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Thema: Geschichtenerzähler wörtlich genommen

  1. #21
    Avatar von Lupus
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    Elvira II oder III

    Hallo pyraja,
    sie hats mit einem Lächeln und einem "ne, ne,ne" wohl schadlos verkraftet. Es gab aber außer meiner Frau und dem Huhn "Elvira Winarski" noch eine Elvira in meinem Leben. Elvira das porzellanfarbige federfüßige Zwerghuhn.
    Von dieser Rasse war ich schon als kleines Kind begeistert. Als zehnjähriger Bub bekam ich dann eine etwa 2 jährige Henne dieser Urzwerge geschenkt - eben die Henne "Elvira". Von einem damals führenden Züchter der Federfüßigen Zwerghühner erhielt ich dann noch 1,1 dazu. Auf einer Kreisverbandsschau in Remscheid erhielt ich dann die Bronzene Medaille der Landwirtschaftskammer Rheinland auf meine Zwerghühner. Unverdientermaßen (ich hatte die Tiere ja nicht selbst gezüchtet) war ich trotzdem sehr stolz auf meine Hühner.
    Den Hahn holte der Habicht, die andere Henne war sehr zickig und wurde abgegeben. Mein Traum von großen Züchterehren war erstmals begraben.
    Als ich dann mit 14 Jahren nach Wuppertal zur Handelsschule ging, hatte ich kaum noch Zeit fürs Geflügel. Elvira kam zu einem Ausflugslokal ans schöne Ülfebad in Radevormwald, mit Goldfasanen, Pfauen, Perlhühnern und anderen federfüßigen Zwerghühnern.
    Nach Handelsschule, Lehre etc.... legte ich dann auch die Jägerpfrüfung ab und mir Buschhühner zu. Bei einem Sparziergang kam ich auch mal wieder ins Ülfetal. Von der damaligen Ziergeflügelpracht war nicht mehr viel vorhanden, nur ein "abgetakelter" alter Zwerghahn und meine "gute alte" Elvira. Ich erwarb die Henne zurück. Die Buschühner lebten halbwild auf einem Gelände eines ehemaligen Gehöftes in Radevormwald-Bergerhof.Dorthin brachte ich auch Elvira. Elvira lebte sich gut ein und wurde auch von den Buschhühnern akzeptiert. Sie hatte in dem Hühnervolk auch einen relativ hohen Rang. Dann kam ein Anruf meines Jagdfreundes: "Elvira ist tot, der Fuchs hat sie geholt"......
    Nach 3 Wochen ein erneuter Anruf:"Elvira ist wieder da, und jede Menge Küken". Diese Buschhuhnmischlinge hatten an den Läufen nur vereinzelte Federchen. Das Blut von Elvira floß in den Buschhühnern der Wuppertaler Buschhuhnpopulationen und es gab immer wieder mal Buschühner mit vereinzelten Federn an den Läufen.
    Durch dieses Forum erhielt ich nach über 30 Jahren wieder Kontakt zu khg. khg wohnte damals in Wuppertal, war Zoo- später Mitarbeiter des dortigen Tierheimes. khg hatte noch einen Buschhahn des ehemaligen Wuppertaler Stammes. Diesen Hahn stellte er mir dankenswerterweise zur Verfügüng.Was sehe ich da, an den mit Riesensporen bewehrten Läufen?..........3 Federchen. Nach 48 Jahren läßt Elvira, das kleine Federfüßige Zwerghühnchen grüßen.
    Lupus

    PS. auf dem Foto seht Ihr Büschhühner und ein porzellanfarbige Henne (bei Colchicus). Beide nicht mit Elvira verwandt.
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  2. #22
    Avatar von pyraja
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    Toll!
    Eine sehr hübsche Geschichte zu einem sehr hübschen Huhn!

  3. #23
    Avatar von Lupus
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    Die Rettung der Feldflüchter

    Einst waren sie "Bauerntauben" und fast auf jedem Hof zu finden, die Feldflüchter. Diese Feldtaube wurde sich weitestgehendst selbst überlassen und man bot ihnen nur eine Nistmöglichkeit. Das Futter suchten diese Tauben sich auf den Feldern (daher auch der Name) selber. Wurde das andere Hausgeflügel gefüttert, holten die Feldflüchter sich den Zehnten und besserten durch "Futterklau" ihre karge Kost auf. Der Taubenmist wurde als erstklassiger Dünger für den Hausgarten genutzt und mache Jungtaube bereicherte die Küche und gab einen schmackhaften Braten oder ein leckeres Taubensüppchen ab.Mit dem Wirtschaftswunder zogen Rassetauben, falls überhaupt noch Tauben auf den Höfen gehalten wurden, in gepflegte Taubenställen ein und die Nistwände der Feldflüchter verschwanden von den Höfen. Innerhalb weniger Jahre gab es auch keine Feldflüchter mehr in Westdeutschland.Vom Aussehen gleichen die Feldflüchter den Felsentauben bis zur Identität und bei mancher Wildtaubenpopulation sind die Wissenschaftler nicht sicher, ob es sich um Felsentauben oder Feldflüchter handelt. Gottseidank überlebten in der ehemaligen DDR Reste dieses Kleinodes und nach der Wiedervereinigung fanden sich Idealisten aus Ost und West, die sich typische Feldflüchter einfingen und nun gezielt weiterzüchten. Mittlerweile konnten schon Nachzuchttiere an weitere Interessenten abgegeben werden. Für Feldflüchter gibt es keinen Rassestandard. Wer aber das Ursprüngliche im Aussehen und Verhalten liebt, der sollte es einmal mit diesen Tauben versuchen.
    Dieser Taube wäre ein fester Freundes- und Züchterkreis zu wünschen, damit sie nicht zur Erinnerung werden und es dann heißt: "Es war einmal......"
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  4. #24
    Avatar von Lupus
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    nochmals Feldflüchter

