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Thema: Was bedeutet der Klimawandel für unsere Hühnerhaltung?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Avatar von Quarkkuchen
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    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    meine Güte, das klingt ja wirklich nach schlimmer Mühe mit deinem steinigen Boden!
    Aus der Not eine Tugend machen: Heute fällt mir das Graben leichter als mit 20. Also ich möchte nicht noch mal zwanzig sein.

    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    Ist es dann auch bei Sandboden sinnvoll, Löcher zu graben und mit Laub zu füllen? Oder macht das nur bei deinen Verhältnissen Sinn?
    Das alte Gartenbuch des anderen Großvaters weiß dazu: Sandboden ist ein "Humusfresser", aufgrund der starken Durchlüftung werden organische Stoffe schnell zersetzt und leicht ausgewaschen.
    Verbesserungsmaßnahmen: Reichliche Zugabe von Lehm und Kompost, Rinder- oder Schweinedung, quellbaren Stoffen, um die wasser- und nährstoffhaltende Kraft zu erhöhen. Den meisten Sandböden fehlt der Kalk.
    Bedecken des Bodens zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit, es ist günstig, den Grundwasserstand zu kennen, da alles einfacher wird, wenn ihn die Pflanzenwurzeln erreichen können.

    Ich habe vor einiger Zeit mal anderswo mit den Fundamentlöchern für ein Gartenhäuschen geholfen, in einer Gegend mit ärmsten Sand, in dem Garten war über etwa 100 Jahre der Boden gewachsen; in dem butterartig zu stechenden Loch ließ sich wunderschön die Schwarzerdebildung ablesen, die bis in 120cm Tiefe langsam verblaßte. Leider habe ich es verpaßt, ein Bild zu machen.
    Das Ideal ist ja in mancher Hinsicht die jährliche natürliche Humusbildung, die von Regenwurm & Co in die Tiefe gebracht wird. Ich finde zumindest bei uns, daß selbst kleine Insellöcher die Umgebung beeinflussen, die Würmer graben aus dem Kompostlochparadies horizontal weiter. Da kommt man auch bei uns inzwischen mit dem Normalspaten vernünftig hinein. Das "In-situ"-Kompostieren war dem erwähnten Gartenbuch auch schon bekannt. Mulchen allein hat bei uns nie die nötige tiefgründige Verbesserung gebracht, obwohl wir in manchen Jahren tatsächlich traktoranhängerweise Mulch liefern ließen.
    Ich glaube, da muß man experimentieren und einen langen Atem haben. Ich probiere so etwas normalerweise an ein, zwei Stellen aus, und schaue in einem halben Jahr mal wieder nach, wie es da unten aussieht. Immer sehr spannend, meine Frau möchte dabei inzwischen stets anwesend sein.
    Ich würde mir übrigens nicht ganz so viele Sorgen wegen des Grundwassereintrags machen. Mit >700qm Grundstück hast Du unter Dir bis in gärtnerelevante Tiefe auch ungefähr 1 Million Kilogramm Erde erworben. Da kann das Hühnchen schon mal 25kg im Jahr dazutun.

    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    ... Das trägt nicht gerade zu so schönen Gartenbildern bei, wie du sie her eingestellt hast. ... Ich muss mich dann noch ein bisschen umstellen.
    Ich verstehe solche Idealanlagen eigentlich als Leitstern. Da steckt ja ernsthafte Expertise und Arbeit von vielen Leuten drin, die man im eigenen kleinen Garten normalerweise nicht zur Verfügung hat. Aber die Ambition, keine Hühnerwüste, sondern einen grünen Hühnergarten zu haben, die verfolgen wir. Mit im Detail offenem Resultat.
    Inzwischen wissen wir zum Beispiel, wie sich mit hübschen kleinen Tipis aus Haselnußstecken auch verholzende Kleinsträucher wie Lavendel anfangs so schützen lassen, daß wir sie direkt aus dem Töpfchen zwischen die Hühner pflanzen können.
    Aus der Not eine Tugend machen: Die scheinbar endlosen Möglichkeiten in den Gartencentern, -katalogen und Baumschulen schrumpfen drastisch zusammen, wenn etwa nur noch dornenlose Rosen oder hühnerungifte Kräutlein in Frage kommen. Da leuchtet der neue Leitstern hell.

  2. #2
    Avatar von Relaxo
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    Zitat Zitat von Quarkkuchen Beitrag anzeigen

    Inzwischen wissen wir zum Beispiel, wie sich mit hübschen kleinen Tipis aus Haselnußstecken auch verholzende Kleinsträucher wie Lavendel anfangs so schützen lassen, daß wir sie direkt aus dem Töpfchen zwischen die Hühner pflanzen können.
    Die Idee mit den Haselnußstecken hatte ich auch schon, aber die lieben Kleinen hatten sie relativ schnell wieder ausgebuddelt

    lookup.jpg

  3. #3
    Avatar von Quarkkuchen
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    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    Neu gepflanzte kleine Büsche statt mit hässlichem Maschendraht mit Tipis aus Haselnussstecken zu schützen finde ich eine hübsche Idee.
    Und z.B. Schneckenhäuser obendrauf, das ist gesichts- und augenfreundlich, wenn man sich dort mal unbedacht bückt.

    Tipi.JPG

    Relaxo, die Stecken müssen relativ tief rein in den Boden (was bei uns wieder ein Problem ist), dann funktioniert es meiner Erfahrung nach auch mit grabetüchtigen Hühnern gut.

