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Thema: Inzucht - mal wieder

  1. #21
    Avatar von Achim
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    Dazu kann ich nur sagen, dass ich mal einen solchen Fehler gemacht habe. Ich habe mir zu beginn meiner Züchterkarriere eine Zuchtlienie selber zusammenstellen wollen und habe von mehreren Züchtern Tiere gekauft und verpaart. Dann habe ich in der F1 generation auch schon recht stark selektiert, aber nach ein paar generationen sind die Probleme aufgetaucht, da ich zu viele Merkmale hatte, auf die ich hätte achten müssen.
    Ich hatte dann zwar eine Genetische vielfalt, aber die merkmale waren leider nicht mehr reinerbig...
    Ich habe jetzt leider keine Zeit, das weiter auszuführen. Vieleicht schaffe ich das ja heute abend noch mal...
    MfG Achim

  2. #22
    Avatar von altsteirer.at
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    Hallo Ute !

    Ich finde es toll, wie ambitioniert Du mit Deinen Barneveldern arbeitest. Dass Du mit den deutschen Tieren überhaupt keinen züchterischen Erfolg hast, klingt für mich eigentlich unglaublich. Bei so vielen Eiern hätte einfach das eine oder andere Küken fallen müssen. Besser wäre es gewesen, wenn Du alle Eier geöffnet hättest. Dann hättest Du verifizieren können, ob es auch Roheier gegeben hat oder aber wann die Küken abgestorben sind.

    Es gibt auch einzelne Hennen, die sehr schlechte Fruchtbarkeit haben, oft gar keine. Jedenfalls hat jede Henne ihre Fruchtbarkeitsrate, eigentlich egal welcher Hahn Vater ist, sofern es natürlich keine Inzestpaarung ist. Offenbar sind die Hennen unterschiedlich in der Lage, jedes oder viele ihrer Eier mit den nötigen Stoffen zu versorgen, damit auch wirklich ein Küken schlüpft.

    Wenn möglich, solltest Du möglichst viele Hähne einsetzen. Eigentlich ist Deine Strategie richtig, wenn Du die verschiedenen Vaterlinien und Mutterstämme in der von Dir geplanten Form verpaarst. Du bist selber Agronomin, wenn ich recht informiert bin, und dann weißt Du auch, dass man die Inzuchtsteigerung nur über möglichst viele Vatertiere einschränken kann. Freilich verstehe ich nur solche Vater- aber auch Muttertiere, die möglichst nahe dem Zuchtziel stehen, respektive die vorausgestetzten Qualitäten in Leistung, Abstammung und Vitaliät erfüllen.

    Toll finde ich es v. a., dass Du auf das dunkle Ei nicht vergisst, das eigentlich seinerzeit das Rassemerkmal der Barnevelder schlechthin war, v. a. in England.

    Man hört aber, dass die Qualität der Barnevelder in Holland deutlich unter dem deutschen Niveau sein soll. Vielleicht solltest Du mal zu einer Sonderschau des deutschen SV kommen. Dort kannst alle erfahrenen langjährigen Züchter treffen und sicher auch viele Neuigkeiten erfahren. Das Zentrum der Barnevelder ist v. a. der Westen Deutschlands, einzelne gute Züchter sind aber auch im Mitteldeutschland und Bayern. Die meisten sind ausgesprochene Formalisten, die Hampshire eingekreuzt haben, damit die Körperform besser dem Standard entspricht. Dabei spielt aber dann das dunkle Ei keine Rolle mehr, doch es gibt auch noch Züchter, die auf dieses Rassemerkmal, das einst auch wirtschaftlich interessant war, achten.

    Toll finde ich, dass Du die Stammbaumzucht avisierst. Man kann so einfach viel gezielter züchten und verpaaren und bekommt von den einzelnen Zuchttiere mehr relevante Parameter, wie Fruchtbarkeit oder Qualitäten der Nachzucht. Somit ergibt sich natürlich ein Resultat im Hinblick auf die Vererbung.

