Wie funktioniert Tiefenstreu (Deep Litter Method, DLM)?

[LieberDraussen]

Für Hühnerställe gibt es doch extra Raubmilben und dazu auch schon einige Beiträge hier im Forum. Das mit dem Bücher scorpion habe ich allerdings zum ersten Mal gehört. Vielen Dank für den Link, wir Imkern nämlich auch...


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[Roksi]

Raubmilben sind mir neu. Habe zwar schon viele Themen im Milbenabteil gelesen, aber diese Beiträge sind mir bis heute entgangen. Danke für den Hinweis. Werde mich jetzt auch schlau machen.

[Gast G]

Also bei meinen Damen im Stall fühlen sich Ohrenkneifer sehr wohl. D.h. momentan ist es wohl auch eher zu trocken. Da ich aber Kotwannen installiert habe, scheint es nicht so furchtbar genau sein zu müssen mit der Feuchte/Trockenheit.

Angeblich sollen diese Ohrwürmer auch die Milben dezimieren. Bestätigen kann ich das nicht, in den 2,5 Jahren Hühnerpraxis habe ich noch keine einzige Milbe gesehen. Ich behaupte nicht, dass keine da sind, sie scheinen aber nicht übermäßig vorhanden zu sein.

In der kalten Zeit kommt unsere Kaminasche in die Einstreu (Brennholz von Obst- und Nadelbäumen). Ab und zu kippe ich Hobelspäne nach, wenn die Einstreu gesunken ist. Anfänglich hatte ich nach einem Jahr einen Teil ausgewechselt, weil ich dachte, man kann die Einstreu ja nicht ewig drin lassen.

Nach 1 Schubkarre hab ich es aber gelassen, weil ich nur wohlduftendes "Zeug" rausgeholt habe. Ich konnte auch feststellen, dass die Einstreu etwas anders riecht als im Sommer. Im Frühjahr hatte ich mehrere Schippen Kompost drauf gekippt, vielleicht sollte ich das bei dem momentanen Wetter wiederholen?

[Oliver S.]

Noch ein kleiner Nachtrag:
Was passiert eigentlich mit dem Ammoniak, nachdem er im leicht feuchten Steu absorbiert wurde?
Meiner Meinung nach passiert dort mit dem Ammoniak genau das, was auch in jedem Aquarium, jedem Waldboden und jeder Kläranlage mit Ammoniak passieren würde: Der Ammoniak wird von Bakterien nitrifiziert, also im wesentlichen in Nitrit und Nitrat verwandelt. Wie das genau funktioniert kann man bei Interesse hier nachlesen. Unter feuchteren Bedingungen mag dann auch noch der Vorgang der Denitrifikation oder der der Methanogenese von Bedeutung sein.
Da bei der Nitrifikation von Ammoniak unterm Strich H+-Teilchen (also Säureteilchen) gebildet werden, ist es auch völlig plausibel, warum nach einer gewissen Zeit basischer Kalk gut ist. Er verhindert, dass bei der Humusbildung das Milieu zu (salpeter-)sauer wird und die Biochemie dadurch zum Stillstand kommt.

Neben dem Begriff Tiefenstreu ist das hier thematisiere Verfahren wohl auch unter dem Namen Matratzeneinstreu oder Mistmatratze bekannt.

Herzliche Grüsse,
Oliver

[Mara1]

Neben dem Begriff Tiefenstreu ist das hier thematisiere Verfahren wohl auch unter dem Namen Matratzeneinstreu oder Mistmatratze bekannt.

Herzliche Grüsse,
Oliver

Matratzenstreu von z.B. Pferden wird sehr viel feuchter, als das im Hühnerstall der Fall ist. Außerdem wird Matratzenstreu bei Großtieren auch regelmäßig komplett ausgetauscht, bei Deep Litter so gut wie garnicht, oder nur teilweise. So viele Hühner wird kein Hobbyhalter in seinen Stall sperren, daß der Mist mit dem in einer Pferdebox vergleichbar wäre.

