Einige werden diesen Text aus April 2014 schon aus dem Facebook kennen, aber ich denke, auch hier im HüFo gibt es einige Paduaner-Interessierte.


Ich versuche hier mal ein "wenig" über meine Lieblingshühner zu schreiben. Folgender Text beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und ich freue mich, wenn Ihr ihn um eigene Erfahrungen ergänzen würdet.

Angefangen hat meine Paduanerzucht mit einem versuchten Lausbubenstreich. Ich bin im Internet über das Porträtfoto eines Hahnes gestolpert und diesen Hahn fand ich so lustig, dass ich einige solcher Tiere meinem Mann unterschmuggeln wollte. Also habe ich mir zehn Bruteier dieser Rasse bestellt. Leider ist wegen Anfängerbrutfehlern nur ein Hähnchen geschlüpft, welches wir wegen seiner Schädelerhöhung (Protuberanz) "Beule" nannten.
"Beule" ist ein sehr liebes und lustiges Tier geworden. Er war(wie alle Paduaner,was wir damals allerdings noch nicht wußten) ausgeglichen, ruhig, lieb und total zutraulich. Irgendwie lustig anzusehen - nicht nur wegen seines Aussehens, sondern auch wegen seines Verhaltens. Nun ja, wir haben den Kleinen so lieb gewonnen, dass wir ihm eine eigene Herde spendieren wollten. Leider stellte sich dann schnell heraus, dass Paduaner untereinander sehr unverträglich sein können. Da der Hahn nie rassereine Artgenossen kennengelernt hatte (er war ja in meiner bunten Legetruppe aus Marans, Sundheimern, Grünlegern aufgewachsen), sah er die Paduanerhennen als Rivalen an, welche es zu eleminieren galt. Nichts hat ihn umgestimmt. Er wurde zur Furie wenn er die Mädels sah. Glücklicherweise konnten wir den Hahn dann einem befreundeten Bauern als Herr über dessen Legehennen anvertrauen. "Beule" hatte dort ein schönes und freies Leben bis der Fuchs .......... Dieser Bauer hat sich vor drei Wochen wieder einen Paduanerhahn bei mir geholt, er will keinen anderen mehr.
Da wir nun drei Hennen ohne Hahn hatten, diese Tiere aber nicht mehr missen wollten, haben wir uns einen Hahn aus Greiz vom bekannten Züchter Johannes Schilling besorgt. So hat meine Zucht angefangen.
Paduaner sind eine sehr alte Rasse. Sie sind entgegen vieler Annahmen sehr robuste und agile Tiere, welche auch keine besondere Pflege benötigen, außer das man regelmäßig darauf achten sollte, dass die Hauben die Sicht nicht zu sehr einschränken. Dies betrifft aber hauptsächlich die Hennen. Da der Mensch immer auf Extreme zielt - wurde diese Rasse im Laufe der letzten Jahrzehnte auf besonders große Hauben gezüchtet. Das hatte zur Folge, dass die Tiere praktisch blind waren. Sie mußten auf die Sitzstangen gehoben werden und wieder herunter, haben oft nicht ausreichend gefressen ( waren deshalb zu leicht), waren anfällig für Ungeziefer usw. Heute ist das noch recht junge Zuchtziel kleine kompakte Hauben zu züchten. Da dies noch nicht ganz gelungen ist, ist der Züchter verpflichtet, Tiere mit hängenden und zu großen Hauben von der Zucht auszuschließen und mit Hilfe der Schere seinen Tieren eine ausreichende Sicht zu verschaffen. Das heißt man schneidet seitlich und nach vorne die Augen frei (Haube und Bart!) und lässt einige halbe Federn als Stützfedern stehen. Ich mache dies schon während der Aufzucht regelmäßig bei meinen Tieren. So wachsen und gedeihen sie hervorragend und machen mir mit ihrer Vitalität viel Freude.
Nicht nur die Optik, sondern auch das Verhalten dieser Rasse ist anders! Irgendwie scheinen die Paduaner kämpferisch veranlagt zu sein! Schon im jungen Alter von 14 -16 Wochen sind die Junghähne extrem unverträglich untereinander. Hähne anderer Rassen (bei mir die Sundheimer) werden weitesgehend ignoriert. Aber die eigenen Brüder werden unentwegt bekämpft. Auch Hennen können untereinander totale Zicken sein. "Können" ist eigentlich falsch gesagt, sie sind es! Richtige Mobbingweiber! Wenn die Tiere eines Stammes allerdings erstmal aneinander gewöhnt sind, ist es ein sehr harmonischer Trupp. Nur wehe, es kommen andere Paduaner in die Gruppe. Auch hier werden Tiere anderer Rassen völlig ignoriert. Es hört sich blöd an, aber ich habe das Gefühl, die Paduaner sind intelligenter als manch andere Rassen. Wie können sie sonst so schnell Artgenossen von anderen Hühner unterscheiden. Auch scheinen sie bis auf wenige Ausnahmen nie aggressiv gegenüber dem Menschen zu werden. Meine Hähne sind alle zahm. Ich kann sie streicheln (sie scheinen es auch sehr zu geniessen, wenn man ihnen die Bärte krault). Ich kann die Hennen in ihrer Gegenwart auf den Arm nehmen. Ohne Probleme! Die Hähne scheinen mich einfach nicht als Rivalen anzusehen. Wenn man Hähne anderer Rassen zähmt, hat man oft sehr schnell ein Problem. Nachtrag vom 08.01.2015: Es gibt beim schwarzen Farbschlag durchaus aggressive Hähne! Meinen ersten schwarzen Zuchthahn bekam ich schon als ziemlichen Aggro-Kerl. Und seine Söhne sind fast alle ebensolche Ekel. Und dass, obwohl ich meine Junghähne grundsätzlich nicht mehr zähme, sondern im Stall und im Auslauf ignoriere.

