Was bringt der Erfolg wenn man ihn dann wieder duch Hybridisierung zerstört. Hybridisierung so, dass sie wirklich wirtschaftlich sinnvoll und erfolgreich ist wird heutzutage fast nur von kommerziellen Monopolen (aus-)genutzt (z.B. Lohmann). Hybridisierung heißt das man die Tiere immer wieder nachkaufen muss und sich abhängig macht.
Der Erfolg der Bresse liegt, wie es Mathias schon geschrieben hat, in der Masse an Hühnern und der kommerziellen Nutzung, verbunden mit einer entsprechenden Selektion. Da es immer ein Zweinutzungshuhn mit besonderer Fleischqualität war und die Zucht nicht zu groß geworden ist hat man es, ähnlich wie bei den Italienern aus Triesdorf, geschafft ein Huhn mit hohen Leistungen in Reinzucht zu erlangen. Rameloher haben sich über die Jahre mit Ausstellungszucht (so grade?) am leben erhalten.
"Richtige" Hybridisierung ist dabei meiner Meinung nach keine Chance sondern eine Gefahr! Besonders wenn man dann noch andere Rassen einkreuzt und den Genpool verwässert. Klar könnte man jetzt die eine Linie von Ramelsohern ein wenig mehr auf Legeleistung selektieren und die andere auf Mastleistung, könnte sie wieder zusammenführen und hätte so ein gut leistendes Tier. Aber wozu?! Man kann auch "einfach" zwei Linien auf die selben Ziele selektieren und dann immer mal wieder ein Tier der einen Linie in die andere Einkreuzen um Inzucht zu verminden, so wie es in einer Mehrlinien-Zucht von vielen Züchtern erfolgreich praktiziert wird. Das wäre sinnvoller als zwei Linien auf unterschiedliche Sachen zu selektieren. Dann könnte man auch zwei Rassen draus machen (z.B. Altsteirer und Sulmtaler).
Die Sache ist, wie du ja auch schon erkannt hast, das die Ausgangsrassen, zumindest so wie damals, einfach nicht mehr existieren!Das Vierländerhuhn steht wohl nur noch in den Ramelslohern selbst zur Verfügung.
In den Ramelslohern existiert das Vierländerhuhn weiter, genauso wie in den Altsteirern und Sulmtalern, in Ardennern, in Lakenfeldern, Sprenkelrassen, in schwarzen Bergischen Schlotterkämmen, Deutschen Sperbern, Bergischen Krähern, Dorking usw. alte Landschläge weiter existieren.
Diese sind wahrscheinlich auch noch in anderen Rassen aufgegangen und eingeflossen und wurden nicht durch neue Rassen komplett verdrängt, sicherlich handelte es sich auch eher um einen gesamt deutschen Schlag der recht bunt aber genetisch nicht so vielfältig war wie asiatische Rassen die näher am Bankivahuhn sind. Trotzdem leben diese Schläge durch die Nachkommen schon seit vielen Jahren hier und haben sich durch Selektion/genetischen Drift usw. und bestimmt auch die ein oder andere Mutation an das Umfeld angepasst, sind somit einzigartig und erhaltenswert. Ob durch Reinzucht oder Verwendung in Züchtungen.
Das wurde leider schon bei anderen (allen?) alten, lokalen Rassen gemacht und ist absolut tötlich für die genetische Eigenständigkeit/Wertigkeit der Rasse. Das sorgt nur dafür das die genetische Vielfalt verloren geht.Wenn man die Legeleistung noch etwas anheben möchte, könnte man vielleicht für die Legelinie auch über eine weisse Leghorn einkreuzung nachdenken...
Andere alte Rassen wie z.B. Augsburger, Sachsenhühner, die sind aus bestimmten Ausgangsrassen entstanden und theoretisch nachzüchtbar, bei diesen liegt eine Einkreuzung der Ursprungsrassen näher.
Rassen wie z.B. Minorka und Cochin sind bei vielen anderen Rassen zur Erzüchtung verwendet worden und leben genetisch in diesen weiter, wenn man die jetzt wieder in Ramelsloher einkreuzen würde, würde man Ramelsloher nur genetisch weiter weg von den Vierländern und näher an viele, gut vertretene Rassen (den "Einheitsbrei" führen).
Das Problem ist nicht die Optik sondern die Genetik, die wird zu wenig beachtet. Da wurde schon viel Schindluder getrieben bei manchen Rassen.Was meinst du, Melachi, wie oft muss man die weiblichen Nachkommen einer solchen Verpaarung an einen Ramelsloher Hahn rückkreuzen bis man von einer auch optisch akzeptablen Ramelsloher Linienzucht sprechen kann?
