicher ist.

Heidrun
Sollte da Dein Mann nicht mit dem Besen auf den hahn losgehen, um ihm klarzumachen, daß er der Chef ist?

Renate
Nach meinen Erfahrungen ist der entscheidendste Faktor bei der Frage, ob ein Hahn aggressiv wird oder nicht, die genetische Disposition. Bei bestimmten Rassen oder Tieren (ich habe vor allem Masthähne in Verdacht) ist die Reaktion auf Schlüsselreize dermaßen stark und im Vordergrund stehend bei der Entscheidung, ob ein Hahn in einer bestimmten Situation angreifen soll oder nicht, dass dies selbst ausschließlich positive Erfahrungen verdrängt.

Schlüsselreize sind gewisse akustische und vor allem visuelle Auslöser im Verhalten von Mensch oder Tier, die dem Hahn signalisieren: 'Da kommt ein Gegner!' Das können sein z.B. die Art, sich zu bewegen; die Richtung, in die man sich bewegt, wie nahe man den Damen des Hahns kommt, die Größe der Person, ob und was man für Gegenstände bei sich trägt und deren Farbe, Geschlecht usw. Das führt dann eben auch dazu, dass selbst mit friedlichsten Absichten kommende -oder gehende- Menschen, womöglich noch mit den Händen und Hosentaschen voller Leckerlies, übel angegangen werden.

Hat man einmal einen Hahn im (Hühner-)Haus, der Menschen angreift - wobei Männer bevorzugte Opfer sind, -aber auch ich wurde von unserem Masthahn schon bös attackiert und auch meine Kinder - dann bleibt er immer ein Risiko, mag er sich später eine Zeitlang noch so fromm geben, er bleibt unberechenbar und gefährlich!

Ein solcher Hahn gehört meiner Ansicht nach nicht unbedingt in den Topf (haben wir bei unserem Stinkstiefel auch nicht fertiggebracht), aber unbedingt weg von kleinen Kindern (oder umgekehrt).

Alle unsere restlichen erwachsenen Hähne, die diversen Rassen und -mischungen angehören, haben bisher niemals Menschen angegriffen, obwohl sie genauso (gut) behandelt wurden wie unser Giftknilch. Bei Junghähnen mitten in der Pubertät, wenn die Hormone überschwappen, habe ich öfter die Erfahrung gemacht, dass sie vorübergehend zum Schnappen neigen, auf irritierende Weise zwischen anhänglichem Babyverhalten und Kraftmeierei hin- und herschwanken ( soll ja bei gewissen andern Lebewesen auch vorkommen).

In allen Fällen unserer 'Nichtmasthähne' gab sich dies im Laufe des Erwachsenwerdens und die Tiere tolerierten ab dann jede Art der Kontaktaufnahme. Z.B.lassen sie sich gern herumschleppen oder an der Kehle kraulen oder machen sich einfach dünne. Nach meinen Erfahrungen sind die Chancen sehr gut, von friedlichen Hahnenvätern auch friedliche Junghähne zu erhalten.

Brigitta
Hmm....also damit hab ich so meine Schwierigkeiten, an die Vererbung von "agressivem- nichtagressivem" Verhalten wollte ich schon bei den Kampfhunden nicht glauben. Widerstrebt mir .... es gab damals eine einzelne Doktorarbeit von der TiHo Hannover, auf die sich das ganze bei Hunden gestützt hat, die ist aber reichlich angegriffen worden, soweit ich weiß - und die Genetik unterscheidet da nun eher nicht zwischen Huhn, Hund und Mensch. Zudem gibt es kaum eine Versuchsanordnung, die "Sozialisation" und Umfeld/Umwelt völlig ausschließt - es sei denn, Einzelaufzucht, und DAS macht nun auch keinen nennenswerten Sinn als Nachweis - das macht von selber schon kaputtes Verhalten.

Hier gehts ja aber auch um einen Hahn, der nicht grundsätzlich agressiv ist, sondern nur den Herrn des Hauses auf dem Kieker hat, da denke ich ganz sicher, daß das Verhalten des Angegriffenen den Ausschlag gibt, nicht umgekehrt. Es ist kaum nachzuweisen - denn ein agressiver Hahn in der Herde / Nachbarschaft ZEIGT den Jüngeren ja auch eine ganze Menge. Ich laß mich gerade noch auf ein ererbtes mehr/weniger an Hormonen ein, so wie es bei den Hennen mit der Brutlust läuft. Masthähnchen mögen einen anderen Hormonspiegel haben als andere Hähne - aber das das dann immer auch zu agressivenm Verhalten führt - oder zu ruhigem, halte ich für keinen guten Ansatz - sorry.

