SCHLITZ. Am 16. Februar 1908 wurde der Geflügelzuchtverein Schlitz und Schlitzerland von dem verstorbenen Ehrenvorsitzenden Heinrich Reinhardt II. und einer Anzahl Freunde der Geflügelzucht aus Schlitz und dem Schlitzerland gegründet.
Schon bei den Gründern zeigte sich, dass ein reges Interesse für die Zucht und Ausstellung vorhanden war, nur so war es zu erklären, dass der junge Verein bereits 1909 eine Ausstellung veranstaltete. Durch Darlehen, die später von den Züchtern gespendet wurden, waren Käfige beschafft worden. Heinrich Reinhardt, der die Zucht gelber Orpingtons sehr intensiv betrieb, konnte schon im Jahre 1913 auf der Lipsia-Schau in Leipzig den besten Hahn zeigen.
In diesen Jahren vor dem 1. Weltkrieg entwickelte sich der Verein prächtig und es waren in vielen Dörfern des Schlitzerlandes Züchter vorhanden, die sich mit der Zucht der verschiedensten Rassen befassten. Es wurden, wie auch noch nach dem 2. Weltkrieg, hauptsächlich große Hühner gezüchtet.

Der 1. Weltkrieg hatte zwangsläufig auch den Geflügelzuchtverein in seinen Aktivitäten behindert, doch nach Kriegsschluss lebte das Vereinsleben wieder zu einer großen Blüte auf, denn der alljährlich abgehaltene "Gickelsball" war für Schlitz in der damaligen Zeit ein Ereignis was einen hohen Stellenwert besaß. Mit Theater, Tanz und Bombenstimmung wurde dem sehr zahlreichen Publikum ein Abend geboten, vom dem noch lange gesprochen wurde. Im Jahre 1925 wurde vom Verein eine Provinzial-Schau Oberhessen durchgeführt und es wechselten Lokal- und Kreisschauen in den Jahren bis zum 2. Weltkrieg einander ab.
Der 2. Weltkrieg lähmte wieder das Vereinsgeschehen und nur die älteren Züchter konnten ihre Zuchten fortführen. Im Jahre 1945 musste in vielen Zuchten wieder ganz von vorne begonnen werden, junge Züchter kamen hinzu und gesellten sich zu den alten Zuchtrecken. Die Arbeit des Vereins blühte von neuem auf.
Bereits im Jahre 1948 richtete der Verein die Kreis-Geflügelschau des Kreises Lauterbach aus, die schon wieder 700 Tiere zeigte. Auch hier waren die großen Hühner wie Orpingtons, Wyandotten, Plymouth Rocks, Sussex, Minorka, Rhodeländer, Barnevelder, Reichshühner, Rheinländer, Italiener vieler Farbenschläge, weiße Leghorn, Westfälische Totleger und Hamburger, um nur einige Großrassen zu nennen, die vorherrschenden Rassen. Heute hat sich dieses Bild sehr verändert und die Zwerghühner als Hobby-Hühner beherrschen das Bild der Zuchten. So wurden in den Jahren 1949, 1952, 1954 und in regelmäßigen Abständen danach immer wieder Kreis- und Lokalschauen veranstaltet.

Im Jahre 1978 fand im Bürgerhaus in Schlitz die Bundessonderschau des Sondervereins der weißen Zwerg-Wyandotten statt. Angeschlossen war eine Lokalschau des Vereins und so wurde dieses Ereignis ein großer Erfolg für die heimischen Rassegeflügelzüchter.
Auch konnten die sehr schmerzlichen Verluste, die der Tod in die Reihen der alten vertrauten Züchter immer wieder schlug, wenn auch nur mühsam, geschlossen werden.

Eine alte Käfighalle auf einem vereinseigenen Gelände wurde in der Amtszeit des Vorsitzenden Willi Kumpf in ein schmuckes Vereinsheim mit Strom-, Wasser- und Sanitäranschluss umgebaut und bietet ca. 60 Personen Platz. Auch hat der Vorstand die ihm gestellten Aufgaben immer mit Umsicht gelöst und der Verein kann heute 900 Ausstellungskäfige sein Eigen nennen.

Im Zuge der Motorisierung war es den Züchtern in den letzten 30 Jahren leichter möglich, Großschauen zu beschicken. Bereits im Jahre 1959 gelang es einem Züchter es Vereins, das erste "Blaue Band" von Hannover zu erringen. Siegerbänder vieler Großschauen wurden durch die Züchter des Vereins errungen und die höchste Trophäe des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter, der goldene Bundes-Siegerring im Jahre 1961 auf goldfarbige Italiener, von Züchter Fritz Kimpel auf der Deutschen Junggeflügelschau in Hannover in die Burgenstadt geholt.
Zum 75-jährigen Vereins-Jubiläum wurde im November 1983 im Bürgerhaus zu Schlitz eine große Jubiläums-Kreis-Geflügelschau veranstaltet, die 1.300 Tiere zeigte und diese Schau wurde von einem fremden Aussteller als "Klein-Hannover" bezeichnet. Dies verdeutlichte den Eindruck und den Erfolg dieser Schau.
Im Jahre 1984 wurden eine Lokalschau des Vereins in Queck und die hessische Sonderschau der Orpingtonzüchter von Hessen-Nassau in Schlitz veranstaltet. Auch nahmen in diesem Jahre mehrere Züchter an der "Nationalen Rassegeflügelschau" in Nürnberg teil, die alles bisher Dagewesene an Ausstattung überbot und 30.000 Tiere zeigte.
Am 20.04.1985 wurde der Ehrenvorsitzende des Vereins Willi Kumpf zum Ehrenmeister der hessischen Rassegeflügelzucht ernannt.
Am 15.04.86 wurden die alten verdienten Züchter Erwin Adler, Heinrich Dickert und Karl Valentin Lachmann zu Ehrenmitgliedern ernannt.
In der Jahreshauptversammlung im Januar 1988 gab der bisherige Vorsitzende Willi Kumpf sein Amt auf und Werner Kruppert wurde einstimmig zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Der ausscheidende Vorsitzende Willi Kumpf wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zum 80-jährigen Vereinsjubiläum wurde am 26. u. 27.11.88 eine Jubiläumsschau im Bürgerhaus in Schlitz durchgeführt, die mit 511 Nummern beschickt war.

