Der STERN lieferte einen der besten Artikel zum aktuellen Dioxinskandal.
Hier ein Auszug:
Dioxin-Skandal bei Lebensmitteln: Der tägliche Müll in unserem Essen
Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Antibiotika - der Speiseplan von Schweinen und Hühnern klingt bedenklich nach Apotheke. Verunreinigungen werden in Kauf genommen. Hauptsache: billig. Von Swantje Dake
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Farbstoffe, Aromen und ein bisschen Antibiotika
Sogar Aromen, synthetische Farbstoffe, Antibiotika und Geschmacksverstärker werden untergerührt. So wird dem Hühnerfutter laut aktuellstem Futtermittel-Report aus dem Jahr 2005 der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch Canthaxanthin oder Capsanthin zugesetzt, um das Eigelb auch knackig gelb erscheinen zu lassen. Paprika, Gelbmais und Luzernegrünmehl hätten die gleiche Wirkung, sind aber deutlich teurer. Und offenbar mischen manche Futtermittelhersteller chemische Reststoffe dem Futter bei, um Geld für die Entsorgung von Abfällen zu sparen, hieß es beim niedersächsischen Landesverband der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, einer Interessengemeinschaft der Bauern.
Und wo viele Zutaten sind, gibt es auch theoretisch viele Quellen des Übels. Viele Lebensmittelskandale haben ihren Ursprung im verseuchten Futtermittel. Die Dioxinfunde in Bio-Eiern sind gerade mal ein Dreivierteljahr her. Verseuchter Bio-Mais aus der Ukraine wurde damals in acht Bundesländern verfüttert. "Die Futtermittel sind die große Schwachstelle in der Nahrungsmittelproduktion", sagt Anne Markwardt von Foodwatch. Denn die Hersteller von Futtermittel sind nicht verpflichtet, die Bestandteile ihres Produkts auf Schadstoffe zu überprüfen. Die Forderung von Foodwatch lautet daher, dass jede einzelne Zutat, jede Charge auf Dioxine getestet werden muss, bevor sie ins Futter wandert.
Die Organisation warnt vor einer Verharmlosung der Wirkung von Dioxin. "Niemand fällt tot um, wenn er dioxinbelastete Eier isst", so Markwardt. "Die sich summierende Anreicherung im Körper ist die Gefahr. Die durchschnittliche Dioxinbelastung in der Bevölkerung ist bereits jetzt am oberen Limit dessen, was die Weltgesundheitsorganisation für gerade noch akzeptabel hält."
Kontrolle ist gut, aber eine Frage des Preises
68 Millionen Tonnen Futtermittel werden jährlich in Deutschland verfüttert. Wenn Fleischproduzenten an der Kostenschraube drehen, dann oftmals beim Futter. Bei der Geflügelmast verursacht das Futter die Hälfte aller Kosten, bei der Schweinemast sind es bis zu zwei Drittel. Günstigeres Futter spart den Landwirten Geld, strengere Kontrollen bei der Herstellung würden das Futter verteuern.
Ein Argument, das Foodwatch nicht gelten lässt. "Es geht hier um den vorsorgenden Gesundheitsschutz", sagt Markwardt. Für den Verbraucher sei die Preiserhöhung durch dichtere Kontrollen zu wuppen. Laut Futtermittel-Report würde sich das Kilo Schweinefleisch nur im Centbereich verteuern - für den Verbraucher ein annehmbarer Preis. Für die Industrie hingegen, die beim Einkauf der Rohware um Prozentbruchteile feilscht, fallen die Centbeträge erheblich ins Gewicht.
ganzer Text:
http://www.stern.de/gesundheit/dioxi...983-print.html
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