Katrin
Na, da denke ich, daß das bei Hühnern schon genetisch bedingt ist. Denk nur an Kampfhühner. Das ist nicht viel mit Sozialisation etc, die hacken schon als kleine Küken aufeinander los. Z.B. Vorwerk- oder Orpingtonhähne kann man dagegen zusammen großziehen, ich hab da noch nie ne Hahnenbrille oder so was gebraucht auch nicht während ihrer "Pubertät".

Da zur Zucht von Masthühnern ursprünglich auch indische Kämpfer verwendet wurden, könnten die schon agressiver sein als andere. Ich denke, das Verhalten Menschen gegenüber ist vielleicht was anderes, aber das scheint auch rasseabhängig zu sein. Die Dorkinghähne zB waren untereinander auch recht verträglich, aber uns gegenüber untragbar. Die Hähne griffen jeden an, der zum Füttern in den Stall ging, auch mich, am meisten aber Männer. Auch meinen, den sie schon kannten. Und auch ohne daß Hennen zum Beschützen dabei waren. Der draußen bei der Legeherde lief, ließ sich auch durch intensives Zurückdrohen nicht abschrecken, Besen, Stöckchen - alles umsonst. Manche mögen das, einer unserer Hähne ist bei Bekannten, die Frau ging nur mit ihrem Hund als Schutz in den Garten, das fand sie oK. Aber für unsere Kinder war mir das zu gefährlich.

Als Küken schon sind diese Hühner sehr, sehr zahm gewesen, obwohl ich sie nicht anders behandelt habe, als unsere anderen Küken sonst auch. Wahrscheinlich haben sie einfach weniger Hemmungen Menschen gegenüber und da leben sich denn auch die Hähne uns gegenüber ungehemmt aus.. Der große VW-Hahn geht jedenfalls zurück, wenn ich ihn androhe und hinterhergehe. Da sind die Fronten klar und die Kinder mögen auch wieder mitgehen zum
Eiersammeln :o)

Brigitta
Ist so: ich seh ja ein, daß "Verhalten" insgesamt, also Teile davon, erblich sein müssen - ansonsten könnte es keine Nestflüchter geben etc. Aber das sind dann eigentlich immer vollständig festgelegte , einfache Abläufe - wie Eirollen, Picken etc. was damals eben die ganze Schlüsselreiz-Reaktions-Geschichte ausgelöst hat. Nur scheint es da eine genau so festgelegte "Grenze" zu geben - je komplizierter die Verhaltensweisen, desto weniger lassen sie sich mit Schlüsselreizen nachvollziehen (da gibts inzwischen ganze Institute, die Lorenz für ebenso "out" halten wie Freud ). Disposition ist auch klar, und läßt sich nicht von der Hand weisen - erblich bedingte unterschiedliche Hormonspiegel lassen sich auch nachweisen, und analog gibts ja haufenweise Psychopharmaka, die die merkwürdigsten Dinge bewirken.

Was mir widerstrebt, ist der Gedanke an ein "zwanghaft erbliches" Auftreten der tatsächlichen Verhaltensweise. Bei Kampfhunden zumindest ist das auch eindeutig widerlegt. Übertragen hieße das, die Kinder von Schlägertypen _müssen_ später auch Schläger werden, denn "Agressivität" bezeichnet ja eine komplexe Verhaltensweise, die bei allen Tierarten auftritt, und darum eher nicht mit irgendwelchen Artspezifischen Genen korreliert sein kann. Ist aber - wie gesagt - nur ein extremes widerstreben "aus dem Bauch raus", und (zum Glück?) gibts solche Untersuchungen auch nicht mehr allzu oft Fachübergreifend.

Renate
was ich eigentlich sagen wollte, ist nicht so sehr, dass die Gene die einzige Rolle spielen, die Gene und nochmal die Gene - ist ja glaube ich Konsens, dass jedes Lebewesen durch Sozialisation zum Guten oder weniger Guten beeinflußt werden kann, aber sie spielen sicher AUCH eine Rolle, und ein Hahn, der - weil möglicherweise einseitig auf guten Fleischansatz gezüchtet- einen häufig hohen Testesteron- oder Sonstwasanhormonspiegel hat, läßt sich nach meinen Erfahrungen schwerlich 'umerziehen', weil seine Wahrnehmung offenbar ziemlich eingeschränkt ist auf Verteidigung und Angriff.