    Weiterhin alles Gute und weiterhin so viel Professionalität !

    Viele Grüße aus Wien vom

    Altsteirer
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

  3. #23

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    Es erfreut mich sehr, Beiträge von Altsteirer und Chook zu lesen, die zuchttechnisch die richtige Einstellung widerspiegeln.

    Aber die Anmerkung:
    Man hört aber, dass die Qualität der Barnevelder in Holland deutlich unter dem deutschen Niveau sein soll
    mag richtig sein, weil die Holländer mehr auf das Ei das Augenmerk bei dieser Rasse richten und nicht wie die Deutschen auf das Aussehen der Rasse. Frage bleibt: Wer sagt denn was richtig ist?

    Thomas

  4. #24
    Avatar von chook
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    Hallo Altsteirer(at)!
    Schön, dass Du wieder im Forum bist! Wollte mich schon lange mal wieder melden, nun ja, nun bist Du auch so wieder auf dem laufenden. Du schreibst:
    Dass Du mit den deutschen Tieren überhaupt keinen züchterischen Erfolg hast, klingt für mich eigentlich unglaublich. Bei so vielen Eiern hätte einfach das eine oder andere Küken fallen müssen. Besser wäre es gewesen, wenn Du alle Eier geöffnet hättest.
    Ich war auch ziemlich platt. Leider hab' ich von dem Misserfolg bei den Freunden erst erfahren als die Eier schon in der Tonne waren. Die 5, die ich selber gesetzt habe, habe ich geöffnet: 1 (April) taub; von den 4 im Juli: 1 taub, 3 spät im Ei gestorben

    Es gibt auch einzelne Hennen, die sehr schlechte Fruchtbarkeit haben, oft gar keine.
    Nächstes Jahr werde ich mehr wissen, wenn ich die deutschen Hennen an einen Hahn anpaare. Bin gespannt.

    Du bist selber Agronomin, wenn ich recht informiert bin
    Landschaftsplaner mit Schwerpunkt Agrar-Umwelt/Kulturlandschaft

    Die meisten sind ausgesprochene Formalisten, die Hampshire eingekreuzt haben, damit die Körperform besser dem Standard entspricht.
    Ich erinnere mich, dass Du das schon mal erwähnt hattest - weisst Du, wie verbreitet diese Praxis war/ist? Ist davon auszugehen, dass solche Faktoren wie Weizenfarbig, Mahagony und Columbia wieder vollständig herrausgezüchtet worden sind?

    Auch sind mir zwischen meinen verschiedenen Herkünfte farbliche Unterschiede aufgefallen. Ich habe das in einem anderen Forum eingestellt unter Barnevelders - variation in plumage due to eumelanin enhancers?
    Vielleicht kannst Du da weiterhelfen?

    Zu Thomas' Beitrag: Ich denke, er wirft da die richtige Frage auf. Auf welche(n) Aspekt(e) bezieht sich Deine Einschätzung bezüglich des Niveaus?

    Vielen Dank für die ermutigenden Worte und liebe Grüsse aus Irland nach Österreich.
    Ute
    Barnevelder dgs. 3,23,7; Orpington porz. 2,8,1; Croad Langshans 0,1 andersfarbige Orps und Mixe (vorw. in Rtg. Braun-blau dgs Barnevelder und BarnevelderXCroad Langshan) 1,13,24

  5. #25
    Avatar von altsteirer.at
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    Eine Lanze für die Formalisten

    Ich möchte an dieser Stelle heute mal eine Lanze für die Formalisten brechen. Wenn es sie nicht gäbe, wären - wie bei den lokalen Schweinerassen - längst alle Kulturrassen verschwunden. Allerdings züchten und halten die Formalisten die Hühnerrassen v. a. aus sportlichen Gesichtspunkten und haben hiefür vor Jahrzehnten die Standards geschaffen. Daher finde ich es toll, dass es Genpools nicht nur bei den 4 Konzernen gibt, die 90 % der Weltgeflügelproduktion mit Lege- und Masthybriden versorgen, sondern auch noch Private mit der Intention, die wirtschaftlichen Aspekte im Rahmen des Möglichen nicht ganz ins Hintertreffen geraten zu lassen. Jahrtausendealte Formalismusrassen gibt es ja schon aus Asien, wenn ich an die Kräh- und Langschwanzrassen oder Chabos etc. denke.

