Gestern war bei uns ein recht intensiver Tag... Unser geliebter Boss hat uns nun verlassen müssen und wurde von Schnappi abgeholt. Kennt Ihr das Gefühl, wenn man weiß, dass etwas ganz richtig ist, aber man trotzdem wirklich traurig ist? Ich weiß gar nicht, warum ich so dermaßen emotional reagiere und auch Hannah ist es sichtlich schwer gefallen, ihren Boss ein letztes Mal auf den Arm zu nehmen und für´s Abschiedsfoto zu lächeln. Er war halt einfach zum einen der beste Hahn, den wir bisher jemals gezogen haben und bekam ja vor zwei Jahren die Bewertung hv96 auf der Augsburger Kreisschau, aber zum anderen hat er so einen tollen Charakter, wie man es sich nur wünschen kann. Uns gegenüber IMMER lieb, dabei auf Abstand bedacht, sehr souverän mit seinen Hennen und ein guter Streitschlichter, Futteranzeiger usw. Er geht selbst immer erst ans Futter, wenn seine Damen schon eine ganze Zeit lang am fressen sind und er sich sicher sein kann, dass alles passt. Er kam nie an, um etwas Leckereien aus der Hand zu fressen, aber war völlig ruhig und gelassen, wenn man ihn hoch nahm, oder auch seine Hennen. Im Moment sieht es so aus, als ob die beiden Junghennen, die wir noch von ihm hier haben, auch seeehr gute Chancen auf den Zuchtstamm haben.
Warum geben wir ihn also überhaupt ab? Wir hatten ihn zwei Jahre lang in der Zucht. Letztes Jahr hießen unsere beiden Stammhähne Hugo und Boss... Alle 2,8 Jungtiere, die es in die Zuchtstämme geschafft hatten, waren von Boss! Kein einziges von Hugo, der zwar oft sehr schöne Köpfe, aber leider auch schlechte Schwänze vererbt hatte. Diesen Winter hatten wir ja drei Zuchtstämme. Einer mit Boss, einer mit seinem Sohn Bulli und einer mit seinem Sohn Titus. Es läuft hier also in allen Jungtieren jede Menge Boss in den Genen herum. Er wird so stark sein Andenken in unserer Linie hinterlassen, wie es Funny als Henne auch schon geschafft hat und darüber sind wir sehr froh. Wir hätten ihn hier noch maximal ein Jahr behalten können, bevor ich mir wegen zu enger Zuchtlinie dann doch ernsthaft Gedanken gemacht hätte. Dann kam dazu, dass er leider nicht der absolute Top-Befruchter ist. Es war letztes Jahr schon so, dass er da nicht super gut war und auch dieses Jahr war es eigentlich ähnlich. Er hatte mit ca. 70-75% gestartet und ging dann von Monat zu Monat runter. Seine beiden Söhne lagen immer bei 95%.
Jetzt hoffen wir, dass er bei der lieben Schnappi nächstes Jahr doch nochmal für Nachwuchs sorgen wird (sie hat von unserem lieben Hühnerzuchtvater noch fünf 1-jährige Augsburgerinnen mitbekommen). Und da holen wir uns dann ganz sicher nochmal ein paar BE ab! Und falls er wirklich irgendwann gar nicht mehr befruchten sollte, dann wissen wir, dass er keinen besseren Platz auf Lebenszeit bekommen kann, als bei Schnappi! 1000 Dank liebe Carmen, dass er bei Dir leben darf und Du ihn schon gleich genauso ins Herz geschlossen hast, wie wir. Das fühlt sich sehr gut an und tröstet über den Abschiedsschmerz hinweg. Also echt, ich habe überhaupt noch nie wegen einem Abgabehahn Tränen geweint... Er fehlt mir so viel mehr, als ich gedacht habe. Aber wir schauen jetzt nach vorne und sind gespannt, welche zwei Junghähne dann dieses Jahr das Rennen in die Zuchtstämme schaffen werden.
Bei unserem Zuchtvater-Besuch gestern haben wir dann auch gleich noch 7 kleine Junghennen mit Kammfehlern für uns mitgenommen, die wir dann zusammen mit den Abgabehähnen vermitteln können, so dass die Abnehmer immer zumindest ein Pärchen Augsburger bekommen können. Die nächsten zwei Wochen werden wir dann auch zusammen unsere 11 Junghähne mal durchschauen und überlegen, wer davon als nächstes ausziehen kann. Das wird echt schwer, weil es wie immer so ist, dass jeder Vorzüge, aber auch Wünsche hat. Mal sehen...
So, nun muss ich noch ein wenig arbeiten und grüße Euch alle mal ganz lieb!
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