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Hier ein Beitrag wie der Vogelpark in Biebesheim mit der Stallpflicht zu kämpfen hat.Nur so als Info.

Manche Tiere seit einem Jahr drinnen!

Vogelpark: Stallpflicht-Bestimmung macht Straußen und Co. das Leben schwer.

Als einziger Park der Region betroffen!

BIEBESHEIM. „Viele Besucher sind ganz erstaunt, dass einige Tiere im Stall eingesperrt sind,“ berichtet Horst Zimmermann, Vorsitzender des Vereins für Vogelzüchter und -liebhaber. Der Verein betreibt den Biebesheimer Vogelpark. „Die Stallpflicht in Hessen in den Gebieten entlang des Rheins besteht aktuell noch bis Mitte Februar 2007,“ erläutert er. Für ihn ist es nicht ausgeschlossen, dass die Stallpflicht dann erneut verlängert wird.

Bereits seit einem Jahr dürfen einige der Tiere im Vogelpark nicht mehr in ihre Freigehege. „Sie sind nun wesentlich enger untergebracht, als sie sollten“, bedauert Zimmermann. Betroffen seien Enten, Gänse, ein Teil des Wassergeflügels. Aus dem Teich in der Mitte des Parks ist das Wasser abgelassen worden. Auch Hühnervögel sowie Strauße und ihre Artverwandten müssen drinnen leben. Nach all den Monaten des Eingepferchtseins zeigen die Tiere zum Teil deutliche Verhaltensstörungen. Gerade in der Paarungszeit kommt es zu massiven Rivalitäten.

Besonders hart trifft es die beiden afrikanischen Straußenpaare. Die Laufvögel, die in ihrer Heimat riesige Reviere haben, müssen nun zu viert auf 40 Quadratmeter leben, was jeden Tag zu Problemen führt. Eines der Männchen – sie sind, wenn sie aufrecht stehen, gut 2,70 Meter groß und wiegen bis zu 130 Kilogramm – muss getrennt gehalten werden, um das Schlimmste zu vermeiden.

Die lang anhaltende Stallpflicht sehen Zimmermann und seine Kollegen schon als staatlich verordnete Tierquälerei. Eine Ausnahmegenehmigung gibt es nicht: „Wir rennen da gegen Wände.“ Der Park liegt in einem Feuchtgebiet. Er gehört damit zum Restriktionsgebiet, ist ein Risikostandort. Ein Verstoß gegen die Stallpflicht hätte ein saftiges Bußgeld und im schlimmsten Fall die Schließung des Parks zur Folge. Eine Lösung wäre laut den Behörden, den Park komplett zu überdachen und an den Seiten mit Gittern zu versehen, so dass weder ein Wildvogel noch Vogelkot von außen eindringen können. Bei der Größe des Parks eine nahezu utopische Vorstellung.

Seit Eröffnung im Jahre 1973 ist Zimmermann mit seinen Helfern im Park tätig. Fast jede freie Minuten haben sie dort verbracht, die Tiere versorgt, neue Gehege gebaut, alte verbessert, die Anlage für zahllose Besucher in Schuss gehalten. Jetzt sehen sie das in Gefahr, was sie 33 Jahre lang ehrenamtlich mit Spenden, Gemeindezuschüssen und Sponsorengeldern aufgebaut haben. Denn Eintritt wird für den Vogelpark nicht erhoben – „zu viel Verwaltungsarbeit“, meint Zimmermann. Mittlerweile sind auch zwei Zivildienst- und zehn Ein-Euro-Jobs geschaffen worden.

Auf den – seit 1997 – 20 000 Quadratmetern sind Vögel aus allen Teilen der Erde untergebracht. Zum Teil sind es illegale Importe, die der Zoll am Flughafen Frankfurt beschlagnahmt hat. Bereits im vergangenen Jahr wurden Tausende von Euro in die Anschaffung von Plexiglas zur Abschirmung der Tiere vor den Besuchern investiert.

Die Bestimmungen zur Stallpflicht legt jedes Bundesland separat fest. „Auf der gegenüberliegenden Rheinseite, die zur Rheinland-Pfalz zählt, herrscht keine Stallpflicht mehr,“ betont Horst Zimmermann. Dort reiche es, die Tiere zu impfen. Auch in baden-württembergischen Parks dürften Vögel sich im Freien bewegen. Der Biebesheimer Vogelpark sei damit der einzige Tierpark in der Umgebung, der seine Attraktionen wegsperren müsse. „Das ist paradox. Entweder es gibt eine Seuche oder es gibt keine,“ kritisiert Zimmermann die Ungleichbehandlung.

Die Probleme des Parks hätten massive finanzielle Folgen. Zumal in der aktuellen wirtschaftlich schwierigen Zeit: Sponsoren und Spender hielten sich zurück. Und auch die Besucher seien – völlig grundlos übrigens – verunsichert.

Trotz aller Probleme mit der Stallpflicht lohnt sich ein Besuch des Vogelparks, der täglich geöffnet hat, denn ein Großteil der Vögel ist von der Bestimmung nicht betroffen. Die Pfauen etwa drehen weiterhin ungestört ihre Runden auf dem Gelände. Das Exotenhaus mit den Papageien ist täglich offen. Auch die Kapuzineräffchen am Eingang des Parks turnen weiterhin durch ihr Gehege umher. Die Störche dürfen ebenfalls weiter im Freien fliegen. Denn sie gehören nicht wirklich in den Vogelpark. Sie sind Wildtiere.
diro
17.8.2006