    Frage bleibt: Wer sagt denn was richtig ist? Thomas[/quote]

    Hier beziehe ich mich auf Insiderwissen, dass demnach auf holländischen Bundesschauen Barnevelder nicht selten mit Doppelzacken ausgestellt werden. Dass in Holland auch wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen sollen, ist mir eigentlich neu, jedenfalls habe ich davon noch nie gehört. Daher bin ich dzt. hier mehr auf Seite der Deutschen, weil auch mir ein Tier mit "Rassemerkmalen" besser gefällt. Freilich wird es für mich sofort uninteressant, wenn das Huhn in den Sommermonaten wenig oder nichts legt, sondern nur etliche Wochen im Frühjahr oder aber wenn sein Eigewicht unter 50 g ist etc. Wenn aber Formalisten Hühner mit Kammfehlern ausstellen ist das für mich ein Lapsus schlechthin.

    Wenn ich vom Niveau spreche, dann mein ich natürlich den Level der Formalisten im Hinblick auf den Ausstellungskäfig. Ich setze einfach als bekannt voraus, dass bei den meisten (wenn nicht allen) Standardzüchtern Eigewicht oder gar -farbe kaum eine Rolle spielen.

    Traurig ist für mich, dass fast alle deutschen Spitzenzüchter bei den großen Doppeltgesäumten schon in die Jahre gekommen sind. Einige wenige achten neben dem Standard auch auf wirtschaftliche Aspekte und sind v. a. sehr kooperativ, wenn sie einen Sinn für den Fortbestand sehen. Viele sind aus Platzgründen auch auf doppelt-gesäumte Zwerge umgestiegen. Ich habe aus Platz- und Termingründen auch aufhören müssen, weil ich mit meinen Altsteirern ohnehin genug zu tun habe.

    Zu Ute:

    Von den Farbfaktoren wie Mahagony, Weizenfarbig etc. habe ich bisher noch nie etwas gehört. Meines Wissens nach haben holländische Züchter - wahrscheinlich waren das schon Formalisten - von indischen Kämpfern die Doppelsäumung eingekreuzt, die heute das Standardmerkmal schlechthin ist. Einige deutsche Formalisten mussten natürlich auch in die Barnevelder - wo es ohnehin für alle Rassen und Farbschläge viel zu wenig gute Züchter gibt - den braunen oder schwarzen Farbschlag neu erzüchten, insbesondere die Schwarzen wurden ohne Barnevelder erzüchtet, mit Hampshire, schwarzen Italienern und noch einer anderen Rasse. Aber die Schwarzen entsprechen nun dem Standard und sind nicht mehr zu schwarz geratene Doppelt-gesäumte wo dann wegen der Beinfarbe von 100 Jungtieren nur mehr 5 ausstellungsfähig sind ....

    Allein beim Verpaaren von weißen und wildbraunen Altsteirern sieht man, was da alles eingekreuzt wurde. Man erhält schon in F1 "alle Farben, die man so kennt", geschweige, wenn man mit F1 intern weiterzüchten würde. Das ist bestimmt auch bei allen möglichen anderen Rassen und Farben so gehandhabt worden.

    Weiterhin alles Gute und Barnevelder sind ja eigentlich auch eine "Inselrasse". Vor rund 100 Jahren haben die Holländer bekanntlich zu guten Preisen die dunklen Eier nach England exportiert. Warum sollten die Barnevelder daher nicht inzwischen schon eine Engländer- oder Inselrasse geworden sein und so weit ist Irland auch nicht von England entfernt, wenn wir mal die .... Religion außen vor lassen können :-).