    anbei noch einige Informationen zum Feldflüchter, u.a. ein Artikel von Rolf Pillen in der GEH-Zeitschrift "Arche Nova", eine Bildmontage aus Thüringen und eine Verkaufs-Anzeige aus dem Jahr 1949. Heute wäre mancher Rassetaubenzüchter froh, wenn er diesen Wert für seine Tauben bekommen würde. Man muß dabei bedenken, daß damals ein Brötchen 7 Pfennige kostete (1 DM = 100 Pfennige - nur so zur Erinnerung)
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  5. #25
    Avatar von Lupus
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    Die Rettung der Klätschertaube

    Zuchtfreund R. Pillen stellte mir nachfolgende Geschichte zur Rettung einer alten Kröpferrasse zur Verfügung.
    Viele Menschen lieben zutrauliche Tiere - und die Klätschertauben sind zutraulich. Es gibt nur wenige Taubenrassen wie die Kröpfer, zu denen sie zählen, die ein seit Jahrhunderten vererbtes Gut, ihre sprichwörtliche Zahmheit, in so ausgeprägter Art besitzen. Sie sind den Menschen zugetan, und der Mensch hat sie in sein Herz geschlossen.
    Schon zu frühen Zeiten gab es auch in Böhmen und Mähren verschiedene Kropftaubenrassen mit unterschiedlich ausgebildeten Kröpfen. Hauptsächlich wurden sie zu Flugzwecken oder als Nutztauben gehalten. Unter ihnen befand sich eine Landkröpferrass, die sich mit mehr "flaschenförmigen" Kropf von den zumeist größeren, schon veredelten Rassen unterschieden. Ihre Züchter nannten sie einfach "Egerländer". Sie verfügten über sehr gute Flug- und exzellente Klatscheigenschaften, bis mehrere Varianten herausgezüchtet wurden und man diese dann als Einfarbige, Schecken usw. veredelte.
    Damit teilte sich die Züchterschaft in Liebhaber einerseits der Ausstellungskröpfer und andererseits blieb ein Restbestand der alten Egerländer, die sich dann nach 1800 auch nach Deutschland und den angrenzenden Beneluxstaaten ausbreiteten. Sie bestimmten noch lange Zeit das Bild von Tauben auf dem Bauernhof. Vor allem im Bayerischen Raum war diese Kropftaube unter dem Namen "Klätschertaube" sehr beliebt und ziemlich verbreitet. Es waren enorm robuste Tiere, d.h. wetterfest. Auch waren sie anspruchslos und sie suchten sich einen Großteil ihrer Nahrung selbst. Ein weiteres Kriterium war die Frühreife und die guten Flugeigenschaften dieser Bauerntauben.
    Über die Entstehung dieser Kropftauben kann nur spekuliert werden. So glauben einige Autoren, daß sie über mehr als drei Landkröpferrassen und Böhmische Tümmlertauben ins Leben gerufen wurden. Soweit es sich zurückverfolgen läßt, war wiederum die Klätschertaube mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz entscheidend an der Bildung der Steiger- und Stellerkröpfer beteiligt.
    Der derzeitige Zuchtstand originaler Klätschertauben ist sehr bedrohlich. Es gibt z.Zt. in Deutschland zwei von der Größe her unterschiedliche Typen. Der kleinere knapp "mittelgroße", tief stehende Egerländer aus dem Mutterland Böhmen, und der etwas größere Deutsche Typ, dem eine Veredlung aus früheren Jahren deutlich anzusehen ist. Als knapp mittelgroß nenne ich hier z.B. die Stellerkröpfer, als größere Variante die Steigerkröpfer.
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  6. #26
    Avatar von Lupus
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    Klätschertaube

