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Thema: Marek - Was ist zu tun?

  1. #101
    Avatar von MonaLisa
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    Zitat Zitat von Ernst Beitrag anzeigen
    Hallo Bettina,

    ich zweifele in keiner Weise an, es sich in Deinem Umfeld so darstellt, dass Seidis stärker betroffen sind, als andere Rassen. Mir ist nur wichtig darauf hinzuweisen, dass das keine Rückschlüsse auf die Gesamtsituation zulässt. Für einen Halter aus Hamburg oder München könnte die Beobachtung seines Umfeldes auch erbringen, dass Welsumer besonders anfällig sind, und Seidenhühner weniger Probleme mit Marek haben als andere Rassen. Solange es keine verlässlichen Zahlen von allen Fällen gibt, bleibt es eben bei dem was man aus seinem Umfeld hört und sieht. Das ist aber nun mal nur ein kleiner Ausschnitt des Gesamtbildes, der keine allgemein gültige Aussage über die Anfälligkeit von Marek bei einer Rasse, im Verhältnis zu anderen Rassen zulässt.
    Von Prof Hafez in Berlin kam die Aussage, dass schon die beiden Legelinien braun und weiß messbar unterschiedlich empfänglich für Marek sind. Man hatte dann versucht, die Resistenz gegen Marek zu erhöhen. Hat geklappt, aber leider war das mit etwas anderem gekoppelt (was, habe ich leider vergessen, kann sein dass dadurch IB-Emfpänglichkeit wieder gestiegen sind, sowas in der Art jedenfalls) und sie mussten es wieder aufgeben.
    Zumindest ist nicht nur die Rasse, sondern auch die Zuchtlinie bei Marek interessant. Vor der Impfmöglichkeit wurde auf Marek-Resistenz gezüchtet, durch die Impfungen wurde das dann leider lange vernachlässigt. Es jetzt wieder zu versuchen, erfordert sicher die Hinnahme von hohen Anfangsverlusten und ist je nach Bestandsgröße dann auch unmöglich.
    Aufgrund der Impfmöglichkeit hat auch keiner mehr Interesse, die Rassen und Zuchtlinien daraufhin zu untersuchen.
    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Francis Picabia
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  2. #102
    Rassegeflügelzüchter Avatar von Ernst
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    Zitat Zitat von MonaLisa Beitrag anzeigen
    Von Prof Hafez in Berlin kam die Aussage, dass schon die beiden Legelinien braun und weiß messbar unterschiedlich empfänglich für Marek sind. Man hatte dann versucht, die Resistenz gegen Marek zu erhöhen. Hat geklappt, aber leider war das mit etwas anderem gekoppelt (was, habe ich leider vergessen, kann sein dass dadurch IB-Emfpänglichkeit wieder gestiegen sind, sowas in der Art jedenfalls) und sie mussten es wieder aufgeben.
    Zumindest ist nicht nur die Rasse, sondern auch die Zuchtlinie bei Marek interessant. Vor der Impfmöglichkeit wurde auf Marek-Resistenz gezüchtet, durch die Impfungen wurde das dann leider lange vernachlässigt. Es jetzt wieder zu versuchen, erfordert sicher die Hinnahme von hohen Anfangsverlusten und ist je nach Bestandsgröße dann auch unmöglich.
    Aufgrund der Impfmöglichkeit hat auch keiner mehr Interesse, die Rassen und Zuchtlinien daraufhin zu untersuchen.
    @ MonaLisa

