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Nachtrag:
Die Studie gibt noch einen weiteren interessanten Aspekt wider:
pH-Werte im Verdauungstrakt von Hühnern.jpg
Die pH-Werte im Verdauungstrakt von Hühnern die mit vorfermentierten (rot) und nicht vorfermentierten (blau) Trockenfuttermittel ernährt werden. Es fällt auf, dass sich die pH-Werte kaum unterscheiden.
Dies wiederum könnte bedeuten, dass das Huhn in seinem Kropf und Magen das aufgenommene Futter eh selber fermentiert und zwar bei einer Körpertemperatur von 42°C, einer Temperatur also, die für den Zweck einer Milchsäuregärung geradezu ideal wäre.
Somit würde man durchs Vorfermentieren hier nur Eulen nach Athen tragen.
Dies würde dann nebenbei auch erklären, warum Hühner Milch vertragen, obwohl sie als nicht-Säugetiere selber keine Lactase bilden: Milchsäurebakterien könnten das für sie im huhneigenen Joghurtmaker, dem Kropf, erledigen.
Geändert von Oliver S. (16.02.2020 um 20:12 Uhr)
LG Oliver
Hmmm, ich hab bei Schlachttieren noch kein vergorenes/fermentiertes Futter im Kropf vorgefunden.
1.17 Gr. Wyandotten, 3 Rot- und 3 Grünleger
... mir wäre das zwar bisher auch nicht aufgefallen. Aber wie erklärst du dir sonst, den gemessenen sauren pH-Wert im Kropf? Eigentlich wäre eine Fermentation dort nicht verwunderlich, falls das Huhn diesen Vorgang nicht aktiv irgendwie unterdrückt, denn Hühnerfutter ist nicht steril und wird, genau wie in einem Joghurtmaker, dort einige Zeit warm und feucht gehalten. Manchmal haben Hühner, die morgens geschlachtet werden, noch Körner vom letzen Abend im Kropf
Geändert von Oliver S. (16.02.2020 um 20:49 Uhr)
LG Oliver
Ich hab nur meine Erfahrung/Empfindung beschrieben.
Wenn der Kropfinhalt so fermentiert wie die Körner, sollte er ja ähnlich säuerlich riechen. Hier habe ich das eben noch nicht mitbekommen, ph-Wert messe ich nicht
Und Körner haben meine morgens auch nicht im Kropf, aber das kann durchaus sehr individuell sein.
Allerdings haben Hühner ja einen schnellen Stoffwechsel und fressen mehrere Portionen über den Tag. Wäre halt auch die Überlegung ob es überhaupt genug Zeit zum Fermentieren gibt, selbst bei der höheren Körpertemperatur.
1.17 Gr. Wyandotten, 3 Rot- und 3 Grünleger
Es ist reine Spekulation aber vielleicht werden die säuerlichriechenden Sachen schneller mit dem Sekret heruntergespült als der Rest. Milchsäure selber ist, glaube ich, geruchlos.
Ich habe jetzt aber noch mal nach Bakterienkolonien in der Studie nachgesehen. In Tabelle 6 S. 234 findet man dazu:
Im Kropf fand man 91.000.000.000 (91-Milliarden) Milchsäurebakterien pro Gramm, wenn Trockenfutter gefressen wurde und 92.700.000.000 (92,7-Milliarden) Milchsäurebakterien pro Gramm, wenn vorfermentiert wurde. Es sind also gerade mal 1,9% mehr Milchsäurebakterien vorhanden, wenn man vorfermentiert hat.
Im Magen kehrt sich das Verhältnis sogar um. Da sind es 76,9-Milliarden Milchsäurebakterien zu 75,7 Milliarden pro Gramm Inhalt. Man fand also im Kaumagen sogar 1,6% mehr Milchsäurebakterien, wenn nicht vorfermentiert wurde.
Unter Berücksichtigung einer gewissen Zählungenauigkeit kann man vielleicht sagen, es sind in Kropf und Magen ungefähr gleich viele Milchsäurebakterien egal ob vorfermentiert wurde oder nicht.
Geändert von Oliver S. (16.02.2020 um 22:12 Uhr)
LG Oliver
na die Mengen an Milchsäurebakterien sind sicherlich nicht zufällig da, also scheint der Kropf da ja schon einen Hauptteil der Arbeit zu machen. Vielleicht sind im Magen weniger Milchsäurebakterien bei vergorenem Futter, weil die Bakterien aus dem Futter nicht so gut ans Verdauungssystem angapasst sind wie die eigenen aus dem Kriopf und schneller eingehen.
Aber unter dem Aspekt hast du recht, da scheint die Fermentierung bei Hühnern tatsächlich nicht wirklich notwendig zu sein, wenn sie einen eigenen Gärprozeß am Start haben, es sei denn, sie haben Kropfprobleme oder wurden mit Antibiotika traktiert.
Es gibt aber noch eine weitere Sache, die in dem Zusammenhang interessant ist: durch die Säuerung wird schädlichen Bakterien und Parasiten das Leben schwer gemacht, hat also auch eine hygienische Wirkung.
... das wäre gut möglich, denn im Kropf wird ja bei viel höheren Temperaturen vergoren als im Gärglas. Gut möglich also, dass das im Glas nicht ganz die richtigen Bakterienstämme sind. Ausserdem könnte die geringere Milchsäurebakterienzahl im Magen auch daran liegen, dass nach einer mehrtägigen Vorgärphase im Glas einfach nicht mehr so viele Nahrungsmoleküle da sind, wenn der Nahrungsbrei den Magen erreicht.
LG Oliver
Das ist zwar alles sehr interessant, reicht aber meiner Meinung nun auch wieder nicht dazu aus, vorm Fermentieren zu warnen.
Genau. Ich habe auch weiterhin nicht vor, alles Futter zu fermentieren, aber ein paarmal im Jahr eine kleine Menge Weizen zur Bespaßung kann vielleicht einzelne Hühner bei unerkannten Verdauungsproblemen unterstützen und dürfte wohl kaum einen Schaden anrichten!
Es wird ja auch bei Küken zur Kokzidiosevorbeugung und -behandlung dazu geraten, Sauermilch o.ä. zu geben.
Es gibt auch Hühnerhalter, die regelmäßig EM ins Trinkwasser tun und damit gute Erfahrungen gemacht haben.
Die Auswahlfütterer müßten doch außerdem eigentlich die Wahl den Hühnern überlassen?
Mixe 1,13; Dals-Pärlhöna 0,1; Buschhuhn 1,1; Warzenente 2,4; Katze 2,0; Wachtel 0,0,19
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