Die Fortsetzung von http://www.huehner-info.de/forum/sho...delhuhn-Teil-2
Die Geschichte ist zu lang geworden, deshalb hier noch ein dritter Teil:
Die dunklen Wolken an unserem Hühnerhorizont hatten sich zu der Zeit schon zusammengebraut – im Zuge der Steuererklärung und dem dazugehörigen Ordnung-ins-Papierechaos-bringen war mir unser Mietvertrag in die Hände gefallen. Dort stand so ungefähr auf Seite sieben von dreizehn KEINE TIERE NIRGENDWO AUF DEM GRUNDSTÜCK – ja, genau so, in fetten Grossbuchstaben, sonst hätte ich es nämlich gar nicht gesehen – mit dem Zusatz 'ausser mit vorheriger schriftlicher Erlaubnis der Hausverwaltung, Hinterlegung einer Kaution und Bezahlung einer monatlichen Haustiergebühr'. Zu der Zeit war ich schon so mit dem Hühnchenvirus infiziert, dass ich mir nur eine gedankliche Notiz machte: 'Hühner bei der Hausverwaltung anmelden nicht vergessen'. Extrakaution, Haustiergebühr – mir doch wurscht, sollen sie's haben, dafür habe ich Spass und frische Eier! Ich erwähnte das in einem Nebensatz bei der Arbeit, dass ich meine Hühner nun offiziell machen würde, da sagte ein Kollege: 'Ist denn Hühnerhaltung in XXX (der Ort, in dem wir wohnen) überhaupt zulässig?' Nun, da hatte ich wirklich noch nicht drüber nachgedacht, angesichts der Tatsache, dass Hühnchen uns zugelaufen ist, war ich der Meinung, es müsse noch mehr Hühnerhalter in der näheren Umgebung geben. Obwohl wir nie ein Gackern oder ähnliches gehört hatten. Das einzige Gackern kam immer von Goldi, und diese kleine Handvoll Huhn war zu immensen Geräuschpegeln fähig! Wenn sie einen Schreck bekommen hatte oder sich fürchtete oder ich Hühnchen wegtragen wollte oder gar Goldi selbst fangen, stimmte sie immer ein derartiges Geschrei an, dass sogar mal der Kopf eines neugierigen Nachbarn über unserem hohen Bretterzaun erschien. Beschwert hat sich glücklicherweise niemals jemand. Dann hätte es wahrscheinlich Schwierigkeiten für uns gegeben, der Anruf bei der Gemeinde ergab nämlich tatsächlich, dass Hühnerhaltung verboten ist. Und was machen wir jetzt? Wenn von der Gemeinde aus Hühnerhaltung nicht erlaubt ist, brauchen wir bei der Hausverwaltung gar nicht erst zu fragen! Als Mieter hier in USA ist man quasi rechtlos, und wir hatten da schon einschlägige negative Erfahrungen gemacht. Ein anderer Arbeitskollege schlug vor, seine Schwägerin zu fragen, die schon eine Handvoll Hühner hatte, ob sie die beiden zu sich nehmen würde. Da würden wir sie auch besuchen können. Christina war schnell einverstanden, die beiden zu adoptieren, und wir könnten sie am Sonntag der kommenden Woche vorbeibringen. Nicht, dass wir wollten, aber der Verstand entschied unter völliger Missachtung des Herzens, dass es vernünftiger wäre, die beiden abzugeben, bevor wir Schwierigkeiten bekommen, und nicht erst hinterher. Ende Juni ziehe ich wieder zurück nach Deutschland und der Liebste kommt Ende August nach und dann müssten wir sie sowieso weggeben (wir haben aber auch schon an Mitnehmen gedacht!). Und wie Christina über ihre Hühner sprach und den Auslauf und Stall beschrieb, war ich sicher, dort ist ein guter Platz für die zwei. Trotzdem lief ich die ganze Woche nur mit Tränen in den Augen bei meinem Federvieh rum. Beinahe hätte mein Alter Ego die Poop Fairy - Samstag spät nachmittag, vor dem Abgabesonntag – beim Saubermachen des Auslaufs die kleinen gelben sich bewegenden Pünktchen in Hühnchens Häufchen hinter ihrem Tränenschleier übersehen. Heilige Sch... im wahrsten Sinne des Wortes, was ist denn das nun schon wieder! Wir hatten sie doch gerade erst entwurmt!?! Also Christina angerufen, wir bringen die Hühner dann doch nicht, müssen erst noch mal zum Tierarzt. Samstag abends war da allerdings nicht viel zu machen, und so kam es zu meinem allerersten Post im Hühnerforum: http://www.hühner-info.de/forum/show...be+p%FCnktchen
Vielen Dank an alle, die geholfen haben! Es daürte ein paar Tage unter Einbeziehung der nächstgelegenen Uni mit Agrarstudiengang, bis allen Beteiligten klar war, was Ihr dort gleich erwähnt habt – Bandwurmglieder. Aber so hatte ich wenigstens noch eine Galgenfrist mit meinen beiden Süssen. Dank eines Tipps von Kamillentee kamen Hühnchen und ich diesmal um die Spritzen in den Schnabel drumrum. Beim ersten Mal wusste ich noch nicht, dass man das Medikament einfach unter ein Leckerli mischen kann, und wenn der Tierarzt sagt, per Spritze in den Schnabel, dann mach ich das halt wie befohlen... Aber in Haferflocken und Joghurt kann man Panacur hühnchengefällig verstecken und sie mampft es freiwillig auf. Goldi habe ich auch versucht