Wenn schon immer Bio angeführt wird. Biomasthähnchen werden gerade mal 14 Tage älter. Die Hybriden für die Mast sind die gleichen, also auch Hubbard und stammen somit wohl aus den gleichen Brütereien, sind also genauso geimpft. Eine Extrabrut für Bio gibt es nicht. Das Biohuhn hat dann zwar Anrecht auf Freigang, aber wie ja mittlerweile hinlänglich bekannt ist, gibt es da auch genügend Tricks um die Hühner drin zu behalten. Bio schreibt 1/3 eingestreuten Stall vor und Ausgestaltung, das Label von Vier Pfoten komplettes Einstreuen. Bei Bio sitzen auch bis zu 4800 Tucken je Stall und je Quadratmeter sitzen 10. Im Freilauf sind bis 280/580 Hühner je Hektar (also 10.000 m²) erlaubt. So, 4800 je Stall erlaubt, auf der Weide 280, bedeutet ca. 17 x 10.000 m², also 170 000 m² Weidefläche. Normal Bio erlaubt 580 Hähnchen je Hektar macht 80 000 m² benötigte Weide pro Stall. Wer hat so ein Gelände?![]()
Dann wird Biohühnern bis zum akuten Notfall Antibiotika vorenthalten und nur nach Genehmigung darf es verabreicht werden. Der Erregerdruck ist aber durch Freilauf sogar höher, als in der Bodenhaltung.
Biohaltung ist im Grunde auch eine Massentierhaltung. Teurer ja, aber sicherlich auch durch die Fütterung. Und die machen doch genauso Werbung? Zum "Release" ware Bioland und Co auch in den Medien Thema, mittlerweile schalten sie auch Zeitungsannoncen und Werbespots. Das Vier Pfoten und Tierschutzbund jetzt an die Öffentlichkeit gehen ist klar, bestimmt sind die auch bei der grünen Woche vertreten. Bioland und Co aber sicherlich auch.
Ich will nicht sagen, das der Preis für Bio nicht gerechtfertigt ist, aber ich finde die Haltung über die gesetzlichen Grenzen hinaus gut. Doppelt soviel Platz, Antibiotika auch nur im Krankheitsfall, doppelte Lebenszeit, gleiche Hybridrasse wie Biomäster (welche ihre Broiler übrigens auch als Masthähnchen bezeichnen), ein Wintergarten mit Tageslicht, nicht mehr 100% Mastfutter mit Chemie und Zickezacke drin, sondern nur noch 30%. Die Premiumstufe von Vier Pfoten ist dann bis auf das Futter gleich wie bei Bio. Freilauf und 4 m² je Huhn, noch langsamere Zunahme, max. 4800 Tiere je Stall. Das Label vom Tierschutzbund schreibt außerdem gentechnikfreies Futter vor. Wenn genügend Verbraucher die erste Stufe annehmen, werden sicherlich auch bald Produkte mit drei Sternen zu finden sein.
Zum Thema Fleischüberproduktion. Normal-konventionell produziert (sagen wir mal) 1.000.000 Broiler je Mastdurchgang (30 Tage), somit ca. 2.000.000 Kilo Fleisch. Tierschutzlabelmäster haben halb soviel Hühner eingestallt (500.000) und mästen etwas mehr als doppelt solange. Entspricht also konventioneller Mastdurchgang zu neuem Mastdurchgang 250.000 Hähnchen, also 500.000 Kilo Fleisch. Hieße also 75% weniger Fleisch, also 750 Tonnen, was eigentlich die Überproduktion kompensiert. Dazu kommt weniger Nitratbelastung für das Grundwasser und weniger CO2 und weniger Methan. Und diese Produkte werden zu Preisen angeboten, die sich wirklich jeder leisten kann.
Das es angenommen wird, darum mache ich mir keine Sorgen. Auch rechne ich damit, das in einigen Jahren Premiumhähnchen und anderes Fleisch zu kaufen sein wird. Es ist ehrlich gesagt sogar mehr, was jetzt als erster Schritt in Richtung Tierschutz unternommen wird, als ich zu träumen gewagt habe.
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