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Thema: Eigewicht Ostfriesische Möwen

  1. #21
    Avatar von Tanny
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    Hallo Angie,

    ich kann Dir auf Deine Fragen keine historischen Belege oder irgendwelche wissenschaftlichen
    Abhandlungen liefern.

    Ich kann nur von meinen "Erfahrungen" und daraus resultierenden Vermutungen sprechen.

    Ich habe in meiner Kindheit vor über 40 Jahren sehr, sehr viel Zeit auf dem Land verbracht.
    Das war ein - damals hier im Norden noch relativ typischer - kleinbäuerlicher Betrieb.

    Da gab es Kühe (ca 30 Stk), Schweine (ca 20 Stück), Gänse, Hühner, Getreide, Obst - alle Tiere
    hatten einen Stall und waren täglich draußen auf richtigen Weiden (auch die Schweine).

    Die Hühner hatten einen Stall, der einmal im Jahr gekalkt wurde und liefen ebenfalls frei im Gelände rum.

    Für uns Kinder war es das Größte, täglich die Eier derer, die nicht zum Legen in den Stall gingen, im Heuschober zu suchen.

    Die Eier (und das Fleisch) fanden Verwendung in der Küche des Hofes, die auch die angegliederte
    Wirtschaft versorgte.

    Ich habe nie erlebt, dass in der Küche jemals ein Ei gewogen wurde oder nach dessen Gewicht gefragt wurde.

    Da hiess es z.B. beim Backen lediglich:
    das sind aber kleine oder große Eier heute....da nehmen wir mal eins mehr oder weniger.....

    Wenn insgesamt nicht genug Eier da waren, dann hiess es:
    wir brauchen mehr Eier, also werden der nächsten brütenden Henne mehr Eier untergelegt.
    Genau so beim Fleisch.

    Oder: wir haben zu viele Eier - dann wurden die überschüssigen Eier an die Hunde mit verfüttert
    und der nächsten Bruthenne Eier weggenommen oder mehr geschlachtet.

    Für mich war das so "normal", dass ich mir Jahre später, als ich mir selbst Gedanken um die Anschaffung von Hühnern gemacht habe, überhaupt keine Gedanken um Eigewichte oder Legeleistung oder Fleischgewicht gemacht habe.

    Für mich war bei der Rasseauswahl einziges Kriterium, dass die Hühner hier oben mit dem Klima
    klar kommen und eben frei lebensfähig sind - gesund......und nach diesen Kriterien habe ich gesucht und bin unter anderen auf die Möven gestossen.

    Wenn ich so meine Erfahrungen aus der Kindheit betrachte (und ich habe damals auf anderen Höfen
    ähnliche Verhältnisse erlebt), dann vermute ich, dass das Gro der Bauernhöfe die Hühner genau so,
    wie ich es auf diesem Hof erlebte, einfach laufen ließen und die Hühner ohne, daß sie extra Arbeit machen sollten, einfach da und verfügbar sein sollten.

    Ich vermute, Züchter, die gezielt bestimmte Rassemerkmale, wie z.B. besondere Legeleistung oder besonderes Fleischgewicht selektierten, gab es nur vereinzelt und erst, wenn jemand eine Rasse mit bestimmten, überragenden Eigenschaften sicher herausgezüchtet hat, haben Interessenten an diesen speziellen Eigenschaften sich speziell diese Rasse zugelegt.

    Bei den Möven habe ich die Vermutung, dass sie ursprünglich ein ganz normales Gebrauchshuhn waren, deren wichtigste Eigenschaft die Überlebensfähigkeit in unserem unwirtlichen Klima mit unseren vielen natürlichen Feinden war.
    Letztendlich spricht für mich dafür auch die enorme Flugfähigkeit dieser Rasse, die widerrum zwangsläufig ein
    relativ zierliches Huhn (also wenig Schlachtgewicht) erfordert.

    Und zierliche Hühner können denke ich nur schwerlich riesen Eier legen, ohne, dass es da zu Problemen am Legeapparat kommen muss.

    WIe gesagt nur Vermutungen und Schlussfolgerungen.......

    LG
    Kirstin

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  2. #22

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    Ich habe in den letzten Jahren die Tierbewertung im Rahmen des Zuchtringes für Ostfriesische Möwen durchgeführt.
    Über einige der Beiträge und deren Inhalt/Formulierungen hier bin ich - gelinde gesagt - erschüttert.
    Dazu heute abend später mehr.