    Ich bin leider nicht so firm in Englisch, zumindest ohne dictionary. Vielleicht kann ich mir mal dieses Web besser ansehen, doch bei meiner Zeitnot bin ich da alles andere als optimistisch.

    Ich kommuniziere lieber mit Dir in Deutsch und vielleicht gibst du den Übersetzer ab :-).

    Viele Grüße aus Wien von einem gestressten

    Altsteirer.at
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

  6. #26
    Avatar von chook
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    RE: Farbfaltoren etc.

    Hallo Altsteirer.at,
    Von den Farbfaktoren wie Mahagony, Weizenfarbig etc. habe ich bisher noch nie etwas gehört.
    Was Farbe bzw. Musterung angeht, sollen die Barnevelder auf folgenden Genen basieren (immer homozygot, also 2-fach vorhanden):
    Grundfarbe: eb/eb =brown/partridge (braun/rebhuhnfarbig)
    Pg/Pg = dominant "pattern gene" oder "pencilling gene" (also eine Art 'Muster-Gen')
    Ml/Ml = dominant melanotic; Ml macht die schwarze Säumung breiter und bringt den schwarzen Aussensaum, soll geschlechtsbeeinflusst sein (aber nicht ~gebunden)
    Pg und Ml zusammen verursachen die schwarze Doppelsäumung; liegen sehr nahe beieinander auf demselben Gen, spalten daher selten auf und werden daher auch manchmal zusammengefasst als [PgMl] oder [pg+/ml+] dargestellt
    co+/co+ = kein Columbia (Wildtyp)
    mh+/mh+ = kein 'mahogany' (Wildtyp)
    Diese repräsentieren sozusagen den 'Basis-Genotyp', was Farbe/Musterung angeht, wobei aber wohl noch lange nicht alle Faktoren ausreichend erforscht und beschrieben worden sind.

    Die New Hampshire dagegen basieren auf:
    Grundfarbe: eWh/eWh = Wheaten (weizenfarbig)
    pg+/pg+ und ml+/ml+ = kein 'pattern gene", kein "melanotic) (Wildtyp)
    Co/Co = dominant Columbia
    Mh/Mh = dominant 'mahogany';
    und möglicherweise auch Di = dominant dilute, ein Aufhellungsfaktor für Gold/rot, verändert rot in Richtung 'gelb'.

    Werden die beiden gekreuzt erhält man in der F1
    eWh/eb
    Pg/pg+
    Ml/ml+
    Co/co+
    Mh/mh+
    Di/di+?

    Die Kombination Pg,Ml mit Co (zumindest in homozygoter Form) erzeugt eine Einfachsäumung auf rebhunfarbigem oder weizenfarbigen Hintergrund . Die Präsenz von 'mahogany' dürfte das Braun etwas mehr rötlich oder kastanienbraun erscheinen lassen. Weizenfarbig eWh ist dominant (wahrscheinlich unvollständig dominant) gegenüber eb (braun/rebhuhnfarbig), ergibt also wohl einen intermediären Grundton. Durch Kreuzen der F1 könnte man wieder homozygote Tiere mit der Doppelsäumung erhalten (etwa 1 von 8 wäre homozygot [PgMl]/[PgMl], co+/co+). Bei Rückkreuzung der F1 Generation an Barnevelder dgs. dürfte etwa jedes 4. Tier homozygot doppelgesäumt sein. Aber nur ein Bruchteil dieser Tiere wäre auch homozygot für eb und mh+. Und es stellt sich auch die Frage, ob man die heterozygoten [PgM]l/[pg+ml+] von den homozygoten überhaupt unterscheiden kann. Auch bei Co/co+ bin ich mir nicht sicher, inwieweit das im Zusammenspiel mit den anderen Genen die Musterung beeinflusst.
    Es würde viele Generationen benötigen, um wieder bei eb/eb, Pg/Pg, Ml/Ml, co+/co+ anzukommen und gleichzeitig die Charakteristika zu bewahren, die man mit den NH hat einkreuzen wollen (sonst wäre das Ganze ja sinnlos). Und die komplizierte Vererbung der Beinfarbe habe ich dabei noch gar nicht berücksichtigt...

