Hallo,

folgende Geschichte möchte ich Euch nicht vorenthalten. Sie freut und betrübt mich gleichermaßen. Schade ist es um den Verlust und die vergeblichen Bemühungen, das soziale Verhalten erfreut mich aber (glücklicherweise) noch mehr.

Kurz zur Vorgeschichte:
Ich habe sieben (plus einen Hahn) Zwerg-Cochin Alttiere. Dazu kamen vier Jungtiere (ein Zwerg-Cochin und drei Zwerg-Seidis, zehn Wochen alt) und zehn kleine Zwerg-Cochin Küken (drei Wochen). Sechs davon habe ich zwei Hennen untergeschoben die sich die Mutterschaft teilen und vier leben noch im Kükenheim im Haus (sie haben eine andere Farbe und wurden von den Müttern nicht anerkannt).
Ein Zwerg-Seidi saß auf einmal recht lustlos in der Ecke. Ich nahm es mit ins Haus, da es nichts aß vermutete ich ein Problem im Magen-Darm-Trakt. Der Zustand wurde abends schlechter, nach der Arbeit wollte ich am nächsten Tag zum TA. Als ich nach Hause kam lag es tot da. Ich dachte mir nichts weiter, passiert leider und beerdigte es. Zwei Tage später ging es dem jungen Zwerg-Cochin schlecht. Sofort zum TA, er vermutete einen Infekt und gab Antibiotika. Er hielt nur noch einen halben Tag durch, dann fiel er von der Stange. Mein erstes eigenes Küken (Einzelkind, daher die drei Zwerg-Seidis). Ein Prachtkerl, um den es wirklich schade war. Ich brachte ihn zur Untersuchung ins Veterinäruntersuchungsamt.

Kurze Zeit später (und jetzt beginnt der Hauptteil) ging es bei den Küken los: Eins saß lustlos da, am Nachmittag schon zwei. Ich setzte sie extra, am nächsten Morgen lebte nur noch eins. Der TA wusste leider noch keine Diagnose vom Amt. Doch kurz darauf saß das nächste in der Ecke. Der TA machte Druck und forderte ein Zwischenergebniss an, es konnten Viren, Salmonellen und Würmer ausgeschlossen werden, also etwas bakterielles. Also schnell starkes Antibiotika für alle meine Tiere.

Ich hatte also zwei in Quarantäne: Den vom Vortag und den „Neuzugang“. Beide bekamen AB über eine Spritze in den Schnabel. Der erste in Quarantäne war am „fittesten“, er kämpfte um den anderen. Hielt ihn wach,“ schrie“ ihn an nicht einzuschlafen. Drückte sich an ihn um ihn zu wärmen. Vergebens, das Küken starb über Nacht.

Am nächsten Tag schon wieder ein Küken matt in der Ecke. Trotz AB. Auch separiert zum anderen. Wieder das gleiche, nur noch viel heftiger: Ein Kampf um das Leben des neuen Kükens. Der am längsten sitzende gab ihn nicht auf, obwohl er selbst von der Krankheit sehr geschwächt war. Animierte den anderen zu Essen und zu Trinken. Auch vergebens. Das Küken starb.
Mittlerweile ging es wieder einem Küken schlecht. Dieser Kampf wurde noch dramatischer, weil es zuerst so aussah, als ob meine und die Bemühungen des ersten kranken Kükens Erfolg hatten. Aber zum Schluss war alles vergebens. Es starb quasi in den Flügeln des ersten Kükens, welches danach bitterlich schrie.
Mir zerriss es das Herz. Ich habe schon viel Scheiße im Leben erlebt und bin sicher kein Weichei, aber solch einen Mut und Kampf um das Leben von anderen habe ich noch nicht erlebt. Schon gar nicht hätte ich das von einem Küken bzw. Huhn erwartet.

Dieses kleine Küken hat vier andere überlebt. Sich um sie gekümmert, obwohl es selbst schwer krank war. Welches Seelenleid muss es erlebt haben, als es merkte, daß das Herz des anderen nicht mehr schlug?

Mittlerweile geht es ihm wieder gut, noch zwei Tage AB, aber es ist über den Berg. Stundenweise durfte es heute mit den Müttern und dem verbliebenen letzten Küken in den Garten. Es war gut gelaunt und froh mit dem anderen spielen zu können.

Aufgrund der Menge an Küken wollte ich von Anfang an welche abgeben, aber dieses werde ich garantiert niemals weggeben. Und ich hoffe es erholt sich vollständig von dieser schweren Erkrankung.

Das Ergebnis liegt mittlerweile vor: Eine Atemweginfektion, der genaue Erreger kann leider nicht festgestellt werden, da das analysierte Tier vorher AB bekommen hat. Ich vermute, die jungen Tiere haben das feucht schwüle Wetter der vergangenen Wochen nicht vertragen. OK, damit muss man wohl leben.

Aber dieses Küken…. Ich bin mega stolz darauf.

Gruss,
Nils