Mareksche Krankheit: Die äußerst verlustreiche, nach ihrem Erstbeschreiber benannte Viruserkrankung tritt bei jungen Hühnern in 4 Erscheinungsformen (Nerven-, Auge-, Misch- und Eingeweideform) auf. Der Erreger wird vor allem mit Haut- und Federteilchen, aber auch mit Speichel und Nasensekret ausgeschieden und ist konzentriert im Stallstaub vorhanden, der über ein Jahr infektiös bleibt. Die Küken infizieren sich in den ersten Lebenstagen durch Einatmen von infektiösen Material. Auch über Zwischenträger kann das Virus verschleppt werden. Die meisten Krankheits- und Todesfälle treten zwischen dem 30. und 180. Lebenstag auf. Über 14 Wochen alte Tiere infizieren sich in der Regel nicht mehr. Die Inkubationszeit schwankt zwischen 1 bis 6 Monaten. Bei der Nervenform, werden Beinschwäche, Taumeln, parademarschähnlicher Gang, Lähmungen, Veränderung der Zehenstellung aber auch Spagatstellung der Beinen und schlaffes Herunterhängen eines Flügels festgestellt. Die Augenform findet man häufiger bei über 9 Monate alten Tieren. Die Iris hat eine verwachsene grau-grüne bis grau-bläuliche Farbtönung und die deformierte, verengte, schlitzförmige und fransige Pupille reagiert nicht mehr auf Lichteinflüsse. Bei der Eingeweideform werden geschwulstähnliche grau-weiße Knoten in den Organen gefunden. Eine mikroskopische Untersuchung der veränderten Organe sichert die Diagnose. Eine Behandlung erkrankter Tiere ist nicht möglich. Vorbeugende Impfungen am ersten Lebenstag können durchgeführt werden.
Ornithose: Die den Bakterien zugeordnete Chlamydien verursachen eine weltweit verbreitete, bei über 100 Vogelarten nachgewiesene, häufig unbemerkte verlaufende Infektionskrankheit, die als Zoonose auf den Menschen übertragen werden kann. Eine Erkrankung der Papageien und die von Papageien ausgehende Erkrankung des Menschen durch diesen Erreger bezeichnet man als Psittakose. Stumm verlaufende Infektionen unter dem Geflügel können zu schweren Erkrankungen aufflammen, wenn Schwächungen des Widerstandskraft der Tiere durch zusätzliche Infektionen und Parasitenbefall oder andere belastende Faktoren, wie Klimawechsel, unzureichende Ernährung, starke Massierung der Tiere auf engem Raum, Transport, schlechte Haltungsbedingungen eintreten. Die Infektion erfolgt über die Kopfschleimhäute und durch Einatmen der Erreger. Nach einer Inkubationszeit von 7 bis 14 Tagen treten Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit, Schnupfen und Lidbindehautentzündung auf. Eine Behandlung kann mit Antibiotika (Chloramphenikol. Tetrazykline) erfolgen. Beim Menschen werden grippeähnliche Erkrankungen und Lungenentzündungen beobachtet.
Mykoplasmosen: Es sind meist langsam verlaufende Erkrankungen. Die bekannteste ist die Chronische Atmungskrankheit des Huhnes, die durch Mycoplasma gallisepticum hervorgerufen wird. Sie tritt vorwiegend bei Hähnen nach der 4. Lebenswoche und bei Legehennen 4 bis 8 Wochen nach Beginn der Legetätigkeit ein. Die Tiere können über längere Zeit latent infiziert sein. Die Infektion erfolgt direkt von Tier zu Tier, über das Brutei oder durch Zwischenträger. Häufig treten klinische Erkrankungssymptome erst nach Belastungen der Tiere (Transport, Umstallung, Mangelernährung, unhygienische Verhältnisse, Wurmkuren, Impfungen) auf, obwohl eine Infektion schon längere Zeit bestanden haben kann. Es entwickeln sich Schnupfen und Augen- und Nasenausfluss sowie Niesen und es kann zu Anschwellungen des Kopfes kommen. Durch andere Erreger, z.B. Kolikeime, kann die Erkrankung kompliziert werden. Die Sinusitis bei der Pute kann durch Mycoplasma gallisepticum oder M. meleagridis ausgelöst werden. Es kommt hierbei zu einer auffälligen Entzündung der Unteraugenhöhlen, die zu einer starken Umfangsvermehrung dieser Kopfpartien und damit zu einer Eulenkopfbildung führt. Die Unteraugenhöhlen sind dann mit stinkenden, zähflüssigen bis krümeligen Massen gefüllt. Die Ansteckende Gelenkentzündung des Huhnes wird durch M. synoviae verursacht und tritt bei allen Altersgruppen auf. Nach einer Inkubationszeit zwischen 24 bis 80 Tagen sind die Tiere abgeschlagen, zeigen blasse Kämme und lahmen. Gelenkhöhlen und Schleimbeutel schwellen an und enthalten eine wässrige, flockige Flüssigkeit. Durch serologische Methoden und Erregernachweis ist die Erkennung einer Mykoplasmose sicher möglich. Zur Behandlung können bestimmte Antibiotika eingesetzt werden.