    Daher meine Frage, inwieweit weizenfarbig, 'mahogany' und Columbia wieder vollständig herausgezüchtet wurden.

    In dem Forum, auf das ich mit dem Link verwiesen hatte, habe ich Photos eingestellt von 2 Hähnen und 2 Hennen, die sich in der Färbung bzw. Musterung deutlich unterscheiden, in der Hoffnung, Hinweise darauf zu erhalten, inwieweit diese Abweichunge genetisch begründet sein können (z.B. aufgrund von früheren Einkreuzungen anderer Rassen). Wenn Du mal Zeit haben solltest, wär's Klasse, wenn Du ggf die Photos kommentieren könntest.

    Meines Wissens nach haben holländische Züchter - wahrscheinlich waren das schon Formalisten - von indischen Kämpfern die Doppelsäumung eingekreuzt, die heute das Standardmerkmal schlechthin ist
    Hans Schippers, die Barnevelder Autorität Hollands, bestreitet das vehement. Er schreibt, dass die Doppelsäumung spontan aufgetreten ist und das ist mittels der Rassen, die zur Entstehung der Barnevelder verwendet wurden, auch gut möglich. Der Literatur nach zu urteilen (Joseph Batty 'The Barnevelder Fowl') wurde die Kreuzung mit Indischen Kämpfern (Cornish; eWh/eWh, Pg/Pg, Ml/Ml, co+/co+, Cha? charcoal ein Gen, was die vollständig schwarzen Halsfedern der Cornish bedingen soll) allerdings in Grossbritannien durchgeführt, um die Doppelsäumung zu verbessern.

    Du beschreibst, das bei den Altsteirern Deiner Erfahrung nach so einiges eingekreuzt wurde. Bei den Barneveldern könnte die Situation je nach Land ja ähnlich sein. Möglicherweise lassen sich damit so einige phänotypische Unterschiede erklären (hellere/dunklere Küken, breitere oder feinere Säumung, unterschiedliche Intensität des Rot in Hals- und Sattelbehang). Ich habe z.B. Photos von dgs. Zwerg-Barnevelderküken gesehen, die viel heller sind als die der Standardrassen. Die Zwerg-Barnevelder sind aber auch unter Zuhilfenahme der Rhodeländer entstanden (die vom Genotyp her den NH ja sehr nahe stehen und auch eWh weizenfarbig und Mh 'mahogany' aufweisen).

    insbesondere die Schwarzen wurden ohne Barnevelder erzüchtet, mit Hampshire, schwarzen Italienern und noch einer anderen Rasse
    Deine Aussage zeigt, wie schwer es ist, die Ursprünge einer Rasse im Nachhinein zurückzuverfolgen. Im dem Büchlein über Barnevelder von Oertel&Spoerer steht, dass sozusagen als Erbe der Langshans bei den Barneveldern in deren Anfangszeit immer mal wieder schwarze Küken fielen, die dann mit schwarzen Plymouth Rocks und schwarzen Wyandotten gekreuzt wurden. J. Batty erwähnt nur die Plymouth, aber nicht die Wyandotten. Es gibt da also ganz unterschiedliche Aussagen.

    Schade, dass Du mit den Barnies aufhören musstest. Was ist mit Deinen Vögeln geschehen? Lass Dich nicht zu sehr stressen.
    LG
    Ute
    Barnevelder dgs. 3,23,7; Orpington porz. 2,8,1; Croad Langshans 0,1 andersfarbige Orps und Mixe (vorw. in Rtg. Braun-blau dgs Barnevelder und BarnevelderXCroad Langshan) 1,13,24

  7. #27
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    RE: Bei den Farbfaktoren gibt es Züchter mit praktischer Erfahrung

    Hallo Ute !