    Es mag durchaus sein, dass ein Professor bei seinen zwei verschiedenfarbigen Zuchtlinien Unterschiede bezüglich Marek Anfälligkeit festgestellt hat. Aber auch das hat offensichtlich keine Allgemeingültigkeit. Anscheinend können wesentlich mehr Parameter bei einem Ausbruch eine Rolle spielen, als bisher angenommen wurde. So sind die Ursachen, je nach Konstellation, von Fall zu Fall, recht unterschiedlich. Das macht es dann auch schwierig, nach einem Ausbruch zu sagen, was die genaue Ursache dafür war. Auf jeden Fall sollte man nicht den Eindruck erwecken, dass es ohne weiteres möglich wäre resistente Rassen oder Zuchtlinien zu erzeugen, und damit das Problem gelöst wäre. Sicher wären Lohmann und Co. die ersten die sich damit schon eine goldene Nase verdient hätten. Dass das wohl nicht so ohne weiteres zu erreichen ist, weil das Problem wohl doch etwas vielschichtiger ist, bestätigt diese Aussage von Lohmann. Offensichtlich bedarf es noch vieler Forschungsarbeit, sowohl in Richtung Resistenzzüchtung, wie auch Impfung, um das Problem in den Griff zu bekommen.

    Hier mal die Sicht der "Lohmänner" zum Thema Marek.

    http://www.lohmann-information.com/c...0_artikel4.pdf

    Besonders interessant fand ich diesen Absatz, insbesondere für die hier ja stark vertretene Gruppe der Freunde, der bunten Truppe.

    Der Kontakt von Tieren verschiedenen Alters und verschiedener Rassen, insbesondere wenn es sich
    umTiere verschiedenen Immunstatus handelt, ist unbedingt zu vermeiden.





    Ein Haus ohne Bücher ist arm,
    auch wenn schöne Teppiche seinen Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.
    Hermann Hesse

  3. #103
    Avatar von MonaLisa
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    @ Ernst, ich habe dir doch gar nicht widersprochen.

    Prof. Hafez von der Uni Berlin hat mit Lohmann und den beiden anderen weltweit wichtigen Großunternehmern zusammen diese Studie gemacht. Er ist für die internationale Wirtschaftszucht zuständig und sitzt da in diversen Wissenschafts-Gremien. Und es waren nicht seine 2 Zuchtlinien, sondern alle Linien der weltweit agierenden großen Geflügelindustrie, die da untersucht wurden.

    Und ja, wenn es ginge, hätten sie die Resistenz erzüchtet, aber wie gesagt, das (oder die Gene) entsprechende Gen ist leider mit einem anderen wirtschaftlich wichtigen Faktor gekoppelt und zwar entgegengesetzt. (Und natürlich gibt es noch andere Faktoren, die zu einem Ausbruch führen können, aber das war hier nicht mein Anliegen. Und auch bei Resistenz ist kein 100% Schutz gegeben, aufgrund der inzwischen großen Vielfalt an Marek-Typen.)

    Für Hobbyhalter hätte der Wirtschaftsfaktor jetzt meist nicht solche Auswirkungen, aber da ist der Pool nun wieder nicht groß genug, um die notwendigerweise entstehenden Anfangsverluste durch Marek auszugleichen.

    Meine bunte Truppe ist gesund, aber es handelt sich hier auch nicht um Hochleistungstiere. Und Küken lasse ich mit Glucke auch erst mal getrennt aufwachsen, bis ihr Immunsystem stark genug ist.
    Und ich hatte früher eine Gruppe von gleichaltrigen braunen Legehennen aus einer Großzucht für Hobbyhalter, die innerhalb von 1 1/2 Jahren alle an diversen Erkrankungen eingegangen sind, trotz Impfungen und Legepellets und kein Labor fand den Grund. Also auch da ist man dann nicht sicher.
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  4. #104
    Rassegeflügelzüchter Avatar von Ernst
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    Hallo MonaLisa,

    mir ist durchaus bewusst, dass in Sachen Resistenzzucht, in der Zukunft noch einiges kommen wird. Das wird mit dem immer besseren Erkenntnissen der Genetik einhergehen. Ebenso bin ich mir im Klaren darüber, dass die Impfstoffe, die wir im Moment haben, noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Sie spiegeln eben den Stand des momentanen Wissens wieder. Ich habe nur den Eindruck, dass sich hier immer mehr der Glaube manifestiert, dass man bei "artgerechter und natürlicher Haltung", was immer der Einzelne auch darunter versteht, man sich um Marek keine Gedanken machen muss. Wenn es dann aber wider Erwarten doch mal eintreten sollte, könnte man den Bestand ja durchseuchen lassen, und hätte mit den Tieren, die das überstehen, eine resistente Zuchtbasis, und müsste sich für die Zukunft keine Gedanken mehr um das Problem Marek machen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass man solche Thesen nicht unkommentiert stehen lassen sollte, da sie m. E. für Anfänger, die sich hier informieren, nicht unbedingt der beste Rat sind.

