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Thema: Heute NDR 22.35 Uhr - Die Reportage: Brüten für den Weltmarkt - Das Hühnerimperium an der Nordsee

  1. #81
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    Das streit ich gar nicht ab ... aber wenn die"Schweineschlachthäuser der zentralen Berliner Anlage [...] 1885 [schon] so konzipiert [waren], daß täglich 3200 Schweine geschlachtet werden konnten"(Buchner, 1996,S. 85), musste die Auslastung gesichert sein, und mit Kleinbauern alleine war das nicht machbar.

    Wie realitätsfremd seid Ihr eigentlich?

  2. #82
    Avatar von vogthahn
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    also in den amerikanischen Schlachthöfen wurden m.W. die Weiderinder aus den ganzen Präriestaaten geschlachtet, womöglich wurden in den Berliner Schlachthöfen auch ausländische Tiere geschlachtet? D. war nie autark, bis zum 2.WK (und später erst recht) herrschte sogar Knappheit an Lebensmitteln, also weit her kann es nicht gewesen sein mit der industriellen Massentierhaltung...
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  3. #83
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    Das wurde auch schon ausgeführt. Es wurde und wird immer noch importiert. Bestimmt aber nicht ausschließlich durch den Aufkauf auf den Lokalmärkten von Kleinerzeugern.

    Nicht zu vergessen ist die Landflucht der Bevölkerung in die Stadt und in andere Berufszweige ausserhalb der Landwirtschaft, die in gewisserweise die Industrialsierung/Großproduktion nötig machten und auch durch die Technisierung möglich war.

  4. #84
    Avatar von Wontolla
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    Auszug aus der INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover Vorgelegt von Katja Wiemann aus Gütersloh Hannover 2005
    ab Seite 186


    12.1 Entwicklung der Geflügelwirtschaft
    Die Produktion von Eiern und Geflügelfleisch hat in der europäischen Landwirtschaft, insbesondere aber in Deutschland bis zum Ende des 19. Jhs. eine untergeordnete Rolle gespielt.
    VON BENEKENDORF meint 1780, dass Geflügel zwar nicht ganz und gar unnütz sei, doch ein Landwirt tue nicht wohl, wenn er sich mit einer allzu großen Menge von diesen Tieren belästige. Nur in der Nähe der Städte, also am Verbrauchermark, sei ihre Haltung lohnend.
    VON JUSTI geht bereits 1755 auf die Gründe dieser Einschätzung ein. Eine mäßige Zahl von Tieren könne sich auf dem Hof selbst versorgen, eine größere Anzahl würde dagegen Getreidefütterung erfordern, wodurch kein wirtschaftlicher Gewinn zu erzielen sei. Diese Ansicht ist nach SCHNEIDER 1906 auch noch im beginnenden 20. Jh. in Deutschland verbreitet.
    Ende des 19. Jhs. kann nach BALDAMUS 1896, von einer wirtschaftlichen Nutzung der Geflügelzucht noch nicht gesprochen werden. Er schreibt: „Die Geflügelzucht existiert im Deutschen Reiche nirgends als landwirtschaftlicher, sondern lediglich als hauswirtschaftlicher Betrieb und auch auf den größten Gütern ist die Geflügelhaltung nur in solchem Umfange zu finden, dass sie den internen Bedarf an Eiern und gelegentlichem Gast- und Festbraten deckt, während nur der etwaige Überfluss der Produkte an den Markt gebracht wird.“ (S. 1-2) Erst in den letzten Jahren, so sagt er, bildete sich, aufgrund der hohen Einfuhr von Geflügelprodukten aus dem Ausland, ein höheres wirtschaftliches Interesse an der Nutzgeflügelzucht, die Grundlage für die Verbesserung der tierischen Leistungen ist. Die Geflügelzucht hatte im 19. Jh. ihren Schwerpunkt hauptsächlich in der Liebhaber- bzw. Sportgeflügelzucht. Es wurde vorwiegend auf äußere Merkmale und nicht auf Leistungsmerkmale wie Fleischansatz und Eiproduktion gezüchtet. In den Büchern der Agrargeschichte wird die Geflügelhaltung stiefmütterlich behandelt. ACHILLES 1993 erwähnt in seiner Agrargeschichte des 19. Jhs. das Geflügel mit keinem Wort. Erst nach 1900 wuchs die Geflügelhaltung zu einem besonderen Zweig der Landwirtschaft heran (COMBERG 1984), wurde jedoch in Deutschland durch Kriegs- und Nachkriegsjahre in ihrer Entwicklung gehemmt.
    Über die Zahl der Hühner und ihre Legeleistung liegen aus Deutschland vor 1950 nur wenige Zahlen vor (Tab. 12.1). Während des 19. Jhs. hat sich die Zahl der Hühner, auf die nach BITTERMANN 1956, S. 65, etwa 80-90 % Legehennen entfallen, fast verdreifacht. Die Legeleistungen verdoppelten sich bis 1950 (Tab.12.1). Leider fehlen Angaben über Betriebsstrukturen, doch scheint die bäuerliche Haltung mit kleinen Beständen dominiert zu haben. Selbst 1960 erreichte die durchschnittliche Bestandsgröße in Deutschland nur 26, 1980 112 Hennen (KLOHN u. WINDORST 2003, S. 199). Die einheimische Produktion deckte nicht den Bedarf, so dass im erheblichen Umfang Geflügelprodukte importiert werden mussten. In den 20er Jahren wurden etwa 10% der Eier eingeführt (KARIGER 1963, S. 72).


