Hi,
keine Angst, ich habe keine Sussex oder andere Hybrid"rassen" beringt und willl diese als reinrassig ausstellen, nein, ich habe was anderes vor.
Angeregt wurde ich von dem Satz einer Frau die mal unsere Ausstellung in Radevormwald besucht hat, sinngemäß hieß es: "Wo sind denn hier die normalen Hühner?".
Klar meint sie damit die braunen (und weißen) Legehybriden wie jedermann (-und Frau) sie kennt.
Dann habe ich im Frühjahr 15 Hybridküken übernommen die sonst wohl als Schlangenfutter o.ä. geendet hätten. Eine Mitarbeiterin (meine Nachbarin) meinte es wären Hennen. Es waren allerdings vierzehn Hähne und eine Henne. Da sie als Küken alle fast gleich aussahen denke ich einfach das die Henne einer der Wackelkandidaten ist die beim Hähne-aussortieren einfach mit aussortiert wurde bzw. ein Fehler beim aussortieren ist.
Die Hähne wären allesamt unerträglich, in meiner Aufzucht genau so wie in Gluckenaufzucht, ich habe mich gefreut als sie geschlachtet waren...
Die Henne hat jetzt relativ früh das legen angefangen und legt eigendlich jeden Tag, für eine Junghenne riesige Eier, von Anfang an, auch mit Doppeldotter, ich habe grade mal 6 Eier gemessen, das leichteste 73, der Rest 75-80g.
Ich habe sie als Junghenne einfach mal beringt und habe mir jetzt gedacht ob ich sie nicht mal ausstelle bzw. mal unseren Vorstand frage. Dabei legen wollte ich dann ein paar Zettel zum mitnehmen wo drauf steht was Hybriden eigendlich sind und warum ich nach meiner lebenslangen Hühnererfahrung eigendlich keine Hybriden mehr kaufen will.
In etwa so, nur aus dem Kopf geschrieben, aus meinen Erfahrungen. Vielleicht ein bisschen zu unallgemein. Wenn es so ist sagt mir wenn ihr den Text nicht gut findet und warum. Ihr könnt mich gerne verbessern oder kritisieren.
Ich übernehme keine Haftung für Rechtschreibfehler :
Hallo,
ich bin etwas ungewöhnliches und doch ganz normal, ungewöhnlich weil ich hier auf einer Rassegeflügelausstellung stehe und eigendlich doch ganz normal weil ich eine braune Hybridhenne bin. Jeder hat mich schonmal gesehen, ob auf Bauernhöfen, auf Eierschachteln, ja sogar in Filmen laufe ich rum, sogar in welchen die im Mittelalter spielen...
Dabei bin ich eigendlich etwas ganz modernes, ein Produkt der Hühnerindustrie.
Ich wurde von meinem Halter zufällig aufgenommen, von ihm großgezogen, und stehe jetzt hier vor ihnen.
Was ist ein Hybridhuhn?
Hybridhühner werden aus 4 verschiedenen Linien gekreuzt, Oma A, Opa B, Oma C und Opa D, Mama heißt AB, Papa CD, Endprodukt ABCD.
Die Großelternlinien wurden vor vielen Jahren aus Rassehühnern gezüchtet indem man sie immer wieder ingezüchtet hat und dabei alle kränklichen, schwachen Tiere aussortierte bis die Inzuchtdepressionen (Reduktion der Vitalität durch fehlende genetische Vielfalt) verschwanden und eine genetisch nahezu identische Hühnerlinie geschaffen war. Dadurch werden Hybridhühner so gleich im Aussehen und Leistung .
Es wurde auf Legeleistung, gute Eierschalenqualität, die richtige Eigröße und andere Eigenschaften selektiert die ein gutes Legehuhn ausmachen.
Dann wurden die Großelternlinien so gezüchtet das die Kombination aus ihnen einen starken Heterosiseffekt (besonders ausgeprägte Leistungsfähigkeit von Hybriden (Mischlingen)) erziehlt und ein perfektes Legehuhn herauskommt. Dadurch können Hybridhühner bei optimalen Bedingungen über 300 Eier im Jahr legen.
Was heißt das nun?
Ganz klar, die Vorteile der Hybridzucht sind das man ein nahezu geklontes Huhn erhält, sichere Leistungen, ein sehr zuverlässigen Legehuhn das ganze Jahr über. Das Huhn ist mit unter 10 Euro meist recht günstig, bequem und nahezu überall zu kaufen, auf jedem Markt gibt es einen Hybridhändler.
Es gibt auch noch einige bunte "Rassehybriden" die besonders für den Hobbyhalter gezüchtet wurden, sie tragen Rassenamen wie Sussex, Rhodeländer, Italiener oder Fantasienamen wie Königsberger, Blausperber oder Silberhals. Sogar exklusive Hybriden mit Haube (Druffler Haubenhühner) und Grünleger (teils auch als Araucana verkauft) gibt es. Sie alle haben ähnliche Legeleistungen und Probleme.
Warum Probleme?
Die Hühner erkranken zwar nicht so schnell an bekannten Hühnerkrankheiten da sie mit einem sehr vielfältigen Impfplan geimpft werden, doch belastet sie ihre starke Legetätigkeit.
