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Thema: Totleger

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

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    Hallo Mathias,
    ich beziehe mich bei meiner Aussage zu den Farbschlägen Gold/Silber auf F. Regenstein (1979): „Vererbung bei Hühner und Tauben“; also keine Spekulation.
    Schaut man sich die Urform des Haushuhns (Gallus gallus) an, so ist Gold die ursprüngliche Farbe bei fast allen Haushühnern. Wann der Silberfaktor entstanden ist, ist unklar und wäre reine Spekulation. Jedoch, da es eine Vielzahl von Unterarten und Varianten im Verbreitungsgebiet Südostasiens gibt ist es möglich dass in einer der Grundformen unseres Haushuhnes dieser Faktor vorhanden ist, ich denke da an das Sonnerathuhn als Beispiel.
    Wer etwas mehr über diese sagenumwobenen Rasse wissen möchte sollte dazu W. Detering: „125 Jahre Geflügelzucht Westfalen“ lesen. ...
    Hallo Horst, grundsätzlich hast Du damit recht.
    Nur stammt der Westfälische Totleger nicht direkt von der wilden Stammform ab ... da waren schon noch ein paar Stufen - sprich "Zwischen-Typen" dazwischen ,) . Die Westfälischen Totleger wurden aus dem in sehr großer Vielfalt vorkommenden sogen. "Deutschen Landhuhn" selektiert; hier waren u. a. sowohl Gold- alsauch Silber-Faktor bereits vorhanden. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, daß der goldene Farbschlag der Ältere ist, ich war bei der Erzüchtung dieser wunderschönen Rasse leider nicht dabei .
    Die heutige Situation der beiden Farbschläge gold und silber stellt sich etwas anders dar; ich hatte es früher schon geschrieben, die Silbernen hatten die starken Bestandreduzierungen in den 1950er bis 1970er Jahre überstanden. Es war in Westdeutschland lediglich ein Bestand mit Goldenen bekannt, der relativ reinrassig übrig geblieben war. Dieser stand bei Werner Nowatzki in Bad Oeynhausen. Dort wurde der Bestand reduziert und nur die Silbernen verblieben vor Ort - aus diesem Bestand hat übrigens auch Willi Dercks aus Telgte im Jahr 1977 seine Zucht aufgebaut. Aus dem goldenen Bestand - sie sahen damals etwas anders aus als die heutigen Goldenen - von Werner Nowatzki ging ein kleiner Stamm ins Freilichtmuseum Detmold; dort wurde leider nicht sehr erfolgreich nachgezüchtet. Die letzte dort verbliebene Gold-Henne - sie bekam damals den Namen "Golda-Meir" - holte ich 1984 zu meinem Zuchtbeginn um hier dem goldenen Farbschlag doch noch einen Anschub geben zu können. Das gelang auf Grund des Alters - und der besonderen Verhaltensweisen - der Henne leider nicht mehr. Alle anderen heute vorhandenen goldenen Totleger gehen im wesentlichen auf eine Henne und einen Hahn zurück, die 1986 in Bielefeld-Jöllenbeck bei Martin Siekmann in die Zucht eingestellt wurden; zusätzlich erfolgte die "Aufpeppung" dieses Farbschlages mit verschiedenen Einkreuzungen, u. a. auch mit Brakel.
    Genetische Differenzuntersuchungen zeigen uns heute - ich hatte die Auswertung dazu noch im November 2014 im ehemaligen Institut für Tierzucht und Haustiergenetik in Mariensee, heute Friedrich-Löffler-Institut, gesehen - , daß die heute vorhandenen silbernen und goldenen Westfälischen Totleger nicht als zwei Farbschläge einer Rasse, sondern als zwei unterschiedliche Rassen betrachtet werden müssen. Dafür sprechen auch die Unterschiede im Temperament und Verhalten, sowie die unterschiedlichen Zeichnungsmuster, sowohl in der Kükenfärbung(!), alsauch in dem etwas anderen Muster der Sprenkelung zwischen gold und silber.
    Nach dem Stand der Zuchtgeschichte aus den letzten rund 50 Jahren und den vorhandenen wissenschaftlichen Untersuchungen ist zu schlußfolgern, daß der silberne Farbschlag der Westfälischen Totleger sicherlich den deutlich größeren Anteil ursprünglicher Genetik in sich trägt.
    Das war jetzt lang, aber ich hoffe ergiebig !