Grüße
Mara

[Oliver S.]

Hallo Mara,

ich habe das selber leider noch nicht bei anderen Tieren gesehen, finde es aber nicht verwunderlich, dass das Verfahren mit jeder Tierart etwas anders aussieht. Im zweiten oben genannte Artikel wird ja auch betont, dass man den Pferdemist zwar nicht ausräumen aber täglich mit 10 cm frischer Einstreu abdecken muss. Soviel ist bei meinen Hühnern nicht nötig. Ich streue täglich nur eine dünne Schicht Hanfstreu über den Mist.
Die englische Wikipedia verlinkt auf jeden Fall "deep litter" mit dem deutschsprachigen Artikel Matratzenstreu.

Viele liebe Grüsse,
Oliver

[Mara1]

Ich habe schon sehr lange PFerde und ich finde, daß die Einstreu mit der im Hühnerstall wirklich nicht zu vergleichen ist. Auch nicht bei Matratzenstreu. Meiner Meinung nach.

[Oliver S.]

Liebe Hühnerfreunde,

um der mit klimaschädlichem Kohlendioxid überladenen Atmosphäre Kohlenstoff zu entziehen, wird inzwischen diskutiert, abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht mehr verrotten zu lassen, sondern es durch sauerstoffarmes Erhitzen zu verkohlen und die verrottungsresistene Pflanzenkohle in den Ackerboden einzuarbeiten. Der Boden würde dadurch einerseits zu einer Kohlenstoffsenke, andererseits auch selber davon profitieren, weil die poröse Pflanzenkohle Pflanzennährstoffe deutlich besser verfügbar hält und damit die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhöht. Auch das Wasserhaltevermögen und die Humusbildung soll von einem Eintrag von Kohlenstoff gefördert werden.

https://www.youtube.com/watch?v=62JvVt4v-gw
https://www.youtube.com/watch?v=Yb8uKxH8nMc
https://www.youtube.com/watch?v=_AAFsrESPaY


Dieses Konzept, das auch unter dem Begriff Terra preta bekannt ist soll schon in vorhistorischer Zeit erfolgreich angewendet worden sein.

Um den Kohlenstoff in den Boden zu kriegen, soll man ihn auch als Einstreu- oder Futterkomponente in der Geflügelhaltung verwenden können.

Ich habe bisher mit Pflanzenkohle in der Geflügelhaltung zwar noch keine Erfahrung, werde das aber eventuell mal in Zusammenhang mit Tiefenstreu erproben, oder hat hier vielleicht schon jemand Erfahrungen mit Pflanzenkohle in der Geflügelhaltung gemacht, von denen er oder sie berichten könnte?

Freundliche Grüsse, Oliver

[Carsten_]

Habe bis ierher mitInteresse gelesen und bin 'infiziert'; wenn es mal ein fester Stall wird (jetzt Cube) denke ich starküber DL nach :-)
Habt ihr im letzten halben Jahr weitere Erkenntnisse gewinnen können, positive wie negative?
Wie hat sich der Feuchtegehalt und Geruch entwickelt

[Oliver S.]

Lieber Carsten,
ich bin mit meinem Tiefenstreu noch immer sehr zufiedern. Wenn es nach ein paar Wochen nicht mehr frisch riecht, dusche ich es einmal durchdringend mit dem Gartenschlauch ab, lasse das überschüssige Wasser ablaufen, fange dieses kaffeebraune Wasser aber unter dem Stall in einem Eimer auf und nutze es als Flüssigdünger an meinen Sträuchern. Die nasse Oberfläche des Tiefenstreus lasse ich dann einen halben Tag bei vollständig geöffnetem Stall abtrocknen und streue dann noch ca. 5 cm hoch frisches Hanf-Streu oder Rindenmulch und etwas Muschelgritt oben dauf.
Ich mag das System und ich denke, meine Hühner auch

LG Oliver