Bauernhuhn: Ein Hahn ist nicht allein deshalb zur Zucht geeignet, weil er schön ist...
So ein vergewaltigendes, unfähiges Loch hat absolut nichts damit zu tun, wo der Hahn aufwuchs- das kann ganz genauso passieren, wenn er in Naturbrut in einer bunten Truppe mit souveränem Althahn aufwuchs.
So einen Hahn hatte ich mal, war genauer gesagt mein erster eigener Nachzuchthahn von einem Vater, der selber mehr als einen leichten an der Klatsche hatte. Zu Hennen und Küken war sein Vater zwar top, aber zu Menschen schice, bei seinem Sohnemann war es genau umgekehrt...
Der hätte absolut seine Chance gehabt, sich einen eigenen Harem zusammen zu balzen, weil der Althahn mit seinen Ziehschwestern nicht anbandeln wollte. Gebalzt hat der Jungspund aber nur bei einer, die hat ihn zunächst auch (als einzige) freiwillig rangelassen, ALLE anderen Hennen hat er gejagt, vergewaltigt, ist teils schon Richtung Stall losgepeest, wenn da eine mit dem Legen fertig war und gackerte, um sie sich sofort zu schnappen. Das ging solange, bis alle Hennen rennen gingen, wenn sie ihn nur von weitem sahen, schlussendlich sogar die, die ihn bis dahin freiwillig gelassen hatte. Das war der einzige Hahn, der mir je Hennen kahl getreten hat, und als der dann sogar mit gestelltem Kragen den Althahn von der Henne kicken wollte, die er kurz zuvor vergewaltigen wollte, war Schluss...
Seither rekrutiere ich meine Hähne nur noch aus eigenen Nachzuchten, durchaus aber auch aus gekauften Bruteiern.
Und achte sau- penibel auf jede Regung der Junghähne. Ist einer schon als Küken ein Stinkstiefel, wie jener Sohn unserer braunen Hybride, der schon als dreiwöchiger die Schuhspitzen ansprang und sich später mit meinem jetzigen Althahn verbündete (seinem Ziehbruder), um die Hennen im Duett zu bearbeiten, ist der sofort vorgemerkt und kommt mit als erster an die Reihe, wenn's in die Truhe geht.
Das hat nur peripher mit dem Alter zu tun, sondern ist zuvorderst eine Wesensfrage.
Als es mir dann nämlich zu bunt wurde und der Hybridensohn weg war, hat sein Jagdkumpan und jetziger Alpha auf der Stelle mit der Vergewaltigerei aufgehört und wurde ein richtiger Charmebolzen, was ihm den Kragen rettete.
Ein geschlechtsreif werdender Junghahn hat bei mir eine Frist von maximal drei Wochen, in denen er vergewaltigen "darf". Hat er sich innerhalb dieser Frist nicht im Griff, ist Feierabend, einen an sich tollen Gockel mit sogar fünf Wochen Galgenfrist habe ich nach der siebten Vergewaltigung der selben Henne am selben Tag direkt von der Henne gegriffen, und Ende war...
Je weniger ein Junghahn bei mir vergewaltigt und je früher er seine Verantwortung an den Hennen übernimmt (das können sie allerbestens teils schon ab 5 Monaten!) und sich souverän zeigt, umso besser sind seine Chancen, entweder zu bleiben oder vermittelt zu werden. Meinen Hof verlässt definitiv kein Tier und schon gar kein Hahn lebend, das/ den ich nicht auch selber behalten würde.
Mein voriger Beta- Hahn war so einer- nie aggressiv, bereits ab fünf Monaten verantwortungsvoll bei den Hennen, die ihn auch schnell akzeptiert und ranliessen, nur ca. eine Woche Vergewaltigungsanfälle, die der Althahn aber zu zügeln wusste. Ganz toller Hahn, dem leider sein Freiheitsdrang zum Verhängnis wurde- sehr schade um ihn, aber nun ja. Von ihm behielt ich als neuen Beta einen Sohn, der sehr schnell in die Fußstapfen seines Vaters trat.
Bereits im jungen Alter ein souveräner Kerl, der ab sechs Monaten seinen Dienst bei den Hennen stand, die sich ihm auch gerne anvertrauten. Sogar meine ranghöchste Henne ließ sich von ihm widerstandslos becircen, wobei gerade sie es war, die meinem damaligen Vergewaltiger- Junghahn noch mit 11 Monaten die Fresse polierte, wenn der ihr ans Leder wollte (zufällig war der auch ihr Sohn, wenn auch nicht selbst erbrütet). Wobei ein Hahn, der sich mit 11 Monaten noch von einer Henne vertrimmen lässt, aber andererseits ständig mit aus den Ohren wölkendem Dampf unterwegs ist, schon von Hause aus etwas fragwürdig ist...
Jedenfalls ist es schon ein aussagekräftiger Unterschied, denke ich mal, dass sie, das Flintenweib par excellence, sich einem gerade sechsmonatigen Hahn er- und hingibt, während sie seinerzeit dem anderen noch einen Satz warme Ohren verpasste, als der fast doppelt so alt war...
Nun ja...
Es ist auf jeden Fall absolut nicht unbedingt eine Frage des Alters oder der Aufzuchtsform, wie so ein Hahn drauf ist, sondern eine Wesensfrage. Und indem man so einen Vergewaltiger nachzüchten lässt, nur weil er als einzigen "Vorteil" Schönheit hat, schafft man das Problem nicht aus der Welt. Seine Söhne werden mit guter Wahrscheinlichkeit ebensolche Stinkstiefel- müssen nicht, aber die Chancen sind groß...
Ich nehme im Zweifel lieber einen weniger ideal aussehenden, wenn er dafür wesensmäßig (und gesundheitlich) top ist. Ich rate Dir (ok, Du hast jetzt einen neuen, aber dennoch): Brüte Dir mit einer Glucke aus gekauften Bruteiern selber was aus, wie so ein Hahn NICHT sein soll, weißt Du ja jetzt, und suche Dir dann aus der Nachzucht selber einen aus! Auch wenn der äußerlich nicht so ideal ist- solange Du keine Schauzucht machst, ist das fast vollkommen nebensächlich.
Wenigstmögliche Flausen bei frühestmöglicher Übernahme seiner Verantwortungen als Hahn sind das Augenmerk, und von einem Vergewaltiger, sollte ihm doch mal ein Schuss gelingen, niemals Söhne behalten oder zur Nachzucht kommen lassen, egal wie schön er war... Dann klappt es auch mit den Hähnen!
Drücke die Daumen, dass der Neue jetzt ein guter ist!
Grüße,
Andreas
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