
Zitat von
Myfanwy
Ich glaub, dass die meisten Rezepte igendwie sehr ähnlich, wenn nicht gleich sind und regional halt anders heißen und minimal in der Rezeptur abweichen. Es sind eben die einfachen Rezepturen, mit denen man kochen musste, weil es regional und saisonal nicht viel mehr gab. Diese einfachen Dinge sind dann in den fetten Jahren in der Versenkung verschwunden, weil es plötzlich viel schickere Sachen aus Übersee zu kaufen gab. Ergo waren Nudel (so heißen bei uns am Land fast alle Teiglinge), Nockerl und Co out und die Stunde des Hawaii-Toast hat geschlagen. Viele weitere Unsäglichkeiten haben unsere Küchen überschwemmt, aber inzwischen ist man wohl an einem Punkt angelangt, wo einem der Überfluß schon derart zum Halse raushängt, dass man sich wieder der einfachen und doch immer noch guten Sachen erinnert. Klar, heute kann man die Dinge verfeinern und muss nicht mit Butter und Eiern geizen.
Schön finde ich, wenn die alten Namen noch geläufig sind - man war früher nicht so zimperlich in diesen Dingen. Heute würde wohl keiner ein Gericht Nonnen*** benennen - auch wenn der Name genial und sehr treffend ist. Bei uns gibt es Nonnenfürzchen, das ist auch eine Mehlspeise.
Ich kann mich noch an eine Begebenheit erinnern, die mich damals fast umgehauen hat. Eine alte Tirolerin (sehr integere Frau) erklärte mir, dass sie früher, werktags, meist einen "Türkenw***" gegessen haben. Ich dachte erst, ich hätt mich verhört, aber sie klärte mich dann auf, nachdem meine Kinnlade irgendwo auf Kniehöhe hing. "Türken" ist die alte Bezeichnung für Maisgrieß und ein "W***" ist einfach ein (heftig) gerührter Brei - ergo, es ist im Grunde eine Art Polenta. Wenn auch, nach heutigem Ermessen, mit einem politisch höchst inkorrekten Namen.
Wobei, meine Oma hat ihre Schuhe auch noch gewichst (gesprochen mit x), also poliert und die Schuhcreme hieß Schuhwichse - sagt heute keiner mehr.
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