Hallö zusammen,
muss mich nun dochmals zu Wort melden, da ich aus dem Beobachteten nicht schlau werde...
Kürzlich habe ich von unserer neuen Nachbarin, damit sie noch einen Not- Stamm Seidenhühner übernehmen kann, deren drei einzige normal große Hennen übernommen, die sie selbst seit vier Wochen hatte. Eine Italienerin, eine Sperberhenne und eine rot- blaue...
Stammend von Privat, wohl einer Omi, die die drei über alles geliebt und vertüddelt hat, dann aber altersmäßig nicht mehr konnte und die Hennen daher abgab.
Die neue Nachbarin mag Kuschelhühner und war auch ganz schwer begeistert von den dreien, doch ich werde ehrlich gesagt nicht schlau aus denen.
Die rot- blaue hatte am Tag nach dem Bekommen einen Schnüppi gekriegt, so dass ich die erstmal einzeln setzte. Die Italienerin und die Sperberhenne blieben in der Truppe. Wo beide sich nach den üblichen Anfangsreibereien behaupteten- die Italienerin saß schnell mitten in der Truppe, hielt sich aber, obwohl sie alle bis auf meine Chefhenne und deren Vize besiegte, betont abseits und war nur mit der Sperberhenne umher. Die wiederum schnell in der Truppe mitfraß, sich aber nachts weitab auf die Stange setzte...
Auffallend war zu dem Zeitpunkt die ganz extreme Anhänglichkeit der Italienerin, die mich als Mensch des eher wildartigen Huhns ziemlich irritierte. Die Sperberhenne ist so ganz normal, weder arg scheu noch arg anhänglich. Dazu die stete Abseitshaltung von der Truppe und möglichste Vermeidung vieler Reize, obwohl die Italienerin faktisch Rangnummero 3 geworden war ließ mich schon leichte Anklänge an Kaspar Hausers Legende erahnen.
Doch es kam noch auffälliger...
Leider kriegte auch die Italienerin nach wenigen Tagen 'nen Schnüppi/ eine Sinusitis (die vier Wochen vorher bei Nachbarin waren alle einwandfrei), so dass ich auch sie extra setzte, zur rot- blauen Henne. Und die setzte dem hospitalistischen Anmuten noch die Krone auf, indem sie, als erwachsene, wenn auch junge Henne versuchte, bei der Italienerin unterzukriechen...
Und auch immer noch am liebsten halb unter ihr versteckt ist...
Die weiterhin bei der Truppe laufende Sperberhenne ist sowohl gesund als auch ganz unauffällig, kriegt nur öfter vom Althahn eins auf die Mütze, weil er sie nicht duldet, die Sperberung kennt er halt nicht...
Und ich bin nun ratlos... Die Sperberin ließ sich vom Rhodeländerhahn relativ bereitwillig treten und duckt sich auch, wenn er so kuckt, aber Italienerin wie rotblaue nahmen leidenschaftlich Reißaus. Leider hat die Nachbarin nicht viele Infos über die drei gekriegt, weil die Kinder der alten Omi, der sie gehörten, vermittelten.
Tja...
Das zumindest ganz klar die Italienerin eine Handaufzucht ist, dürfte glasklar auf der Hand liegen, weil sie sich vor MIR auch zum Treten duckte, was sonst nur mal meine erste braune Lohmann anfangs tat. Daher ihre Anhänglichkeit, und wahrscheinlich auch ihr ambivalentes Verhalten gegenüber der Truppe. Nachts mittendrin, tags aber lieber für sich und abseits, auch trotz hoher erkämpfter Position... Kommt mir dennoch und gerade deshalb aber schon fast ein bisschen verhaltensgestört vor, die Italienerin.
Doch die ständig unterkriechen wollende rotblaue, die strikt nix von (meinen) Hähnen hält, die gibt mir Rätsel auf. Von Kamm und Äußerem noch recht jugendlich, legte bei mir auch noch nicht, könnte man meinen, dass sie noch sehr jung ist, vllt. unmittelbar vor Legereife. Dennoch ist ihr Verhalten mir ein völliges Rätsel!
Versteckt sich lieber vor allen Hühnern, will am liebsten in die Italienerin reinkriechen, total defensiv eingestellt, steht am liebsten in einer Ecke- irgendwie kommt mir die schon schwer verkorkst vor...
Hat einer eventuell mal konkrete Hinweise, wie sich extreme Handaufzucht und Vertüddelung auswirkt? Also länger als so die übliche Zeit, bis Jungtiere zur Truppe können, womöglich bis knapp vor Legereife?
Ich will mal fast sagen, sie kommt mir diesbezüglich durchaus vor wie normale braune Lohmänner, die legereif gekauft auch erstmal NIX kennen, einem am Hacken kleben und vor Hähnen türmen, als wären es die Leibhaftigen... Aber noch einen Zacken extremer, denn die Lohmänner tauen dann doch nach wenigen Tagen auf- aber die rotblaue war wohl die ganze Zeit so ein schüchternes Teil, unübersichtliche soziale Situationen lieber meidend, nach dem Motto "Ich versteck' mich vor der Welt, dann passiert mir auch nix"...
Daran gemahnt stark auch ihr Unterkriechen wollen bei der Italienerin, zumindest sitzt sie am liebsten direkt unter ihr, wenn die irgendwo rumsteht. Und wirkt irgendwie für meine Verhältnisse völlig pillepalle, die Rotblaue, nahezu quasi dauer- traumatisiert/ sozial überfordert. Man könnte ihr fast ein ausgewachsenes Kaspar Hauser- Syndrom unterstellen, nach dessen Definition in der tierischen Verhaltenslehre...
Zusätzlich zu eventuellen Hinweisen, wie sich völlige Verprägtheit bei Hennen äußert, hat eventuell noch einer Tipps, wie ich damit umgehen soll? Denn solche Mauerblümchen, die sich vor allem und jedem ängstlich verkriechen, äh, mit denen kann ich irgendwie nicht wirklich viel anfangen in meiner Truppe die täglich 100 % geistig und körperlich präsent sein muss...
Zu Hülf,
Andreas![]()
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