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Thema: Wildes Land - Isabella Tree

  1. #1
    Kämpfer-Fan Avatar von Sorteng
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    Wildes Land - Isabella Tree

    Ich möchte hier Mal das Buch "Wildes Land" von Isabella Tree empfehlen. In dem Buch geht es um den Landwirtschaftsbetrieb von Knepp Castle ca. 1.400ha südlich von London. Der Standort mit schweren Lehmböden, in ursprünglich feuchter Landschaft machen das Bearbeiten nur schwer möglich und eigentlich ist auf den Böden traditionell auch kein Ackerbau üblich gewesen. Mit den Weltkriegen und der schweren Lebensmittelversorgung der Inseln von Großbritannien wurde dann alles was nur irgendwie geht unter den Pflug genommen um in der Lebensmittelproduktion unabhängig zu werden. Bis Anfang 2000 wurde alles versucht um mit dem Betrieb schwarze Zahlen zu schreiben doch egal wie sehr die Effizienz gesteigert wurde wollte es nicht so wirklich klappen.

    Das Buch erzählt davon und vor allem was dann kam, Charles Burrell und Isabella Tree von Knepp Castle haben ihr Land in nur 20 Jahren in ein Naturparadies verwandelt in dem die Artenvielfalt im Vergleich zum Umland explodiert und nicht nur das sie schreiben schwarze Zahlen und produzieren nachhaltiges Rind-, Schweine- und Hirsch-Fleisch.
    Das Buch ist gut recherchiert und bietet viele AH-Momente und anstöße anders zu denken. Es zeigt (sicher nicht als erstes, aber auf charmante Art) auf wie wichtig Beweidung durch große Pflanzenfresser für die Artenvielfalt und den Wert eines Ökosystems ist.
    Und damit auch wie nachhaltige Fleischproduktion der wichtigste und womöglich einzig nötige Treiber für effektiven Naturschutz sein könnte. Letzteres ist meine Interpretation.

    Ich möchte das Buch nochmal allen wärmstens empfehlen die sich für Beweidung und Naturschutz interessieren. Und wer es sich nicht kaufen möchte der findet: http://www.spektrum.de/news/landwirt...eidung/2024518 hier zumindest einen interessanten Artikel über Knepp Castle.


    Außerdem sei gesagt man findet in Englisch auch einige schöne Videos auf YouTube. Teils kürzere in denen man sich das Gebiet anschauen kann und teils auch längere Vorträge von den Besitzern.

  2. #2
    Moderator Avatar von Lisa R.
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    Sehr interessant, merke ich mir auf jeden Fall vor. Danke.

  3. #3
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Aus dem verlinkten Artikel: "Neben den Zuschüssen für die Naturschutzarbeit hat sich der Ökotourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle des Projekts entwickelt. Im vergangenen Jahr hat das Projekt damit einen Umsatz von etwa einer Million Pfund erwirtschaftet. Ein weiteres Standbein ist die Vermarktung des Fleisches – immerhin 75 Tonnen im Jahr – der wild lebenden Rinder und Hirsche."
    Zuschüsse für die Naturschutzarbeit? Ökotourismus? Und ich dachte aus deinem Text, es wäre tatsächlich die Produktion von Fleisch die da das Einkommen generiert.

    Es ist schon ein Träumchen wenn man einfach so bestimmen kann was auf 1000ha gemacht oder nicht gemacht wird. In D würde DAS so nicht klappen so wie ich unsere Behörden kenne. Wobei, wenn man sich Naturschutz auf die Fahnen schreibt vielleicht schon, aber vermutlich nur solange bis der Wolf das mitbekommt...
    Wenn die noch Biber brauchen sollen sie Bescheid geben, wir haben hier zuviele

  4. #4
    Kämpfer-Fan Avatar von Sorteng
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    In dem Buch geht es weniger um die Einnahmequellen, der Artikel ist da anders ausgelegt. Mein Text ist meine Interpretation, diese Flächen waren nicht in der Lage schwarze Zahlen zu generieren obwohl das Land im Besitz ist und somit die Last der Pacht wegfällt. Nun sind sie unheimlich wertvoll für den Naturschutz und produzieren wertvolle Lebensmittel.

    Wenn wir für die EU jetzt 5-9% ? Unserer Fläche stilllegen dann entstehen da keine artenreichen Ökosysteme dann sind das einfach Brachflächen die zwar artenreicher sind als ein Acker aber auch nichts retten werden UND sie produzieren keine Lebensmittel. Das Buch finde ich interessant weil es zeigt was möglich ist und ein Verständnis für Ökosysteme und Naturschutz liefert.

    Der Ökotourismus ist im Buch kaum erwähnt und auch nicht notwendig für die schwarzen Zahlen. Der erwuchs halt daraus das die so dicht bei London sind und alle Welt funktionierende Natur sehen will.

