THEMA DES TAGES
18. Februar 2006, 18:25
H5N1-Virus auf ganz Rügen
Schwerin/Rügen (dpa) - Die Bundeswehr soll auf Rügen beim Kampf gegen die Vogelgrippe helfen.
Nachdem auf der Insel bei weiteren 28 Wildvögeln verschiedener Arten das hochansteckende Virus H5N1 nachgewiesen wurde, forderte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) die Hilfe an. Die Fundorte der infizierten Vögel verteilten sich über die gesamte Insel, sagte er in Schwerin. Er habe deshalb ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gerichtet.
Zuvor hatte Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) nach einem Besuch auf Rügen versichert, dass die Bundeswehr bereit stehe. «Ich biete der Landesregierung jede erdenkliche Hilfe an, durch Epidemiologen, Tierärzte, Wissenschaftler oder eben die Bundeswehr», sagte er. Das habe er mit dem Bundeskabinett und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) abgesprochen.
Noch am Samstag schickte die Bundeswehr einen Vorabtrupp des ABC-Abwehr-Bataillons 805 aus Prenzlau (Brandenburg), um die Einsatzmöglichkeiten auf Rügen zu erkunden. Am Sonntag soll dann nach Angaben des Verteidigungsministeriums entschieden werden, wie viel Soldaten hingeschickt werden.
Die ABC-Kräfte der Bundeswehr seien unter anderem auf die Dekontamination und die Desinfektion von Fahrzeugen und Personal spezialisiert. Die Soldaten sollen außerdem beim Absperren von Fundorten und der Ausschilderung von Schutzzonen helfen. Seehofer hatte auf Rügen die Absperrmaßnahmen als nicht ausreichend kritisiert. Fußgänger könnten Vogelkot von den Fundstellen infizierter Vögel an den Schuhen weiter verbreiten. Ein Veterinär der Bundeswehr ist schon seit Freitag auf der Insel.
Ganz Rügen wurde laut Backhaus zum Beobachtungsgebiet erklärt. Damit ist 15 Tage lang jeglicher Transport von Geflügel verboten. Die Fundorte der infizierten Vögel wurden nicht bekannt geben, um die Absperrmaßnahmen nicht zu erschweren. Im Umkreis von drei Kilometern um die Fundorte gelten Schutzzonen mit strengen Vorsichtsmaßnahmen auch für Kleinstgeflügelhalter. Zudem sollen jetzt nicht nur tote Vögel eingesammelt werden, sondern Jäger auch kranke Vögel erschießen, damit sich die Seuche nicht weiter verbreitet. Als «hoffnungsvolle Botschaft» bezeichnete es Seehofer, dass das Virus H5N1 bislang nicht bei Nutztieren gefunden wurde.
Backhaus stellte klar, dass das Land, das die Fachaufsicht über die Landkreise habe, die Bundeswehr angefordert habe, nicht Rügens Landrätin Kerstin Kassner (Linkspartei.PDS). Er wies Vorwürfe zurück, er hätte das Amtshilfeersuchen eher stellen können. Die Verantwortung liege in erster Linie beim Landkreis, wiederholte er. Er habe empfohlen, den Katastrophenfall auszurufen. «Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern keinen Regelungsmangel, wir haben vor Ort einen Vollzugsmangel», sagte er.
Backhaus will am Montag auf einer Landrätekonferenz erfahren, wie sich die Landkreise auf die Vogelgrippesituation vorbereitet haben. Rügens Landrätin Kassner gestand Fehler ein. «Wir hätten mehr Schutzanzüge haben müssen und die Leute besser für die Situation schulen müssen», sagte sie. Zum Einsatz der Bundeswehr sagte sie: «Wir haben die Hilfe angenommen.»
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