Da der Threadersteller hier ordentlich eines auf die Mütze bekommt, möchte ich ihm gerne mit meinen Erfahrungen bzgl. Mastbroilern zu Hilfe eilen
1. Ich hatte vergangenes Jahr auch Mastbroiler gekauft. 2,5 € pro Stück, wobei das keine Eintagsküken waren, die dürften schon 1-2 Wochen alt gewesen sein.
2. Die Tiere (6 Stück) hatten bei mir einen alten Hänger mit ca. 2m x 1m und da der Hänger nicht isoliert war auch eine Wärmelampe drinnen.
3. Den Broilern ist das "Satt-sein" weggezüchtet. Die Fressorigien um den Futternapf sind alles andere als ermutigend oder schön anzusehen. Da bekam ich zum ersten Mal die Einsicht dass das nicht das Fleisch ist, dass ich will und das auch die Art und Weise wie die Tiere leben, nicht meine Vorstellung von artgerechter Haltung erfüllen.
4. Die Broiler wollten am Anfang gar nicht aus dem Stall raus in die grüne Wiese und ans Tageslicht. Die kannten das gar nicht. Ich musste die am Anfang echt aus dem Hänger heben, in die Wiese setzen und am Abend dann wieder in den Hänger rein heben. Mit der Zeit haben sie sich aber dann an das Treppchen (das keinen starken Winkel hatte) gewohnt, und Sie gingen dann selber raus und meistens auch rein.
5. Die Verdauung der Broiler hat nichts mit einem "normalen" Kotvorgang zu tun, wie man das von "normalen" Hühnern kennt. Das ganz gleicht der Ausbringung von Gülle auf einem Feld mit Güllefass. Da kommt es hinten "rausgeschossen", da wird es einem vom zu sehen schon schlecht.
6. Die Broiler sitzen den ganzen Tag mehr oder weniger am Futtertrog und fressen. Als ich meine in der Wiese hatte, hatten Sie sich dann auch angefangen zu bewegen tapsten im Gehege rum.
7. Sieben Wochen nach dem ich die BRoiler hatte, wurden die dann geschlachtet. Auf Grund der Tatsache das meine zu herkömmlich industriell gehaltenen Broilern viel auslauf hatten, lagen die mit 2-3kg Schlachtgewicht an der unteren Grenze. 4 kg sind bei "bewegungsarmer" Haltung sicher möglich - aber wer das unterstützen will, sollte die dann nicht als "artgerechte Aufzucht" deklarieren.
8. Die Futtermenge die da pro Tier gespeist wird, ist nicht unerheblich. Ein 30kg Sack ging da ohne Umsehen weg. Ich hatte damals Bio-Mastfutter von meinhof.at geordert - da kostet der Sack 30 €. Pro Huhn sind bis zur Schlachtung also 7,50 an Kosten angefallen ohne das ich da Personal, Strom, oder andere Aufwände reingerechnet habe. Ich verstehe deshalb nicht wie man das Brathuhn um 2,99 € / kg im Diskonter kaufen kann. Diese Tiere hatten nie ein wirkliches Leben.
9. Zur Frage der "Voll-Befiederung" von Broilern: die gibt es da nicht - auch das wurde den Tieren weggezüchtet um den Aufwand beim Rupfen auf ein Minimum zu reduzieren. Gerade die Befiederung der Brust und des Bauchs ist bis zur Erreichung des Schlachtgewichts kaum mehr vorhanden.
9. Mein Schluss aus dieser Erfahrung (und ich hoffe doch auch das der Thread-Ersteller da eventuell umdenkt): ich bemühe mich derzeit um eine Fleischrasse deren Körperbau auch für das Gewicht ausgelegt ist, und wo die Gewichtszunahme in einem gesunden Verhältnis zum Körperwachstum steht. Broiler - einmal und nie wieder.
Gruß
Florian
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