Koliseptikämie: Durch bestimmte krankmachende Kolibakterien können insbesondere bei 1 bis 10 Wochen alten Hühnern und Putenküken, aber auch bei älteren Tieren, schwere Erkrankungen hervorgerufen werden, die zu hochgradiger Mattigkeit, Sträuben des Gefieders, gelblich-weißem Durchfall, Atemnot und Gelenkentzündungen führen. Bei gestorbenen Tieren können Herzbeutel-, Luftsack- und Darmentzündungen sowie die Zeichen einer bakteriellen Blutvergiftung nachgewiesen werden. Die Widerstandskraft mindernde Umwelteinflüsse und andere Krankheiten können als Hilfsursachen bei der Entstehung der Erkrankungen mitwirken. Eine Behandlung mit entsprechenden Antibiotika ist erfolgreich. Koligranulomatose. Die durch besondere Kolibakterienstämme hervorgerufene Erkrankung der Hühner und Puten ist nicht sehr ansteckende und verursacht haselnuss- bis faustgroße, grau-weiße Knoten am Darm, in der Leber aber auch in der Haut. Die Tiere sterben meist plötzlich ohne Krankheitszeichen gezeigt zu haben.
Pseudotuberkulose: Sie ist eine häufiger bei Vögeln, insbesondere bei Puten, aber auch bei Nagern auftretende, durch das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis verursachte Infektionskrankheit, die seltener bei anderen Haustieren vorkommt und auch auf den Menschen übertragen werden kann. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch eine heftige, Kurzdauernde bakterielle Blutvergiftung und eine anschließende Entwicklung grauweißer, knötchenartiger Schädigungen in verschiedenen Organen. Der Erreger ist in der Natur weit verbreitet und kann sich in Wasser bei 18...20 °C vermehren. Die Widerstandskraft mindernde Faktoren, insbesondere in nasskalten Jahreszeiten, lassen die Erkrankung aufflammen. Bei sehr schnellem Verlauf fehlen Krankheitserscheinungen. Oft werden Durchfall und die Zeichen einer schweren Allgemeininfektion festgestellt. Bei schleichendem Verlauf beobachtet man Abmagerung, Lähmungen und allgemeine hochgradige Körperschwäche. Durch eine Behandlung mit geeigneten Antibiotika können die Tiere am Leben erhalten werden.
Gänseenterohepaitis: Die als Derzsysche Krankheit bekannte, durch die ein Parvovirus verursachte Gänsekrankheit führt bei 1 bis 4 Wochen alten Tieren durch Leber- und Herzmuskelschwäche zu beträchtlichen Verlusten. Die Inkubationszeit kann bis zu 7 Tagen betragen. Erkranken Tiere innerhalb der ersten Lebenswochen, entwickeln sich Schnupfen, Schweratmigkeit, manchmal Durchfall sowie Bewegungsbehinderungen. Infektionen im Erwachsenenalter verlaufen meist ohne Krankheitssymptome. Es kommt häufig zu einer Herzbeutel- und Bauchwassersucht mit starken Herz- und Leberschäden. Hygienische Maßnahmen sind neben Immunisierungsverfahren zur Vorbeugung notwendig.
Neokrotisierende Darmentzündung des Huhnes: Die insbesondere bei 7 bis 35 Tage alten Hahnküken vorkommende Erkrankung wird durch das Bakterium Clostridium perfringens und dessen Toxide hervorgerufen und führt zu umfangreichen starken Schädigungen der mittleren und hinteren Dünndarmgebiete. Darmschleimhautschäden durch Parasiten oder Futtermittel, Stresssituationen und unhygienische Haltung der Tiere bereiten den Boden einer Infektion vor. Die Krankheit verläuft sehr schnell, so dass nur gelegentlich einzelne Tiere das Futter verweigern und Durchfall zeigen. Ein frühzeitiges Erkennen der Erkrankung, Antibiotika gaben, Kontrolle der Kokzidieninfektionen sowie hygienische Haltung und Fütterung sind zur Vermeidung größerer Verluste wichtig.
Pilzkrankheiten (Mykosen): Bei Küken und Junggeflügel kann ein hefeartiger Pilz an der Schnabel-, Speiseröhre- und Kopfschleimhaut grauweiße bis braune Beläge hervorrufen. Diese als Soor bezeichnete Krankheit führt zu wenig kennzeichnenden Krankheitserscheinungen und nimmt meist einen gutartigen Verlauf. Neuere Antibiotika haben eine günstige therapeutische Wirkung. Die häufigste Pilzerkrankung ist die Aspergillose, die durch Aspergillus fumigatus hervorgerufen wird. Meist gefällt der Schimmelpilz die Atmungsorgane und führt dort zu gelben, grünlichen oder grauen Belägen auf Luftröhrenschleimhaut und in Luftsäcken sowie zu entzündlichen Herdveränderungen unterschiedlichen Ausmaßes in der Lunge. Für das Zustandekommen der Erkrankung sind außer großen Sporenmengen des Erregers zusätzlich Hilfsursachen (Treibhausklima, starke Staubentwicklung) notwendig. Treten Erkrankungskennzeichen in Form von Atmungsstörungen, Schnabelatmung u.a. auf, ist eine Behandlung meist aussichtslos. Folglich kommt der Vorbeugung größte praktische Bedeutung zu. Infektionsquellen (verschimmelte Streu und Futter) sind zu vernichten. In gut belichteten und belüfteten Ställen tritt selten Aspergillose auf, deshalb muss der Stallhygiene größte Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Federfressen: Als Folge von Stoffwechselstörungen, z.B. bei ungenügendem Auslauf, durch zu dichten Besatz und Langeweile, treten Federpicken und schließlich Federfressen auf. Diese kann bei Mangel an tierischem Eiweiß in "Kannibalismus" ausarten. Weitere Symptome sind Zehenpicken, bepicken des Afters, des Kammes, Kotfressen und Eierfressen. Der Auslauf ist zu verbessern und für Ablenkung durch ausstreuen von Trockenfutter, Kalk, Kreide, Knochenmehl, Grünfutter und Rüben zu sorgen. In der Kükenaufzucht haben sich Rotstrahler/Dunkelstrahler bewährt.
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