Gestern Abend hatte ich ein eigentlich unwesentliches Erlebnis (ist eigentlich schon zuviel gesagt), das mich aber echt gerührt hat.
Doch der Reihe nach:
wie andernorts beschrieben, hab' ich zwei Lohmann-Töchter (also F2-Hennen aus Kaufmarkteiern) im kleinen Garten mit kleinem Stall in der großen Stadt.
Das klappt recht gut und ich bin wenigsten halbwegs befriedigt, was meine Hühneritis angeht. Lieber hätte ich alles in groß und mehr (mit Hahn) auf'm Land - aber naja...

Die Zwei gehen immer in der fast letzten Minute in den Stall, bevor die Klappe schließt. Da hier zwar alles klein aber auf dem letzten Stand der Technik ist, kontrolliere ich immer so gegen 18:00 (da geht das Licht aus ...) via Kamera, ob die beiden auch den Zapfenstreich "erwischt" haben und auf ihrer Stange sitzen.

Gestern dachte ich erst 2 Std. später an die Kontrolle und - oh Schreck - die Stange war leer. Erst ein einziges Mal hatten bisher die Beiden den Torschluss versäumt.

Hier gibt's jede Menge Marder - sogar ein Mauswiesel wohnt auf Dauer hier und hält die Mäuse kurz.

Ich raus, die Tür zum Stall geöffnet, um die Klappe hochfahren zu lassen und was sehe ich im Dunkeln?

Der kleine Hühnerstall hat dachwärts (so in 1,5 m Höhe) eine breite Abdeckung, über die ich das Kackbrett bequem allmorgendlich abkratzen kann.

Das muss so gelaufen sein:
Die beiden waren zeitlich richtig eingetrudelt, kratzten und suchten den Stallboden ab (da gibt's gemörserte Eierschalen, Grit und Magensteinchen) und kurz bevor's Licht ausgeht, gingen die - wie immer - nach oben auf die Stange ...
... stellten fest, dass da eine noch höhere Sitzgelegenheit einlädt, die erprobt werden sollte - was sie auch in die Tat umsetzten

Es ist ja bekannt, dass das Rassehuhn mit seinesgleichen spricht - das Lohmannhuhn aber mit dem Menschen.
Seit ich die als Küken ausgebrütet habe, wird immer von mir so ähnlich "getan" und es hört sich irgendwie fast dialogmäßig an: so quasi Rede und Gegenrede.

Meine Frau hat schon oft zweifelnde Blicke schweifen lassen, ob ich denn noch ganz "dicht" wäre

Die Beiden haben mich also richtig nett verpennt begrüßt und ich wurde trotzdem das Gefühl nicht los, dass da ein Untertonquietscher dabei war wie:
Was, da guckste Alter, wo wir heute nächtigen. Gibst'e uns die Möglichkeit, höher und damit evtl. bissl sicherer zu pennen, wird die angstfrei wahrgenommen
Und die lassen sich ja auch recht gern anfassen und auch unterfassen. Die hatten richtig warme Schlaf-Füße und während ich sie auf die Stange runterbugsierte, gab's permant gedämpft-unhysterische Unterhaltung.
Kein Stress, keine Angst - einfach ein unglaubliches Vertrauen, dass da nix Böses passieren kann und auch nicht wird ...

Das war so nett, dass ich mich den ganzen Abend drüber gerfreut habe.

Natürlich hätten die halt noch lieber, dass ich ein pflichtbewußter Hahn insgesamt wäre

Nach 5 Minuten sah ich über die Kamera schon die Fortsetzung der Nachtruhe. Diesmal aber ordnungsgemäß auf ihrer Stange und nicht im besitztergreifenden Eroberungsmodus ganz oben: Gib uns Raum - wir nehmen ihn ein!!!

Das war atmosphärisch-schön. Hat mich an die Kinder erinnert, wenn ich die mit Gutenacht-Geschichte ins Bett brachte . . . und ich weiß, dass es unter euch ähnlich fragwürdige Hühnerversteher/innen gibt, die ganz genau wissen, was ich da meine!

Viele Grüße!

(... den Stallabdeckungsdeckel vergesse ich längere Zeit nimmer; hab' ich mir vorgenommen ... und eigentlich hoffe ich, dass die bissl weniger eifrig legen. Obwohl Lohmann-F2 - also die Folgegeneration, hauen die täglich ihre Eier raus, als gäb's kein Morgen!)