    Viele Grüße von Mathias

  3. #23

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    Hallo Tanny, deine Erzählungen finde ich interessant, nochmals danke dafür. In der Jugendzeit meines Opas lief es wohl ähnlich. Mit dem kleinen Unterschied, dass eben doch auch auf die Eigröße geachtet wurde. War diese doch die einzige Eigenschaft, die ein potentielles Brutei von einem anderen unterschied, solange es keine Fallnestkontrolle gab. Und gebrütet wurde bei denen oft mit Puten. Ein Einkreuzen anderer Tiere wurde allerdings wohl auch vermieden, jeder hielt besondere Stücke auf "seine Hofrasse", die natürlich immer "die besten" waren, sodass es schon eine gewisse Rasseentwicklung gegeben haben dürfte.
    Ob damals Eier regelmäßig gewogen wurden, kann ich mir auch nicht vorstellen, und dürfte wohl schon an einer entsprechenden, genauen Waage gescheitert sein. Aber mein Großvater hat bis auf einige Jahre Unterbrechnung fast sein ganzes Leben lang Hühner und anderes Geflügel gehabt und er ist absolut in der Lage, das Gewicht bis auf wenige Gramm genau einzuschätzen.

    Mathias, ich freue mich über deine Meldung und bin gespannt auf deine Ausführungen!

    (Auch dann, wenn ich zu deiner Erschütterung beigetragen haben sollte. Denn von echten Fachleuten lasse ich mich gern belehren. Und gegebenenfalls auch höflich maßregeln.)
    bunte Legetruppe, außerdem Legewachteln, Ehemann, Töchter, Katzen, Aquarium
    Definition "Hobby": Mit größtmöglichem Aufwand den geringstmöglichen Nutzen erzielen.