    Zitat Zitat von Wilde Hummel Beitrag anzeigen
    An hitze- und trockenheitsresistenten Büschen ist mir noch Hibiskus eingefallen. Der wächst bei mir an der Südseite des Hauses wunderbar, braucht kaum Wasser und wird von den Hühnern auch nicht gefressen.
    Ja, eine sehr gute Pflanze, die sich bei uns auch aussät, und bei neuen Sämlingen immer wieder neue Farben hervorbringt, in diesem Jahr haben wir sogar eine kleine reinrote. Die läßt sich auch praktisch auf jeder Höhe halten, selbst staudenartig.
    Unser neuer Sicherheitsbeauftragter, der Herr Lagavulin, hat die Blätter als seine Lieblingsspeise entdeckt (was mir recht ist, denn davon gibt es genug). Er frißt auch freundlicherweise nur von den großen Sträuchern.

    Hibiskusfreund.jpg

    Diese Ecke hier hält sich ganz ohne Tipischutz seit Jahren mit vollem Hühnerverkehr an einer recht trockenen Stelle - Goldrute, Blutberberitze, ein Holzapfel, eine selbstausgesäte Rose mit sehr guten Hagebutten, zwischendrin Oregano und daneben (nicht im Bild) Lavendel:

    Geändert von Quarkkuchen (29.08.2022 um 14:46 Uhr)

  4. #4
    Avatar von Quarkkuchen
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    Im Moment sieht diese Stelle nach dem Extremsommer übrigens so aus (die Äpfel des Malus "Evereste" färben sich in diesem Jahr leider noch nicht, sonst geht das zusammen.)

    gut-geduengt-durchs-Huhn.jpg

    Die Verhältnisse sind dort sehr unwirtlich / trocken (Volle Sonne, Baumwurzeln, Regenschatten, Drainage durch eine angrenzende Wegfläche und der betonartige Boden...), befriedigend wuchs dort nie etwas. Die jetzige Pflanzengruppe, die hälftig eigentlich aus "Unkraut" besteht, ist letztlich nicht auf dem Reißbrett entstanden, sondern langfristig durch das Zulassen des Sicheinfindens. Der einzige "Gärtnerkniff", der dabei hilft, es hühnerstabil zu halten, ist, die Goldruten nicht komplett herunterzuschneiden, bis der neue Austrieb wieder groß genug ist. Seit Jahren muß ich dort praktisch nichts mehr tun, gelegentlich wird mal die Tränke beim Wasserwechsel da ausgekippt.

    Unspektakuläres Beispiel, für mich aber sehr lehrreich.
    Der Gartenarchitekt Gilles Clement erzählt hier, daß er letztlich durch eine Selbstintoxikation mit Gärtnergift zu der für ihn wegweisenden Frage gekommen ist, warum die Erhaltung eines Gartens denn bedeuten solle, immer alles töten zu müssen:
    http://zarch.unizar.es/images/Descar...%20Clement.pdf
    "In meinem Garten, Pflanzen kommen und gehen.... Für mich ist die Landschaft alles, was sich vor unseren Augen entwickelt... ein subjektives Ding, verbunden mit der eigenen Kultur, etwas völlig persönliches. Während die Umwelt der objektive Blick auf die Dinge ist, Erscheinungen, die gemessen werden können, wie der pH-Wert des Bodens oder Schalldruckpegel.
    Ein Garten wird aus beiden Konzepten erschaffen: Subjektiv und objektiv. Ein Garten ist ein Traum, ein ideales Ding, das innerhalb eines eingehegten Bereichs entwickelt wird, der es schützt..."
    Für unsere Zeit gibt es vielleicht kein formales Konzept mehr, sondern jedes Terrain, Klima, jeder Boden, die Leute die dort leben, erfordern ein eigenes.
    "Deswegen experimentierte ich in meinem eigenen Garten. Ich wollte Leben und Diversität schützen. Und das bedeutete, zu vergessen, was ich gelernt hatte, denn mir wurde das Töten gelehrt, und nur das Töten: GEGEN Insekten, Pflanzen, Maulwürfe zu sein."

  5. #5
    Avatar von Wilde Hummel
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    Bloß: Wenn vor lauter Trockenheit auf einer Fläche gar nichts mehr wächst, sich auch keine einheimischen Pflanzen mehr ansiedeln, die Fläche einfach offen bleibt, dann ist eine gezielte Anpflanzung geeigneter Arten aus trockeneren Gegenden sicher nicht verkehrt.
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  6. #6
    Moderator Avatar von Lisa R.
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    Es gibt auch viele einheimische Pflanzen, die mit trockenen Standorten prima zurecht kommen.

    Bei uns wachsen an den exponierten Südhängen z.B.

    Kriechendes Fingerkraut https://www.naturadb.de/pflanzen/potentilla-reptans/
    Quendel https://heilkraeuter.de/lexikon/quendel.htm
    Natternkopf https://freudengarten.de/show/873/ge...er-natternkopf

    Alle sehr schön anzuschauen und gut für Tiere und Menschen.
    ....... Die Frau Werwolf sagt: "Des g'höööööööööört so !".......
    __________________________________________________ __________________________

  7. #7
    Avatar von Wilde Hummel
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    Tiefe Pfahlwurzeln klingt super. Bestimmt richtig gute Arten für kalkhaltigen Boden. Außerdem wunderschön anzusehen! Und wenn die Hühner den Quendel fressen, umso besser. Bei saurem Boden funktionieren Thymian Arten und Natternkopf nicht, schon probiert.

    Ich bin gerade in einem winzigen Dorf in Südfrankreich, es ist seeehr heiß, und ich habe hier heute auch dicke Sundis gesehen, die gut klarzukommen scheinen.
    In Italien habe ich schon Nackthalshühner gesehen, die bei Hitze munter herumrannten. Bestimmt tut es ihnen gut, dass sie am Hals keinen Rollkragenpulli haben.
    0, 2 gr. Orpingtons, 0, 2 Mixe, 16 Küken

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