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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rassenzucht oder keine Rassenzucht?



BackWoods
11.12.2011, 15:28
Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und trage mich seit einigen Wochen mit dem Gedanken ein paar Hühner zu halten. Einen Garten, der groß genug ist wäre vorhanden. In letzter Zeit habe ich mich in die Themen Auslauf und Stall eingelesen und bin nun an der Frage angekommen, welche Rasse ich wählen soll bzw. ob überhaupt eine Rasse sinnvoll ist.

Hier mal ein paar Gedanken, die ich mir mache. Vielleicht sind die ja hilfreich, um mir bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Zum einen möchte ich Hühner nur als Hobby halten um meine Familie und vielleicht Freunde mit guten Eiern (Eigelb ist noch gelb und nicht orange) und gesundem Fleich zu versorgen. Mir ist es einfach ein Anliegen wieder bewußter zu Essen und sich über die Herkunft des eigenen Essens mehr Gedanken zu machen. Außerdem möchte ich, dass meine Kinder auch noch lernen, dass Eier vom Huhn und nicht von Edeka kommen.

Da es mir primär wichtig ist, dass es dem Tier während seines Lebens gut geht stellt sich mir auch die Frage in wie weit die Rassenhühnerzucht für mich der richtige Weg ist. Ich möchte hier nicht pauschalisieren und auch keinem auf den Schlips treten, aber sowohl bei Hühnern, als auch bei Kaninchen, Hunden, etc. sehe ich immer mehr "Qualzuchten" die nur noch für Showzwecke gezüchtet werden. Genau das möchte ich aber nicht. Ich suche ein Huhn, dass auch draußen ohne Antibiotika überleben kann und nicht so überzüchtet ist, dass es nach 2 Jahren völlig ausgemergelt geschlachtet werden muss.

Wenn ich mich für eine Rasse entscheide, dann müsste sie in etwa folgende Kriterien erfüllen:
- robust, ruhig und genügsam
- ein Nutztier und kein "Showtier"
- 130-150 Eier/Jahr sind völlig aussreichend
- sollte auch leckeres zur Verfügung stellen

Vielleicht sind meine Ansprüche auch zu hoch, dann lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Gibt es Rassen, die meinen Ideen entsprechen?

Viele Grüße und vielen Dank für euren Input,
Backwoods

cimicifuga
11.12.2011, 15:31
bielefelder kennhuhn wär was für dich!

allerdings bedenke bitte: wenn du dich wirklich mit der rassezucht auseinandersetzen willst, dann musst du dir auch überlegen, was du mit den überschüssigen hähnen anstellst. kannst du selber schlachten?

Murmeltier
11.12.2011, 15:55
Bielefelder legen sehr gut und sehen schön aus, aber die waren bei mir etwas kränklich. Australorps sind viel robuster.
Ich habe Australorps x Bielefelder Mix-Henne, die noch besser legt als ihre Vorfahren und ist sehr robust.
Eigentlich kannst Du jede Zwiehuhn-Rasse nehmen, ausser oben schon genannten: New Hampshire, Sussex, Sundheimer, Amrocks, Welsumer.
Ich habe zur Zeit Australorps (gute Gewicht, schmeckhafte Eier), Bresse (gute Legeleistung, sehr frühreif) und Sundheimer (sehr schön anzusehen, legen noch nicht, weil zu jung). Alle drei Rassen kann ich als robust bezeichnen.
Bielefelder und Niederrheiner habe ich gehabt und will keine mehr.
Mein Mann steht auf Australorps, die haben sehr feinfaseriges Fleisch, als Suppenhuhn schmecken mit 3 Jahren noch sehr gut. Die Eier von Australorps schmecken am besten von den Rassen die wir schon hatten, haben großes Eigelb und sind um die 70g schwer.

Waldfrau2
11.12.2011, 15:57
Wenn ich es richtig lese, möchte BackWoods auch schlachten
sollte auch leckeres zur Verfügung stellen, also dürften überzählige Hähne wohl kein Problem darstellen.