Die 30. Deutsche Bantam-Schau, am 18. u. 19.11.89, wurde zur Wiedervereinigung der Rassegeflügelzüchter aus Ost und West. Wenige Tage nach der innerdeutschen Grenzöffnung konnte man auch DDR-Bürger im Schlitzer Bürgerhaus begrüßen. Mit 864 Tieren von 85 Züchtern war die Ausstellung sehr gut angenommen worden.
Am 01.12.89 verstarb im Alter von 62 Jahren Fritz Kimpel. Fritz war ein Aktivposten unseres Vereins, der sich bereits in jungen Jahren der Geflügelzucht gewidmet hatte. 42 Jahre, von 1947 bis zu seinem Tode, war er Schriftführer des Ortsvereins, sowie Organisator der Tiertransporte zu den Großschauen. Mit Fritz Kimpel verlor der GZV Schlitz und Schlitzerland einen treuen Freund und großen Förderer der Rassegeflügelzucht.
Mit dem Kleintierzuchtverein aus Thal in Thüringen wurde am 1. Mai 1990 eine Partnerschaft eingegangen. Die ersten Kontakte mit dem Thüringer Verein wurden nach einer IVV-Wanderung geknüpft und die Partnerschaftsurkunde der beiden Vereine ist dann in Schlitz im Rittersaal ausgetauscht worden.
Eine Kreis-Geflügelschau mit 1.100 Tieren wurde im November 1990 im Schlitzer Bürgerhaus durchgeführt. Zu Ehren des verstorbenen Fritz Kimpel wurde diese Ausstellung in "Fritz-Kimpel-Gedächtnisschau" umbenannt worden.
Am 9. August 1991 wurde dem Ehrenvorsitzenden des Geflügelzuchtvereins Schlitz und Schlitzerland Willi Kumpf, von Stadtrat Schmitt für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit und für Verdienste um die Gemeinschaft der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. Kreisverbandsvorsitzender Ewald Reichel ernannte Kumpf gleichzeitig zum Ehrenmitglied des Kreisverbandes Alsfeld-Lauterbach. Im Oktober 1991 wurden im Bürgerhaus in Schlitz die Hauptsonderschauen der Zwerg-Wyandotten gelb-schwarzcolumbia und der Zwerg-Wyandotten silberfarbig-gebändert (dunkel) durchgeführt, die mit über 600 Tieren beschickt waren.
Die Bundessonderschau der gestreiften Zwerg-Wyandotten mit angeschlossener Lokalschau stand am ersten Oktoberwochenende 1992 im Bürgerhaus in Schlitz an. Mit über 600 ausgestellten Tieren konnten die heimischen Züchter wieder einmal beweisen, dass Schlitz den Ruf einer Hochburg der Rassegeflügelzucht besitzt. Am 23.12.92 verstarb das Ehrenmitglied Konrad Valentin Karl Lachmann. Er war seit 1946 Mitglied des GZV Schlitz und Schlitzerland und wurde im April 1986 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Eine allgemeine Rassegeflügelschau, mit 450 Tieren, wurde am 20. u. 21. November 1993 abgehalten, die bei den Besuchern großen Anklang fand. Am 05.10.93 verstarb das Mitglied Paul Feick. Er war seit 1949 Mitglied im GZV und hat sich in dieser Zeit für den Verein verdient gemacht. Seine züchterische Liebe galt den schwarzen Wyandotten, mit denen er auch schöne Ausstellungserfolge erzielen konnte.
In der Jahreshauptversammlung im Februar 1994 wurden die verdienten Züchter Wilhelm Hinkel und Heinrich Philippi zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Am 26.04.1994 verstarb Heinrich Paul. Er war seit 1950 Mitglied im Geflügelzuchtverein und hat in dieser Zeit auf züchterischer und vor allem auf organisatorischer Ebene viel für den Verein geleistet. Von 1957 bis 1977 war er Rechner, d. h. 20 Jahre im geschäftsführenden Vorstand tätig. Für die Verdienste um die Rassegeflügelzucht wurden ihm die silberne und die goldene Bundesnadel verliehen.
Im Oktober 1995 wurde im Schlitzer Bürgerhaus eine allgemeine Rassegeflügelschau durchgeführt, die von 45 Ausstellern mit 410 Tieren beschickt war. Anlässlich der Eröffnungsfeier sind Heinrich Fehr und Karl Hedrich für langjährige Verdienste um den GZV zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt worden.
Zum zweiten Mal weilte der Bantam-Klub mit seiner Sonderschau im November 1997 im Schlitzer Bürgerhaus. Die 38. Deutsche Bantamschau, mit über 1.000 Tieren, war ein nachhaltiger Beweis für die Richtigkeit des Austragungsortes, sei es auf züchterischer oder auf organisatorischer Ebene. Angeschlossen war auch eine Lokalschau des GZV Schlitz und Schlitzerland.
Zum 90-jährigen Vereinsjubiläum, am 21. und 22. November, wurde zum wiederholten Male die Kreisgeflügelschau des KV Alsfeld-Lauterbach im Bürgerhaus in Schlitz durchgeführt, die mit 1.100 Tieren beschickt war.