Hy!
Schön, dass sich hier auch ein paar Waidgenossen äußern

!
Ich bin ganz klar und ohne Frage PRO Wolf, und zwar aus folgenden Gründen:
a) gehört er nach Mitteleuropa, lebte hier schon immer und lange vor uns
b) seine unwiderlegbar positive Rolle für's Ökosystem. Endlich bekommen Fuchs, Marderhund, eventuell auch Waschbären (in Brandenburg zB) einen natürlichen Feind vor die Nase gesetzt, der sich der Sache mit den Konkurrenten sicher effizienter annimmt als es die Jäger können, die ja nicht 24/7 im Revier auf Fuchs hocken können. Reduzieren sich die Füchse, wage ich zu prophezeien, dass das Niederwild aufblühen wird, wo es das vom Habitat her noch kann.
Damit einhergehend wird sich der Jägersmann freuen, mal wieder was anderes als Reh, Sauen und Stockenten schießen zu können. Und von diesen dann aber stärkere, gesündere Stücke als vorher, die man auch nicht einfach umlötet wie sie stehen, quasi wie die Kühe auf der Weide, sondern wo durch gehobene Vorsicht und leichtere Flüchtigkeit auch mal wieder das ganze Können des Waidmanns gefragt ist. Was den Reiz der Jagd erhöht, wie ich meinen möchte, besser jedenfalls als dieses verbreitete Irgendwohin- Gesetze, Gewarte und "Peng"... Nein, dann wird neben stärkerer Beute auch mal wieder der ureigene Reiz der Jagd aufkommen, neben wie gesagt auch wieder etwas mehr "Auswahl", wenn die Reviere stimmen.
c) Warum nicht, wo man so gut wie es geht als Mensch aus allem Kapital schlagen will, 'nen geführten und gelenkten "Wolfstourismus" aufziehen? Ich bin zwar kein Freund des Ausbeutens, was nur geht, und das Natur vielerorts nur noch existieren darf, weil sie Kohle bringt, aber so stehen die Zeichen der Zeit...
Eins meiner eindrücklichsten Erlebnisse, bei dem ich wirklich fast heulte vor Ergriffenheit, war eine Tour, die ich 2010 mit meiner Nabu- Truppe aus Berlin Anfang Juni in die Lieberoser Heide unternahm.
Ich habe wirklich schon viel, viel tolles in der Natur gesehen und bin schon oft fast eins mit ihr geworden, aber das war Extraklasse!
Die Lieberoser Heide ist ja auch ein ehemaliger Truppenübungsplatz, und heute gibt es dort auch Wölfe, aber allein was ich damals alles sah... Ich fang' schon wieder fast an zu flennen...
Es war, als ob man in eine andere Zeit versetzt war, nicht mehr und nicht weniger! Ich sah einen Wiedehopf, hörte Turteltauben, sah eine Heidelerche, eine ganz seltene Springspinne, und als es dann Abend wurde, fast schon im Dunklen, begannen die Ziegenmelker zu schnurren. Aus alles Ecken kam das "errrörrrr errrörrrr errrörr" der balzenden Ziegenmelkerhähne, im beinahe Dunklen sah man von ihrem Balzflug nur die weiß leuchtenden Abzeichen an Flügel und Schwanz, auch ein balzender Waldschnepfenhahn flog vorbei... Das war so unsagbar wunderschön, ich habe gerade schon wieder einen dicken Klops im Hals!
Das war für mich schon einiges kennenden Naturmenschen die bisher absolute Krönung, und kann wirklich nur noch von in Deutschland freilebendem Birkwild und Wölfen getoppt werden.
Und wenn schon für mich ein solches Naturerlebnis in einer vor Wärme brummenden Heide derart ergreifend ist, wie muss das dann für viel natur- unerfahrenere Menschen sein? Ehrlich, so eine Natur wie in den ehemaligen Russenübungsplätzen im Osten Deutschlands findet man im restlichen Europa bis runter ans Mittelmeer oder Spanien nur noch gaaaanz gaaaanz selten.
Und wenn da dann am Abend eines warmen Sommertages außer den balzenden Ziegenmelkern und Waldschnepfen, was ja für sich schon höchste Raritäten sind hierzulande, auch noch im Wald sonor ein paar Wölfe heulen und dazu Rotwild über die Freifläche zieht, oder vielleicht gar selber ein Wolf, Alter, dagegen ist die inzwischen klischeehafte und touristen- überschwemmte Serengeti echt ein Pappenstiel!
Warum macht man sich das nicht einfach zu Nutze, zieht meinetwegen so seinen Profit aus dem Wolf, versöhnt sich so mit ihm und hat auch noch Grund, ihn zu schützen?
Bislang sind die Wölfe den meisten Menschen und Gemeinden eher ein Dorn im Auge. Wenn durch sie aber Touristen und somit Umsätze in die hintersten Pampas kommen, ich wette, dann wird sich die Grundeinstellung sehr schnell ändern und auch mal über ein Schaf etc. hinweg sehen lassen...
Fazit von c) also: Der Wolf könnte, richtiges Angehen vorausgesetzt, für strukturschwaches Hinterland ein ziemliches Goldtöpfchen werden.
Was pilgern nicht an Heerscharen von Touris im Herbst nach Linum, um die Kranichrast zu bewundern, oder zur Rotwildbrunft in Hamburgs Duvenstedter Brook? Das tiefe Interesse an der Natur ist weit verbreitet in der Bevölkerung, warum es also nicht auch für den Wolf und somit für deren "Heimatgemeinden" nutzen?
Ja, *schluck*, soviel dazu von mir.
Lesezeichen