Holton (Reuters) - In Großbritannien ist erstmals der auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe-Virus H5N1 auf einem Geflügelhof festgestellt worden.
Um eine Ausbreitung zu verhindern, begannen die Behörden am Wochenende mit der Tötung der knapp 160.000 Tiere auf dem Hof, der Europas größtem Putenzüchter gehört. Um den Mastbetrieb nahe Lowestoft in Ostengland wurde eine Quarantänezone eingerichtet. Darüber hinaus wurden für ein 2000 Quadratkilometer großes Gebiet Beschränkungen für den Transport von Geflügel verhängt. Geflügelschauen wurden landesweit verboten. Für Menschen besteht den Behörden zufolge jedoch kaum eine Gefahr. Unklar ist jedoch, wie der Krankheitserreger in einen abgeschotteten Stall des Zuchtbetriebs gelangen konnte.
Die am Samstag begonnene Tötung der Tiere soll nach Angaben des Landwirtschafts- und Umweltministeriums voraussichtlich noch bis Montag dauern. Die Kadaver wurden in versiegelten Lastwagen abtransportiert und sollen anschließend verbrannt werden. Seit Donnerstag waren auf dem Hof rund 2500 Truthähne verendet.
Dem Ministerium zufolge handelt es sich bei dem Virus um die gleiche besonders ansteckende Variante aus Asien, die im vergangenen Monat auf einem Gänsehof in Ungarn nachgewiesen wurde. Dort mussten Tausende Tiere getötet werden. Es war der erste Fall in der Europäischen Union (EU) seit rund einem Jahr. Eine Ministeriumssprecherin zeigte sich zuversichtlich, dass es gelungen sei, den Ausbruch auf den Putenhof zu begrenzen. "Aber natürlich müssen wir in den kommenden Tagen sehr wachsam sein."
Die EU-Kommission erklärte, die britische Regierung habe die international vereinbarten Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet, um eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern. Norwegen verbot vorsorglich Vogelschauen und rief Geflügelzüchter auf, ihre Tiere nicht ins Freie zu lassen.
Für Rätselraten sorgte der Zeitpunkt des Ausbruchs, weil Zuchtgeflügel in der Regel durch Zugvögel angesteckt wird, die den Erreger aus anderen Regionen mitbringen. Im aktuellen Fall sei die Krankheit aber außerhalb der Vogelzugperiode aufgetreten, sagte der Vogelgrippe-Experte Colin Butter vom britischen Institut für Tiergesundheit.
An der Vogelgrippe-Variante H5N1 sind seit 2003 auch mindestens 270 Menschen erkrankt. 165 von ihnen starben - die meisten davon in Asien. 200 Millionen Vögel sind bereits an dieser besonders aggressiven Form der Vogelgrippe gestorben oder wurden vorbeugend getötet. Zu der von Wissenschaftlern befürchteten Mutation in einen von Mensch zu Mensch übertragbaren Virus ist es aber bislang nicht gekommen.
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