Hallo ihr Lieben

Es geht um mein gut zehn Wochen altes Appenzeller Spitzhauben Hähnchen, das mir seit gestern Kopfzerbrechen bereitet. Es ist das einzige Überlebende einer Kunstbrut, ist problemlos (wenn auch etwas verspätet) geschlüpft und hat sich seither wunderbar entwickelt zumindest bis und mit 8. Lebenswoche.

Damit der kleine Appenzeller nicht alleine heranwachsen muss, hab ich vier Mischlingsküken zugekauft, zwei gleichaltrige und zwei um fünf Wochen ältere; die vier Zugekauften waren hochgradig verwurmt, eines der gleichaltrigen erwies sich als Kümmerchen und war in der Entwicklung lange Zeit weit zurück (im Alter von sechs Wochen immer noch auf dem Stand eines dreiwöchigen Kükens), hat sich nun aber super gemacht und inzwischen den gesamten Rückstand aufgeholt. Vergleicht man die Entwicklung dieses ehemaligen Kümmerchens mit der des Appenzellers, sieht man sehr deutlich, dass letzterer ab der 8. Lebenswoche kaum noch gewachsen ist.

Das Kümmerchen und der Appenzeller im Alter von vier Wochen:





Mit ziemlich genau acht Wochen:





Und zwei Bilder, auf denen sie zehn Wochen alt sind (vor drei Tagen aufgenommen):







Das ehemalige Kümmerchen (ein Hennchen, British Araucana x Seidi) ist nun deutlich grösser und fitter als das Appenzeller Hähnchen.

Mir war aufgefallen, dass der kleine Appenzeller ab der 8. Lebenswoche nicht mehr ganz so lebhaft war wie zuvor und seine Körperhaltung sich veränderte, er wirkte zunehmend eher hennig als hahnig (nicht sehr aufrecht, eher gestreckt und etwas nach vorn geneigt, die Flügel eher etwas tief und nicht eng am Körper, die Schwanzfedern waagrecht oder leicht nach unten auf dem vierten Bild sieht man diese Haltung ziemlich deutlich). Das waren keine markanten, sondern ganz allmähliche Veränderungen, ansonsten war der Kleine unauffällig, Fressverhalten und Kot waren immer völlig normal. Daher hab ich mir weder Sorgen gemacht noch einen Handlungsbedarf gesehen, sondern einfach weiter beobachtet.

Meine Vermutung ging dahin, dass sich der kleine Appenzeller neben seinem gleichaltrigen und sehr viel grösseren/dominanteren "Bruder" zu einem unterdrückten Hahn entwickelt. Hier die beiden im Alter von acht Wochen:





Meine Alarmglocken haben erst leise zu klingeln begonnen, als ich vor zwei Tagen aufgrund der Bilder realisiert habe, dass der Kleine sich seit rund zwei Wochen kaum entwickelt hat, und so richtig losgeschrillt haben die Glocken gestern in der Früh, als ich bemerkte, dass er ziemlich wackelig auf den Beinen ist: Er kratzt sich mit einem Fuss hinter dem Kopf, das Standbein knickt weg und er kippt um ein Haar auf die Seite; er flattert von einer Bank runter und macht eine Bauchlandung; er dehnt sich (streckt Flügel und Bein nach hinten) und kann nur mit Mühe das Gleichgewicht halten; er wuselt im Gelände rum, hat einen "stelzigen" Gang, stolpert über seine eigenen Füsse und wirkt insgesamt ziemlich unkoordiniert.

Ich hab den Kleinen im Verlauf des gestrigen Vormittags mit zunehmender Sorge beobachtet, seine Kothäufchen gesammelt und am Mittag einen TA-Termin vereinbart. Die Kotanalyse ergab einen mittelgradigen Kokzidienbefall (ich konnte die Probe auch begutachten und hätte den Befall eher als geringfügig eingestuft); zum Hähnchen selbst meinte der TA, dass er es für vital und normal entwickelt halte; Milben oder andere Aussenparasiten waren keine zu finden; unkoordinierte Bewegungen, Schwäche in den Beinen/Füssen oder Gleichgewichtsstörungen waren während der Untersuchung nicht ersichtlich jedenfalls nicht für den TA, ich persönlich habe die aber durchaus wahrgenommen.