    Tabelle 12. 1: Haltung von Geflügel (in Mio.) im Deutschen Reich bzw. BRD
    Jahr . . . . .Zahl der Hühner . . . . Legeleistung Henne/Jahr . . . . Autor
    1800 . . . . 24,0 . . . . . . . . . . . . 50
    1860 . . . . 36,5 . . . . . . . . . . . . 60
    1900 . . . . 64,5 . . . . . . . . . . . . 75
    1913 . . . . 64,4 . . . . . . . . . . . . 80
    1935/38 . . 87,0 . . . . . . . . . . . . 93 . . . . . . . . . . . BITTERMANN 1956; S. 64
    1950 . . . . 44,8 (BRD) . . . . . . .100 . . . . . . . . . . . Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten 1956, S. 97

    In einigen anderen europäischen Ländern verlief die Entwicklung günstiger. Österreich- Ungarn ebenso wie Frankreich konnten vor dem 1. Weltkrieg Eier exportieren. Besonders erfolgreich war die dänische Geflügelwirtschaft, die den Eierexport von 1,2 Mio. im Jahre 1870 auf 56,3 Mio. im Jahre 1883 steigern konnte. In Großbritannien entwickelte sich die Geflügelwirtschaft um die Jahrhundertwende ähnlich wie in Deutschland. Auch hier war man Ende des 19. Jhs. auf die Einfuhr von Geflügelprodukten aus Frankreich angewiesen. (BALDAMUS 1896, S. 4-5). Die Anzahl der gehaltenen Hühner in England und Wales verdreifachte sich jedoch von 1885 bis 1913 (PERREN 2000, S. 491). In den USA basierte die Geflügelzucht und –haltung zunächst ebenfalls auf bäuerlichen Betrieben. Im Jahre 1934 bzw. 1944 hielten noch 58 % bzw. 50 % der Farmen weniger als 50 Hennen. Bestände mit über 400 Hennen erreichten in den genannten Jahren 1,1 bzw. 2,2 % (JULL 1951, S. 8 ). Allerdings waren die jährlichen Legeleistungen pro Henne mit 112 (1925), 120 (1930) und 150 (1945) deutlich höher als in der gleichen Zeit in Deutschland (Tab.12.1).
    Eine kommerzielle Geflügelmast begann in Deutschland erst in den 20er Jahren. Damals machte LEHMANN 1927 erste Vorschläge für Junggeflügel-, Hähnchen- und Kapaunenmast.
    HAMM 1852 berichtete von Betrieben in Nordfrankreich, die Herden von 3000-6000 Hühnern, Hähnen und Kapaunen aufzogen. In Frankreich betrug 1892 allein die Zufuhr zu den zentralen Pariser Markthallen 7 Mio. Hühner. In den USA wurden 1926 eine, 1935 25 und 1945 350 Mio. Broiler produziert (JULL 1951, S.10).
    In den 30er Jahren nahm die volkswirtschaftliche Bedeutung der Nutzgeflügelhaltung in Deutschland stark zu. Durch staatliche Unterstützung und Gründung des Reichsverbands Deutscher Kleintierzüchter wurde die Geflügelzucht und –haltung in verschiedene Zweige aufgegliedert (Herdbuch-, Vermehrungszucht, Brütereien und Geflügelhaltung) (BERGMANN 1941, Ref.), wie sie auch heute noch praktiziert wird.
    L. G.
    Wontolla