    Viele Grüße von Mathias

  2. #2

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    Von mir noch ein paar Anmerkungen bzgl. der genetischen Untersuchungen. Von den Westfälischen Totlegern wurden erstmalig anläßlich der Hauptsonderschau in Bochum-Stiepel im Jahr 1997 Blutproben gezogen. In der Folgezeit auf verschiedenen Schauen immer wieder und natürlich aktuell im Jahre 2014 im Rahmen der Kryokonservierung von Hahnensperma der Westfälischen Totleger. Die Hähne dazu wurden im Herbst 2014 im Rahmen eines Projektes von BDRG, GEH und WGH - finanziert durch die BLE - abgesamt. Dieses Projekt umfaßt u. a. die Absamung von Hähnen bei 12 Hühnerrassen und die Leistungskontrolle der Hennen. Derzeit befindet sich die 3. Gruppe (Augsburger und Deutsche Langschan) zur Absamung in Mecklenhorst.
    Einige Ergebnisse zu den genetischen Untersuchungen, und auch bzgl. der Abstammung des Haushuhnes finden sich in dieser Veröffentlichung http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dk042545.pdf
    Erster Ansprechpartner dazu ist Dr. Steffen Weigend, der sich mit dem Thema im FLI in der Außenstelle in Mariensee unweit von Hannover beschäftigt.

    Viele Grüße von Mathias
    Geändert von Mathias (15.02.2015 um 23:01 Uhr) Grund: Text ergänzt

  3. #3
    Avatar von Host
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    Hallo Mathias,
    danke für deine ausführlichen Darstellungen. Die Arbeit von Weigend kenne ich und er war auch in Bochum-Stiepel 1997 der meinen Hühnern (Gold) eine Blutprobe abnahm; hätte gerne des Ergebnis gewusst da schon damals meine Goldenen silberne Vorfahren hatten, die Bewertung meiner Hühner war für meine Verhältnisse sehr gut und man glaubt es kaum, Holländer wollten alle meine Hühner mir abkaufen; tat ich nicht.

    Selbstverständlich stammen Totleger nicht direkt von den Wildhühnern, jedoch soll der Silberfaktor wie auch der Streifungsfaktor im Laufe der Domestizierung erst verhältnismäßig spät aufgetreten sein (Regenstein) und ist dominat am Geschlecht gebunden (X-Chromosom).

    Bevor Dirks Vorsitzender wurde hatten wir einen anderen Vorsitzenden, irgendwo bei Frankfurt, und auch hier in Unna gab es einen Goldzüchter. Ob nun die heutigen goldenen alle auf Sickmann zurück gehen kann ich nicht nachvollziehen. Als ich in den 80er anfing gab es schon eine ganze Menge goldener.

    Alles Gute und weiterhin viel Erfolg, Horst

  4. #4

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    Hallo Mathias,

    Auch von mir ein dickes Dankeschön.

    Gruß
    El Diablo

  5. #5
    Avatar von Host
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    Hallo Freunde der Totleger-Hühner,
    es soll da einen Holzschnitt von Aldrovandi aus dem 16ten Jahrhundert geben, welches ein Sprenkelhuhn mit typischer Totleger-Zeichnung zeigt. Wer kennt das Bild? Würde es mir gerne mal ansehen.
    Grüße

  6. #6

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    Hallo Host,

    schau mal hier:

    http://www.aldrovandi.net/?p=161

    Vom Kamm her könnte es passen.

