Ich melde mich nun auch mal zu Wort.
Unsere Hofstelle ist rundum von Wald umgeben (und ich meine nicht nur ein paar Hektar Wirtschaftswald, sondern ununterbrochen Wald einschließlich Nationalparks Sumava und Bayrischer Wald nach Norden, Osten und Westen).
Die Hühner laufen, sobald sie groß genug sind, um aus dem Beuteschema der Katzen zu fallen, frei.
Zäune gibt es nur um das Gemüse vor den Hühnern und Enten zu schützen und seit letztem Jahr noch einen, um den Hasen davon abzuhalten, irgendwo im Wald oder in der Wiese einen Bau zu graben.
Was immer Appetit auf Hühner hat, könnte sich mehr oder weniger frei bedienen. Zwar ist da noch ein wachsamer Hund, der seinen Job relativ ernst nimmt und zusammen mit mehreren Hähnen sofort einschreitet, wenn eine Henne einen Hilferuf absetzt, aber alles im Blick haben kann auch er nicht.
Ich halte immer so zwischen 15 und 25 Hennen unterschiedlicher Rassen und Mixe, schwerere und leichtere Schläge, Zwerge und große.
Die meisten meiner Küken schlüpfen in Kunstbrut.
Ich weiß, dass hier ein Marder wohnt (mit der Wildkamera erwischt), dass der Fuchs regelmäßig vorbeischaut (dito), dass ein Habichtspaar jedes Jahr in Sichtweite des Hauses brütet. Trotzdem verliere ich kaum jemals eine ausgewachsene Henne an einen wilden Räuber. Ich behaupte einfach mal, dass die Instinkte auf jeden Fall da sind, und die meisten Hühner in der Regel flink und reaktionsschnell genug sind, um auf sich aufzupassen (ausnehmen möchte ich hier ausdrücklich die braunen Hybriden, die sind irgendwie zu treudoof - aber das ist nur mein persönlicher Eindruck). Verluste gibt es wenn, dann bei den Halbwüchsigen, und da vor allem bei den Hähnen. Die jungen Hennen bleiben eher als Trüppchen beisammen, die Althennen bilden ebenfalls lose Gruppen, auf die sich die erwachsenen Hähne als Aufpasser verteilen, die jungen Hähne im Halbstarkenalter sind dagegen eher Einzelgänger, was sie wohl angreifbarer macht. Da fehlt dann abends einfach einer, ohne dass es tagsüber groß Alarm gab.
Weit mehr Hühner als an Fuchs oder Habicht habe ich in mehr als drei Jahrzehnten Hühnerhaltung an Katzen (eigene und fremde) und Hunde (eigene und fremde) verloren. Vielleicht liegt es auch daran, dass hier bisher noch kein auf Haushühner spezialisierter Fuchs vorbeikam, die hier wohnenden Habichte zuviel Respekt vor meinen Hähnen haben und jeweils kampflos aufgeben, sobald einer daherkommt, selbst wenn sie schon eine Henne am Krawattl gepackt haben und der ortsansässige Marder gar nicht ahnt, dass man Huhn auch fressen kann (auf Holz klopf).
Was ich sagen will: Hühnerhaltung muß nicht zwangsläufig in einem Massaker enden, auch wenn keine platte Wiese vorhanden ist, die man zu Fort Knox umbauen könnte, wenn man wollte. Es sind auch nicht ausschließlich (Fast-)Wildhühner in einer nicht geschützten Umgebung überlebenstauglich. An Deiner Stelle würde ich auch mal agile Landhuhnrassen wie z.B. Italiener, Altsteirer, Westfälische Totleger (da gibt es einige Rassen zur Auswahl) in die Überlegungen einbeziehen. Es müssen auch nicht zwingend Hennen aus Naturbrut sein, aber für den Anfang sollten sie ausgewachsen und mit Freilauf aufgewachsen sein. Auf jeden Fall sollte ein Hahn dabeisein, denn dessen Job ist, auf die Damen aufzupassen und sie möglichst beisammenzuhalten.
Klar kann es auch schiefgehen, aber mit den von dir bereits angedachten baulichen Maßnahmen stehen die Chancen, dass es funktioniert, gar nicht schlecht.
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