    Unglaublich, was Du Dir inzwischen für ein ungeheures Wissen um die Farbgenetik angeeignet hast. Ich finde es toll wenn es Leute gibt, die sich mit der Sache so diffizil auseinandersetzen. Daher wäre es wichtig, wenn Du mit erfahrenen Leuten wie Naumann Kontakt aufnimmst, der die Dunkelbraunen und die Schwarzen vor einigen Jahren neu erzüchtet hat.

    Ute schrieb: "Die Präsenz von 'mahogany' dürfte das Braun etwas mehr rötlich oder kastanienbraun erscheinen lassen."

    Daher glaube ich, dass die Dunkelbraunen über Einkreuzungsversuche mit Hamshire, die sicher stattgefunden haben (Rupprecht, Naumann), quasi so nebenbei entstanden sind.

    Ute schrieb: "Und die komplizierte Vererbung der Beinfarbe habe ich dabei noch gar nicht berücksichtigt..."

    Das war der Grund, warum Nauman die Schwarzen neu erzüchtet hat.

    Ute schrieb: "Daher meine Frage, inwieweit weizenfarbig, 'mahogany' und Columbia wieder vollständig herausgezüchtet wurden."

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei diesem Hin- und Herkreuzen rezessive oder gar multifaktorielle Erbmerkmale herausselektieren kann. Das ist schlichtweg undenkbar. Es ist eigentlich bedauerlich, dass es bisher noch nie gelungen ist, eine Organisation so zu strukturieren, dass im Herdbuchprinzip Reinzucht betrieben werden kann. Die Konkurrenzangst der meisten Spitzenzüchter ist da zu groß, aber auch das Wissen der meisten Züchter. Auch den Verantwortlichen in den diversen Verbänden ist das nicht wichtig oder eigentlich nicht bewusst. Doch das wär der Weg schlechthin, um alten Kulturrassen an Hühnern einen Stellenwert zu geben, der über den Ausstellungssport hinausgeht.

    Ute schrieb: "In dem Forum, auf das ich mit dem Link verwiesen hatte, habe ich Photos eingestellt von 2 Hähnen und 2 Hennen, die sich in der Färbung bzw. Musterung deutlich unterscheiden, in der Hoffnung, Hinweise darauf zu erhalten, inwieweit diese Abweichunge genetisch begründet sein können (z.B. aufgrund von früheren Einkreuzungen anderer Rassen). Wenn Du mal Zeit haben solltest, wär's Klasse, wenn Du ggf die Photos kommentieren könntest."

    Hier kann ich abermals nur an Naumann und allenfalls Rupprecht vom SV verweisen. Hinsichtlich Kontakt kann ich Dir weiterhelfen.

    Ute schrieb: "Hans Schippers, die Barnevelder Autorität Hollands, bestreitet das vehement. Er schreibt, dass die Doppelsäumung spontan aufgetreten ist und das ist mittels der Rassen, die zur Entstehung der Barnevelder verwendet wurden, auch gut möglich."

    Die Meinung von Herrn Schippers halte ich für sehr naiv und das widerspricht den tatsächlichen Gepflogenheiten, denn Einkreuzungen und "Frischblut" hat es bei allen Haustierrassen gegeben, seit es diese überhaupt gibt. Hier von einer Spontanmutation zu sprechen halte ich für lächerlich, außer, dass vielleicht mal rezessive Merkmale phänotypisch aufgetreten sein können. Auch das wär eine Bestätigung meiner Meinung.

    Ute schrieb: "Du beschreibst, das bei den Altsteirern Deiner Erfahrung nach so einiges eingekreuzt wurde. Bei den Barneveldern könnte die Situation je nach Land ja ähnlich sein."

    So ist es auch...

    Ute: "Schade, dass Du mit den Barnies aufhören musstest. Was ist mit Deinen Vögeln geschehen?"