    Das Buch ist interessant für prozessbasierten Naturschutz und die Geschichte des Betriebes. Das das Modell exakt so nicht Mal eben machbar ist ist klar und findet im Buch auch Erwähnung....schon ein Verpächter würde einem kaum erlauben mit seinem Land so umzugehen.

    Aber was solls man muss nicht alles immer gleich verbittert und zynisch betrachten, man kann auch einfach Mal neugierig sein. Der Wolf würde soetwas, wie alles definitiv komplizierter machen...aber der ist ja aktuell weder hier in diesem Faden noch in Groß Britannien ein Thema.

  5. #5
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Artenschutz kann man leider nicht essen also muss die Weidetierhaltung sich selbst mindestens soweit tragen dass sie die Betreiber ernährend kann - meinetwegen auch mit Subventionen, aber es muss als Gesamtes funktionieren. Insofern ist das Beispiel aus England schön und gut aber hilft nicht ausser für's gute Gefühl. Ich BIN ein bisschen verbittert, sorry. Bei uns fallen grade einige Hektar Wiese weg weil ein Solarpark gebaut wird (ich kann den Verpächter verstehen, so viel Geld kann man mit Bewirtschaftung im Leben nicht verdienen). Die guten Gäuböden verschwinden weiter hunderthektarweise unter Fabriken. Ob die Beweidung der Almen und Alpen weiter erhalten bleiben kann hängt davon ab ob sich die Politik zur Regulierung der Wölfe durchringen kann bevor die Tierhalter die Beweidung dort aufgeben. Mag ja sein dass der Wolf für dich, in GB oder hier im Faden kein Thema ist, für das Habitat Weide ist er eine der grössten aktuellen Bedrohungen bei uns in D. Und um die Erhaltung dieses Habitats geht es doch letzten Endes, oder?

    Ja, Brachen sind bullshit. Politik halt. Gut gemeint und grottig gemacht.
    Geändert von Rohana (21.04.2023 um 10:45 Uhr)

  6. #6
    Kämpfer-Fan Avatar von Sorteng
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    Wie gesagt der Ökotourismus ist am Anfang kein Teil des Projekts gewesen.

    Ich kann dich da gut verstehen...ich sehe es eigentlich ähnlich, es ist viel im Argen und Politik ist weder für Naturschutz noch für Landwirtschaft wirklich gut...ich arbeite ja auch in quasi in der Landwirtschaft...wenn auch in der größtmöglichen wahrscheinlich unbeliebtesten Form aber auch da ist nicht alles Sonnenschein und viel überlebenskampf und ständig neue Steine im Weg.

    Um so interessanter finde ich solche Konzepte und Gedanken wie Naturschutz anders gehen könnte...mit viel weniger Regulierungsbedarf.

  7. #7
    Cowgirl Avatar von Rohana
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    Wenn Politik und NGOs weniger Regulierungsbedarf zulassen könnten, würden sie sich ja abschaffen - das darf nicht sein

  8. #8
    Moderator Avatar von sil
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    Ich fand den Artikel unglaublich spannend und werde mir das Buch wohl zulegen. Nicht zum Nachmachen, und nicht, weil ich denke daß da jemand den Stein der Weisen entdeckt hat - einfach weil es eben auch ein Weg sein kann, Land zu bewirtschaften. Es ist sicher kein Weg für die Mehrheit, es ist eine Spezialisation auf eine Nische, es muß vieles stimmen, damit es so funktioniert, und 1000 Hektar Land sind eine Größenordnung, die hier in Deutschland wohl kaum ein Landwirt erreicht. Trotzdem. Da hat jemand nicht einfach nur weitergejammert, sondern einen ganz neuen Weg ausprobiert. Hat sich freigemacht von traditioneller Denke und für sich eine Art der Landwirtschaft gefunden, die Ertrag bringt und der Natur noch Platz läßt. Ob so was hier in Deutschland überhaupt machbar wäre, ist eine ganz andere Sache. Allein die Genehmigung für einen Zaun zu bekommen, kann in manchen Bundesländern schon die erste große Hürde sein, aber trotzdem ...
    "alles zuwider dem Menschen. auf den Äckern wächst das Gras und auf den Wiesen steht nichts." (sagte ein alter Bauer mal)

  9. #9
    Administrator Avatar von AnnTye
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    Ich erlaube mir mal, den Link zu amazon hier einzufügen:
    https://amzn.to/3V3wzyb
    Falls es jemand über diesen Link bestellt, bekommt das HüFo ein bisschen was ab.
    Besser geht nicht ohne anders.

  10. #10
    Kämpfer-Fan Avatar von Sorteng
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    Falls es jemand liest würde ich mich freuen ein paar Gedanken dazu zu hören. Liest ja doch jeder mit einer anderen Brille.

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