  5. #85
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    Dann empfehle ich die zeitgenössische Inaugural Dissertation von Emil Marian, 1906, Deutschlands Geflügelhaltung und sein Handel mit Geflügelprodukten

    Thematisiert wird darin die entstehende Geflügelindustrie und der Im- und Export.

  6. #86
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    Original von Wontolla
    Leider fehlen Angaben über Betriebsstrukturen, doch scheint die bäuerliche Haltung mit kleinen Beständen dominiert zu haben. Selbst 1960 erreichte die durchschnittliche Bestandsgröße in Deutschland nur 26, 1980 112 Hennen (KLOHN u. WINDORST 2003, S. 199).


    ... In den USA basierte die Geflügelzucht und –haltung zunächst ebenfalls auf bäuerlichen Betrieben. Im Jahre 1934 bzw. 1944 hielten noch 58 % bzw. 50 % der Farmen weniger als 50 Hennen. Bestände mit über 400 Hennen erreichten in den genannten Jahren 1,1 bzw. 2,2 % (JULL 1951, S. 8 ).
    Hat sich an den Mengenverhältnissen da noch viel verändert?
    Wie viele Hobbygeflügelhalter gibt es heute, und wie viele gewerbliche?
    Wie hoch ist dann noch die durchschnittliche Bestandsgröße, wenn man Hobbyhalter und gewerbliche zusammen berücksichtigt, wie es wohl bei Klohn und Windhorst passiert ist( und wie hoch ist die durchschnittliche Bestandsgröße getrennt nach Rassegeflügel und Gewerbe)? Da wurden Äpfel mit Birnen verglichen. Vielmehr würde es Sinn machen, Cluster zu erstellen. XS Betriebe bis 100 Hühner, S Betriebe bis 500, M Betriebe bis 3000 L Betriebe bis 20000, XL Betriebe über 20000.
    So bekommt man schon eher ein Bild über die Produktionsstrukturen, als über den Durchschnitt. Haben die Leute schon mal was vom Median gehört? Also wenn 99 Produzenten eine Tonne Eier produzieren und einer 999901 Tonnen Eier. Da liegt der Durchschnitt bei 10000 Tonnen Eier.
    Der Median liegt aber bei (n/2 + (n/2) +1)/2.
    Da der 50.te und 51.te Produzent beide eine Tonne Eier produzieren, liegt der Median bei einer Tonne Eier -- etwas weiter weg von dem Durchschnitt.
    Selbst bei den Clustern kann man den Median ermitteln und dadurch sehen, wie die Tendenz aussieht. Siehe Wikipedia

    Wenn ich also lese ... 1980 gab es eine durchschnittliche Bestandsgröße von 112 Tieren, dann lach ich mich schief. Diese Leute müssen doch auch mal Statistik gelernt haben ...

    Noch ein Fundstück von gestern Mittag ...

    Rationelle Hünerzucht und Mastung oder Mittheilungen der Art und Weise, wie aus der Geflügelzucht mit nur geringen

    Kosten 200-300 Prozent, ja selbst bei größter Vervollkommnung

    der Anlage noch bedeutend höhere Prozente erzielt werden.

    Mit besonderer Hinsicht

    auf

    die von mir gegründete erste und größte Geflügelzüchterei
    Teutschlands

    für

    unternehmende und intelligente Geschäftsleute jeden Standes.

    http://books.google.com/books?pg=PR5...page&q&f=false

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