Hy!
Was aber meiner Meinung nach oft vergessen wird, Silvie, ist, dass wir voraussetzen, dass die Tiere unsere Körpersprache und Mimik ohne weiteres interpretieren können, obwohl wir ziemlich unterschiedliche Spezies sind.
Sicher können Tiere lesen, ob ein Räuber auf Beute aus ist oder ob gerade nicht, und reagieren entsprechend, da weiß auch das Gnu Impala den Leoparden zu verstehen, aber das sind doch recht grobmotorische Signale.
Jagt er, macht er sich möglichst schlank und fixiert und hat die Ohren aufgestellt, jagt er nicht, läuft er offen mit Schwanz bogig nach oben und hat die Ohren entspannt halb seitlich geklappt. Das sind alles relativ gut erkennbare Signale.
Was aber senden wir aus? Wir können nichts hochbiegen, zur Seite klappen, mit den Ohren spielen etc. pp., sondern nur eindringlicher fixieren und uns eventuell zielgerichteter bewegen, das war's... Und versuchen das meist noch zu überspielen, quasi harmlos zu tun.
Ich weiß nicht...
Wir sind nicht der typische Beutegreifer, sondern von Natur aus eher opportunistische Fleischfresser, und ein typischer Beutegreifer für Hühner sind wir gleich gar nicht, da wir um Welten zu langsam und ungeschickt sind, um im freien Wald ein Huhn zu fangen, also meine ich, dass die Hühner theoretisch gar nicht auf unsere finsteres beabsichtigenden Körpersignale geeicht sein können.
Und trotzdem wissen sie oft haargenau, was Sache ist...
So zB das folgende kleine Beispiel:
Als wir das zweite Sebrightküken (von Katze durch Volierendraht gezogen) verloren hatten, und die Hühner an einem Tag scheinbar einem ziemlichen Bombardement an Habichtattacke ausgesetzt waren, haben wir sie entschlossen aus der großen Voliere in den Winterstall gebracht.
Nachdem ich die Sebrighthenne und ihren restlichen Sohnemann aus dem Komposthaufen gezogen hatte, und den Kleinen schon im Stall hatte, ist sie unter die Terrasse geflitzt und kam nicht mehr raus...
Meine Verlobte hat sie dann mit einem Schippenstiel hervor getrieben, worauf die Sebrighthenne tief an den Boden geduckt in meinen Schlagschatten huschte, wie ich sie dann auch in den Stall geleitete, wo sie sich an der Tür von mir löste und alleine weiter flitzte.
Sie hat also quasi mich als wandelnde Deckung genutzt, um über die freie Fläche zu kommen. Dabei ist sie nicht besonders menschenbezogen oder sonstwie anhänglich.
Was meine Körpersignale angeht, so war ich da natürlich besorgt und recht aufgewühlt, kehrte ihr aber während obiger Episode den Rücken zu, sie konnte also meine Mimik gar nicht lesen, und meine Körpersprache wegen recht dicker Klamotten sicherlich auch nicht...
Was also brachte sie dazu, die sonst eher menschen- uninteressiert ist, und die mit ihren Küken, als die noch klein waren, bei unserem Erscheinen immer schnurstracks in der Deckung verschwunden ist, mir in dem Falle quasi ihr Leben anzuvertrauen, wenn die nicht gespürt hätte, dass ich in dem Moment ganz besonders auf ihrer Seite war?
Dass diese Reaktion nicht auf Grundvertrauen basierte, zeigte wie gesagt ihre Reaktion auf mich/ uns, als die Küken noch klein waren, sowie auch später, als ich sie zur Behandlung ihrer Kalkbeine fangen wollte. Das hatte ich ganz spontan beschlossen, weil es gerade sehr gut passte und ich dachte, dass sie bei spontanem Entschluss am wenigsten Lunte riechen würde. Aber weit gefehlt, sie war bei der Gelegenheit dennoch sehr auf der Hut, und ich kriegte sie nur, weil ich sie am Ende in eine enge Ecke scheuchte und so erst bekam.
Ich persönlich kann's mir nicht anders erklären, als dass da quasi eine geistige Leitung besteht, und wenn man diese nur Intuition nennt, das Bauchgefühl lügt ja bekanntlich nie...
Vielleicht ist das sogar ein besserer Begriff als Telepathie, der ja doch noch irgendwo so der Ruch des esoterischen/ abgehobenen anhaftet... Eine Intuition hat sicher jeder schon mal gehabt, so ganz und gar ohne irgendeinen vorherigen Anlass, und die wird sich eigentlich immer als goldrichtig oder prima herausgestellt haben, richtig?
Gut, klammern wir den Begriff Telepathie hier aus, da die eine gewisse geistige Verbundenheit der "Partner" voraussetzt, wohingegen die Intuition in jedem, zwischen jedem und zu jedem äußerlich nicht erkennbaren Anlass stattfinden kann, und in der Regel doch voll ins Schwarze trifft.
Sagen wir also, die Tiere erfassen intuitiv die Zeichen der Zeit, das wird es am besten treffen.
Grüße, Andreas
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