Prinzipiell kannst Du natürlich Hühner einfach nach Gefallen aussuchen und eine bunte Truppe mischen. Ohne Zuchtambitionen sind auch Tiere prima, die Züchter nicht in ihre Zucht nehmen möchten, oder Mix-Hühner. Aber wenn Du mit den eigenen Tieren weiterziehen möchtest, wäre eine Rasse schon sinnvoll, denn nur dann weißt Du im voraus, was Du von den Nachkommen erwarten kannst (Legeleistung, Gewicht, Charakter). Mix-Hühner sind meist recht leistungsfähig, aber das gibt sich mit der Zahl der Generationen, die auf die Ursprungskreuzung folgt (Heterosis-Effekt).

Wenn Du ruhige Tiere möchtest, dürften prinzipiell die etwas schwereren Tiere eher in Frage kommen, die leichten Rassen wie Italiener oder Altsteirer (um mal ein sehr ursprünglich und selbständig lebendes Huhn zu nennen) haben meist ein lebhaftes Naturell. Je mehr Fleisch an einem Huhn dran ist, desto geringer ist tendenziell die Legeleistung. Und je öfter eine Rasse gluckt, desto geringer auch (logischerweise) die Legeleistung. Aber 130-150 Eier im Jahr dürften bei den meisten Hühnern drin sein.

Ein Argument könnte die Eierschalenfarbe sein, denn da gibt es ja viel mehr als nur braun und weiß.

Vielleicht solltest Du mal nach einem Geflügelzuchtverein in Deiner Nähe schauen und fragen, was da so gezüchtet wird. Vielleicht findest Du ja Deine Wunschrasse dabei, und jetzt nach den Ausstellungen könnte es durchaus sein, daß das eine oder andere Huhn abzugeben ist. Ein Verein ist auch von Vorteil, wenn dort die Pflicht-Impfung gegen ND durchgeführt wird. Günstiger kommt man da sonst nicht dran (mein Verein kostet z. B. 16 EUR im Jahr, wenn ich selber impfe, gebe ich 44 EUR aus).

baaze
11.12.2011, 16:00
Hallo, Backwoods,
ich hatte ähnliche Kriterien wie Du , hab mir einen Brüter besorgt und vor zwei Jahren von Hühnerling Bruteier schicken lassen. Ich wollte keine Legehybriden mehr. Hühnerling hat Eier von verschiedenen Rassemixen. Hab eben erst Bilder derer Nachkommen eingestellt, kannst ja mal schauen...
Nun freue ich mich über wunderschöne, große Tiere, bunte Eier und brutfreudige Hennen und über ein Schlachtgewicht von mindestens 2 Kilo.:)

klick einfach meinen Namen an und gehe auf Beiträge anzeigen, dann auf eine Stimmung am wilden Kaiser und schon bist du in "für Hühnerling".

Sorteng
11.12.2011, 16:13
deine ansprüche sind keinen falls zu hoch, rassehühner sind in der regel robust, schwere rassen sind ruhig und wenn du dir von niemandem brahmas aufschwatzen lässt dann solltest du auch hühner finden die plus minus 200 eier legen und dabei völlig gesund sind ohne irgendwelche erschöpfungserscheinungen.

Mach es einfach so:
-Such dir auf indiez.de hühnerrassen raus die schwer sind (hennen um die 2,5 kg oder eher mehr)
-dann schau ob welche dieser rassen um die 200 eier legen
--> nun googelst du dir bilder raus und dann kannst du dir die rasse aussuchen die dir am besten gefällt.

zu dieser sache mit den GELBEN, nicht ORANGEN eidottern. Wir hatten nun legehybriden und noch drei verschiedene hühnerrassen, bei artgerechter haltung mit grünem, erde zum scharren und auslauf haben ALLE eier mit ORANGEN eidottern gelegt!
Und diese eier haben deutlich besser geschmeckt als gekaufte eier ob nun mit gelbem oder orangem dotter.

Waldfrau2
11.12.2011, 17:27
Ja, Sorteng hat recht, der Eidotter hängt mit der Ernährung zusammen. Z. B. Kohl oder Gras oder Möhren gibt viel Farbe. Aber die käuflichen Eier sind zumeist durch Dotterfarbstoffe orange oder gelb. Da solltest Du natürlich dann auch darauf achten, was Du den Hühnern zu futtern gibst. Für die Eier brauchen sie einen erheblichen Protein-Anteil in der Nahrung, und das läßt sich am einfachsten durch ein Legefutter (Mehlform oder Pelletform) verwirklichen, da ist alles fürs gesunde Huhn drin. Aber konventionelle Futtermittel haben in der Regel auch Dotterfarbstoffe drin (z. B. Canthaxantin), außerdem meist genverändertes Soja. Das steht auf dem kleingedruckten am Futtersack. Mit Bio-Futter ist man auf der sicheren Seite, gelegentlich gibt es auch konventionelles Futter ohne.