    Aufgrund meiner enormen Überlastung als Züchter, habe ich die Tiere bei Bekannten geparkt und anhand des geringen Engagements ist die Qualität immer schlechter geworden. V. a. wollte ich sie in erster Linie ursprünglich auf Bruttrieb selektieren, quasi als Ammen für die Altsteirerhalter und quasi nebenbei noch eine weitere Kulturrasse möglichst professionell erhalten. Die Sache ist dann immer mehr in die Tiefe gegangen, insbesondere weil mal in der Nachzucht TROTZ REINZUCHT über 50 % SCHECKEN angefallen sind. Das war sicher auch ein Hinweis auf Einkreuzung, obwohl ich immer maximal entfernt verpaare. Diese Eltern kamen ganz sicher aus unterschiedlichen Genpoolen. Aber das bestätigt nur meine Meinung, was die genetische Drift anlangt.

    Ich hatte einfach nicht die Voraussetzungen, um auch mit dieser Rasse zielorientiert zu arbeiten und das geht nur auf breiter Basis, weil nur Quantität auch in der Zucht zur Qualität führt. Gleichgesinnte habe ich weder in Österreich und natürlich auch in Deutschland nicht (wen interessiert unter Formalisten der Bruttrieb und auch das dunkelbraune Ei verfolgen nur wenige etc.) gefunden.

    Viele Grüße aus Wien von

    Heinz[/quote]
    "Tierzucht ist Denken in Generationen" - "Wer nicht konsequent selektiert, geht unweigerlich fehl", "Haflingerpapst" Otto Schweisgut, Tirol

  8. #28
    Avatar von chook
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    Hallo Altsteirer.at,

    Danke für die Blumen. Ich hab' einfach das Glück, dass Englisch meine Zweit- und inzwischen Hauptsprache ist. Auf dem Web gibt es unglaublich viele Informationen zu dem Thema, inklusive Abstracts von wissenschaftlichen Zeitschriften, so dass man sich da innerhalb relativ kurzer Zeit ganz gut einlesen kann. Aber je mehr man lernt, umso mehr sieht man, was man alles nicht weiss! In deutscher Sprache gibt's da leider kaum was Fundiertes auf dem Netz.

    Daher glaube ich, dass die Dunkelbraunen über Einkreuzungsversuche mit Hamshire, die sicher stattgefunden haben (Rupprecht, Naumann), quasi so nebenbei entstanden sind.
    Laut des Büchleins von Oertel und Spoerer hat Naumann die Braunen ab 1978 aus schwarzen Barneveldern, Rhodeländern und New Hampshire gezüchtet. Bei den Schwarzen hatte er Probleme mit der Beinfarbe (schwarze Läufe als Erbe der Croad Langshans) und kam "zu dem Schluss, daß sich ein rotbraunes Huhn besonders für die Verbesserung der Beinfarbe der schwarzen Barnevelder eignen würde. Hieraus entstand der Wille, die rotbraunen Barnevelder zu erzüchten."

    Daher glaube ich, dass die Dunkelbraunen über Einkreuzungsversuche mit Hamshire, die sicher stattgefunden haben (Rupprecht, Naumann), quasi so nebenbei entstanden sind.
    Wäre es möglich, dass sich das Einkreuzen der NH auf die Schwarzen und Braunen beschränkt hat, oder bist Du sicher, dass es auch bei den Doppeltgesäumten gemacht wurde?

