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Thema: Holzschutz für´s Hühnerhaus

  1. #1
    Avatar von ollok
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    Holzschutz für´s Hühnerhaus

    Im Forum taucht immer wieder die Frage nach der richtigen Holzschutzbeschichtung für das Hühnerhaus auf.
    Da ich einige Jahre beruflich in diesem Bereich tätig war,habe ich mir gedacht, ich könnte mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.

    Eines vorweg, ich würde einen Holzschutzanstrich am Hühnerstall immer nur für den Außenbereich empfehlen. Innen sollte meiner Meinung nach nur Kalkfarbe oder Silikatfarbe zum Einsatz kommen.

    Grundlagen

    Woraus besteht Holz?

    40 – 60 % Zellulose („Armierung/ Stahl“)
    15 – 40 % Lignin („Beton / Zement“)
    15 – 20 % Hemizellulose
    2 – 8 % Zucker, Stärke, Eiweiß, Mineralstoffe


    Holz wird angegriffen von:

    • Sonnenlicht (UV-Strahlen)
    • Pflanzlichen Schädlingen (Pilzen)
    • Tierischen Schädlingen (Insekten)



    Warum wird Holz grau?

    • UV-Bestrahlung im Bereich 270 – 540 nm
    • Abbau von Lignin – Braunfärbung der Fläche
    • Regenwasser entfernt Abbauprodukte
    • bei weiterer Befeuchtung erfolgt die Besiedelung mit Pilzen
    = Grauverfärbung




    Holzschutz – auf einen Blick

    Dauerhafter Holzschutz fängt bei der Holzauswahl an. Fichte, Kiefer und Lärche etc. sind verhältnismäßig kostengünstig und gut für den Holzbau geeignet.
    Je höher der Harzgehalt im Holz, desto widerstandsfähiger ist das Holz gegen Schädlinge. Ein hoher Harzgehalt wirkt sich allerdings nachteilig auf die Eindringtiefe einer möglichen Beschichtung aus. Besonders bei Kiefer und Lärche ist daher mit verkürzten Wartungsintervallen und Harzfluss zu rechnen.
    In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass harzreiche Hölzer bei einer zu dunklen Beschichtung stärker zum Harzfluss neigen, da sich die Oberfläche stärker aufheizt. Ab ca. 80° Oberflächentemperatur beginnt das Harz auszutreten.

    Konstruktiver Holzschutz

    Der konstruktive (vorbeugende) Holzschutz liegt in der Verantwortung des Planers und umfasst folgende Bereiche:
    • Dachüberstände
    • Abschrägungen (mind. 5° Gefälle)
    • Tropfkanten
    • gerundete Kanten (mind. 2mm)
    • Vermeidung von Erdkontakt und Spritzwasserbelastung (mind. 30cm)

    UV-Schutz

    Erfolgt in der Beschichtung unter anderem durch die Pigmentierung:
    • ohne UV-Schutz wird Holz unter Anstrich zerstört (Abschälen)
    • deckender Anstrich hat optimalen UV-Schutz

    Chemischer Holzschutz

    • wirkstoffhaltige Zubereitungen –
    vorbeugend und / oder bekämpfend
    wirksam
    • Anstrichmittel ohne Wirkstoff sind keine
    Holzschutzmittel
    • Wirkstoffe (Biozide) gegen Insekten
    (Insektizide) bzw. gegen Pilze (Fungizide)

    Allgemeine Grundregeln

    Einsatz des chemischen Holzschutzes
    nur dort, wo er unbedingt notwendig ist!
    Ein fehlender konstruktiver Holzschutz ist durch einen Anstrich nicht ersetzbar!