  4. #24

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    Liebe Möwen-Fans,

    als Koordinator des Erhaltungszuchtrings Ostfriesische Möwen fühle ich mich durch die Diskussion angesprochen und möchte an dieser Stelle ein paar Dinge richtig stellen.
    Dem Erhaltungszuchtring für Ostfriesische Möwen geht es vor allem darum, diese alte norddeutsche Landhuhnrasse in ihrer genetischen Vielfalt zu erhalten und ihre Nutzungseigenschaften zu verbessern, oder wieder dahin zu bringen, wo sie einmal waren – so weit das in unseren Möglichkeiten liegt. Daher geben die im Zuchtring organisierten Züchter(innen) jedes Jahr in einer festgelegten Reihenfolge selbst gezüchtete Hähne in einer festgelegten Reihenfolge im Ring weiter. Mit einem dieser Hähne und den selbst gezogenen Hennen wird im Folgejahr gezüchtet. Auf diese Weise wird die Inzucht weitgehend minimiert.
    Bei der Auswahl der Hähne und Hennen für die Zucht legen wir vor allem Wert auf eine gute körperliche Entwicklung der Tiere, auf Vitalität und eine Körperform, die auf eine gute Legeleistung schließen lässt. Was die Körpergewichte der Tiere betrifft und die Gefiederzeichnung, so orientieren wir uns an der Beschreibung im Rassegeflügel-Standard, wenn wir vielleicht auch nicht ganz so kritisch sind, was die Gefiederzeichnung und den Kammschnitt der Tiere betrifft. Es braucht also niemand Angst zu haben, dass Tiere aus dem Erhaltungszuchtring wenig mit dem Zuchtziel zu tun haben.
    Das ist schon deshalb wenig wahrscheinlich, weil einige Mitglieder des Zuchtrings auch selber ausstellen, und das durchaus mit Erfolg. Ich selber beschicke keine Geflügelschauen, aber auch bei mir kaufen Ausstellungszüchter regelmäßig Zuchthähne für eine Blutauffrischung, weil diese sehr vital sind. Offenbar haben sie keine Probleme damit, dass meine Hähne ihre Zucht „verderben“.
    Was die Körper- und Eigewichte betrifft, so sind diese wie gesagt im Rassegeflügelstandard festgelegt. So sollen Hähne 2,25 – 3 kg wiegen und Hennen 1,75 – 2,5 kg. Das Bruteimindestgewicht liegt bei 55 g. Tatsächlich gibt es sowohl mit zu geringen Köper- als auch Eigewichten nach wie vor Schwierigkeiten, so dass das gewünschte Mindesteigewicht nicht in allen Zuchten erreicht wird und auch (noch) kleinere Eierg zur Brut genommen werden müssen. Ich habe das Gewicht der Eier meiner Hennen aus dem letzten Jahr vor vier Wochen kontrolliert und bin zu dem erfreulichen Ergebnis gekommen, dass es im Schnitt bei 56 g liegt. Das ist jedoch nicht in jedem Jahr der Fall, da im Zuchtring eben wie gesagt die Hähne rotieren und damit u. U,. auch das Merkmal geringe Eigröße weitergeben, so dass eine grundsätzliche Verbesserung nur langfristig erreicht werden kann.
    Tatsächlich spiegeln Eigröße und –zahl noch am ehesten den Nutzwert dieser alten Rasse wieder, die ja vor allem als Legehuhn gehalten wurde. Es kann keine Rede davon sein, dass „früher so gigantische Eier (55 g und mehr) nicht üblich gewesen sind“. Bereits im Geflügelstandard von 1951 werden 55 g als Bruteimindestgewicht für die Möwen gefordert, und in dem Buch von Pfenningstorff von 1925 „Unser Hausgeflügel“ ist sogar von 55 – 60 g die Rede.
    Es ist nun einmal so, dass die Eigröße bei Hühnern ein stark erbliches Merkmal ist. D. h. aus kleinen Eiern werden mit großer Wahrscheinlichkeit Hennen schlüpfen, die wiederum kleine Eier legen und Hähne, die dies vererben. Selbstverständlich werden die Eier mit dem Lebensalter der Henne größer, aber ein Durchschnittsgewicht von 52/53 g bei einer Althenne ist eben genauso zu klein wie ein 45 – 48 g Ei eienr Junghenne. Deshalb ist es wichtig, nicht zu kleine Eier auszubrüten.
    Es steht natürlich jedem frei, nicht auf solche Eigenschaften zu achten und sich einfach an der Schönheit, Vitalität und dem Wesen der Tiere zu erfreuen (das tue ich übrigens auch). Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass das dann eben wenig mit Zucht zu tun hat, bei der es immer um die Verbesserung oder zumindest Erhaltung der Nutzeigenschaften einer Rasse ging, sondern allenfalls mit Vermehrung.
    Mit der Verbesserung der Legeleistung ist es übrigens sehr viel schwieriger, da diese nicht so direkt vererbt wird (d. h. aus Eiern von einer guten Legerin schlüpfen nicht unbedingt Hennen, die ebenfalls gut legen). Hier kann man nur mit einem sehr langen Atem allmählich weiterkommen, und man müsste die Legeleistung aller Hennen mit Hilfe von Fallnestern prüfen. Ich tue diese sogar stichprobenartig und benutze nur geprüfte Althennen zur Zucht, doch selbst meine Nachzucht erreicht die im Standard geforderte Legeleistung von 200 Eiern im Durchschnitt nicht, sie liegt eher bei 160 Eiern. Zwar gibt es immer einige Hennen, die auch über 200 Eier legen, dafür aber eben auch solche, mit weniger als 160.
    Zum Schluss noch ein Wort zur Brutlust dieser Rasse. Auch in diesem Punkt sind die historischen Quellen eindeutig. So schreibt schon der bereits zitierte Pfenningstorff 1925: „brütlustig ist das Huhn nicht, schreitet es aber zur Brut, ist es eine gute Führerin...“. Das verwundert auch nicht, denn bei allen Legerassen war die Brutlust unerwünscht, legt eine Glucke doch über Wochen, während sie brütet und die Küken führt, keine Eier und ist somit keine gute Legehenne. Auch hier gilt also: wer es ernst nimmt mit der Erhaltung dieser alten Rasse, sollte nicht unbedingt Eier von Hennen zur Brut auswählen, die bereitwillig glucken, da auch dieses Merkmal stark erblich ist.
    Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, dass die Vermutung, dass „die angestrebten Standards des Zuchtrings erst die Ursprünglichkeit der Rasse verderben werden“, haltlos ist. Es geht uns im Zuchtring vielmehr darum, die in der historischen Literatur beschriebenen (Nutz-)Eigenschaften dieser Rasse zu erhalten oder wieder herzustellen. Es ist nämlich durchaus so, dass es Betriebe gibt, die lieber Hennen einer alten Rasse als Legehybriden zum Eierlegen halten würden. Und ich wäre froh, wenn ich solchen Interessenten eines Tages mit gutem Gewissen Ostfriesische Möwen empfehlen könnte, weil ich mir sicher sein kann, dass sie tatsächlich (wieder) zuverlässig Eier in einer akzeptablen Größe und Anzahl legen.
    Nichtsdestotrotz wünsche ich allen Möwen-Fans viel Freude mit dieser alten interessanten Rasse, egal ob sienun züchten oder einfach nur vermehren!