    Gruß
    El Diablo
    Geändert von El Diablo (17.02.2015 um 11:18 Uhr)

  7. #7
    Avatar von Host
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    Hi,
    Aldrovandi war ein Vorläufer Linné der die binäre Nomenklatur einführte, Beispiel: Gallus gallus. Interessant sind seine Abbildungen und die sammlungen, aber das Bild ist kein Holzschnitt und zeigt auch mehr ein schon domestiziertes Haushuhn seiner Zeit.
    HG, Horst

  8. #8

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    Interessante Abbildung - für ein gesprenkeltes Huhn gehört dann aber doch etwas Phantasie dazu .

    Viele Grüße von Mathias

  9. #9

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    Zitat Zitat von Mathias Beitrag anzeigen
    Hallo Horst, grundsätzlich hast Du damit recht.
    Nur stammt der Westfälische Totleger nicht direkt von der wilden Stammform ab ... da waren schon noch ein paar Stufen - sprich "Zwischen-Typen" dazwischen ,) . Die Westfälischen Totleger wurden aus dem in sehr großer Vielfalt vorkommenden sogen. "Deutschen Landhuhn" selektiert; hier waren u. a. sowohl Gold- alsauch Silber-Faktor bereits vorhanden. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, daß der goldene Farbschlag der Ältere ist, ich war bei der Erzüchtung dieser wunderschönen Rasse leider nicht dabei .
    Die heutige Situation der beiden Farbschläge gold und silber stellt sich etwas anders dar; ich hatte es früher schon geschrieben, die Silbernen hatten die starken Bestandreduzierungen in den 1950er bis 1970er Jahre überstanden. Es war in Westdeutschland lediglich ein Bestand mit Goldenen bekannt, der relativ reinrassig übrig geblieben war. Dieser stand bei Werner Nowatzki in Bad Oeynhausen. Dort wurde der Bestand reduziert und nur die Silbernen verblieben vor Ort - aus diesem Bestand hat übrigens auch Willi Dercks aus Telgte im Jahr 1977 seine Zucht aufgebaut. Aus dem goldenen Bestand - sie sahen damals etwas anders aus als die heutigen Goldenen - von Werner Nowatzki ging ein kleiner Stamm ins Freilichtmuseum Detmold; dort wurde leider nicht sehr erfolgreich nachgezüchtet. Die letzte dort verbliebene Gold-Henne - sie bekam damals den Namen "Golda-Meir" - holte ich 1984 zu meinem Zuchtbeginn um hier dem goldenen Farbschlag doch noch einen Anschub geben zu können. Das gelang auf Grund des Alters - und der besonderen Verhaltensweisen - der Henne leider nicht mehr. Alle anderen heute vorhandenen goldenen Totleger gehen im wesentlichen auf eine Henne und einen Hahn zurück, die 1986 in Bielefeld-Jöllenbeck bei Martin Siekmann in die Zucht eingestellt wurden; zusätzlich erfolgte die "Aufpeppung" dieses Farbschlages mit verschiedenen Einkreuzungen, u. a. auch mit Brakel.
    Genetische Differenzuntersuchungen zeigen uns heute - ich hatte die Auswertung dazu noch im November 2014 im ehemaligen Institut für Tierzucht und Haustiergenetik in Mariensee, heute Friedrich-Löffler-Institut, gesehen - , daß die heute vorhandenen silbernen und goldenen Westfälischen Totleger nicht als zwei Farbschläge einer Rasse, sondern als zwei unterschiedliche Rassen betrachtet werden müssen. Dafür sprechen auch die Unterschiede im Temperament und Verhalten, sowie die unterschiedlichen Zeichnungsmuster, sowohl in der Kükenfärbung(!), alsauch in dem etwas anderen Muster der Sprenkelung zwischen gold und silber.
    Nach dem Stand der Zuchtgeschichte aus den letzten rund 50 Jahren und den vorhandenen wissenschaftlichen Untersuchungen ist zu schlußfolgern, daß der silberne Farbschlag der Westfälischen Totleger sicherlich den deutlich größeren Anteil ursprünglicher Genetik in sich trägt.
    Das war jetzt lang, aber ich hoffe ergiebig !

    Viele Grüße von Mathias
    Sehr interessant

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