Danke, Garten-Ilse!
Eine amerikanische Freundin nennt mich auch schon Heidi, obwohl wir keinen Alm-Öhi haben und nicht im völligen Nirgendwo leben und auch im Winter den Kontakt zur zivilisierten Welt nicht verlieren. Die Strasse wird gut geräumt und mit dem Auto ist man nach 18 Haarnadelkurven und 700 Höhenmetern unten im Tal, das dauert eine knappe Viertelstunde. Unser kleines Paradies ist keine "richtige", sondern eher eine Möchtegern-Alp mit alpinem Flair.
Für Hühner und Ziegen oder Zwerg-Schafe ist sowas aber zweifellos ein idealer Ort, also dran bleiben und nicht aufgeben, es lohnt sich und ich drücke die Daumen für laaaaaaaang anhaltende Nicht-Senilität!
Die Ideen mit dem überstehenden Stalldach und der Gewächshausfolie gefallen mir, wobei ich dem Federvolk gerne einen möglichst grosszügigen Auslauf gönnen würde... sofern das überhaupt Sinn macht für meine künftigen Appenzeller. Je mehr ich über Hühner und insbesondere die Appenzeller erfahre, desto klarer wird mir, dass ich eigentlich noch überhaupt keinen Plan habe...
Vögel zählen seit Kindheitstagen zu meinen absoluten Lieblingstieren, aber ich hab noch nie welche gehalten, weil Vögel für mich nicht in Volieren oder gar Käfige, sondern in die Freiheit gehören. Und Hühner hab ich irgendwie gar nie als Vögel gesehen, weil die ja kaum fliegen und nicht in Freiheit leben... Schande über mich und Asche auf mein Haupt! Seit ich mich mit dem Thema Hühnerhaltung beschäftige, hat sich mein Hühnerbild drastisch verändert und ich bin ganz vernarrt in diese wunderbaren VÖGEL. Und dann die Appenzeller... WOW. Flugfreudige Hühner! Das war Liebe auf den ersten Klick.Und winterfest und bergtauglich und wunderschön sind sie auch noch! Und je mehr ich über sie erfahre, desto weiter entferne ich mich von irgendwelchen Stall- und Auslaufplänen. Andere Fragen drängen sich auf: Wo bekomme ich meine sieben Appenzeller her? In welchem Alter sollen die Tiere sein? Ein erwachsener Hahn, zwei erwachsene Hennen, vier Junghennen... sagt mein Bauchgefühl. Aber macht das wirklich Sinn? Mir fehlt die praktische Erfahrung. In so mancherlei Hinsicht. Blutige Anfängerin eben. Aber irgendwo angefangen haben ja alle Hühnernarren mal. Also kann ich das auch – mit eurer Hilfe. Mir ist das Bauchgefühl eigen, euch langjährigen Hühnerfreunden die praktische Erfahrung.
Bauchgefühl: Ich möchte dem Hühnervolk so viel Schutz bieten wie nötig, und ihm so viel Freiheit lassen wie irgendwie möglich. Ganz ähnlich, wie ich es mit den Ziegen halte. Die haben auch einen Stall plus Unterstand und massig Auslauf/Weide und entscheiden selbst, wo sie nächtigen. Das konnten sie an unserem früheren Wohnort nicht, da mussten sie aus nachbarschaftlichen Gründen nachts in den Stall, und das war ja auch einer der Hauptgründe, warum wir hierher gezogen sind: die Ziegen haben mehr Freiheit und geniessen dies ungemein und nächtigen winters selbst bei Minustemperaturen am liebsten im Freien. Aber denen können Marder, Fuchs & Co. ja auch nix anhaben. Flugfreudige Appenzeller, die lieber auf Bäumen als im Stall nächtigen – geht das überhaupt? Und wo legen die dann ihre Eier hin? Kann ich sie dazu erziehen, Legenester aufzusuchen? Will ich meine Hühner überhaupt erziehen? Also an den Eiern würd ich mich schon freuen... aber die Freiheit der Gefiederten beschneiden, um mich an ihrer potenziellen Brut zu bereichern? Will ich der Eier wegen Hühner halten? Oder weil ich diese Vögel hinreissend finde und umso hinreissender, je freier und glücklicher sie sind? Ich bereichere mich ja auch nicht an meinen Ziegen. Obwohl ich liebend gerne meine eigene Ziegenmilch hätte. Aber nicht um den Preis, dass ich den Mädels Jahr für Jahr ihre "Brut" entreissen und verkaufen oder schlachten lassen muss. Meine Mädels hängen an ihren Kindern. Auch wenn die längst erwachsen sind. In freier Natur bleiben verwandte weibliche Hornträger lebenslang zusammen. Böcke verlassen die Herde mit der Geschlechtsreife und bilden Bockgruppen und werden im Alter häufig zu Einzelgängern. Also ist meine Haltung mit vier kastrierten Böcken in der Herde völlig widernatürlich. Aber zugleich die optimalste Lösung, die sich realisieren liess. Und ich behaupte mal ganz frech, dass meine gehörnten Freunde zu den glücklichsten Hausziegen auf diesem Planeten gehören. Und genau das möchte ich auch von meinem Federvolk sagen können. Weil die Zufriedenheit, das Wohlbefinden, die Lebensfreude glücklicher Tiere mich glücklich macht – aus purem Eigennutz also.![]()
Das sind übrigens Mama & Sohn bei der Siesta (Anfang April):
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So harmonisch ist es aber im gesamten Herdenverband nicht immer. Ziegen halt: ständig die Rangordnung aufmischen und bestätigen oder neu ordnen. Also vermutlich gar nicht so weit entfernt von Hühnern. Hach, ich bin ja sowas von gespannt darauf, meine Appenzeller kennenzulernen...... aber immer noch weit entfernt von sowas wie einem konkreten Plan, was die gesamte Haltung und somit auch den Bau von Stall und geschütztem Auslauf etc. pp. anbelangt. Aber vielleicht lässt sich das Ganze ja nicht "einfach so" planen. Ging und geht mit den Hornträgern ja auch nicht. Wenn ich bedenke, dass ich vor fünf Jahren nicht mal wusste, dass Ziegen Wiederkäuer sind... Asche auf mein Haupt! Und doch haben wir inzwischen ein Optimum geschaffen, das sich weiter optimieren lässt. Vielleicht sollte ich einfach mal auf der Grundlage dessen, was ich mir mittlerweile an Hühner-Wissen angeeignet habe, einen Stall entwerfen und bauen und die Appenzeller einziehen lassen und mit ihnen leben und Erfahrungen sammeln und Fehler machen und das Gesamte fortlaufend optimieren... sagt mein Bauchgefühl. Und vermeldet auch gleich, dass es höchste Zeit ist, in die Federn zu schlüpfen (Schweizer Redewendung, ich weiss gar nicht, ob man die jenseits der Grenzen kennt).
Gute Nacht!
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