    Michael

  5. #25
    Avatar von Tanny
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    Hallo Ruhnau,

    danke für die ausführliche Stellungnahme.

    Ich denke, ich habe die Zuchtziele des Erhaltungsringes schon richtig verstanden.

    Genau deswegen decken sie sich nicht mit meinen Zuchtzielen.

    Nicht beipflichten kann ich Deiner Differenzierung der Begriffe "Zucht" und "Vermehrung".

    Warum habe ich schon einmal, wenn auch in einem völlig anderen Zusammenhang, ausführlich
    beschrieben.

    Darum verweise ich einfach mal auf diesen Beitrag von mir:

    http://www.huehner-info.de/forum/sho...iel#post958523

    Beitrag Nr. 68

    ...aber im Prinzip ist es mir auch völlig egal, ob andere das, was ich mache als "Zucht"
    oder "Vermehrung" titulieren.

    Entscheidend ist ja, dass ICH mit meinen Ergebnissen zufrieden bin und dass jeder,
    der seine Tiere/Bruteier etc. abgibt, mit offenen Karten spielt und entsprechende,
    ehrliche Angaben macht - dann kann jeder für sich entscheiden,
    welche Eigenschaften ihm wie wichtig sind

    LG
    Tanny

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  6. #26
    Avatar von ptrludwig
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    Zitat Zitat von Angie81 Beitrag anzeigen
    Ach so, da war noch was:



    Ich gebe zu, dass ich im ersten Moment genauso gedacht habe. Und recht enttäuscht war. Aber:
    Wie sollte es anders gehen? Die Tiere der Erhaltungszüchter gehen auf solche von Ausstellungszüchtern zurück. Würde man nur die größeren Eier brüten, würde man die genetische Ressource der Rasse noch mehr einschränken! Aufgrund der wenigen noch vorhandenen Tiere wird es viele Jahre (und viele Neukombinationen der Gene) dauern, bestimmte Eigenschaften zu verbessern, ohne den Genpool zu verringern.
    Du hast mich nicht überzeugt, genau die gleichen Argumente können die Züchter vorbringen. Es bringt gar nichts wenn ich leistungsschwache Tiere verbreite, Interessenten werden sich schnell wieder von der Rasse abwenden.
    Die Züchter legen wenigstens noch Wert auf den äußeren Rassestandart, der wird nun zusätzlich zur Leistung auch noch verwässert.

  7. #27
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    In alten Büchern liest man immer wieder den Ratschlag für die Zucht nur zweijährige Hennen und allenfalls bei den Hähnen einjährige zu nehmen. Es hat sich aber die Unsitte (sic!) eingebürgert, dass man die Hähne mehrere Jahre einsetzt, dagegen aber meist zu junge Hennen und das oft nur einmal, also nicht mal als zweijährige.
    Ich bin überzeugt, wenn man über Jahre nur zweijährige, oder dreijährige Hennen einsetzt, die mindestens Eier mit 65 -70 Gramm legen (und mit einem Jahr mindestens 55 Gramm erreicht haben) und dabei auch noch im zweiten Legejahr eine gute Legeleistung erbringen. Dann legen nach ein paar Jahren selbst die einjährigen Nachkommen mindestens 55 Gramm schwere Eier - eher sogar 60 Gramm. Schwerere Eier liefern schwere Küken, die früher die Geschlechtsreife und ein größeres Körpergewicht bei Geschlechtsreife erreichen. Damit wächst auch das Potential für ein höheres Eigewicht. Das untermauern diverse Studien.

