Zitat von
sil
Ist es nicht seltsam, daß es schwer fallen kann, Tiere zu töten und Fleisch zu essen, daß aber Pflanzen zu essen, Bäume zu fällen, Wiese umzuackern so gar kein Problem ist? Auch Pflanzen sind Lebewesen.
Von Bäumen z.B. weiß man inzwischen, daß sie untereinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Schädlingen warnen können. Ist es also leichter, den Salatkopf im Garten abzuschneiden, und hinterläßt es ein reineres Gewissen, ihn zu essen, weil wir nichts über sein Gefühlsleben wissen?
Tatsache ist doch, daß alles was lebt, auch sterben muß, und durch seinen Tod erst eine Fortsetzung von anderem Leben ermöglicht.
Auch mir fällt es schwer, einen überzähligen Hahn zu schlachten, viel leichter fällt es mir, eine Mausefalle aufzurichten, eine Kartoffelstaude auszugraben oder einen Kohlkopf ab zu schneiden, aber im Grunde ist das eine wie das andere die Entscheidung über Leben und Tod. Selbst das Bekämpfen der Milben im Hühnerstall ist nichts anderes als das Töten von Leben.
Der Unterschied sind die Emotionen, die mir das eine schwerer, das andere leichter fallen lassen. Und vor allem die Emotionen, die ich in das Opfer meiner Tötungsabsicht hineininterpretiere (Ob sie welche haben, und welche, kann ich ja nur raten).
Ein Fuchs tötet sicher nicht emotionslos, ein Huhn stirbt wohl auch nicht emotionslos, aber was beide nicht haben, ist der ständige Zwiespalt zwischen Gefühl und Verstand, der uns Menschen so oft plagt.
Wir haben es fertig gebracht, mithilfe unseres Verstandes die Einstellung zu (Nutz-)tieren zu pervertieren, und nun pfuscht uns unser Gefühl dazwischen, das weiß. wie falsch eine solche Respektlosigkeit gegenüber dem Leben ist.
Das eine bedeutet körperliches Wohlbefinden, satt sein, Bequemlichkeit, das andere löst dagegen sehr viele ungute Gedanken aus. Vegan zu leben, ist vielleicht nur ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit gegenüber so widersprüchlichen Emotionen?
Meine Hühner haben viel dazu beigetragen, daß ich gelernt habe, für mich einen Weg aus diesem Dilemma zu finden.
Sie haben mein Bewußtsein dafür geweckt, daß gerade Tiere, die ich einmal essen werde, einen respektvollen Umgang verdienen, und zwar bis zu dem Tag, an dem sie in meinem Magen landen.
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