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  5. #105
    Eierlos Avatar von fini
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    Hallo Hühnerjette, hab jetzt den gesamten Thread durchgelesen ....

    was ist damals rausgekommen? Ich hoffe doch sehr nichts, aber wenn ja, wie ist dann das Hühnerjahr verlaufen?



    ganz liebe Grüsse
    Fini
    1 Hahn und 20 Hühner

  6. #106
    Rassegeflügelzüchter Avatar von Ernst
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    Zitat Zitat von fini Beitrag anzeigen
    Hallo Hühnerjette, hab jetzt den gesamten Thread durchgelesen ....

    was ist damals rausgekommen? Ich hoffe doch sehr nichts, aber wenn ja, wie ist dann das Hühnerjahr verlaufen?



    ganz liebe Grüsse
    Fini


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  7. #107
    Avatar von mm66
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    Zitat Zitat von kamillentee
    Ja, natürlich könnte das Huhn ein zweites Feldvirus bekommen, aber macht es ihm in vorgerücktem Alter noch was aus?
    Sie sind ja dann aus der Zwitspanne raus, wo sich grosse Krankheitszeichen bemerkbar machen.

    Na ja, vielleicht sollte ich lieber mal einen passenden alten Thread dazu raussuchen.
    Das zweite Feldvirus kann schon entscheidend sein, wenn es gefährlichere Symptome ausbildet. Man nimmt durchaus an, dass sich Tiere noch knapp vor der Legereife auf Ausstellungen mit Marekviren angesteckt haben und schlussendlich daran verstorben sind. Das mit dem 1 Jahr, bzw. vor der Legereife, findet man auch in der Literatur, da waren deine Informationen gar nicht so falsch.
    Und auch deine Info, dass der Federstaub länger als 1 Jahr ansteckend bleibt, findet man in der Literatur.

    ...(12 Monate bei 20°C, 10 Jahre bei 4°C)...
    http://www.aviforum.ch/downloads/Mar..._SGZ_04_07.pdf


    Für mich stellt sich nur die Frage, wäre eine spätere Impfung, wenn sie möglich wäre, überhaupt sinnvoll? Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich das kaum.

    Bei den Impfinformationen für den Marekimpfstoff liest man immer wieder, dass die Küken so früh wie möglich zu impfen sind, bevor sie mit Marekviren in Kontakt kommen können.
    Denn es macht ja keinen Sinn geschwächte Marekviren in ein Tier zu impfen, in dem schon aktive Marekviren herumschwimmen. Da ist das Immunsystem ja sowieso schon voll am Laufen.
    Wenn nun die Marekviren tatsächlich so vielfältig und häufig in der Natur zu finden sind, dann wird ein erwachsenes Tier wohl schon mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit in Kontakt gekommen sein und eine Impfung wäre sinnlos.

  8. #108
    Avatar von mm66
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    Leider funktioniert einer meiner Links nicht mehr. Allerdings hatte ich glücklicherweise Brigitte vorher schon mal den Text heraus kopiert. War ursprünglich hier zu finden:

    www.rassegefluegel-rheinland-pfalz.de/.../Marek+Krankheit+und+Marek...

    Marek – Krankheit

    Die Marek-Krankheit ist eine nach Josef Marek ( 1868-1952) benannte Viruserkrankung der Hühner, seltener anderer Hühnervögel.
    Zunächst muss klargestellt werden, dass es verschiedene Formen der Marek-Krankheit, auch Mareksche Lähme genannt, gibt.

