Berlin (Reuters) - Trotz der Vogelgrippe-Fälle in Rumänien und der Türkei sieht die Bundesregierung derzeit für Deutschland keine unmittelbare Gefahr und hält eine Stallpflicht für Geflügel für unnötig.
"Die Gefährdung für Europa und damit auch für die Bundesrepublik ist nur schwer einzuschätzen", sagte Verbraucherschutz-Staatssekretär Alexander Müller am Sonntag in Berlin. So sei noch unklar, ob es sich um den gleichen Erreger wie in Asien handele. Dort sind bislang über 60 Menschen an der Grippe gestorben. Eine Übertragung durch Zugvögel nach Deutschland sei wegen deren Flugrouten zudem unwahrscheinlich. Dennoch nehme man die Entwicklung sehr ernst. Die Regierung habe eine Reihe von Maßnahmen vorbereitet, die eine Stallpflicht für Geflügel einschlössen. Alle Maßnahmen sollten aber europäisch koordiniert werden, forderte der Staatssekretär.
Im rumänischen Donau-Delta und zuletzt auch in der Türkei waren einheimische Vögel positiv auf die Krankheit getestet worden. Um den Viren-Stamm genau bestimmen zu können, sind Proben von Rumänien nach Großbritannien geschickt worden. Ein Ergebnis wird aber an diesem Sonntag nicht mehr erwartet. Die rumänische Regierung teilte mit, es gebe Hinweise, dass es sich um eine relativ harmlose Variante der Grippe handeln könne. Auch in der Türkei gibt es noch keine Klarheit über den Stamm des Virus.
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen hatten Mitte September eine Stallpflicht für Geflügel in einigen Regionen eingeführt, um eine Infektion über Zugvögel zu erschweren. Das Virus war zuvor auch in Sibirien aufgetreten. Die damalige Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hatte im Zusammenhang mit der Stallpflicht in den Bundesländern die Vermutung geäußert, dies sei eine Aktion der industriellen Geflügelhalter-Lobby gegen die Freilandhaltung etwa von Hühnern.
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