Hallo Ira,
Du hast Recht, die Tiere werden nicht gefragt und letztendlich wissen wir nicht, ob sie das gut finden oder nicht, wenn wir sie kastrieren. Deswegen ist es eigentlich auch eine gute Sache, wenn man erst mal "ausprobieren" kann, ob Tier und Mensch besser zusammen passen, wenn die unerwünschten Hormone nicht mehr so sehr das Verhalten beeinflussen und auch keine ganz radikale Methode notwendig ist. Und das geht ja mit einer medikamentösen Behandlung. Eine OP wäre ja auch bei einem Hahn viel zu gefährlich und vor allem, würde er ja dann überhaupt nicht mehr machen, was er soll, nämlich seine Hennen beschützen- er wäre dann wahrscheinlich völlig desinteressiert und lahm.
Ja, ich glaube tatsächlich dass bei manchen Hähnen eine Krankheit vorliegt, wenn sie übertrieben schützen (und ich wage sogar zu behaupten, dass meiner weiß, dass von uns keine Gefahr droht, er also nicht schützen muss. Er meint wahrscheinlich vielmehr wir seinen Konkurrenten und er will sich ab und an beweisen. Kommt nämlich wirklich Gefahr (zum Beispiel ein Raubvogel), dann rennt er, wie alle anderen auch, in Richtung Mensch.) Ich habe ja auch nicht den ersten Hahn und beobachte schon eine ganze Zeit lang, was normales Verhalten ist.
Ich finde gut, wenn der Hahn gegen Feinde schützt und gegen Fremde. Wenn er aber ab und an völlig durchdreht und meint, sich mit seinen Haltern messen zu müssen, dann ist das nicht normal. Weißt Du, meiner zum Beispiel gesellt sich gerne zu uns, er frisst (wie alle anderen) aus der Hand, er kommt auf Zuruf und ist eigentlich nett. Und er weiß, was wir von ihm erwarten (also hat ein paar Regeln- die uns das Leben erleichtern- gelernt). Nur wenn er im Frühjahr zu viele Hormone hat, dann nervt er nicht nur uns, sondern auch die Hennen. Er hockt dauernd auf einer drauf, teilweise sind die schon panisch, meine Orpington (Hanna) hat das Pech, seine Lieblingshenne zu sein- sie ist dann schnell halb nackt und hatte auch schon Verletzungen. Das ist aggressiv (also nicht nur zu uns), das ist nicht normal. Wenn ich dann immer wieder ins Bein gebissen werde und sich kein Fremder mehr aufs Grundstück traut und ich Panik bekommen muss, wenn dennoch mal kleinere Kinder zu uns kommen, dann ist das nicht normal.
Letztendlich muss man sich fragen, was ist die Alternative: Diese würde bei (fast) jedem Halter lauten: Der Hahn muss weg. Also geschlachtet werden. Auch hier weiß ich nicht, wie der Hahn das finden würde, könnte man ihn fragen.
Meiner ist nun ein anständiger Hahn, die Hennen sind glücklich, ich bin glücklich und er kommt mir nicht unglücklich vor- fragen kann ich ihn leider nicht.
Und noch mal zu den Menschen- zumindest die können wir ja fragen. Manche fühlen sich mit einer gewissen Hormongabe einfach wohler und nehmen das dann auch freiwillig. Es geht ja nicht darum, alles komplett zu ändern, einfach ein bisschen zu regulieren bringt manchmal schon Erfolge. Und sei es nur eine Hormonsalbe, um zum Beispiel Brustschmerzen zu lindern. Natürlich könnte man das auch aushalten- aber warum sollte man....
Auch die Anti- Baby- Pille ist für viele eine Wohltat (oder zumindest empfinde ich das so)- sie nimmt mir Sorgen und hat auch noch (zumindest in meinem Fall) positive Nebenwirkungen. Dass damit auch Nachteile verbunden sind, ist mir natürlich bewusst, aber da kann ich ja frei entscheiden. Ein Tier kann das nicht, deswegen müssen wir Menschen in seinem Sinne das tun. Dies kann sowohl ein schmerzloser Tod sein, aber auch eine andere Methode. Nur ein andauerndes Aneinandergeraten von Mensch und Tier mit teilweise brutalen (und unsinnigen) Erzeihungsversuchen und Dauerfrust erscheint mir nicht sinnvoll.
Leider musste ich feststellen, dass Hühner nur sehr begrenzt erziehbar sind (deswegen bin ich ja auch immer so froh, wenn ich gerade meinen Hahn soweit habe, die wichtigsten Dinge begriffen zu haben- so zum Beispiel, dass ein Pfiff bedeutet, dass man herkommen muss), ich bin mit Hunden groß geworden- die waren da viel leichter zu beeinflussen. Die leben ja auch viel enger mit dem Mensch zusammen und haben eine ganz andere Beziehung zum Halter.
Grüße
Susanne
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