    Das Problem ist, dass die Zuchtgruppen, oft (schon im ersten Jahr) zu klein sind und man nicht genug Tiere hält, um im zweiten Legejahr die (wirklich) geeigneten Zuchthennen auszuwählen. Eine Zweijährige Henne die keine 65 Gramm liefert ist keine Zuchthenne - egal was der Standard erlaubt. Und einjährige Hennen dürfen bei mir nur in die Zuchtgruppe, wenn sie 60 Gramm oder mehr erreichen.
    Bei den Redcaps wurde ja auch das Eigewicht versaut.


    Mein Ziel für die Redcaps ist auch ein Gewicht von 8 - 9 Pfund bei den Hähnen und 6 - 7 Pfund bei den Hennen (gemäß Literatur) wieder zu erreichen.
    Ich finde , die sehen erst mit entsprechender "Fülle" nach was aus. Ausserdem soll das Eigewicht wachsen. Und dieses Ziel kann ich nur durch Einkreuzungen UND große Bruteier erreichen.

  8. #28
    Avatar von ptrludwig
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    Zitat Zitat von Redcap Beitrag anzeigen
    In alten Büchern liest man immer wieder den Ratschlag für die Zucht nur zweijährige Hennen und allenfalls bei den Hähnen einjährige zu nehmen. Es hat sich aber die Unsitte (sic!) eingebürgert, dass man die Hähne mehrere Jahre einsetzt, dagegen aber meist zu junge Hennen und das oft nur einmal, also nicht mal als zweijährige.
    Ich bin überzeugt, wenn man über Jahre nur zweijährige, oder dreijährige Hennen einsetzt, die mindestens Eier mit 65 -70 Gramm legen (und mit einem Jahr mindestens 55 Gramm erreicht haben) und dabei auch noch im zweiten Legejahr eine gute Legeleistung erbringen. Dann legen nach ein paar Jahren selbst die einjährigen Nachkommen mindestens 55 Gramm schwere Eier - eher sogar 60 Gramm. Schwerere Eier liefern schwere Küken, die früher die Geschlechtsreife und ein größeres Körpergewicht bei Geschlechtsreife erreichen. Damit wächst auch das Potential für ein höheres Eigewicht. Das untermauern diverse Studien.
    Ich denke da kann man jeden Satz unterstreichen. Denke allerdings das bei den Möwen 55-60 g ausreichend sind und sie im ersten Jahr mit 50 g starten sollten.

    @Ruhnau was mich stört das dort Hähne weitergegeben werden, einfach so nach Nummer. Wie wird bei denen überprüft ob die überhaupt für die Zucht geeignet sind. Jeder Züchter weiß das man mit einem fremden Zuchthahn viel Schaden anrichten kann.
    Bei deinen Ausführungen bist du mit keinem Wort auf die untergewichtigen Bruteier eingegangen. Sollte man da als Zuchtring nicht Untergrenzen festlegen?