    Ute schrieb: "Hans Schippers, die Barnevelder Autorität Hollands, bestreitet das vehement. Er schreibt, dass die Doppelsäumung spontan aufgetreten ist und das ist mittels der Rassen, die zur Entstehung der Barnevelder verwendet wurden, auch gut möglich."
    Die Meinung von Herrn Schippers halte ich für sehr naiv und das widerspricht den tatsächlichen Gepflogenheiten, denn Einkreuzungen und "Frischblut" hat es bei allen Haustierrassen gegeben, seit es diese überhaupt gibt. Hier von einer Spontanmutation zu sprechen halte ich für lächerlich, außer, dass vielleicht mal rezessive Merkmale phänotypisch aufgetreten sein können.
    Hans' sehr detaillierten Recherchen und anderen Quellen nach zu urteilen, sind die Barnevelder entstanden aus:
    1850-1875: Lokale Landrasse plus Brahma, Malay, Cochin (schwarze + rebhuhnfarbige), Langshan
    1885 + rebhuhnfarbige Cochins , -> + Croad Langshan
    Dann lange 'Experimentierphase' mit verschiedenen Kreuzungen genannter Rassen
    1898 Durchbruch durch Einkreuzen von einem groben Vorläufer der Goldenen Wyandotten (mit Einfachkamm) und nochmals rebhuhnfarbigen Cochins und Croad Langshan.
    1905 und danach weitere Einkreuzungen von Croad Langshan
    1906 Einkreuzung von Gelben Orpingtons
    Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunders wurden rebhuhnfarbige, schwarze und doppeltgesäumte ausgestellt. Noch 1913 und 1914
    berichtete Sir Edward Brown, der von GB aus die Niederlande besuchte,
    dass er "weisse, schwarze, braune, gesäumte und gelbe Küken" von
    Barneveldern sah.

    Die genannten "Väter und Mütter'" der Barnies tragen alle erforderlichen Gene in sich, um die Doppelsäumung zu erreichen, vor allem
    Rebhuhnfarbige Cochins (eb/eb, Pg/Pg, ml+/ml+,co+co+) und
    Gold-Wyandotten (eb/eb, db+/db+, Pg/Pg, Ml/Ml, Co/Co)
    wobei es natürlich jeweils einige Generationen und grosse Mengen an Küken brauchte, um Faktoren wie Columbia, das Schwarz der Langshan, die befiederten Läufe der Cochins und Langshan etc wieder herauszuzüchten.
    Ich denke schon, dass Hans Schippers Recht haben könnte. Das schliesst natürlich nicht aus, (das sagt Hans auch selbst), dass andernorts bzw. später Indische Kämpfer eingekreuzt wurden.

    insbesondere weil mal in der Nachzucht TROTZ REINZUCHT über 50 % SCHECKEN angefallen sind. Das war sicher auch ein Hinweis auf Einkreuzung
    Ein Züchter in den USA, der genetisch sehr bewandert ist, beschreibt das Auftreten von Schecken/Schilf/Emaill als "ein Faktor der in einer Form segregiert, die sich jeder Beschreibung entzieht" d.h. der sich bislang nicht mit Vererbungsregeln erklären lässt, und weltweit in verschiedensten Rassen auftritt (bei ihm in Yokohama).

    wen interessiert unter Formalisten der Bruttrieb und auch das dunkelbraune Ei verfolgen nur wenige etc.
    Ist schon schade. Denn das braune Ei hat die Barnies schliesslich weltweit berühmt gemacht!
    Was den Bruttrieb angeht: 3 der 4 'Iren' und 1 der 4 'Deutschen' haben dieses Jahr gebrütet. (und meine 3 Orpington-Damen, die ich mir extra zu dem Zweck gezogen hatte, da ja die Barnevelder fast als Nichtbrüter gelten ).

    LG
    Ute
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  9. #29
    Avatar von kajosche
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    holdrio

    bravo
    mit großer begeisterung lese ich eure sehr informativen und fundierten artikel. leider gibt es in deutsch sehr wenig literatur über das thema genetik und vererbung von hühnern und mein englisch ist ja nicht so berauschend.also cook wen du mal ein buch in deutsch schreibst mit deinen eigenen erfahrungen und angelesenen informationen gib mir unbedingt bescheid.

    grüße
    verkaufe Altsteirer Bruteier, viele verschiedene Farben.

  10. #30
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    Eine Übersetzung der englischen Literatur/Essays würde auch helfen.

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