Anders kann ich mir nicht erklären, dass ein Hahn, der vom ersten Tag an liebevoll mit Familienanschluß aufwuchs und seinen Menschen gegenüber freundlich und anhänglich war, mit Eintritt ins Erwachsenenalter dieselben plötzlich bösartig attackiert, und zwar unbelehrbar und unabänderlich über Jahre hinweg.(jedoch unterbrochen von Zeiten relativer Friedfertigkeit, in denen - vielleicht- ein anderer Hormonspiegel da ist.). Dass bestimmte Personen vermehrt oder nur angegriffen werden, könnte, wie ich bereits angedeutet habe, möglicherweise damit zu tun haben, dass die Angegriffenen überhaupt oder vermehrt bestimmte Verhaltensweisen zeigen, die diesen Angriff dann auslösen.

Bei uns sieht das so aus, dass wir, die ihn immer versorgen, unseren 'bösen' Hahn mittlerweile 'fernsteuern' können, indem wir bestimmte Gesten, Blicke, Sprache, Gegenstände gezielt einsetzen, ihm in bestimmten Situationen nicht den Rücken zudrehen, zu bestimmten Zeiten still stehenbleiben u.a. Er läßt sich dann sogar auf den Arm nehmen.

Wer diese 'Gesetze'von Distanz und Nähe nicht einhält, weil er sich nicht mit dem Tier auskennt oder nur selten auf der Bildfläche erscheint, wird dagegen übel attackiert. Kleine Kinder haben gerade damit ihre Probleme,weil sie so spontan sind. Deshalb -und wegen ihrer geringen Größe- sind sie besonders gefährdet. Ich habe immer wieder festgestellt, dass ältere Kinder sich dagegen oft so gut in die Psyche von solchen Tieren einfühlen können, dass sie nicht selten weniger Probleme mit Angriffen als Erwachsene haben.

Ich hab übrigens früher in meiner Ausbildung gelernt: 30% Vererbung und 70% Sozialisation prägen später die Persönlichkeit des Menschen. Hab ich auch fest dran geglaubt, bis ich selbst Kinder hatte und mit deren Großwerden das große Haareraufen begann... Heute denk ich, man kann nicht aus jedem alles machen, die Gene geben schon eine grobe Richtung vor, aber jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, hat Anspruch darauf, bestmögliche und freundliche Erziehung zu erhalten. Um Gottes Willen wollte ich nicht mal ansatzweise andeuten, dass Verbrecher verbrecherische Söhne zeugen würden (gehöre sicher nicht zu den Lorenzschen Rassehygienikern) oder dass alle Masthähne zu Giftknoten werden (müssen) oder so etwas. Bitte nicht mißverstehen! Ich sehe da keinerlei Automatismus.Ich bin nur einfach der Ansicht, dass nicht alle Hühnerrassen oder Hühnerindividuen gleichermaßen für jeden Zweck geeignet sind ( das ist ja wohl auch der Zweck des ganzen Züchtens) und meine Erfahrungen lassen bei unterschiedlichen Hähnen, die unter sehr ähnlichen Bedingungen aufgezogen wurden, gewaltige Unterschiede in der Aggressivität erkennen. Vielleicht ist so klarer geworden, was ich
meine.

Iris P.
Also unser Macho hat ja noch niemanden angegriffen, das würde ich ihm auch nicht raten. Er läßt jeden von uns in den Stall und auch draußen gibt es keinen Aufstand. Wenn ich ehrlich bin halte ich ihn aber trotzdem im Auge. Wenn ich besondere Leckerchen zum fressen bringe, sehe ich immer zu, dass er auch etwas bekommt. *Bestechung* hi, hi vielleicht haben wir daher auch gute Karten. Aber vielleicht hat er auch nicht das Gefühl, man will ihm was wegnehmen. Denn Hennen hat er ja nun wirklich genug.

Peter
Mir persönlich ist es gelungen, aus einem zugekauften Hahn, der von seiner Besitzerin täglich in die Hand genommen wurde, binnen zwei Tagen einen wilden Bullen zu machen. -

Seitdem beobachte ich und bin zu folgendem Schluss gekommen: Ein Hahn sucht den Augenkontakt und achtet auf die kleinste Reaktion seines "Partners". Sobald er merkt, dass sein Gegenüber eine Angstreaktion zeigt, baut er langsam aber sicher seine Aggressivität auf. Ein Hahn, der einmal aggressiv ist, ist unzähmbar. Innerhalb einer Hahnenherde gibt es eine ähnliche Hackordnung wie bei den Hennen mit dem Unterschied, dass Hähne immer wieder versuchen, diese Rangordnung zu ändern, wodurch es zu regelmäßigen Kämpfen kommen kann. Nicht so bei den Hennen, die sind wesentlich lernfähiger und kraftsparender.

