Ich sehe es so:
Ich halte Hühner und will von denen Nachzucht.
Ich will verschiedene Rassen und versuche über Bruteier meinen Bestand zu erweitern
Ich habe brütende Hennen und bringe es meistens nicht übers Herz, die rigoros zu entglucken.
Ich genieße das Gewusel im Kükenheim und wenn ich es einmal nicht hätte, würde mir was fehlen.
Und weil ich so bin wie ich bin, ichbezogen und nur auf die Vorteile der Hühnerhaltung aus (:teuf1), muß ich mich jedes Jahr von neuem der Tatsache stellen, dass leider nur etwa die Hälfte der Küken weiblichen Geschlechts sind.
Selber schlachten kann ich nicht, aber wenn die Viecher mal tot sind, hab ich auch kein Problem mehr damit. Ich überlasse das töten Leuten, die sich trauen und es können (feige bin ich auch), und wenn meine Hähne tot sind, dann weiß ich, dass ihr Leben bis zu diesem Ende so gut war, wie ich es ihnen nur bieten konnte. Und selbst im Tod bringen sie noch Freude, denn wer immer eins abbekommt, weiß, dass er da etwas Besonderes genießen darf.
Für mich ist das auch eine Art Achtung vor dem Leben.
Klar könnte ich auch alle Hähne behalten. Wer nicht mehr in den Stall passt, bleibt halt über Nacht draußen und hilft dem Fuchs beim Überleben. Wer von den anderen so gemobbt wird, dass ihm das Blut übers Gesicht läuft, wird irgendwann von den Schweinen gefressen oder vom Habicht geholt, auch der Luchs wird bald mitkriegen, dass es hier Hähnchen im Überfluss gibt, die vor lauter Streit untereinander nicht auf sich aufpassen.
Das wär dann eine natürliche(re??) Auslese, als wenn ich selber bestimme, wer leben darf und wer stirbt.
Oder ich verweigere mich zwar nicht dem ersten Teil der Prozedur, der Auslese und dem Töten, dann aber dem zweiten, dem aufessen, und verfüttere die toten Viecher an meine Hunde und Katzen. dann hätte ich ja gleich doppelt das gute Gewissen!! Hähnchen vorm stressigen Leben in einer Männerüberschusswelt gerettet und meine anderen Haustiere mit bestem Biofutter versorgt.:cool::cool:
Aber weil ich halt bin, wie ich bin, nämlich egoistisch und kleinlich, gönne ich denen bloß die Reste.
Spass beiseite. Es belastet mein Gewissen kein bißchen, wenn ich für ein Tier, das ich aufgezogen habe, ein Ende im Kochtopf bestimme. Da müßte ich viel, viel früher anfangen mit den Gewissensbissen, nämlich im Falle der Hähne schon ehe ich überhaupt anfange zu brüten.
Es ist eher die Frage, ob ich bereit bin, das Tier dann auch zu essen, und das hat nix mit dem Gewissen zu tun, da greifen ganz andere Mechaniken.