Wontolla
12.12.2011, 02:05
... bin nun an der Frage angekommen, (..) ob überhaupt eine Rasse sinnvoll ist.

Wenn man Hühner der Eier wegen hält, tun es Hybriden.
Hält man Hühner wegen dem Fleisch, bringen Legehybriden nichts. Masthybriden, die schnell viel Fleisch ansetzen, kann man als Qualzuchten einstufen.
Will man Eier und Fleisch genießen können, bleiben nur Hühner entsprechender Rassen.
Will man den erforderlichen Nachwuchs selbst heranziehen, geht das auch nur mit Rassehühnern.


Zum einen möchte ich Hühner nur als Hobby halten ...

Die Reinzucht von Rassehühnern an sich ist ein typisches Hobby. Natürlich kann man sich auch mit wilden Kreuzungen oder jährlich neu gekauften Hybriden amüsieren. Besondere Anforderungen stellt das aber nicht.


Mir ist es einfach ein Anliegen wieder bewußter zu Essen und sich über die Herkunft des eigenen Essens mehr Gedanken zu machen.

Da bietet sich sogar die Ausstellungszucht geradezu an. Das geht nämlich nur, wenn man sich viel Gedanken macht und mehr hinzulernt als ein Halter bunt gemischter Herden. Mit dem Wissen kommt dann auch ein ganz neues Bewußtsein und man wird erfahren, dass Qualzuchten für Showzwecke bei Hühnern nicht nur keine Erfolgsaussichten haben, sondern von vornherein unterbunden werden. In der Rassehuhnzucht der Gegenwart gilt es, alte Rassen vor dem Aussterben zu bewahren.


sowohl bei Hühnern, (..) sehe ich immer mehr "Qualzuchten"

Da staune ich jetzt aber. Für die Rassehuhnzucht bezweifle ich das.


... suche ein Huhn, dass auch draußen ohne Antibiotika überleben kann und nicht so überzüchtet ist, dass es nach 2 Jahren völlig ausgemergelt geschlachtet werden muss.

Den Einsatz von Antibiotika machen nur zu dichte Populationen, wie in kommerziellen Haltungen, notwendig. Selbst Hybriden kommen nach der Aufzucht problemlos ohne Antibiotika aus, wenn sie naturnah gehalten werden.


Wenn ich mich für eine Rasse entscheide, dann müsste sie in etwa folgende Kriterien erfüllen:
(..)
- ein Nutztier und kein "Showtier"

Für Rassehühner ist diese Forderung paradox. Alle guten Rassehühner müssen Showtiere sein, auch wenn sie Nutztiere sind. Schließlich dient jede Schau der Bewertung der ausgestellten Tiere. Dabei sind es keineswegs Schönheitsmängel die zu erheblichen Abwertungen führen. Genetische Mängel, wie Form, Größe, Fehlentwicklungen, Mutationen und Fehlstellungen einzelner Körperteile wiegen weit schwerer. Erst bei den Bestnoten spielen Schönheitsfehler eine Rolle.

Gerade dem Neueinsteiger bieten die Ausstellungen beste Gelegenheiten zum Kontakt mit Züchtern, Rassen zu vergleichen und die geeignete Rasse zu finden.

BackWoods
12.12.2011, 08:38
Hallo zusammen,

erst einmal vielen Dank für die informativen und ausführlichen Antworten. Die haben mich einen großen Schritt weiter gebracht. Ich habe jetzt folgende Rassen in der engeren Auswahl. Vielleicht könnt ihr mir dazu noch eure Meinung sagen:
- Bielefelder Kennhühner
- Croad-Langschan
- Mechelner
- Niederrheiner
- Prat

@cimicifuga
Das Bielefelder Kennhuhn hört sich wirklich gut an. Ich habe mal etwas in meinen ausgeliehenen Hühnerbüchern drüber gelesen und da neben dem Eierlegen auch der Fleischgeschmack ein Zuchtziel ist, scheint diese Kombination gut geeignet und kommt definitiv in die engere Wahl. Die Kenneigenschaft ist für mich zwar zweitrangig, da ich die jungen Hähne auch behalten und zeitnah schlachten möchte, bleibt aber ein nettes Gimmick oben drauf.

