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17.06.2006 05:34
Ende fürs "wilde Baden"?
Bäderchef besorgt wegen neuer EU-Richtlinie - Vogelgrippe kein Thema
"Wildes Baden" an bestimmten Abschnitten des Bodenseeufers könnte bald vorbei sein. Die neue Badegewässer-Richtlinie der Europäischen Union (EU) lasse dies erwarten, sagte der Konstanzer Bäderchef Georg Geiger. Er fürchtet die deutsche Gründlichkeit bei der Umsetzung. Die Vogelgrippe berge keine Gefahren für Baderatten, berichtete er weiter.
Konstanz
VON JOSEF SIEBLER
Bild: Hanser
Wird das "wilde Baden" an Seeufern wie dem Schänzle künftig verboten? Oder müssen sie bewirtschaftet werden? Die neue Badegewässer-Richtlinie könnte dazu führen, sagt der Konstanzer Bäderchef.
Konstanz - Die Richtlinie soll der Gesundheit der Menschen dienen. Der Schadstoff-Gehalt in Gewässern wird regelmäßig untersucht. Politiker und Fachleute am See fürchteten die Neufassung ursprünglich aus einem anderem Grund: Sie rechneten mit deutlich schärferen Grenzwerten. Für Badestellen in Nachbarschaft zu Vogelgebieten waren wegen des Vogelkots gravierende Folgen zu erwarten. Die Richtlinie sei in dieser Hinsicht nun moderater ausgefallen, sagte Georg Geiger, Geschäftsführer der städtischen Bädergesellschaft BGK auf SÜDKURIER-Anfrage. "Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Badegewässern keine Probleme bekommen." Allerdings wartet er noch auf die Rechtsverordnung, um eine endgültige Einschätzung abgeben zu können. Es gebe einen Bund-Länder-Arbeitskreis, der die Richtlinie innerhalb von zwei Jahren in deutsches Recht umsetzen soll.
Ein Satz macht den Bäderchef stutzig: "Diese Richtlinie gilt für jeden Abschnitt eines Oberflächengewässers, bei dem die zuständige Behörde mit einer großen Zahl von Badenden rechnet und für den sie kein dauerhaftes Badeverbot erlassen hat oder nicht auf Dauer vom Baden abrät." Aufgrund der deutschen Gründlichkeit bei der Umsetzung von Richtlinien könnten Bereiche wie das Schänzle gesperrt werden, mutmaßt er. Denn am Schänzle wird bislang "wild gebadet". Oder die Stadt weist eine Badezone aus. Georg Geiger: "Dies hätte zur Folge, dass diese Uferabschnitte bewirtschaftet werden müssten." Es wären also Aufsicht und eine entsprechende Infrastruktur nötig. In einigen EU-Ländern sei es dagegen üblich, einen Badestrand nicht als Badegewässer zu melden - gebadet werde dort dennoch.
Die Richtlinie sieht nun vier statt drei Einstufungen der Qualität von Badegewässern vor: ausgezeichnet, gut, ausreichend und mangelhaft. Georg Geiger geht davon aus, dass die Konstanzer Badestellen mit ausgezeichnet oder gut bewertet werden. Die EU hat auch in ihrem jüngsten Badewasser-Bericht den Strandbädern in der Region beste Noten erteilt.
Für jedes Badegewässer ist ein Profil zu erstellen. Er rechnet mit großem bürokratischem Aufwand, weil mögliche Ursachen für eine Gewässerverschmutzung ermittelt und bewertet werden müssen. Die Behörden sollen außerdem die Bürger mehr über die Qualität der Gewässer informieren.
Wegen der im Winter aufgetretenen Vogelgrippe müssten sich Badende keine Sorgen machen, sagte Georg Geiger. "Im Wasser hat das Virus gar keine Chance." Fachleute haben schon vor längerer Zeit Entwarnung gegeben. Wärme und die intensive UV-Strahlung im Sommer inaktiviere und töte das Virus. Die BGK achtet zudem auf Sauberkeit. Das Personal putze die Bäder jeden Tag. "Im Rheinstrandbad etwa werden jeden Tag die Stufen abgespritzt." Auch die Flöße in den Strandbädern werden gereinigt.
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