    Soweit die Fakten.
    Wie fast immer, wenn es um Farben geht, stellt sich irgendwann die fast schon philosophische Frage ob man nun ein lösemittelhaltiges oder ein wasserverdünnbares Produkt zum Einsatz bringen soll. Ganz allgemein gilt der Tenor, dass wässrige Produkte ökologisch wertvoll sind, wohingegen die lösemittelhaltigen Farben den Ruf haben umweltschädlich zu sein.
    Wer so argumentiert, macht es sich etwas zu einfach.
    Für den Bereich Holzschutz gilt, dass die lösemittelhaltigen Produkte in der Regel auf Alkydharz basieren. Alkydharz wird aus Leinöl verkocht. Mehr Bio geht doch schon fast gar nicht mehr, von einer möglicherweise stärkeren Geruchsbelastung einmal abgesehen.
    In den wässrigen Produkten dagegen sind unter anderem Weichmacher und Konservierungsstoffe in nicht unerheblichem Maße verarbeitet. Nur weil die Geruchsbelastung wesentlich geringer ist, heißt das ja nicht, dass diese Produkte nicht gesundheitsschädlich sind, bzw. die Umwelt belasten.
    Ich möchte hier weder für das eine noch für das andere plädieren, ich möchte nur davor warnen alles zu glauben, was einem so von der Werbung erzählt wird.
    Die Hersteller kochen alle nur mit Wasser und an den Grundregeln der Physik und Chemie kommt bislang niemand vorbei, auch wenn der ein oder andere markige Werbeslogan uns glauben machen soll, dass da gerade das Rad neu erfunden wurde.

    Als nächstes taucht mitunter die Frage auf:“Deckend oder lasierend?“
    Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, wobei die deckenden Farben den Vorteil des höheren UV-Schutzes bieten (siehe oben).

    Wie gesagt, ich will hier um Gottes Willen keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Mir ist daran gelegen dem ein oder anderen ratlosen Hühnerhaus-Erbauer eine Hilfestellung im Rahmen meiner Möglichkeiten zu bieten. Meistens entscheidet sich aufgrund der individuellen Bausituation auch recht schnell, welches System in Frage kommen könnte.
    Also, wer noch Fragen zum Thema hat, immer drauf los.
    Es gibt Menschen, die nicht begreifen, dass man Recht haben kann und trotzdem ein Idiot ist.
    Deutsche Langschan weiß; Bielefelder Kennhühner

  2. #2
    Avatar von ollok
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    Nachtrag

    Noch ein Tipp zur Beschaffung.
    Ich würde die Farben immer im Fachgroß- oder einzelhandel kaufen. Alternativ kann man auch den ortsansässigen Malermeister ansprechen.
    Die im Baumarkt angebotenen Produkte haben aus meiner Sicht ein zu schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis.
    Entweder stimmt die Qualität nicht oder sie sind einfach viel zu teuer.
    Es gibt Menschen, die nicht begreifen, dass man Recht haben kann und trotzdem ein Idiot ist.
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  3. #3
    Avatar von Orpington/Maran
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    Wäre Lärchenöl geeignet ?!

  4. #4
    Avatar von ollok
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    Grundsätzlich spricht zumindest nichts dagegen.
    Ich würde es aber aufgrund des sehr geringen UV-Schutzes nicht unbedingt empfehlen. Erstens weil es höchstwahrscheinlich eine zu geringe Pigmentierung hat und zweitens weil Du mit Öl ja keine Schicht erreichst und somit auch kaum Schutz.
    Wenn Du es dennoch einsetzen willst/musst, solltest Du bedenken, dass Du jedes Jahr einmal nachbehandeln/ölen musst, wenn das Holz nicht vergrauen soll.
    Hattest Du ein bestimmtes Produkt im Auge?
    Geändert von ollok (01.12.2012 um 08:01 Uhr)
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  5. #5
    Avatar von Klausemann
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    Hallo Ollok, da hast du dich aber mächtig reingekniet . Kompliment.

    Das finde ich ja klasse, einen der sich etwas Farben und Holzschutz versteht, in unseren Reihen zu wissen. Ich persönlich stehe auch oft wie doof vor den Farbregalen der Baumärkte . Das Angebot ist ja erdrückend.