  9. #29

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    Ich möchte noch auf einige weitere Argumente antworten, die im Laufe der Diskussion vorgebracht wurden und den Zuchtring noch etwas genauer beschreiben, da ich den Eindruck habe, dass an ihn zu hohe Erwartungen gestellt werden.
    Der Erhaltungszuchtring Ostfriesische Möwen wurde 2001 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese Rasse fast nur noch von Mitgliedern des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter gezüchtet. Damit unterschied sich die Situation nicht von der der meisten anderen Hühnerrassen, denn wie bei kaum einer anderen Tierart hatte sich bei den Hühnern die Rassegeflügelzucht von der Wirtschaftsgeflügelzucht vollkommen getrennt. Während die alten Hühnerassen fast ausschließlich zu Ausstellungszwecken gezüchtet wurden, wurden für die Ei- und Mastgeflügelproduktion aus einigen wenigen Leistungslinien die Mast- und Legehybriden gezüchtet. Das heißt, wir haben es weitgehend den Ausstellungszüchtern zu verdanken, dass diese Rassen überhaupt noch existieren, was ich an dieser Stelle ausdrücklich anerkennen möchte.
    Daher stammten die meisten Tiere der sechs Züchter, die den Zuchtring damals gründeten auch aus Ausstellungszuchten. Lediglich die Tiere, mit denen ich angefangen habe, stammten von einem Hof in Ostfriesland, wo diese Rasse schon immer gehalten wurde. Sie liefen dort auf dem Hof frei herum und vermehrten sich selbst. Interessant ist, dass diese Hühner Eier in einer akzeptablen Größe legten, die dem gewünschten Bruteimindestgewicht entsprach. Das war bei den Tieren aus den Ausstellungszuchten zum großen Teil nicht der Fall. Das ist für mich der Beleg, dass Eier von 55 g und mehr bei den Ostfriesischen Möwen nicht dem Wunschdenken irgendwelcher Geflügelbuch-Autoren vom Beginn des 20. Jahrhundert entsprungen sind und in der Realität nie erreicht wurden, sondern dass die Eigröße eher durch eine zu starke züchterische Fokussierung auf die äußeren Merkmale der Hühner vernachlässigt worden ist.
    Ich hatte bereits geschrieben, dass es das oberste Ziel des Erhaltungszuchtringes ist, die genetische Vielfalt dieser Rasse zu erhalten, daher die Weitergabe von Zuchthähnen. Der jeweilige Zuchthahn wird übrigens nicht „nach Nummer“ weitergegeben, sondern nach einem Bewertungsschema, das sich am Rassegeflügelstandard orientiert, aus einer Gruppe von Hähnen des jeweiligen Züchters ausgewählt.
    Es wäre relativ einfach, durch Auswahl von Hähnen und Hennen, die aus großen Eiern geschlüpft sind, und Verpaarung dieser Tiere wieder auf ein höheres Eigewicht zu selektieren. Da dies jedoch auch zu einem Verlust an genetischer Vielfalt führen würde, kommt es für den Zuchtring nicht in Frage, und wir müssen uns mit dem wesentlich langsameren Zuchtfortschritt zufrieden geben, der in einer Rotationszucht möglich ist.
    Nun noch etwas zu den Ausführungen von Kirstin. Ich denke, wir liegen mit unserem Verständnis von Zucht und Vermehrung gar nicht so weit auseinander. Einer der wesentlichen Punkte, die Du benannt hast, ist die Selektion, die bei Vermehrung eben nicht oder kaum stattfindet. Allerdings kann ich Deinen Schlüssen, die Du daraus ziehst, nicht folgen, denn ich bin der Überzeugung, dass sie auf falschen Vorstellungen beruhen.
    Es würde hier zu lange dauern, auf alle Punkte einzugehen (so auf Deine fragwürdige Ableitung, dass Naturbrut das Mittel der Wahl für Zucht und Kunstbrut dasjenige für Vermehrung ist), daher hier nur einige Stichpunkte:
    - artgerechtes Sozial- und Feindverhalten werden von den Hühnern nicht gelernt, sondern sind angeboren
    - der Bruttrieb ist für Wildhühner wichtig zum Arterhalt, nicht aber für Haushühner, die gezielt vom Menschen vermehrt werden.
    Insgesamt habe ich den Eindruck, dass Du der etwas romantisierenden Idee anhängst, dass die Ostfriesischen Möwen eher zu Wildhühnern werden sollten. Dann solltest Du auch konsequent sein und ihnen wieder die Wildfarbe anzüchten, denn damit wären sie weit besser vor Feinden getarnt als mit ihrer auffälligen schwarz-weißen Flockenzeichnung.
    Noch ein Wort zu Deinen Erfahrungen mit den Tieren, die Du aus dem Zuchtring erhalten hast und die sicher nicht schön waren, das kann ich gut nachvollziehen. Aber auch hier hängst Du einigen Irrtümern an. Dass sich ein Huhn nicht aus dem Stall traut und panisch auf einen Baum fliegt und nicht wieder herunter komm, deutet wohl eher darauf hin, dass diese Tiere in einer völlig anderen Umgebung gelebt habe als bei Dir. Bekanntlich reagieren Hühner auf Ungewohntes sehr ängstlich. Das hat aber nichts mit Sozialisation zu tun, und es lässt sich auch nicht mit Naturbrut beeinflussen.
    Dass die Tiere sich gegenseitig piesackten und pickten, ich nehme an, dass es sich um Federpicken handelte, ist eine Unart, zu der leichte Rassen häufiger neigen. Ich teile in diesem Punkt Deine Erfahrung, dass so etwas nicht vorkommt, wenn die Küken von einer Glucke geführt werden (das richte ich in meiner Aufzucht auch immer möglichst ein, allerdings schlüpfen die Küken trotzdem im Brutgerät). Das liegt aber nicht an „Erziehung“ durch die Glucke oder irgendwelchem erlernten Verhalten, sondern einfach daran, dass die Glucke die Küken ständig beschäftigt, so dass keine Langeweile aufkommt, was leicht zur Unart Federpicken bis hin zum Kannibalismus führen kann.
    Ich hatte schon um Verständnis geworben, die Erwartungen an die Züchter des Zuchtrings nicht zu hoch zu schrauben. Neben einigen sehr erfahrenen Züchtern, die die Ostfriesischen Möwen bereits seit vielen Jahren züchten, gibt es immer wieder auch Neueinsteiger, die noch nicht über so viel Erfahrung verfügen. Deshalb bieten wir allen Mitgliedern neben unserem Herbsttreffen mit Tierbewertung und Zuchthahn-Weitergabe immer ein weiteres Treffen an im Jahr, das reihum bei den Züchtern stattfindet. Ziel ist es, sich über Haltungs- und Zuchtfragen auszutauschen und voneinander zu lernen.
    Dass von Züchtern deutlich untergewichtige Eier weitergegeben werden, ohne dass vorher darauf hingewiesen wird, halte ich auch für problematisch – egal ob es sich um einen Züchter aus dem Zuchtring oder jemand anderen handelt.
    Allerdings halte ich es für ebenso problematisch, sich auf den Standpunkt zu stellen: „Hauptsache mir sind die Merkmale, auf die ich züchte, wichtig“. Ich habe versucht deutlich zu machen, dass der Zuchtring sich nicht für irgendwelche Merkmale entschieden hat, sondern versucht, die Rasse so zu erhalten, wie sie in historischen Beschreibungen charakterisiert wird. Dass Du auf Vitalität, Wetterhärte und die Fähigkeit zur Futtersuche achtest, halte auch ich für richtig und wichtig, denn auch das sind typische Eigenschaften Ostfriesischer Möwen, die in historischen Beschreibungen genannt werden. Wenn Du allerdings auf leichte Hühner, geringe Eigröße und Brutlust selektierst, dann muss Dir klar sein, dass Du nichts anderes machst als ein Züchter, der versucht, aus einer Ostfriesischen Möwe ein schweres Masthuhn zu züchten, nämlich die Rasse zu verändern. Immerhin teilst Du das Interessenten ja auch mit.
    Ich mache Dir einen Vorschlag. Ich weiß leider nicht, wo Du wohnst, aber vielleicht ist der Ort unseres Herbsttreffens (im Landkreis Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg), auf dem die Tiere zur Zucht ausgewählt werden, ja für Dich erreichbar. Du bist herzlich eingeladen, dazu zu kommen und auch eigene Tiere zum Vergleich mitzubringen. Wenn Du Interesse hast, lass es mich wissen.
    Michael

