Was für ein ausnehmend schönes Thema!
Ich bedauere es sehr, dass es hier im Dorf keine Eidechsen gibt und auch amphibientechnisch immer weniger los ist. Dafür schütze ich denn halt, was da ist, also (nicht lachen!) alles mögliche an klassischem Hühnerfutter wie Wolfsspinnen, Asseln etc., denen man mit einem Totholzhaufen auch schon wunderbar Luft und Platz zum Leben verschaffen kann- wo Hühnerschnäbel kontinuierlich gierig verschlingen, ist's nämlich auch bald mit dem Kleinstleben nimmer weit her.
Eine Totholzhecke kann denen bereits eine unersetzliche Hilfe sein, Unterschlupf und Fortpflanzung ermöglichen, und so langsam ist auch vom Feuerholz genug lose Rinde zusammen, dass sich auch damit ein eigener Haufen lohnt- nochmal ein zwar kleines, aber zwischen Geäst platziert uneinnehmbares Refugium für die Kleinsten.
Auch die Population an Gartenschnirkelschnecken konnte ich schon gut unterstützen mit dem Zulassen einer gewissen Entwicklung der Artenvielfalt in der Wiese und an der Benjeshecke, und bedauere es echt, dass wir "nur" so dazwischengeklemmte 2045 m² haben. Populationen brauchen ja vor allem eines zum Gedeihen- Platz- und wenn man da der einzige ist, der was in der Richtung tut...
Immerhin ist es aber auch bei mir so, dass ich glücklich bin, dort wo ich es kann, überhaupt was zu tun. Beim Kauf 2012 war unser Grundstück plusminus nur die lokal übliche Fettwiese mit ein paar Obstbäumen und Ziergehölzen drauf, mit immerhin zwei fest wohnhaften adulten Grasfröschen. Den einen, Käpt'n Hook (hat nur ein richtig entwickeltes Auge, das andere ist verkümmert), habe ich letzten September noch beim Boskoop- Ernten auf der Totholzhecke gesehen (obwohl er, bzw. sie sonst hinter der Scheune auf der Wiese lebt).
Durch diverse Maßnahmen haben wir da jetzt vor dem Haus einen relativ trockenen, stetig nährstoffärmeren Bereich geschaffen, wo als Belohnung letztes Jahr zum ersten Mal Wilde Möhre blühte. Meine Frau hat da einen kleinen Teich, ein Trockenmäuerchen, dann gibt es sozusagen einen "Waldrandbereich" nach Süden hin, und ganz hinten, wo ich meinen Nutzgarten etablieren wollte, mache ich aus der wüchsigen Not nun einfach eine Tugend und entwickle da sozusagen eine kleine Auwaldgesellschaft, weil alles andere auf der dicken, luftfeuchten Knete da hinten echt keinen Sinn macht.
Einen größeren Teich plane ich noch, damit die lokalen Amphibien vielleicht mal wieder etwas Aufwind kriegen und auch die seltenen Ringelnattern mal etwas besser da stehen, und ganz allgemein ist zumindest die botanische Artenvielfalt schon viel, viel höher als anfangs, die sich durch zunehmende Selbstaussaat etc. auch bereits etabliert. Hoffe nun, dass auch die tierische Artenvielfalt langsam nachrückt, denn die Vogelwelt unseres Grundstücks habe ich durch das Wegmetern der alten Thujahecke (die ökologisch also doch gar nicht so wertlos sind!) einstweilen um 2- 3 Arten verringert.
Ich hoffe, dass die artenreiche Hecke aus standortgerechten Gehölzen diesen Verlust wieder wettmachen kann und die Grasmücken und die Heckenbraunelle als Brutvögel wiederkommen.
Alles nicht so leicht auf dem Weg vom Nichts zum Naturparadies, aber ein ungeheuer befriedigender, wenn alles langsam und Stück für Stück ineinander zu greifen beginnt und man langsam eine kunstvolle Melange aus Attributen hervorscheinen zu sehen beginnt, die menschlicher Ästhethik wie Erfordernissen der Natur gerecht wird!
Umso mehr, als gleich hinter der Thujahecke der hässlich kurz geschorene Rasen der Nachbarn bzw. Andernachbars gelegentliche Kuhweide liegt, eine VÖLLIG andere Welt also...
Grüße,
Andreas
PS Lisa: Das waren dann wohl Ringelnatze, denn Kreuzottern kriegen ja quasi lebende Junge.
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