Homöopathie

[Kamillentee]

@Rohana

Warum bezahlen Krankenkassen Homöopathie?
Jedenfalls nicht, weil sie von der Wirksamkeit überzeugt sind.

Sondern, weil sie die "Überzeugten" in ihrer Kasse halten wollen, bzw. Mitglieder dazu gewinnen wollen.
Oft handelt es sich dabei um jüngere Menschen.
Um so mehr wundert es , (Zitat) daß Patienten, welche zusätzlich homöopathisch behandelt wurden, auch länger krank geschrieben waren. ( Und damit mehr Kosten verursachten).

http://www.spiegel.de/gesundheit/dia...a-1137637.html

http://www.bento.de/politik/homoeopa...ingen-2308881/

[eierdieb65]

Der Krankenkasse ist egal, wie lange du krank geschrieben bist, wenn du krank bist.
Sie bezahlt dein Gehalt ja nicht selbst (im normalen Krankenstand)
Dein Chef bezahlt ja dein Gehalt (und die Sozialabgaben) weiter.

lg
Willi

[Kamillentee]

Das würde dann auch erklären, warum es manche Krankenkasse nicht zu stören scheint.
Aber ab einem gewissen Zeitpunkt (6 Wochen?) zahlt nicht mehr die Firma, sondern die Krankenkasse das Krankengeld.
In Deutschland ...
Aber darum gehts doch gar nicht ausschließlich. Es fallen ja noch andere Kosten an. Eben zusätzliche Medikamente/Globuli, weitere Arztbesuche in der Zeit ...

[Rohana]

Auch Krankenkassen stehen im Wettbewerb und müssen sich irgendwie profilieren. Dummerweise haben mittlerweile schon mehrere Homöopathie im Sortiment

[Oliver S.]

... naja vielleicht muss man es einfach mal so sehen: Homöopathie hat unstrittig einen Placeboeffekt aufzuweisen, der ja offenbar bei bis zu 35% der Behandelnden auftritt ("Im Jahre 1955 erschien im Journal of the American Medical Association ein Aufsatz des Anästhesisten Henry Knowles Beecher (1904–1976) mit dem Titel „The Powerful Placebo“. Beecher wertete darin 15 verschiedene Placebo-Studien zur Behandlung von Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schmerzen nach Operationen aus und kam zu dem Ergebnis, dass von den insgesamt 1082 Patientinnen und Patienten, die an diesen Studien teilnahmen, durchschnittlich 35 % auf Placebos ansprachen..."). Was diesen Menschen fehlt, ist vielleicht einfach nur das gute Gefühl, etwas für die Gesundheit getan zu haben. Homöopathika sind somit vielleicht einfach psychologisch wirkende Medikamente, deren Wirkung darauf beruht, dass die entsprechenden Leute weniger gesundheitsschädliche Stresshormone im Blut haben.
Dabei sind Homöopathika noch nebenwirkungsfrei und von den Herstellungskosten so preiswert wie Milchzucker.
Seit ich mir das überlegt habe, schimpfe ich nicht mehr über Homöopathie, denn das würde dann vielleicht dem Placeboeffekt schaden und damit den Heilungserfolg verringern.
Also von mir aus jeder wie er mag, solange man es nicht übertreibt und wirkungsvollere Methoden dadurch nicht vernachlässigt werden.
Oliver

[Darwin]

Natürlich, und somit ist das auch zu respektieren. Eine Kerze in der Kirche anzubrennen oder ein Heiligenbildchen in der Kapelle aufzustellen "hilft" ja auch vielen Leuten; das ist ja dann auch völlig OK. Homöopathie gehört eben, in einem sehr weiten Sinne, in den Bereich der religiösen Überzeugungen. Problematisch wird es erst, wenn dies dazu führt, dass zum Schaden der Patienten nicht mehr adäquat behandelt wird (Krebs) oder die Kosten des Zaubers der Allgemeinheit aufgebürdet werden, also als Kassenleistung abgerechnet werden können. Das gäbe dem Placeboeffekt dann doch eine Bedeutung, die er nicht hat.

Den Beitrag von Sterni2 sehe ich deutlich kritischer als meine Vorschreiber. Mit dem Einzelfall kann man NIE überzeugend argumentieren; der "Wahrheitsgehalt" einer Aussage wie "...aber mir haben die Globuli geholfen" ist tatsächlich gleich Null. Das gilt auch für den im Beitrag aufgeführten Menschen mit anhaltendem Schluckauf. Das statistische Setting wäre hier: Fälle = 1; Kontrollen = 0. Darauf eine Aussage begründen zu wollen ist, mit Verlaub, absurd. Schon um einen sehr starken Effekt sicher - das heißt, mit 95%iger Wahrscheinlichkeit - nachzuweisen, benötigte man als absolutes Minimum 8 Probanden und 8 Kontrollen. Bei schwachen Effekten müssten es unter Umständen mehr als 10.000 sein, und dann wird der Einzelfall bedeutungslos. Um die genetischen Varianten zu bestimmen, die einen Beitrag zum Schulerfolg leisten, wurden beispielsweise 126.559 Personen untersucht - weil die Effekte der einzelnen Varianten eben sehr schwach sind und das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein einer bestimmten Variante somit keinerlei Rückschlüsse über den Schulerfolg des jeweiligen Trägers zulässt.