  10. #30
    Avatar von Tanny
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    Hallo Michael,

    erstmal vielen Dank für Deine ausfohrliche Antwort

    Zitat Zitat von Ruhnau Beitrag anzeigen
    ....

    Nun noch etwas zu den Ausführungen von Kirstin. Ich denke, wir liegen mit unserem Verständnis von Zucht und Vermehrung gar nicht so weit auseinander. Einer der wesentlichen Punkte, die Du benannt hast, ist die Selektion, die bei Vermehrung eben nicht oder kaum stattfindet. Allerdings kann ich Deinen Schlüssen, die Du daraus ziehst, nicht folgen, denn ich bin der Überzeugung, dass sie auf falschen Vorstellungen beruhen.
    Es würde hier zu lange dauern, auf alle Punkte einzugehen (so auf Deine fragwürdige Ableitung, dass Naturbrut das Mittel der Wahl für Zucht und Kunstbrut dasjenige für Vermehrung ist),
    ...lies nochmal genau - habe ich so nicht geschrieben. Nur das mit der Vermehrung.
    Bei der Zucht habe ich geschrieben, dass man da vor der Entscheidung, welche Brutform, weiter seine Ziele differenzieren muss......



    Zitat Zitat von Ruhnau Beitrag anzeigen
    daher hier nur einige Stichpunkte:
    - artgerechtes Sozial- und Feindverhalten .....
    .......
    Noch ein Wort zu Deinen Erfahrungen mit den Tieren, die Du aus dem Zuchtring erhalten hast .......
    .....
    Bekanntlich reagieren Hühner auf Ungewohntes sehr ängstlich. Das hat aber nichts mit Sozialisation .....