Ich halte die jungen Hähne spätestens ab der 8. Lebenswoche getrennt von den anderen (Zuchtstamm und Junghennen). Es bildet sich die oben angegebene Rangordnung. Der Chef kristallisiert sich heraus und ist zu den Hähnen freundlich, die für ihn Partei ergreifen. In jeder Hahnenherde gibt es einen Prügelknaben. Wenn man diesen entfernt, tritt binnen kurzer Zeit ein anderer an seine Stelle und wird vom Chef und seinem "Hofstaat" gejagt, vor allem, wenn die Tiere geschlechtsreif werden und dann vor allem am Abend vor dem Aufbäumen.

Wenn ich meine Hahnenherde füttere, lasse ich die Tiere "links liegen", ich nehme keine Notiz von ihnen. Ebenso, wenn ich zum Zuchtstamm gehe, verfahre ich mit meinem Zuchthahn genauso. Weiters fange ich Tiere nur am Abend von der Sitzstange und gebe dem Chef so keine Gelegenheit, seine Aggressivität gegen mich zu richten. Seit ich und meine Familie so mit den Hühnern umgehen, hatte ich keinen aggressiven Hahn mehr.

Steffi
ich habe meinem Mann davon berichtet - ein wenig halbherzig, weil er es wohl eher peinlich fand, ging er in den Garten und spreizte die Ellenbogen ....mit den Worten: Du depperter Hahn Du....

Mein Hahn ist, glaube ich, nicht wirklich aggressiv, er läßt sich von den Kindern und mir gerne am Hals und an den Kehllappen kraulen, auch kriegen die Kinder und ich eher ein Balzverhalten als Begrüßung - ich habe mir von den Hennen dann abgeschaut, wie sie ihm um den Schnabel herum picken. Auch das mache ich und er hält, genau wie bei den Hennen,still. Er attackiert meinen Mann auch nicht mit den Dornen, er pickt ihm nur in die Waden, was im Sommer natürlich unangenehm ist. Ich habe schon Hähne wirklich angreifen sehen - die flogen die Menschen richtig an und hackten ihnen die Dornen ins Fleisch. Davon ist bei Pieps ( so heißt er) nichts zu sehen.

Angefangen hat das Ganze, als wir die Möbel aus dem Haus in den Schuppen trugen - ich habe ihn, wie schon mal berichtet in der Küche unter einer Wärmelampe ausgebrütet und dann zusammen mit einem dazugekauftem Mastküken aufgezogen, die 2 Hybridhennen waren schon da und hatten auch Kontakt mit ihm.Die ersten 3 Tage hat ihn sogar mein Mann aufgezogen, weil ich mit unserem Sohn zur Schlupfzeit gerade im Krankenhaus war. Wenn es also nach der Prägung innerhalb der ersten 20 Stunden ginge, müßte er eigentlich auf meinen Mann geprägt sein.

Ich glaube eigentlich nicht, das er wirklich aggressiv ist - eher liegt es wohl an der Unsicherheit meines Mannes ihm gegenüber und er probiert ein wenig aus.
Ich bräuchte wahrscheinlich eher ein Rezept für meinen Mann... also werden wir es mit Füttern und "Ellenbogen " versuchen - ich werde Euch dann berichten, wer Unsicherheit verliert und wer Respekt gewinnt.

Katja
Aha, aufgrund dieser Informationen sieht die Situation doch schon gleich ganz anders aus. Du hast Recht, Agression ist anders. In diesem Fall ist es Liebe.

Ich denke in diesem Fall kannst Du von einer Fehlprägung ausgehen. Der Hahn betrachtet Deinen Mann als zur Hennenschar gehörig. Er war ja in der Prägungsphase seine "Glucke". Das Picken ins Bein ist der Nackengriff beim Treten einer Henne. Also ganz einfach gesprochen: Der Hahn will Sex mit Deinem Mann! Es ist also zu überlegen, ob DU den Hahn in seine Schranken weisen musst. Oder Dein Mann kauft sich Lederchaps aus dem Westernstore und lässt dem Hahn sein Vergnügen :-)))

Brigitta
Das mit dem Sex ist ein guter Ansatz , und erklärt auch, warum er von hinten an "den Mann" geht - aber das umdrehen und Ellenbogen oder Arme breit machen (sich aufplustern) würde ich dennoch beibehalten, das tun "fremde" Hennen ja auch, wenn sie nicht wollen. Vielleicht kapiert ers ja noch. Aber abolut "vermenschlichen" kann man da wohl eh nicht, schließlich sind Hühner und Hähne in der Lage, sich und ihre Herden/Gruppenmitglieder sehr genau zu unterscheiden, es besteht kein Grund, anzunehmen, daß sie nicht wüßten, was ein "Mensch" ist - auch wenn sie keine andere Möglichkeit haben, als auch mit Menschen "in Hühnersprache und -Verhalten" zu "Reden"


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