Unsere Lokalzeitung bringt Bilder von zu vermittelnden Tieren aus dem lokalen Tierheim. Jetzt neu im Sortiment: zwei Hähne! Das hat mir echt den Tag versaut.
Am nächsten Tag wurde meine Laune noch schlechter. Meine Kollegin arbeitet als engagierte Ehrenamtliche im Tierheim und berichtet, die Hähne (übrigens undefinierbare Mischmaschhähne) wurden nicht einfach nur im Tierheim abgegeben, sondern auf offenen Feld ausgesetzt. Dort saßen die völlig verängstigten, hungernden und durstenden Tiere in einer fremden Umgebung und erwarteten jeden Augenblick den Fuchs oder Habicht. Das hört sich nicht nach verantwortungsvoller Tierliebe an, denn Haustiere kann man nicht einfach auswildern, indem man einen Karton am Acker entleert. Spaziergänger fingen dann die Tiere ein und brachten sie in das Tierheim.
Ich gehe davon aus, dass alle Mitglieder des Hühnerforums verantwortungsvolle und tierliebe Menschen sind, die ihren Verstand gebrauchen und auch kritikfähig sind. Trotzdem möchte ich bei diesem Fall doch zwei Dinge anmerken.
In unseren Tierschutzvereinen engagieren sich viele Menschen aller Altersklassen, pflegen die Tiere, organisieren Flohmärkte, pflegen das Außengelände usw. Dafür müssten die Ehrenamtlichen eigentlich eine Entschädigung erhalten, aber so ist es ja nicht. Um Operationen, Impfungen und andere tierärztliche Leistungen bezahlen zu können greifen diese Ehrenamtlichen oft tief in ihre Tasche um dies möglich zu machen.
Sich um herrenlose Tiere zu kümmern ist grundsätzlich eine kommunale Aufgabe. So war es schon im alten Babylon und so wird es überall auf der Welt gehandhabt, egal auf welchem Kontinent wir wohnen oder welcher Religion wir angehören. Nur in den westlichen Ländern haben es die Kommunen geschafft, dass Vereine sich mit Inbrunst um Tiere kümmern und die Kommunen haben sich fein von dieser Aufgabe entlastet. Das geht so weit, dass es oft noch nicht einmal Zuschüsse der Stadt für das entstehende Defizit gibt. Das ist eine völlige Umkehrung der tatsächlichen Rechtslage, aber die Ehrenamtlichen lassen es sich ja gefallen – eine harte Arbeit zum Wohle aller Menschen in unserer Stadt und für das Wohl der Tiere.
Schäbig ist es, diesen engagierten Menschen jetzt auch noch mit "überflüssigem" Nutzvieh zu belasten!
Denn die Tierschützer können diese Tiere nicht einfach beim Schlachter abgeben, das wäre ein schwerer Verstoß gegen die Regeln des Vereins. Dafür dürfen sie jetzt als Gnadenhof junge Hähne bis zum Lebensende durchfüttern.
In jedem der jetzt im Handel erhältlichen Bücher über Hühnerhaltung ist auch von Brut und Aufzucht die Rede. Und in jedem Buch gibt es einen entscheidenden Hinweis. Wer Küken zieht, der zieht unweigerlich auch Hähne auf und wo sollen diese bei Geschlechtsreife hin? Mal abgesehen davon, dass schwache und kranke Küken auch bei der Aufzucht erlöst werden müssen. Wer Küken zieht, der muss auch schlachten können, bzw. schlachten lassen können!
Also, Ihr lieben Hühnervermehrer: wer Hühner brüten lässt und Küken zieht (weil die ja soooo niedlich sind), der ist auch für die Hühner verantwortlich. Hennen bekommen immer einen Liebhaber. Aber Hähne sind schwerer zu vermitteln, Mixhähne sind praktisch so gut wie unvermittelbar. Um diese los zu werden gibt es zwei gepflegte und rechtlich einwandfreie Möglichkeiten.
Möglichkeit 1 wäre eine kostenlose Anzeige in Online-Börsen, wie z.B. deine-tierwelt.de oder ebay.kleinanzeigen. Wer dort seine Hähne verschenkt (also auf eine Schutzgebühr verzichtet), der hat schnell den Stall leer und braucht nicht selbst zum Schlachter fahren, wenn denn die zarte Seele solch barbarisches Treiben nicht zulässt.
Möglichkeit 2 wäre eine Fahrt zum Schlachter. Ein Anruf beim Kreisveterinäramt, wer denn in der Nähe Hühner schlachtet. Zweiter Anruf beim Schlachter um einen Termin auszumachen. Die Tiere zum Schlachter fahren, am nächsten Tag küchenfertig wieder abholen. Preis bei ca. 2,50 € - 3,00 € pro Tier. Aufwand zwei Telefonate und eine Spazierfahrt.
Eine weitere Alternative wäre es, wenn man gar nicht erst Küken zieht, wenn man nicht bereit ist auch Hühner zum Schlachter zu bringen oder selbst zu schlachten.
Nicht zuletzt sind unsere Tierheime deshalb so voll, weil in Hinterhofbrütereien ganze Heerscharen von Hunden, Katzen und anderen Tieren gezogen werden.
Noch mal zu dem Fall in unseren Tierheim: Strafanzeige gegen Unbekannt wurde gestellt!
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