    So, jetzt nehme ich gleich mal Stellung im Bezug auf meinen Tread.
    Warum ich für Holzschutzöl plädierte, in dem Fall Koralan Holzöl Spezial, ging einer Empfehlung von Zimmerleuten voraus, die sich auf den Bau von Holzterrassen , Pavillons und alles was man aus Holz für aussen verwenden kann, spezialisiert haben. Die meinten, nehmt bloss keine Lasur, dass musst du , wenn du es erneut streichen musst , alles wieder herunter schleifen , um es anschliessend wieder neu zu streichen. Bei Holzschutzöl brauchst du nur das Holz mit dem Kercher und Bürste zu reinigen und anschliessend wieder streichen.

    Wir haben die Terrasse jetzt nach ein paar Jahren schon zum zweiten mal gestrichen und ich muss sagen, der Tipp war gut. Die Terrasse sieht aus wie neu. Ich glaube nicht das wir das so hinbekommen hätten, wenn das Holzschutzlasur drauf gewessen wäre.

    Ich empfehle das deshalb so weiter.

    Gruss Klaus
    Zitat: " wir müssen die Kurve der Dummheit flachhalten "

  6. #6

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    Ich hab noch eine frage, kann man auch, nachdem man Lasur gestrichen hat, auch noch deckend drüber streichen?
    mit freundlichen grüßen...

    superhuhni

  7. #7
    Avatar von ollok
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    @ superhuhni: Das funktioniert. Anders herum ist das schon wesentlich schwieriger.

    @klausemann
    Die meinten, nehmt bloss keine Lasur, dass musst du , wenn du es erneut streichen musst , alles wieder herunter schleifen , um es anschliessend wieder neu zu streichen. Bei Holzschutzöl brauchst du nur das Holz mit dem Kercher und Bürste zu reinigen und anschliessend wieder streichen.

    Wir haben die Terrasse jetzt nach ein paar Jahren schon zum zweiten mal gestrichen und ich muss sagen, der Tipp war gut. Die Terrasse sieht aus wie neu. Ich glaube nicht das wir das so hinbekommen hätten, wenn das Holzschutzlasur drauf gewessen wäre.
    Was die Terasse angeht, gebe ich Dir absolut Recht. Auf waagerechten Flächen im Außenbereich hat eine Lasur nix verloren. Die bildet eine Schicht (wenn auch mitunter eine dünne) und diese Schicht ist nicht gegen die mechanischen Belastungen die darauf einwirken ausgerüstet. Da ist man mit Öl bestens bedient (bedeutet natürlich auch alle 1-2 Jahre ein Pflegeanstrich aufbringen)

    Die pauschale Aussage, das man eine Lasur vor dem Überstreichen immer komplett abschleifen muß, würde ich als Handwerkermärchen bezeichnen. Das mag in Einzelfällen sicherlich vorkommen.
    Grundsätzlich spielen hier aber ein Menge anderer Faktoren eine Rolle, z.B. Qualität der Lasur, Bewitterungssituation, Alter des Anstrichs, Anstrichaufbau etc.
    Eine hochwertige (hochwertig muss nicht gleich teuer bedeuten!) Dünnschichtlasur hat die Eigenschaft, dass sie sich über die Jahre von ganz alleine abbaut (die guten brauchen länger, die schlechten verschwinden schneller). Das heißt, wenn die Verarbeitung entsprechend fachgerecht durchgeführt wurde, und die alte Lasur noch nicht zu stark abgebaut ist, genügt es die Flächen zu säubern und eventuell noch leicht anzuschleifen. Dann 1-2 mit der neuen Lasur drüber und fertig.


    Gruß
    ollok
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  8. #8
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    Nehmt doch Thüringer Waid ...
    http://www.darboga.com/tw_holzlasur.html

  9. #9

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    aber vorher muss ich die lasur an- oder abschleifen, oder?
    mit freundlichen grüßen...

    superhuhni

  10. #10
    Avatar von ollok
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    Das würde ich auf jeden Fall machen. Alles was lose und abgewittert ist, muss runter. Wenn der Anstrich noch gut erhalten ist, reicht anschleifen mit Körnung 120.
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