Sorge wegen Pestgefahr
Geflügelwirtschaft blickt nach Russland - Sicherheitsvorschläge / Von Dr. Kurt Hoffmann
LZ|NET. Der Ausbruch der Vogelpest in Russland und Kasachstan wird von der deutschen Geflügelwirtschaft mit Sorge beobachtet. Von einer dramatischen Lage will niemand sprechen. Deutschland und die EU könnten bei den Schutzmaßnahmen aber mehr tun, meint Wiesenhof-Chef Paul-Heinz Wesjohann.
Die Seuchenlage in Russland hat sich nach Angaben der dortigen Behörden zwischenzeitlich stabilisiert. Seit Montag dieser Woche seien keine neue Erkrankungen mehr in der am meisten betroffenen Region Nowosibirsk aufgetreten, heißt es. Die russischen Behörden hätten sehr konsequent gehandelt, bescheinigt Dr. Thomas Janning vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft in Berlin.
Als vorbeugende Maßnahmen haben die deutschen Bundesländer ihre Einfuhrrestriktionen erweitert und den Import von Ziervögeln und Federn aus Russland und Kasachstan gestoppt. Die Importe von Lebendgeflügel, Geflügelfleisch und Eiern aus den beiden Staaten sind EU-weit bereits seit einigen Jahren unterbunden.
Gefahr durch Zugvögel
Doch die getroffenen Maßnahmen reichen nach Ansicht des Chefs der PHW-Gruppe, Paul-Heinz Wesjohann, nicht aus.
Er fordert, alles Geflügel in Auslaufhaltung in der Zeit vom 1. November bis Ende Februar per Anordnung im Stall zu halten. Damit würde der Kontakt zu Zugvögeln unterbunden und ein gefährlicher Infektionsweg versperrt, sagte er der Lebensmittel Zeitung. "Das wäre der wichtigste Schritt, um eine Einschleppung zu verhindern".
Aus "ideologischen Gründen" sperre sich Verbraucherschutzministerin Renate Künast aber gegen diese Maßnahme, die am besten EU-weit gelten sollte. Der in Russland und Kasachstan gefundene gefährliche Erregertyp H5N1 ist nach Ansicht von Experten von Zugvögeln aus Südostasien eingeschleppt worden.
Die deutschen Geflügelbestände werden laufend auf das Vorkommen von Vogelpest untersucht. Alle Bestände sind frei. Doch wenn die Auslauftiere in der Zeit der Vogelzüge draußen bleiben, sieht Wesjohann eine latente Gefahr: "Wir können dann von Glück reden, wenn Deutschland nicht betroffen wird." Krisenpläne für den Fall der Fälle existieren bereits.
Quelle: Lebensmittelzeitung 11.8.05
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