@Murmeltier
Die Australorps hören sich auch nicht uninteressant an. Was ist denn der Vorteil, wenn ich die mit den Bielefelder Kennhühner kreuze? Diese Kreuzungen könnte ich dann aber nicht zur weiteren "reinrassigen" Nachzucht nutzen, oder?

@Walfrau2
130-150 Eier im Jahr würden mir nach meinen jetztigen Standpunkt völlig ausreichen, wenn ich dann eine Rasse habe, die selbst ihre Jungen großzieht. Bezüglich des Futters würde ich so oder so auf Bio gehen, da ich ja nicht auf eine artgerechte, gesunde Haltung achten kann und dann jeden "Dreck" an meine Hühner verfütter.

@Sorteng
Danke für den Hinweis mit der Internetseite. Die kannte ich nicht. Ist sehr informativ, nur ein bißchen langsam.

Weyz
12.12.2011, 11:27
Was sich auch lohnt:
Gehe einfach mal auf eine Hühnerschau in Deiner Umgebung, die nationale in Dortmund hast Du leider gerade verpasst. Dort siehst Du Deine bevorzugten Sorten live und auf einmal gefällt Dir die eine oder andere noch besser. Und Du kannst vielleikcht auch gleich einen Koontakt zum Züchter knüpfen. Im Katalog stehen auch alle Adressen der Aussteller. :)

Murmeltier
12.12.2011, 12:52
@ BackWoods
Du muss natürlich keine Kreuzungen produzieren, dass waren nur meine Erfahrungen.
Kreuzung von Australorps und Bielefelder sind robust, Bielefelder waren bei mir kränklich, darum habe ich die abgeschafft.
Genau so Niederrheiner. Die haben kaum gelegt und waren anfälliger für Schnupfen, als Australorps, obwohl gesunder als Bielefelder waren die schon. Niederrheiner sind gute Futtersucher, scharen wie die Weltmeister und sind daswegen mehr für die unendlich große Ausläufe geeignet. Besonders zutraulich sind die auch nicht, aber sehr aufmerksam und etwas wild von Wesen her.

hühnerling
12.12.2011, 15:01
Hallo BackWoods,

für Deine Anforderungen würde ich Dir für den Anfang folgende Großrassen empfehlen:


Amrocks
Rhodeländer
Marans schwarz-kupfer


Weitere Infos zu Legeleistung, Gewicht etc. der von Dir aufgeführten Rassen findest Du auch unter www.indiez.de.

LG hühnerling

BackWoods
12.12.2011, 20:25
Hallo zusammen,

danke für die weiteren Hinweise. Nach aktuellem Status kommen für mich zur Zeit folgende Rassen in Frage:

- Amrocks
- Bielefelder
- Marans

Danke auch an hühnerling für die Hinweise auf die weiteren Rassen. Besonders die Marans finde ich persönlich auch optisch sehr schön. Gibt es Informationen über darüber, wie widerstädnig die Rasse ist?

VG,
BackWoods

Sorteng
12.12.2011, 20:31
ich habe hier schon mehrfach gehört das bielefelder nicht die robustesten sind und auch meine tiere sind nicht gerade nervenfest, ich habe mir jetzt schon mehrmals lebende tiere schicken lassen und die bielefelder waren die einzigen die nach ner woche immernoch total blass und gestresst waren...

ansonsten habe ich noch von keiner hühnerrasse gehört das sie übersensibel oder empfindlich sein sollte.
Von den dreien würde ich dir marans ans herz legen.
http://www.1a-ei.de/

BackWoods
13.12.2011, 09:24
Also ich habe gestern noch einmal etwas weiter Nachgelesen und mich für Marans entscheiden, da sie zum einen alle für mich interessanten Eigenschaften kombinieren und zum anderen als I-Tüpfelchen auch noch gut aussehen und sehr schöne Eier legen. Vielen Dank für eure Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Jetzt geht es bei mir erst einmal weiter mit der genauen Stallplanung.

VG,
BackWoods