    Dass die Tiere sich gegenseitig piesackten und pickten, ich nehme an, dass es sich um Federpicken handelte, ist eine Unart, zu der leichte Rassen häufiger neigen. ......
    In den Punkten kommen wir so nicht zusammen - da habe ich schlicht in den vergangenen Jahren
    vollkommen andere Beobachtungen machen und Erfahrungen sammeln können (nicht nur mit meinen Tieren,
    sondern auch mit Tieren, die ich als sozial gesunde, "gewachsene" Gruppe abgegeben habe.

    Das hier auszuführen, würde aber vermutlich ein Buch füllen.
    Sollten wir uns mal pers. treffen, können wir das gerne mal live ausdiskutieren

    Zitat Zitat von Ruhnau Beitrag anzeigen
    ...... Dass Du auf Vitalität, Wetterhärte und die Fähigkeit zur Futtersuche achtest, halte auch ich für richtig und wichtig, denn auch das sind typische Eigenschaften Ostfriesischer Möwen, die in historischen Beschreibungen genannt werden. Wenn Du allerdings auf leichte Hühner, geringe Eigröße und Brutlust selektierst, .......
    ...nein, da hast Du etwas falsch verstanden: ich selektiere nicht gezielt auf niedrige Eigewichte oder leichte Hühner.
    Eigewicht und Hühnergewicht sind bei mir nur nicht die primären Selektionskriterien.
    Beispiel: wenn sich eine Henne zum Glucken hinhockt, dann schiebe ich ihr ja letztendlich "ausgewählte" Eier unter.
    Das sind Eier von den Hennen (soweit ich das zugeordnet bekomme), die die von mir gewünschten Eigenschaften in besonderem Maße an den Tag legen und EIer, die
    ich zwecks "Blutauffrischung" von anderen Mövenhaltern ggf. zukaufe.

    Zweites Auswahlkriterium der Eier ist dann ihre Schalenqualität und Form und sicher
    auch irgendwo Größe.
    Ich würde intuitiv weder ein aus dem Rahmen fallendes, besonders großes Ei, noch ein besonders kleines EI unterschieben.

    Was mir so dazu einfällt, wenn ich zurück denke, war das dann wohl mein Glück:

    im ersten Jahr (also mit der ersten, gekauften Truppe) hatte ich immer wieder riesige Eier dazwischen - die hatten fast durchweg Doppeldotter - fanden meine EIerabnehmer immer toll.

    Mit den Nachzuchten hatte ich das zum Glück nie wieder.

    Zitat Zitat von Ruhnau Beitrag anzeigen
    ....
    Ich mache Dir einen Vorschlag. Ich weiß leider nicht, wo Du wohnst, aber vielleicht ist der Ort unseres Herbsttreffens (im Landkreis Rotenburg zwischen Bremen und Hamburg), auf dem die Tiere zur Zucht ausgewählt werden, ja für Dich erreichbar. Du bist herzlich eingeladen, dazu zu kommen und auch eigene Tiere zum Vergleich mitzubringen. Wenn Du Interesse hast, lass es mich wissen.
    Michael
    Vielen Dank für das Angebot
    Der Ort ist problemlos erreichbar. (ich bin aus 25335 Raa-Besenbek).

    Ich habe aber ein prinzipielles und emotionales Problem damit, Ausstellungen mit lebenden Kleintieren zu besuchen.

    Ich würde auch mit SIcherheit selbst keine Hühner zu so einer Veranstaltung bringen.

    Ich würde - und da mag man mich für "romantisch" oder "weltfremd" halten - keinem meiner Hühner diese
    Tortur zumuten.

    Keines von ihnen wäre begeistert, in einen Käfig gesteckt und wie im Zoo begafft zu werden

    und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es anderen Kleintieren anders geht.

    Sollte es Dich aber mal in die Nähe des Kreises Pinneberg/Steinburg verschlagen, bist Du jederzeit
    herzlich bei mir auf dem Hof willkommen, um die Hühner in ihrer gewohnten Umgebung kennenzulernen.

    Bei der Gelegenheit können wir dann bei einem gemütlichen Kaffee die obigen Meinungsverschiedenheiten
    ja auch mal live austauschen

    LG
    Kirstin
    Geändert von Tanny (17.04.2015 um 22:59 Uhr)

    www.wildvogel-rettung.de = Zahlen, Daten, Fakten zur Vogelgrippe
    www.aktionsbuendnis-vogelfrei.de

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