    Klassische Form:
    Zunächst wankender Gang, dann liegen die Tiere auf der Seite und strecken die Beine von sich. Die Tiere fressen zunächst normal weiter, soweit sie an Futter und Wasser gelangen können. Es ist ein längeres Dahinsiechen. Irgendwann sterben die Tiere dann.

    Augenform:
    Die Pupille verändert sich. Die Ränder sind zackig und das Sehen wird deutlich eingeschränkt. Der Augennerv ist geschädigt und führt zur Erblindung.

    Hautform:
    Ganze Partien der Haupt werden durch Federausfall kahl. Die Federfollikel sind deutlich vergrößert und gerötet. DIese Form ist beim Rassegeflügel selten, meistens tritt sie in Mastbeständen auf.

    Tumoröse Form:
    Die tumoröse Form ist inzwischen die häufigste Form der Marek´schen Krankheit. Äußerlich ist oft nichts an den Tieren erkennbar. DIe Tiere magern ab und verenden. Eine Sektion ergibt, dass sich an einem Organ ein Tumor befindet. Dieser Tu mor liegt häufig am Darm, am Drüsen- und Muskelmagen. Hierdurch können dem Körper nicht genügend Nährstoffe zugeführt werden, so dass die Tiere stark abmagern und sterben.
    Ursächlich für die Erkrankung ist ein Herpesvirus. Dieses Virus (Feldvirus) kann im Staub, der sich in den kleinsten Ecken im Stall oder in den Ausstellungskäfigen befindet, bis zu 4 Monate ansteckungsfähig überleben. Selbst mit gründlicher Reinigung und Desinfektion ist man nicht sicher, dass eine Ansteckung der Küken nicht erfolgt, da das Virus irgendwo im Bestand noch vorhanden ist. Eine Therapie ist nicht möglich, weshalb sich die Bekämpfung auf die Vorbeugung konzentriert. Sie erfolgt durch eine Schutzimpfung am ersten Lebenstag.

    Impfung mit Lebendimpfstoff
    Dieser Art der Marek´schen Krankheit kann man nur durch Impfung (Nobilis® Rismavac + CA126) mit lebenden zellassoziierten und tiefgefrorenen Vakzinen (minus 196 ° C in tiefgefrorenem Stickstoff) vorbeugen.
    Jede Impfdosis enthält lebendes, attenuiertes Hühnerherpesvirus (Stamm Rispens) sowie lebendes, attenuiertes Putenherpesvirus (Stamm FC 126), zellgebunden in einer tiefgefrorenen Suspension. Zellgebundene Antigene werden von maternalen Antikörpern weniger abgefangen als Antigene in zellfreien Impfstoffen. Der bivalente Impfstoff wirkt gegen alle Virulenzvatianten von MDV ( Marek`s Disease Virus), Serotyp 1, insbesondere aber gegen die hoch virulenten Feldstämme (vvMDV).
    Nobilis Rismavac + CA126 wird von geimpften Tieren ausgeschieden und verbreitet sich durch Tröpcheninfektion in kürzester Zeit in der gesamten Herde. Dadurch werden nicht korrekt geimpfte Eintagsküken nachträglich ebenfalls immunisiert.
    Die Impfung erfolgt direkt nach dem Schlupf (Eintagsküken) und ist nur durch den Tierarzt möglich
    Erhältlich ist der Impfstoff in Ampullen zu 1000 Impfstoffdosen. Diese werden in 200 ml zimmerwarmen (15 – 25)° Nobilis Diluent CA gelöst. Jedem Küken werden unmittelbar nach dem Schlupf 0,2 ml des verdünnten Impfstoffes subkutan unter die Nackenhaut oder intramuskulär in die Schenkelmuskulatur injiziert.
    Leider ist dieses hochwirksame Mittel nur in dieser großen Einheit von 1000 Impfstoffdosen erhältlich. Es empfiehlt sich daher ein Zusammenschluss von örtlichen Züchtern mit festgelegten Schlupfterminen, um die Kosten für diese Impfung im Rahmen zu halten.
    Wichtig: Die Impfstoffampullen müssen in Flüssigstickstoff gelagert und transportiert werden.
    Der Behälter muss immer entsprechend aufgefüllt sein. Die Kühlkette darf nie unterbrochen werden, da sonst die Wirksamkeit des Impfstoffs verloren geht.
    Die Ampullen dann beim Tierarzt zügig innerhalb von einer Minute in einem Wasserbad von 25 – 27° auftauen. Vorsicht: Ampullen können bei plötzlichen Temperaturveränderungen platzen! Auf den vorherigen Seiten haben wir eine Zusammenfassung über das umfangreiche Thema der Marek-Krankheit erstellt mit wichtigen Informationen zu der einzig wirksamen Vorbeugung durch eine Impfung mit Lebendimpfstoff.
    Weitere, umfassendere Ausführungen bietet der nachfolgende Artikel, der freundlicherweise von Herrn Dr. Manfred Kleemann zur Verfügung gestellt wurde.