Ich züchte seit drei Jahren den goldschwarzgesäumten Farbschlag und seit diesem Jahr nun auch die Schwarzen. Leider sind die Paduaner sehr selten. Dabei sind es die idealen Kuschelhuhnhaltertiere. Sie können im Garten gehalten werden, da sie kaum scharren und nicht über niedrige Zäune fliegen. Sie werden schnell zahm, lassen sich (wegen ihrer mangelnden Sicht nach hinten) schnell mal einfangen und die Hähne haben angenehme Stimmen. Normalerweise sind es auch keine Vielkräher. Aaaaber eine Paduanerhenne, welche ihr Ei legen will, ist meiner Meinung nach das lauteste Huhn. Und das oft über Stunden!
Apropos Eier - Paduaner legen weiße Eier mit einem offiziellen Mindestgewicht von 48g. Meine Hennen und auch die Tiere einiger anderer Züchter legen größtenteils Eier von ca. 50 - 55g. In der Zeit von März bis Juli legt einen Henne ungefähr 4 - 6 Eier pro Woche. Grob geschätzt. Danach legt sie eine ziemlich lange Pause mit wenigen Eiern ein. Die Hennen wiegen ca. 1,5 - 2kg, die Hähne bis 2,5kg. Das Fleisch dieser Rasse ist auch sehr wohlschmeckend. Mir hat mal ein alter Züchter gesagt, dass Hühnerrassen mit schwarzen bzw. fleischfarbenen Läufen im sehr gut schmecken, wogegen Tiere mit gelben Läufen oft zäh sind und das Fleisch nicht so gut schmeckt. Bisher konnte ich einen solchen Vergleich nur zwischen Kraienkopp und Sundheimer bestätigen. Der Kraienkopp war seeeeehr zäh!
Oft wird gesagt das die Rasse marekanfällig ist. Oder empfindlich auf Vitamin-B-Mangel reagiert. Ich habe in den beiden letzten Jahren folgende Probleme mit meiner Nachzucht gehabt: - immer wieder krumme Füsschen bei frisch geschlüpften Küken - bei den schwarzen Paduanern einige "Sternengucker" (im Genick verdrehte Köpfchen) bei vierwöchigen Küken - marekänliche Motorikstörungen ab der ca. 8. Lebenswoche - das heißt Lähmungserscheinungen der Beine - bisher zwei Küken mit Kreuzschnäbeln Die Motorikstörungen konnte ich mit Vitamin-B-Komplexgaben therapieren. Außerdem gebe ich meinen Jungtieren nun wöchentlich einmalig Bierhefe ins Futter und Vitamin-B-Komplex ins Trinkwasser. Dies hat mir ein anderer Paduanerzüchter geraten.
Für diese Problematik habe ich eine Theorie im Kopf: Ich züchte ja außer den Staubwedeln auch noch die großen Sundheimer. Beide Rassen leben im gleichen Stall, die Ausläufe liegen direkt nebeneinander. Futter gibt es auch für alle gleich - ein sehr gutes Legemehl und eine gute Körnermischung von meinem Futtermittelhändler. Dazu natürlich immer wieder Obst und Gemüse usw. Die Alttiere der Paduaner lassen immer die mehligen Bestandteile des Futters links liegen. Sogar wenn es einige Tage nichts anderes gibt, bleibt der Kleinkram im Trog unberührt. Nur wenn ich die Futterreste mit irgendwas anderem (Milch, Quark usw.) vermische, werden sie von den Paduanern angenommen. Bei den Sundheimern brauche ich nur ein wenig knapper zu füttern und schon wird der Futtertrog "ausgeleckt".
Vielleicht resultiert aus diesem Fressverhalten der Vitamin-B-Mangel?
Im nächsten Jahr (ab Dezember 2014) werde ich die Paduaner mal mit Elterntierpellets versorgen, mal sehen wie es dann aussieht.