Viele Hybridhühner bekommen Probleme mit dem Legedarm, Legedarmentzündungen und Schalenmängel die auftreten sind keine Seltenheit. Meine Hybridhenne legt seit kurzen, normalerweise legen Junghennen erst sehr kleine Eier die dann immer größer werden, diese Henne hat allerdings schon mit sehr großen, auch Doppeldotter Eiern angefangen was schnell zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Hybridhühner mausern oft sehr schlecht, dadurch das sie immer weiter legen kommt der nötige Federwechsel einfach nicht oder nur unvollständig. Das Gefieder wird mit der Zeit immer matter und zerschlissener, schütz nicht mehr so gut vor Umwelteinflüssen. Viele Hybridenhalter tauschen die Hühner deswegen nach einem Jahr aus, die Hühner sind "verbraucht", auch wenn sie noch einige Jahre leben und legen könnten.
Auch Verhaltensprobleme sind häufiger als bei Rassehühnern zu beobachten, Hybridhühner neigen sehr stark zum Federpicken, Kannibalismus. Teils sind sie auch aggressiver als normale Rassehühner.
Der günstige Einkaufspreis der Hybriden kommt auch daher das sie häufig in Hallen mit großen Stückzahlen großgezogen werden, dadurch kommt auch das Fehlverhalten wie Federpicken zustande.
Um dem entgegenzuwirken werden den Küken die Schnäbel kupiert, eine sehr schmerzhafte Prozedur. Man erkennt es an stumpfen Schnabelspitzen, zu langen Unter- oder Oberschnäbeln oder sogar Kreuzschnäbeln die auftreten wenn der Schnabel nachwächst.
Außerdem haben die Hybriden bis zum Verkaufstag noch kein Sonnenlicht gesehen, sie haben beim Kauf sehr blasse Gesichter, verhalten sich extrem unsicher im neuen Gehege, kennen keine Sitzstangen oder Ausläufe. Glücklicherweise lernen Hühner recht schnell.
Andere Nachteile.
Ein großes Problem bei der Hybridzucht ist auch die genetische Vielfalt, es gibt nur wenige Inzuchtlinien und Hybridsorten die Deutschland- und Weltweit vertrieben werden, nur ein Tropfen im Meer der immensen Rassevielfalt die es gibt. Wenn es nurnoch Hybridhühenr gäbe wäre alle genetische Vielfalt dahin, die z.B. beim anpassen an sich verändernde Umweltbedingungen und Krankheiten unabdingbar sind.
Man kann sich seine Hybridhühner nicht identisch selber wieder nachziehen. Natürlich schlüpfen aus den Eiern der Hybridhühner wieder Hühner, jedoch werden sie nicht wieder so zuverlässig legen und die selben guten Eigenschaften haben wie ihre Eltern. Trotzdem kann man das Experiment wagen, die Hybridnachkommen legen immernoch recht gut, besser als sich wieder Hybridhühner nachzukaufen.
Ein letzter mir persöhnlich wichtiger Punkt ist das ich nicht die Industrie, die hinter dem Hybridhuhn steckt, unterstützen will, das tut man nunmal wenn man Hybridhühner kauft. Ich will das meine Hühner nicht nur jetzt ein glückliches Leben führen sondern auch in ihrer Aufzucht, ihre Eltern, ihre Großeltern usw. Ich halte ja Hühenr auch um mich ein bisschen von der Hühnerindustrie abzugrenzen, warum dann Hybridhühner kaufen?
Die Elterntierlinien werden häufig in Kafighaltung genaustens kontrolliert gehalten und künstlich besamt um sie züchterisch optimal zu bearbeiten, und dass schon seit vielen Generationen. Es gibt immer wieder Misstände, auch in den Elterntier und Zuchthaltungen. Die Hühner werden dort generell als Produkt angesehen und z.B. sehr grob behandelt wenn es z.B. zum Schlachter geht.
Das ungeliebte Hähnchen-töten-Thema kommt noch dazu. Die gezeigte Henne wurde als Wackelkandidat mit aussortiert und wäre nochmalerweise seit einigen Monaten geschreddert oder vergaßt.
Masthühner sind noch ein etwas anderer Schuh, aber auch sie haben schnell Probleme mit ihren Gelenken und können schlecht normales Verhalten ausleben da sie ´zu schwer werden. Auch da will ich mich von der Industrie entfernen und nicht das selbe in grün machen.
Warum Rassehühner halten?
Auch mit Rassehühnern kann man genug Eier haben und genug Fleisch bekommen, viele Rassehühner haben eine gute Lege-, Fleisch- oder auch Zwieleistung und sehen dabei noch wunderschön aus. Manche Hühnerrassen, wie z.B. das französische Bressehuhn werden auch erwerblich von Biohöfen genutzt weil sie so gut legen und so gute Schlachtkörper liefern.
Bei Hühnern gibt es eine unglaubliche Rassevielfalt mit hunderten Farbschlägen und Variationen an denen man sich nicht sattsehen kann, wer sich ein wenig über die Rassevielfalt informiert hat weiß was ich meine.
Wenn sie sich für eine Rassezucht interessieren sprechen sie doch ein Vereinsmitglied an.
Liebe Grüße, der Halter
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