    Verlustursache in der Rassegeflügelzucht
    Die Marek´sche Krankheit ist eine virusbedingte, lymphoproliferative, neoplastische Erkrankung des Huhnes. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch Auftreten von lymphatischen Tumoren (Lymphomen) in viceralen Organen, Muskulatur und Haut sowie von entzündlichen und neoplastischen Veränderungen in den Nerven. Die Nervenveränderungen haben Lähmungserscheinungen als klinische Hauptsymptome zur Folge.
    Die Marek´sche Krankheit ist weltweit verbreitet. In den sechziger Jahren nahm die Marek´sche Krankheit infolge neuer ökonomischer und epi-zoologischer Bedingungen ( Entwicklung konzentrierter Geflügelhaltung) stark zu. Die Verluste durch die Marek´sche Krankheit können enorm sein - 20 bis 30%, ja sogar bis zu 70% des Ausgangsbestandes.
    Der Erreger der Marek´schen Krankheit gehört in die Gruppe der Herpesviren. Beim Marekvirus unterscheidet man drei Serotypen:
    Serotyp 1: pathogene (onkogene=geschwulstbildende Stämme)
    Serotyp 2: natürlich apathogene Stämme
    Serotyp 3: apathogenes PHV (Putenherpesvirus)
    Die Pathogenität (krankmachende Eigenschaft) des Marektvirus korreliert stets mit der Onkogenität (Neigung zur Tumorbildung). Die Stämme des Serotyp 1 weisen sehr große Unterschiede im Grad ihrer Virulenz auf. Es gibt sehr hohe pathogene Stämme, hochpathogene Stämme und mittelgradig bis schwach onkogene Stämme. Vom Pathogenitätsgrad des jeweiligen Marekvirus hängt z.B. auch der Erfolg einer Impfung oder Resistenzzucht ab. Bei sehr hoch pathogenen Stämmen kann es auch zum Impfdurchbruch kommen.