Um es nochmal zu verdeutlichen: Jemand nimmt ein Zuckerkügelchen gegen akuten Kopfschmerz, der nach zwei Stunden verflogen ist. Somit besteht die Überzeugung, das Kügelchen habe "geholfen". In diesen zwei Stunden aber hat unser Patient auch 1. ein Glas Wasser getrunken, oder 2. geschlafen, oder 3. einen Schwarztee getrunken, oder 4. einen Spaziergang gemacht, oder 5. eine Tür zugeschlagen oder 6. alles zusammen gemacht. Welche dieser "Maßnahmen" hat nun "wirklich" geholfen? Das kann man eben nur herausfinden, wenn man eine genügend große Anzahl von Menschen mit akutem Kopfschmerzen Türen zuschlagen läßt und eine ähnlich große Gruppe nicht...

Darwin

[sil]

Problematisch wird es erst, wenn dies dazu führt, dass zum Schaden der Patienten nicht mehr adäquat behandelt wird (Krebs) oder die Kosten des Zaubers der Allgemeinheit aufgebürdet werden, also als Kassenleistung abgerechnet werden können. Das gäbe dem Placeboeffekt dann doch eine Bedeutung, die er nicht hat.
...
Darwin

Ok, in diesem Zusammenhang verstehe ich ein wenig den Grund, warum Alternativheilkunde und im Besonderen Homöopathie so angefeindet wird.

Trotzdem finde ich es nach wie vor nicht angemessen, alles, was nicht von unserem heutigen Stand wissenschaftlicher Untersuchungen erfasst wird/wurde, aus welchem Grund auch immer, herabzusetzen und die, die eine andere Ansicht dazu haben, schlicht als dumm und der Zeit hinterher zu bezeichnen. Ein klein wenig Toleranz in dieser Hinsicht würde auch den "Gstudierten" sicher nicht schaden.

Übrigens: Ich fühle mich weder der einen noch der anderen Ideologievertretung zugehörig, aber ich denke, daß wir alle uns dazu erzogen haben, unsere Wahrnehmung durch mehr oder minder starke Filter (wenn nicht gar Scheuklappen) zu begrenzen und aus diesem Grund vieles von dem, was um uns herum passiert, unsere Sinne gar nicht erst anspricht. Deswegen halte ich es auch für bedenklich, alles, was ich selber nicht erkenne, schicht für nicht vorhanden zu erklären.

[Bohus-Dal]

Ok, in diesem Zusammenhang verstehe ich ein wenig den Grund, warum Alternativheilkunde und im Besonderen Homöopathie so angefeindet wird.

Ach so, ich dachte eigentlich, das hätte ich auch schon so geschrieben, habe ich vielleicht vergessen oder mich unklar ausgedrückt. Wenn jemand bei sich selber gerne Zuckerkügelchen anwenden möchte, soll er das doch gerne tun. Übrigens soll der Placeboeffekt ja sogar bei Leuten wirken, die nicht mal selber an die Wirksamkeit glauben! Und bei kleinen Kindern oder Haustieren gibt es den Placebo-by-Proxy-Effekt, also selbst da kann Homöopathie "helfen", zumindest schadet es nicht. Aber wenn Kinder leiden und Tiere sterben, weil verbohrte Eltern/Besitzer sich weigern einzusehen, daß eben doch manchmal eine richtige Medizin nötig ist, macht mich das wütend.

[Pippi06]

Ach so, ich dachte eigentlich, das hätte ich auch schon so geschrieben, habe ich vielleicht vergessen oder mich unklar ausgedrückt. Wenn jemand bei sich selber gerne Zuckerkügelchen anwenden möchte, soll er das doch gerne tun. Übrigens soll der Placeboeffekt ja sogar bei Leuten wirken, die nicht mal selber an die Wirksamkeit glauben! Und bei kleinen Kindern oder Haustieren gibt es den Placebo-by-Proxy-Effekt, also selbst da kann Homöopathie "helfen", zumindest schadet es nicht. Aber wenn Kinder leiden und Tiere sterben, weil verbohrte Eltern/Besitzer sich weigern einzusehen, daß eben doch manchmal eine richtige Medizin nötig ist, macht mich das wütend.

Da stimme ich dir total zu!

[sil]

Aber wenn Kinder leiden und Tiere sterben, weil verbohrte Eltern/Besitzer sich weigern einzusehen, daß eben doch manchmal eine richtige Medizin nötig ist, macht mich das wütend.

Das ist ja auch hundertprozentig nachvollziehbar, aber da liegt der "Fehler" nicht bei der angewandten Methode, sondern in der, wenn man es so nennen will, Verbohrtheit der Anwender. Dagegen gibt es meines Wissens aber wohl keine wirklich wirksame Medizin.