Weiße Ramelsloher sind hoffentlich noch genetisch relativ einzigartig, und allein das sollte das Ziel sein diese rein zu erhalten. Deswegen wird normalerweise die Optik bei seltenen Rassen (geringe Zuchtbasis) nicht so hart bewertet wie z.B. bei rebhuhnfarbige Italienern (breite Zuchtbasis), damit auch nicht so perfekte Tiere für eine möglichst breite Zuchtbasis sorgen, wenn man mehr Tiere hat kann man auch schärfer selektieren, wenn man weniger hat muss man halt vorsichtig sein. Man sollte möglichst breit, also mit vielen Hähnen und Hennen Züchten um eine hohe Heterozygotie (genetische Vielfalt innerhalb der Rasse) zu erhalten, deswegen macht auch Zucht mit mehreren Linien Sinn, bei einer Linie geht eher was verloren.
Heutige gelbe Ramelsloher sollen ja als Rückzüchtung durch einige Einkreuzungen entstanden sein und deswegen z.B. nicht die Zahmheit der weißen Ramelsloher haben. Genetisch haben die Gelben sicherlich noch weniger vom Vierländer in sich als die Weißen.
Das Problem mit der Seltenheit und den bedrohten Landrassen ist das sich z.B. die Anforderungen an das Verhalten der Hühner in den letzten Jahrzehnten in Deutschland sehr schnell in Richtung eines ruhigen Huhnes entwickelt haben welches nur wenig Platz benötigt, bzw. nicht direkt mit dem Federpicken anfängt wenn ihm dieser nicht mehr geboten wird.
Die Rassen konnten sich in der Zeit aber nicht so schnell anpassen. Da als Alternativen (asiatische) Rassen zur Verfügung standen die nicht so viel Platz brauchen (z.B. New Hampshire) wurden diese tendenziell bevorzugt und verdrängten damit die Landrassen.
Diese sind auch heute noch perfekt als Bauernhofhuhn welches draußen rumläuft, sich sein Futter zu ganzen Teilen gerne selbst sucht und aufmerksamer gegen Fressfeinde ist. Das sie z.B. nicht so schön flauschig sind wie Orpington sind und so tolle bunte Farben wie ein Blumenhuhn aufweisen (die finde ich durchaus ihre Berechtigung haben) kommt noch dazu. Es spielt sichlich noch mehr mit rein, auch der Zufall, die Werbung für die verschiedenen Rassen und andere Dinge die man so nicht direkt denken würde.
Bresse sind auch ein altes Landhuhn, nur passen sie sehr gut in die Anforderungen die heutzutage gestellt werden. Wie eng sie mit Ramelslohern verwandt sind sollten genetische Überprüfungen zeigen. Generell wäre es wohl sehr sinnvoll eine Datenbank aller verschiedenen Rassen anzulegen um die Verwandtschaftsverhältnisse zu zeigen und auch so die Frage zu beantworten welche Fremdrassen man am besten einkreuzt. Oder innerhalb einer Rasse die Verwandtschaft zu ergründen um wenig inzuzüchten.
Bei einer Untersuchung der Genetischen Variation in 31 Populationen/Rassen (Six, Weigend, 2000-2002) hat sich gezeigt das die weißen Ramelsloher eine recht hohe genetische Vielfalt in der Gesamtpopulation haben, diese aber auf viele kleine Populationen, die in sich ingezüchtet sind, verteilt ist. Wobei die Untersuchung wohl nicht ausschließt das fremde Rassen eingekreuzt wurden, die die genetische Vielfalt natürlich erhöhen. Es bräuchte aber laut diesem Stand gar keine Fremdeinkreuzung, sondern nur einen besseren Austausch der Tiere z.B. in einem Zuchtring/eine bessere Zuchtkoordination. Sowas wie Legeleistung kann man durch Selektion erhöhen, dafür braucht man keine Fremndeinkreuzung.
Um zum Thema zurückzukommen.
Vielleicht stammen Bresse und Ramelsloher beide von dem selben Landschlag ab. Es kann aber auch durchaus ein Zufall sein das sie beide weiß mit blauen Läufen sind, sich deswegen ähnlich sehen. Wenn man sich mal die Form, den Charakter und den Rest des Huhnes anschaut haben sie vielleicht gar nicht mehr so viel gemeinsam. Ob der Vergleich deswegen Sinn macht ist fraglich.
Man könnte sich ja ebenso die Frage stellen wo denn nun bei Barbeziex und Jersey Giants der Unterschied steckt. Beide groß, schwarz, da könnte genau so ein Titel "Barbeziex + Jersey Giants -welcher Unterschied?" bei rauskommen.
LG Thorben
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