    Übertragungswege
    Die Übertragung des Marektvirus erfolgt nur horizontal, also von Tier zu Tier, über Vektoren und Federfollikelepithelstaub, nicht aber transovariell (über den Eierstock). Zellfrei infektiöses Virus wird nur über Feder-follikelepithel ausgeschieden, eingeschlossen in abgestorbene verkronte Zellreste oder anheftend an Hautschuppen und Federteilchen.
    Aus diesem Grunde sind Stallluft und -staub hoch infektiös. Auch durch Transportbehälter, Geräte und Personen (anhaftend an der Kleidung) kann das Virus übertragen werden. Selbst Getreideschimmelkäfer werden als Überträger genannt. Küken infizieren sich schon sehr früh in den ersten Lebenstagen und scheiden nach etwa 14 Tagen das Virus aus. Unter natürlichen Bedingungen (extensive Haltung) kann es durchaus durch eine frühe Infektion mit einem gering pathogenen oder apathogenen Virus zur Ausbildung einer Immunität kommen, die vor einer späteren Infektion mit einem hoch pathogenen Virus schützt. Außerdem ist bei der Freilandhaltung die Infektionsdosis geringer als bei Intensivhaltung.
    Die Ansteckung erfolgt vorwiegend per Inhalation über die Atemwege oder Inokulation über das Auge. Die Schädigung von Zellen und Organen des lymphatischen Systems durch die Infektion mit dem Marekvirus führt zu einer Immunsuppression, die sehr lange anhalten kann und die Küken anfälliger für andere Infektionen macht (Kokzidien, Mykoplasmen, Coliinfektionen usw.) Eine Erholung des lymphatischen Systems tritt nur bei der Infektion mit dem mittelgradig oder schwach pathogenen Maretvirus auf. Die Inkubationszeit schwankt zwischen 2 und 30 Wochen. Es kommt jedoch zu einer Erkrankungshäufung in der 6. bis 12. Lebenswoche.
    Eine Einteilung nach dem klinischen Bild wird in die akute Verlaufsform (Tumorform) und in die klassische Verlaufsform (Marek´sche Hühnerlähme) vorgenommen.
    Die akute Verlaufsform wird durch hoch pathogene Marekvirusstämme verursacht. Sie wird frühestens ab der 4. Lebenswoche beobachtet. Die Tiere zeigen in hohem Maße Lymphomen (Tumoren) der Eingeweideorgane mit unspezifischen Symptomen wie gestörtem Allgemeinbefinden und Entkräftung.
    Die chronische oder klassische Form, durch gering oder mittelgradig pathogene Stämme verursacht, tritt meistens ab 10. bis 12. Lebenswoche auf und zeigt sich vorwiegend sporadisch. Besonders bei extensiver Haltung wird die Marek´sche Lähme häufiger gesehen. Das Auftreten der Erkrankung kann sich bis zum Beginn der Legeperiode erstrecken. Die Verlustquote ist oft geringer als 10%, kann aber auch deutlich darüber liegen. Diese Form geht vor allem mit Nervenveränderungen einher. Tumore des lymphatischen Systems kommen nur bei 5 bis 10% der befallenen Tiere vor.
    In geimpften Beständen ist die Einteilung in akute und klassische Verlaufsform nicht anwendbar. Auftretende Krankheitsfällt werden durch Stämme der akuten Form verursacht. Klinisch findet man bei der klassischen Form bedingt durch die Veränderungen an den Nerven vor allem Paresen der Beine sowie ein hängenlassen der Flügel.
    Die Hauptform der Marek´schen Krankheit kommt zumeist bei Masthähnchen vor und führt zu Federausfall und knötchenförmigen Verdickungen der Federfollikel. Die für die Marek`sche Krankheit typischen Augenveränderungen, wie graue Irisverfärbung und deformierte Pupille (Iridozyklitis), treten seltener auf. Ob die auf Ausstellungen auftretenden Augenfehler wie "Fischauge" oder "deformierte Pupille" durch die Marek´sche Krankheit verursachte oder aber genetische Mängel sind, lässt sich an dieser Stelle nicht eindeutig beantworten.
    In der Differenzialdiagnose lässt sich die Marek´sche Krankheit oft nicht immer einfach von der lymphatischen Leukose unterscheiden. Im Zweifelsfall, besonders beim Erstausbruch der Erkrankung, sollte eine virologische Abklärung in einem Labor erfolgen.

    Bekämpfung
    Eine Therapie der Erkrankung ist nicht möglich. Ziel aller Maßnahmen ist eine sinnvolle Prophylaxe, um die Verluste auf ein erträgliches Maß zu vermindern. Eine Tilgung der Infektion ist unter den gegebenen Umständen nicht möglich.
    Eine Immunprophylaxe verhindert trotz deutlicher Senkung der Verluste nicht die Infektion mit dem Marek-Virus sowie die Vermehrung und Ausscheidung des Virus.