    Der alte Böhmische Typ zeigt weniger Eleganz als die in Deutschland gezüchtete Klätschertaube. Im Seitenprofil soll dieser Kröpfer eine ziemlich lang gestreckte Taube darstellen, deren Flügel fast bis zum Schwanzende reichen, sich aber nicht kreuzen sollen. Zur figürlichen Ausstrahlung gehört weiterhin eine leicht abfallende Körperhaltung bei sehr niedrigem Stand, guter Halslänge und flaschenförmigen wenig entwickeltem Blaswerk. Weitere Erkennungsmerkmale sind ein länglich abgerundeter Kopf mit leicht abgesetzter Stirn und mittelangem wachsfarbigen dünnen Senkschnabel. Unreine Schnäbel kommen vor allem bei Schecken vor. Kleine Nasenwarzen tragen zum feinen Gesichtsausdruck bei, ebenso die Perlaugen (nur bei Einfarbigen), die von unauffälligen rosafarbigen Augenrändern umgeben sind. Von den Farbschlägen der Rasse, die sich aus verschiedenen Kombinationen im Laufe der Jahrhunderte ergaben, sind die Roten, Schwarzen und die meisten Scheckenfarben bis in die heutige Zeit die beliebtesten Zeichnungsarten geblieben. Vor allem die Einfarbigen in oben genannten Farbschlägen waren schon immer das Aushängeschild dieser Kröpfer, die meistens als satte und glänzende Lackfarben regelrecht beeindrucken konnten. Weniger beachtet wurde der gelbe Farbschlag und die Weißen. Das Wahrzeichen der Klätschertauben sind die ganzjährig zerschlissenen Flügel.
    Meine ersten Tauben bekam ich 1948. Inspiriert durch meinem Vater, der begeisterter Brieftaubenfreund war, begnügte ich mich zunächst mit einigen Feldflüchtern und später kamen aus Belgien und Holland gleich mehrere Klätschertauben in verschiedenen Farben dazu. Ihre Frohwüchsigkeit, die Farbschönheit, das zutrauliche Wesen und die Unkompliziertheit in der Aufzucht machte mir die Entscheidung für die Zucht leicht. Die hartnäckige These, daß Klätschertauben mehr Dachhocker als Feldflieger sind, teile ich nicht. Viele Jahre flogen sie, animiert durch meine Feldflüchter, über größere Distanzen auf die Felder und kehrten mit prall gefüllten Kröpfen zum Taubenschlag zurück.

    Groß war meine Freude, als ich bei dem Taubenzüchter-Kollegen G.Winzen in Köln eine kleine Kollektion scheckiger Klätschertauben des alten Typs sah, deren Merkmale sich mit meinen damaligen Tieren in jeder Hinsicht deckten. Hohe Inzuchtgrade und unüberlegte Kreuzungen in der Vergangenheit, ließen den Bestand an rein gezogenen Zuchttieren schrumpfen. Jedoch hat es imer wieder Züchter gegeben, die eine "Modernisierung" des alten Typs grundsätzlich ablehnten. Ihnen ist es zu verdanken, daß es die Klätschertaube heutzutage noch gibt. Den letzten Klätschern ist es zu wünschen, daß sie auch für die Zukunft noch einen gesicherten Platz in der Taubenwelt behalten dürfen. Bei dem Gedanken, daß die jahrhunterte langen Bemühungen um eine künstlerische Flugtaube nicht mehr von Bedeutung ist, wird es einem Taubenfreund bang ums Herz.
    Wer mehr über die Klätscher von Herrn Winzen wissen möchte, kann sich unter Tel. 01718977046 informieren.

    Soweit die Geschichte der Klätschertauben von Rolf Pillen.
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  7. #27
    Avatar von Lupus
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    Fürs Gemüt

    Nach der Motivation zur Erhaltungszucht zweier bedrohter Taubenrassen, eine kleine Geschichte für die Seele und Gemüt:

    Ungeborene Zwillinge unterhalten sich:
    "Glaubst Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?" - "Ja, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, daß wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir stark genug sind für das, was uns erwartet." - "Blödsinn, das gibt es doch nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen, ein Leben nach der Geburt?" - "Das weiß ich auch nicht so genau. Aber es wird sicher heller als hier sein. Vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?" - "So ein Unsinn! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee! Es gibt doch eine Nabelschnur, die uns ernährt und die ist ja jetzt schon zu kurz um herum zu laufen". - "Doch es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles ein bißchen anders." - "Es ist noch nie einer zurückgekommen von "nach der Geburt". Mit der Geburt ist das Leben zu Ende, danach ist alles dunkel und Quälerei." - "Auch wenn ich nicht genau weiß, wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen." - "Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?" - "Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie." - "Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas gemerkt, also gibt es sie auch nicht." - "Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst Du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt....."

  8. #28
    Avatar von pyraja
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    Land
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    Huhu, Lupus!
    Darf ich Dir das klauen und einer Freundin schicken?
    Die bekommt morgen ihren kleinen "Schreihals"
    LG
    Heike

  9. #29
    Avatar von Lupus
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    Ja klar,
    wünsche ihr alles Gute.
    LG
    Lupus

  10. #30
    Avatar von Ines
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    ich fands auch toll, überhaupt was Du hier machst Lupus u. die Tauben zuletzt auch. Ich werds gern mal für die Altenpflege nutzen, ein Leben nach dem Tod diskutieren....

    LG Ines

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