Letztlich hab ich mich mit Baycox gegen Kokzidien und ein Breitband-AB gegen eine mögliche Sekundärinfektion einverstanden erklärt, da Kokzidien und/oder eine Sekundärinfektion offenbar die von mir geschilderten Symptome bewirken können; zusätzlich hab ich um Vitamin B gebeten und der Kleine bekam eine Dosis B-Neuron gespritzt; gemäss TA "sollte es in zwei, drei Tagen ausgestanden sein".



Mein Bauchgefühl sagt mir klar und deutlich, dass Kokzidien nicht die Ursache sind beweisen kann ich das nicht und habe auch sonst nichts in der Hand, was ich vorweisen könnte, abgesehen von gewissen theoretischen Fakten bezüglich Kokzidiose, die auf meinen Appenzeller NICHT zutreffen: Appetitlosigkeit, lethargisches Verhalten, aufgeplustertes Gefieder, Durchfall (teils sogar blutig).

Habe gestern Abend das Forum durchforstet und nach ähnlichen/vergleichbaren Fällen gesucht, konnte aber nichts finden, was mir weiterhelfen würde auf der Suche nach möglichen Ursachen.

Heute Vormittag hab ich ein Video vom kleinen Appenzeller gemacht, bestehend aus drei Sequenzen:





In der ersten Sequenz sieht man alle fünf "Küken" futtern und trinken; wenn man sich auf die Beine/Füsse des Appenzellers konzentriert, sieht man immer mal wieder ihre Schwäche/Unsicherheit. Die zweite, ganz kurze Sequenz zeigt ein typisches Wegknicken des einen Beines, als sich der Kleine kurz putzt. In der dritten Sequenz sieht man den Kleinen beim Insektensuchen auf der Ziegenweide, auch hier sind einige Unsicherheiten zu beobachten, die zumindest mir auffallen, die den Kleinen in ganz anderem Zustand kennt (äusserst lebhaft, vital und "trittsicher").

Er wuselt nach wie vor mit den anderen "Küken" rum und rennt auch mal über kurze Strecken, frisst und kotet normal, aber wenn man ihn genauer beobachtet, sieht man ihn sehr häufig wanken/stolpern/das Gleichgewicht verlieren oder es knickt ihm ein Bein weg, wobei er dann meistens auch die Zehen des betreffenden Fusses in der Art krümmt, wie es im dritten Bild zu sehen ist, wo er sich gerade hingelegt hat.

Die anderen vier "Küken" sind fit und gänzlich unauffällig. Sie kriegen folgendes an Futter und Zusatzstoffen:

- morgens zwei Eigelb mit Brennnesseln, geraffelter Karotte und Oreganoöl
- eine Flocken-/Samen-/Körnermischung zur freien Verfügung (Hafer- und Hirseflocken, Sesam, Chiasamen, Amaranth, Sonnenblumenkerne, Erbsenflocken, Blaumohn, Blut-, Gelb- und Weisshirse)
- eine Körnermischung für adulte Hühner zur freien Verfügung (Weizen, Gerste, Mais)
- Alleinfutterpellets mit Vitaminen und Mineralstoffen für adulte Hühner zur freien Verfügung (wovon sie allerdings kaum was fressen)
- einmal wöchentlich gekeimter Weizen und Buchweizen (mögen sie beides nicht sonderlich gerne)
- was sie im freien Auslauf an Grünfutter und Insekten finden
- abends einen halben Joghurtbecher voll Haferflocken mit Mehlwürmern
- wöchentlich eine Schalotte für alle fünf (die geht immer weg wie frische Mehlwürmer)
- drei- bis viermal wöchentlich eine Multivitaminlösung ins Wasser
- bei feuchtkaltem Wetter auch mal Tee oder Wasser mit einem Schuss Obstessig, in dem Zwiebeln und Knobi eingelegt waren

Hat vielleicht doch jemand einen ähnlichen/vergleichbaren Fall gehabt oder hat irgendwer eine Idee, was die Ursache für die beschriebenen/gezeigten Symptome sein könnte? Mir liegt der Kleine sehr am Herzen und es ist traurig und beunruhigend, ihn in diesem sonderbaren Zustand zu sehen.

Vorab schon mal herzlichen Dank!