    Die Bekämpfung und Verhütung der Marek´schen Krankheit begründet sich auf folgende Maßnahmen:

    -absolute Trennung der Kükenaufzucht von den Alttieren in den ersten Lebenswochen;
    -Reinigung und Desinfektion der Aufzuchtställe, um Infektiöse Federstaubpartikel zu entfernen;
    -Impfung der Eintagsküken noch im Brutraum (so früh wie möglich);
    -Verhinderung der Viruseinschleppung in den Bestand (Personen- und Tierverkehr einschränken);
    -Züchtung mit resistenten Elterntieren.

    Wenn die Marek´sche Krankheit im Bestand ist, kann durch exakte Bruteihygiene (Bruteibegasung) und absolute Trennung der Aufzucht wertvolles genetisches Material erhalten werden (keine Übertragung des Marekvirus über das Brutei).
    Zur Impfung gibt es verschiedene handelsübliche Lebendvakzinen. Je nach dem verwendeten Virus unterscheidet man Vakzinen auf der Basis von attenuierten (abgeschwächten) apathogenem Marekvirus (Serotyp 1), natürlichem, nicht onkogenen Marekvirus (Serotyp 2) und Putenherpesvirus (Serotyp 3). Teilweise werden Mischvakzinen aus mehreren Serotypen eingesetzt, um einen höheren Impferfolg zu erreichen.
    Abschließend sollen noch einige Ursachen genannt werden, die zu einem unzureichenden Impferfolg führen können:
    -nicht ausreichender Virusgehalt im Impfstoff;
    -fehlerhafte Lager und Behandlung der Vakzine vor oder nach der Resuspension;
    -fehlerhafte Applikation der Vakzine;
    -vorhandene maternale Antikörper blocken Impfvirus ab;
    -Beeinträchtigung der Immunitätslage durch andere Infektionskrankheiten;
    -Massive und frühe Infektion mit hoch pathogenem Marekvirus;
    -mangelhafte hygienische Bedingungen, die das Überleben des Virus in Einstreu, Exkrementen, Federn und Staub ermöglichen;
    -hohe Tierkonzentration;
    -Auftreten sehr hoch inkogener Stämme des Marekvirus (bestimmte Impfstoffe z.B. auf der Basis von Putenherpesvirus schützen hier nur unzureichend).

    DVM Manfred Kleemann
    Fachtierarzt für Geflügel, Ziervögel und Tauben

  9. #109
    Avatar von Floyd
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    Liebe Delia, und dafür möchte ich mich nochmal herzlich bedanken.

    Gerade habe ich alle heutigen Beiträge zum Thema Marek in Capreziosas Faden gelesen.
    Ich finde es gut, dass der Meinungsaustausch und die Informationen hier weitergehen, ich bin daran auch sehr interessiert.

  10. #110
    genannt Kokido Avatar von Huhn von den Hühnern
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    Kann marek auch durch menschen übertragen werden? Z.b. Schuhe / Kleidung... könnte "marek" von einem Besucher (mit unauffälligen hühnern) durch dessen Schuhe/Kleidung in meinen bestand getragen werden und zum Ausbruch führen? Oder müssen nur die hühner direkten Kontakt haben? Kann das marek Virus an der Kleidung überleben und weitergetragen werden....reicht es, wenn jemand mit Marek.Schuhe (also direkt aus dem Stall kommt)
    über die Straße geht und anschließend ich.. muß sich dann unser geflügel tier Arzt nach einem ortstermin komplett umziehen oder trägt er das Virus weiter...kann iCh nachdem was ich gerade gelesen habe, doch bedenkenlos andere hühnerHalter besuchen bzw. denen meinen stall zeigen.... eure Einschätzung

    Da

    Wenn dem so wäre, wie schützt Ihr dann eure tiere?
    Kokido von den Hühnern
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