zu überlisten, aber die isst so sporadisch und das Lieblingsleckerli, das so unwiderstehlich ist, dass sie's auf einen Rutsch wegputzt, das hab ich schlicht nie gefunden. Wir mussten sie also fangen und zum Tierarzt bringen. Unter ohrenbetäubendem Protestgegacker ihrerseits, versteht sich. Wenn wir sie länger behalten hätten, hätte ich mir wohl einen Kescher kaufen müssen, man weiss ja nie... Überlisten liess sie sich auch hier nicht. Wir liessen sie an dem Morgen im Hühnerhaus, und ich hielt dann den vorbereiteten Goldi-Transportkarton vor die vordere Tür, während der Liebste die hintere Klappe aufmachte. Goldi schoss wunschgemäss aus der vorderen Tür in den Karton, aber den musste man ja auch irgendwie zumachen, und dabei entwischte sie mir. Und es begann die eigentlich unter allen Umständen zu vermeidende wilde Jagd... Am Ende verfing sie sich im Pampasgrasbusch, ich pflückte sie raus und die Reise konnte beginnen. Die Tierärztin und ihre Assistentin waren gewarnt, die breiteten gleich ein Handtuch über den Karton, fassten darunter hinein und alles ging glatt. Oh, wie putzig Goldi in den Händen der Assistentin aussah! Wenn man sie mal hatte, wurde sie gleich ruhig, und die Assistentin hielt sie Bauch voraus so, dass sie mit ihren Füsschen auf ihren Fingern sass. Wir hatten natürlich wieder keine Kamera dabei... Aber was der Widerspenstigen Zähmung anging, waren wir nach der Aktion wieder zurück auf Los. Und ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht, dass sie wenigstens nicht mehr vor uns davonrennt, nachdem sie kleine Anzeichen von Interesse daran gezeigt hatte, was Hühnchen denn da immer aus meiner Hand pickt. Nun ja.
Hühnchens Behandlung dauerte noch ein paar Tage länger, die ich von Feierabend bis Sonnenuntergang in Sichtweite meiner Süssen verbrachte. Am liebsten wär ich ja die ganze Zeit im Hühnerabteil gesessen, aber da hätte sich Goldi nicht hergetraut und deshalb riss ich mich zusammen und hielt auch mal Abstand. Und dann war der böse Sonntag da, und wir gaben sie ab. Selbstverständlich regnete es in Strömen, nichts klappte, wir liessen Hühnchen raus und Goldi drin, wogegen beide unison lautstark protestierten, Goldi entwischte trotzdem wieder, das ganze Drama... Und in ihrer neuen Heimat musste dann auch gleich gezeigt werden, wer der Boss ist und es gab eine ganz gediegene Massenschlägerei. Unsere beiden liessen sich nicht unterbuttern und teilten auch ordentlich aus, aber die anderen Hennen waren in der Überzahl. Vor allem Hühnchen sah danach ziemlich mitgenommen aus, blutiger Kamm, geschwollenes, blutiges Ohr – oh, mein Herz... Bei allem Wissen darum, dass das nichts Ungewöhnliches ist, zerriss es mir beinahe das Herz, und ich vergoss literweise Tränen beim Abschied. Und den ganzen Rest des Tages auch noch. Und am nächsten Tag, und bei jedem Blick in den leeren Garten, und sogar als ich ein paar Tage später ein Hühnerhäufchen fand, das die Poop Fairy wohl übersehen haben musste... Am Liebsten ging die ganze Geschichte auch nicht ganz spurlos vorüber, und so sassen wir da wie zwei Häufchen Elend und vermissten unser Federvieh... Gibt es ein Leben ohne Hühner?
Natürlich haben wir Christinas Angebot, die beiden besuchen zu kommen, am Wochenende darauf gleich angenommen. Mit selbstgebackenem Käsekuchen für die Menschen und Äpfel, Haferflocken, Joghurt und gestampften Eierschalen für die Hühner machten wir uns auf den Weg. Hühnchen hat mich noch erkannt und kam gleich angerannt – hey, die kenn ich doch, das ist mein Leckerli-Automat! In ihrem Schlepptau war Rose, ein Red Star, Apple, ein Barred Rock und die weisse Leghorn Cinderella. Sie hatte also schon neue Freundinnen. Am Anfang waren Hühnchen und Goldi ihre eigene Herde. Sie hatten ja auch ihr eigenes Hühnerhaus mitbekommen zum Eingewöhnen. Christina erzählte gar, dass Hühnchen die Würmer, die sie fand, mit Goldi teilte. Wie süss! Nach dem Genuss des Joghurts sahen alle vier Hühner aus wie gefiederte Clowns. Hühnchen frass als erste, sie hatte sich also ganz gut durchgesetzt in der Rangordnung. Goldi kam erwartungsgemäss nicht angerannt, sie hatte es eh immer schwer mit Menschen und hielt sich eher an die beiden Ziegen, die mit im Gehege lebten. Wir streuten ihr halt was aus, damit sie auch was abkriegte. Mittlerweile, hören wir, hat sie sich mit Shushu, der -wie ich finde – schönsten Henne in Christinas Herde angefreundet, ein schwarzes Huhn mit grünem Glanz auf den Federn und goldener Halskrause. Und ratet mal, wer jetzt die Chefin der ganzen Bande ist?
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