Ach Gangwald!
Von meinem Bauch her sage ich unumwunden: Du hast ja absolut recht, so an Peque festzuhalten! Eine Gans ist alles andere als ein Nullachtfuffzehn- Vogel, weit davon entfernt, durch eine x-beliebige andere Gans ersetzt werden zu können, sondern ganz wie Konrad Lorenz' Vater es seinerzeit so formvollendet zum Ausdruck brachte, "nächst dem Hunde das zum Umgang mit dem Menschen am besten geeignete Tier". Und für seinen Hund tut man ja auch alles mögliche. Zumal für seltene Leute wie Dich und mich Gänse alles andere sind als das, was die Gesellschaft so vorgibt: Dumme dicke Viecher, zu Sankt Martin und Weihnachten lecker. Wir zwei, will ich mich jetzt mal aus dem Fenster lehnen sehen Gänse anders, nämlich als nichts geringeres als unsere Seelenpendants. Anders kann es bei Dir nicht sein.
Was mir im Wege steht, ist mein manchmal ekelhafter Pragmatismus. Die Erfahrung lehrt, das Krebs letzten Endes doch meistens den längeren Atem hat und die ganzen harten Kämpfe um jeden Zentimeter Boden, den man kriegen kann, letztendlich doch völlig vergeblich waren.
Meine Mutter hatte mit 33 Gebärmutterkrebs, der aufwändig operiert wurde, daraufhin hieß es, alles wieder bestens. Fünf Jahre später kam sie wieder in die Klinik, und da hatte der Dreck sich versteckt und fröhlich rum metastasiert. Lunge, Darm, Leber, das volle Programm, nicht mehr behandelbar. Und im Oktober '98 war es das dann für sie... Meinem Stiefvater wird das nicht ungelegen gekommen sein, er hat aber anstandshalber noch recht betroffen getan, als sie in ein anonymes Urnengrab kam, und naja, letzten Endes war doch alles für die Katz', und beim zweiten Mal wirkte meine Mom auch viel weniger mitgenommen als beim ersten Mal, magerte nicht so übel ab, wirkte ganz, als ob sie jeden Moment entlassen werden könnte.
Weißt, es ist deshalb halt so diese Frage bei mir im Hinterkopf: Was bringt der ganze Mummenschanz, wenn es am Ende doch auf dasselbe hinaus läuft? Für wen hat man das Leben dann verlängert? Für den betreffenden Patienten, oder für einen selber? Ich finde es immer ganz schwer, diese Frage zu deuten...
Der Doc sagte zu meinem Paps mal: "Noch mehr Morphium wäre Sterbehilfe". Trotz aller Mittel hat sich meine Mom also anscheinend übel rumgequält. Obwohl sie nach außen hin so ruhig und lieb wie immer wirkte und ihr nichts anzumerken war- ohne die Mittel wäre sie wahrscheinlich schon weit vorher zusammen geklappt.
Ich weiß halt immer nicht, ob diese Behandlungen letzten Endes nicht nur das Herausschieben des sowieso unvermeidbaren sind...
Da kann den Ärzten dann keiner an die Karre fahren, denn sie haben ja alles getan, man selbst hat auch kein schlechtes Gewissen, weil man ja alles ermöglicht hat usw. ... Ob dem Patienten nicht aber weit eher geholfen gewesen wäre, wenn er Wochen und Monate der Qual weniger zu ertragen gehabt hätte, bei einer ohnehin nicht mehr zu heilenden Krankheit, das ist die brennende Frage, die auch ich mir im Hinblick auf meine Mutter immer wieder stelle...
Ebenso in einem Fall wie Peque's.
Ich kann nur weiter die Daumen für Euch drücken!
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